Rotatorenmanschetten-Schmerzen lindern – so geht’s!
Einleitung
Die Schulter übernimmt täglich unzählige Aufgaben – ganz selbstverständlich. Sie ist das beweglichste Gelenk des menschlichen Körpers. Diese Beweglichkeit erfordert viel Freiraum, deshalb verfügt die Schulter kaum über stabilisierende Knochen. Im Alltag muss das Schultergelenk oft hohen Belastungen standhalten.
Kein Wunder, dass Hausarztpraxen regelmäßig von Patienten mit Beschwerden in der Schulter aufgesucht werden. Meist liegt der Auslöser in der sogenannten Rotatorenmanschette.
Die Schulter hat aufgrund ihrer Beweglichkeit keine stabilisierenden Knochen.
Die Rotatorenmanschette besteht aus vier Muskeln und sorgt dafür, dass du den Arm bewegen kannst. Gleichzeitig stabilisieren die Muskeln und Sehnen das Gelenk.
Schmerzen in der Rotatorenmanschette sollten ärztlich abgeklärt werden, um die Beweglichkeit zu erhalten.
Mit den Übungen in diesem Artikel kannst du die Rotatorenmanschette kräftigen und dehnen.
Anatomie und Funktion der Rotatorenmanschette
Die Rotatorenmanschette ermöglicht dir, deine Schulter in alle Richtungen zu bewegen. Im Gegensatz zu anderen Gelenken, etwa der Hüfte, fehlt der Schulter ein umfassendes, stabilisierendes Knochengerüst. Diese Aufgabe müssen die vier Sehnen und die dazugehörigen Muskeln übernehmen. Sie sorgen auch dafür, dass der Kopf des Oberarmknochens fest in der Gelenkpfanne sitzt.
Übrigens: Wenn du dir die Schulter auskugelst, passiert genau das – der Oberarmknochen springt aus der Gelenkpfanne.
Diese vier Muskeln sind mit dem Schulterblatt und dem Oberarmknochen verbunden. Ihre Namen lauten:
Musculus supraspinatus: liegt tief in der Schulter, zuständig für Bewegungen weg vom Körper
Musculus infraspinatus: liegt ebenfalls tief in der Schulter, zuständig für Außenrotation
Musculus teres minor: liegt auch tief in der Schulter, ebenfalls zuständig für Außenrotation
Der Fachausdruck für die vier Schultermuskeln lautet Schulterrotatoren. Das ist auch ihre Aufgabe: die Rotation, also Bewegung der Schulter und des Armes. Gesunde Sehnen und Muskeln arbeiten in der Rotatorenmanschette wie ein perfekt abgestimmtes Team zusammen.
Ursachen von Rotatorenmanschetten-Schmerzen
Die extreme Beweglichkeit des Schultergelenks hat ihre Kehrseite: Bei jeder Bewegung über Schulterhöhe oder wenn du den Arm abspreizt, wird die Oberarmmuskulatur unter das Schulterdach gedrückt. Das kann eine Reizung der Sehnen hervorrufen und auf Dauer zu Abnutzungserscheinungen führen. Das gilt auch für Überanstrengung, zum Beispiel durch Heben und Tragen schwerer Lasten.
Schulterschmerzen und -beschwerden gehen in den meisten Fällen auf eine Rotatorenmanschettenläsion oder -ruptur zurück.
Die Medizin spricht von einer Läsion in der Rotatorenmanschette, wenn eine oder mehrere Sehnen beschädigt sind. Eine Überblicksstudie in der Zeitschrift für Orthopädie und Unfallchirurgie aus dem Jahr 2022 kommt zu dem Schluss, dass vor allem jahrelanges Überschulterarbeiten, monotone Bewegungen und das Tragen von schweren Lasten zur Abnutzung und damit zu Läsionen führen. Akute Traumata, zum Beispiel eine Verletzung nach einem Unfall, treten seltener auf.
Eine Ruptur in der Rotatorenmanschette bedeutet, dass mindestens eine Sehne komplett gerissen ist. Die Schulter wird instabil und büßt einen großen Teil ihrer Bewegungsfähigkeit ein.
Sowohl eine Läsion als auch eine Ruptur in der Rotatorenmanschette führen zu Schulterschmerzen.
Symptome des Rotatorenmanschettensyndroms
Das Rotatorenmanschettensyndrom bezeichnet in der Medizin alle Beschwerden, die mit den Sehnen und Muskeln der Rotatorenmanschette zusammenhängen.
Zu den häufigsten Symptomen zählen:
Schmerzen in der Schulter, vor allem beim Heben des Arms über Schulterhöhe
Schmerzen im Oberarm
Eingeschränkte Beweglichkeit der Schulter
Gefühl der Schwäche und Kraftverlust
Schultergelenkschmerzen beim Liegen auf der betroffenen Schulter
Diagnose und Behandlung von Rotatorenmanschetten-Schmerzen
Eine fundierte Diagnose und ein schneller Behandlungsbeginn sind bei Rotatorenmanschetten-Schmerzen wichtig.
Der Grund: Schmerzen in der Schulter und im Oberarm sowie vorhandene Bewegungseinschränkungen lassen die Muskulatur verkümmern. Sie wandelt sich in Fettgewebe um. Damit verliert die Schulter weiter an Stabilität und das Verletzungsrisiko steigt.
Ein langer Krankheitsverlauf wirkt sich negativ auf die Heilungschancen und die Genesungsdauer aus. Die Schulter wird möglicherweise nicht mehr voll beweglich und Schmerzen können fortbestehen.
Bevor der Arzt eine Diagnose stellt, fragt er dich im Rahmen der Anamnese nach dem Krankheitsverlauf. Er möchte unter anderem wissen, seit wann die Schmerzen bestehen, wie stark sie sind und was sie ausgelöst haben könnte.
Anschließend folgt die körperliche Untersuchung. Der Arzt tastet die Schulter ab und prüft ihre Beweglichkeit. Dabei kommt zum Beispiel der Painful-Arc-Test zum Einsatz. Du stehst oder sitzt dabei aufrecht. Der Arzt fordert dich auf, den betroffenen Arm auf Schulterhöhe auszustrecken. Dann hebst du deinen Arm langsam über die Schulterhöhe und senkst sie abschließend ab, bis sie vollständig nach unten hängt. Der Daumen zeigt dabei nach oben. Gleichzeitig fragt er dein Schmerzempfinden ab.
Um seine Diagnose abzusichern, nutzt er ein bildgebendes Verfahren wie Ultraschall oder Magnetresonanztomografie (MRT).
Behandlungsmöglichkeiten
Läsionen werden meist mit einer konservativen Therapie behandelt. Sie umfasst schmerzstillende Medikamente und Physiotherapie. Leidest du trotzdem an starken Schmerzen und schlägt die Therapie nicht an, kann eine Operation notwendig sein.
Ein vollständiger Riss in der Rotatorenmanschette erfordert eine Operation. Der Eingriff findet in der Regel per Arthroskopie statt, in bestimmen Fällen ist ein offenes Verfahren notwendig.
Der Eingriff an der Rotatorenmanschette sollte immer zeitnah erfolgen. Sehnenschäden, also Läsionen, können sich verschlimmern und die Beweglichkeit der Schulter weiter einschränken. Ein vollständiger Riss sollte umgehend operiert werden. Der Grund: Die gerissene Sehne verkürzt sich innerhalb kurzer Zeit und der Muskel baut ab und wird in Fettgewebe umgewandelt. Dieser Prozess erschwert die Behandlung und verlängert den Heilungsverlauf.
Nach dem Eingriff erhältst du eine speziell an den Heilungsverlauf angepasste Physiotherapie. Diese besteht unter anderem aus manueller Therapie, Wärme- und Kälteanwendungen sowie Lymphdrainage und Massagen. Zusätzlich kann dir dein behandelnder Arzt eine Orthese verschreiben, um deine Schulter zu stabilisieren. Solltest du an starken postoperativen Schmerzen leiden, kommt zusätzlich eine Schmerztherapie infrage.
Schulter-OP: Wie lange bin ich krank?
Für einen operativen Eingriff an der Rotatorenmanschette musst du vier bis sechs Tage im Krankenhaus bleiben. Nach der OP wird die Schulter zwei Tage vollkommen ruhiggestellt. Anschließend erhältst du ein Abspreizkissen, das du für rund drei Wochen trägst. Die Sehne braucht zwischen zwölf und 24 Wochen, bis sie vollkommen geheilt ist.
Bei einem klassischen Büroarbeitsplatz erhältst du eine Krankschreibung von ungefähr sechs Wochen. Erfordert dein Job schwere körperliche Arbeit, beträgt die Arbeitsunfähigkeit mindestens drei Monate.
Autofahren ist nach sechs bis acht Wochen wieder möglich.
Übungen zur Stärkung und Dehnung der Rotatorenmanschette
Gibst du in die Suchmaschine die Begriffe „Rotatorenmanschette Übungen“ ein, erhältst du zahlreiche Übungsanleitungen. Die hier dargestellten Übungen dienen als Beispiele, welches Training bei Schmerzen in der Rotatorenmanschette möglich ist.
Halte dich bitte genau an den Trainingsplan deines Physiotherapeuten. In den meisten Fällen zeigt er dir Übungen für zuhause. Falls du die folgenden Übungen selbst ausprobieren möchtest, erkundige dich in deiner Physiotherapiepraxis, ob sie für dich infrage kommen.
Schulteröffner
Schritt 1
Mit dieser Yoga-Übung stärkst du die Beweglichkeit der Schulter. Lege dich mit dem Rücken auf eine Matte. Deine Knie sind gebeugt, die Füße stehen nahe am Gesäß, die Fußsohlen berühren den Boden. Die Arme liegen neben dem Körper.
Schritt 2
Strecke deine Arme senkrecht nach oben, die Handflächen zeigen dabei zueinander. Dabei atmest du ein.
Schritt 3
Lass die Arme im Rhythmus der Ausatmung wieder sinken. Wiederhole die Übung fünf- bis zehnmal.
Der herabschauende Hund
Schritt 1
Die Übung aus dem Yoga kräftigt und dehnt die Sehnen und Muskeln der Schulter. Begib dich in den Vierfüßlerstand. Deine Hände berühren in Schulterbreite, die Knie hüftbreit den Boden.
Schritt 2
Schiebe deine Hüfte nach hinten-oben. Die Handflächen bleiben in ihrer Position, die Fußsohlen berühren so weit wie möglich den Boden. Wenn du anfangs auf den Zehenspitzen stehst, ist das in Ordnung.
Schritt 3
Spanne die Becken- und Bauchmuskulatur an. Vielleicht kannst du dadurch deinen Rücken noch weiter strecken.
Schritt 4
Bringe deine Fußsohlen auf den Boden.
Katze-Kuh
Schritt 1
Diese Übung aus dem Yoga dehnt den Schulterbereich. Begib dich in den Vierfüßlerstand. Deine Hände berühren in Schulterbreite, die Knie hüftbreit den Boden. Der Rücken ist gestreckt.
Schritt 2
Atme ein und beuge deinen Rücken nach unten, indem du deinen Kopf hebst und deine Hüfte nach hinten schiebst.
Schritt 3
Atme aus, ziehe deinen Bauch nach innen, senke den Kopf und schiebe deine Hüfte nach vorne. Wiederhole die Bewegung fünf- bis zehnmal im Rhythmus deines Atems.
Entspannungsübung
Schritt 1
Lege dich mit dem Rücken auf die Matte, die Arme liegen mit den Handflächen nach oben neben deinem Körper.
Schritt 2
Atme ein und zähle dabei bis vier. Halte deinen Atem vier Sekunden an und atme anschließend sechs Sekunden aus.
Schritt 3
Wenn dir der Rhythmus 4-4-6 zu einfach erscheint, probiere eine Sequenz von 6-6-8. Wiederhole die Atemsequenz zehnmal.
Fazit
Die Schulter ist ein faszinierendes Gelenk – extrem beweglich und dadurch leicht verwundbar. Nach der Lektüre dieses Beitrags ist klar: Akute Schmerzen in der Rotatorenmanschette solltest du im wahrsten Wortsinn nicht auf die leichte Schulter nehmen. Ein schneller Therapiestart verhindert, dass das Schultergelenk langfristig seine Beweglichkeit einbüßt. Für ausgeheilte Verletzungen gilt: Gezieltes Krafttraining sowie Dehnungs- und Entspannungsübungen verringern das Risiko neuer Verletzungen. Sie halten das Schultergelenk langfristig beweglich und mildern Abnutzungserscheinungen.
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