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Schulterinstabilität – was hilft wirklich?

Schulterinstabilität – was hilft wirklich?

Aktualisiert am 23.10.2024 | 7 Min. Lesezeit
Geprüft von:Frieder Bruckmann

Einleitung

Hast du das Gefühl, dass deine Schulter an Kraft verloren hat? Schmerzt sie, bemerkst du ein Klicken oder Knacken, oder war die Schulter schon einmal ausgekugelt? Dann könnte es sich um eine Instabilität der Schulter handeln.

Keine Sorge! Mit der richtigen Behandlung und etwas Geduld kannst du die Schulter wieder stabilisieren und die Bewegungsfreiheit zurückgewinnen.

Das Wichtigste in Kürze

Dieser Artikel versorgt dich mit allen wichtigen Informationen, die du zum Thema „instabile Schulter“ kennen solltest: 

  • Was sind die Ursachen und Symptome?

  • Welche Therapien gibt es?

  • Wie kann ich meine Schulter im Alltag schonen?

  • Welche Übungen helfen, die Schulter zu stärken?

Das Ziel des Beitrags besteht darin, dass du verstehst, was mit deiner Schulter passiert ist und wie du eine geeignete Therapie findest.

Medizinischer Hinweis

Dieser Artikel dient lediglich als Information und ersetzt nicht die Beratung durch einen Arzt oder Physiotherapeuten.

Was ist eine Schulterinstabilität?

Die Schulter kann als Wunderwerk der Natur bezeichnet werden. Sie ermöglicht Bewegungen, die mit keinem anderen Gelenk im Körper möglich sind. Wie wichtig ein funktionierendes Schultergelenk im Alltag ist, merken viele erst, wenn sie mit Schulterproblemen kämpfen.

Wie funktioniert das Schultergelenk?

Im Zentrum des Schultergelenks steht der Oberarmkopf. Dieser kugelförmige Knochen sitzt in der Schulterpfanne, einer flachen Vertiefung des Schulterblatts. Beide Knochen sind von einer Knorpelschicht überzogen, die für ein reibungsloses Gleiten sorgt.

Die Stabilität des Schultergelenks wird durch verschiedene Strukturen gewährleistet:

  • Bänder: Sie verbinden den Oberarmkopf mit dem Schulterblatt und halten das Gelenk in Position.

  • Muskeln: Sie steuern die Bewegung des Oberarms und sorgen für die nötige Kraft und Präzision.

  • Sehnen: Sie verbinden die Muskeln mit den Knochen. Dabei übertragen sie die Kraft der Muskeln auf den Oberarmknochen und ermöglichen so die Bewegung.

Im Gegensatz zu anderen Gelenken spielen Knochen für die Stabilität der Schulter nur eine untergeordnete Rolle.

Schulterinstabilität: Was bedeutet das genau?

Die Medizin spricht von einer instabilen Schulter, wenn der Kopf des Oberarmknochens aus der Schulterpfanne springt oder ein hohes Risiko dafür besteht (sprich, wenn die Gelenkpartner nicht ineinandergreifen, wie sie sollten). Sind Oberarmknochen und Schulterpfanne vollständig getrennt, leidest du an einer ausgekugelten Schulter.

Der Arzt unterscheidet zwei Varianten: Einerseits gibt es die traumatische Schulterinstabilität. Sie tritt als Folge eines Unfalls oder einer Verletzung auf. Andererseits kann das Bindegewebe eines Menschen durch Veranlagung schwach ausgeprägt sein und so die Wahrscheinlichkeit für eine ausgekugelte Schulter erhöhen. Hier spricht der Arzt von einer atraumatischen Schulterinstabilität.

Mögliche Ursachen für eine Schulterinstabilität

In diesem Abschnitt stehen die verschiedenen Ursachen einer Schulterinstabilität im Fokus – auch weniger bekannte Varianten.

Traumatische Instabilität

Stell dir vor, du stürzt auf einer steilen Skiabfahrt. Ein Skistock verkeilt sich mit deinem Ski und reißt deinen Arm nach hinten. Das Ergebnis könnte eine ausgekugelte Schulter (Schulterluxation) sein.

Pro Jahr erkranken rund zwei Prozent der Bevölkerung an einer Schulterluxation. Die Hälfte davon sind Männer zwischen 21 und 45 Jahren. Sie ziehen sich die Verletzung beim Sport zu.

In 95 Prozent der Fälle ist die Luxation nach vorne gerichtet. Das bedeutet: Der Kopf des Oberarmknochens springt nach vorne aus der Gelenkpfanne.

Atraumatische Instabilität

Hier liegt eine angeborene Schulterinstabilität vor. Das Stützgewebe der Patienten ist sehr elastisch, infolgedessen liegt der Kopf des Oberarmknochens nicht stabil genug in der Gelenkpfanne. Die Medizin nennt diese extreme Beweglichkeit Hyperlaxität. Dieser Umstand begünstigt spontane Luxationen. Betroffene kugeln sich durch einfache Drehbewegungen die Schulter aus.

Betrifft die Instabilität nicht nur eine Richtung, spricht die Medizin von einer multidirektionalen Schulterinstabilität. Anders ausgedrückt: Die Schulter kann nach vorne, hinten oder unten auskugeln.

Schulterluxation: Spezialfall Subluxation

Bei einer Subluxation springt der Kopf des Oberarmknochens teilweise aus der Gelenkpfanne. Eine Subluxation kann als habituelle Luxation nach einem Unfall auftreten. Der Knochen springt dabei immer wieder teilweise aus der Gelenkpfanne. Für die Patienten bedeutet das eine große Einschränkung im Alltag.

Hinweis: Die Schulterluxation wird von den Betroffenen häufig unterschätzt. Springt der Kopf des Oberarmknochens aus der Gelenkpfanne, sind Verletzungen an der Gelenkkapsel, den Knochen, Knorpeln und Bändern eine mögliche Folge. Fast 90 Prozent der Patienten mit Schulterluxation weisen Verletzungen des Knorpels an der Gelenkpfanne auf.

Symptome und typische Anzeichen

Eine Schulterinstabilität zeigt sich durch Symptome, die genauso auf andere Schulterprobleme hindeuten können. Treten diese Symptome gemeinsam mit weiteren Anzeichen auf, steigt die Wahrscheinlichkeit einer Schulterinstabilität.

Schmerzen in der Schulter, besonders bei Bewegung, gelten als klassisches Symptom einer Instabilität. Sie können stechend sein oder als dumpfes Ziehen empfunden werden. Darüber hinaus beschreiben Betroffene ein Gefühl der Instabilität, als würde der Oberarmknochen demnächst aus der Gelenkpfanne springen. Dazu kommen eingeschränkte Beweglichkeit und Steifheit sowie ein Knacken oder Reiben bei Bewegungen. Patienten berichten außerdem über ein allgemeines Schwächegefühl in der Schulter.

Finden sich neben diesen Symptomen folgende Faktoren in der Krankengeschichte, kann eine Schulterinstabilität die Ursache sein:

  • häufige Schulterluxationen

  • schmerzhafte Subluxationen

  • Schwellung und Rötung im betroffenen Bereich

  • eingeklemmte Sehne im Schultereckgelenk

Fazit: Eine Schulterinstabilität kann nur ein Arzt sicher feststellen. Die hier aufgeführten Informationen sollen dir zur Orientierung dienen.

Wie wird die Diagnose gestellt?

Der Diagnoseprozess beginnt mit einer umfassenden Anamnese. Darin erhebt der Arzt die Symptome und die Krankengeschichte. Anschließend setzt er anerkannte klinische Verfahren ein. Ein häufig genutzter Schulterinstabilitäts-Test ist der Apprehensionstest. Dieser prüft eine vordere Schulterinstabilität.

Zur Durchführung des Tests legt sich der Patient in Rückenlage auf eine Untersuchungsliege, die betroffene Seite nahe an der Kante. Der Arzt bringt die Schulter des Patienten in eine 90-Grad-Abduktion, also spreizt die Schulter vom Körper ab.

Er bittet den Patienten, ihm mitzuteilen, ob die Schulter fest sitzt oder nicht. Anschließend bringt der Untersucher die Schulter vorsichtig in eine immer stärkere Außenrotation und achtet auf Anzeichen von Beklemmung beim Betroffenen.

Um die körperliche Untersuchung und die Anamnese abzusichern, werden bildgebende Verfahren wie Röntgenuntersuchungen oder Magnetresonanztomografie eingesetzt. Hier zeigen sich Risse der Rotatorenmanschette, Schädigungen der Gelenkkapsel oder knöcherne Defekte.

Behandlungsmöglichkeiten bei Schulterinstabilität

Bei Schulterinstabilität stehen den Behandlern zwei Therapieoptionen offen: konservativ oder chirurgisch.

Konservative Therapieansätze zielen darauf ab, die Schulter zu stabilisieren, Schmerzen zu lindern und die Muskeln zu kräftigen. Meist ist das der erste Behandlungsschritt. In schweren Fällen oder wenn die konservativen Methoden nicht ausreichen, raten Ärzte zur Operation.

Konservative Therapien

In den meisten Fällen reicht eine konservative Therapie aus. Sie umfasst folgende Elemente:

  • Ruhigstellen der Schulter mithilfe einer Orthese

  • Physiotherapie und manuelle Therapie

  • medikamentöse Therapie: schmerzstillende und entzündungshemmende Medikamente

Die Behandlung erfordert deine Geduld und deine Mitarbeit. Befolge die Anweisungen von Ärzten und Physiotherapeuten. Bei einer Schulterinstabilität ist die richtige Kombination aus Ruhigstellen und Physiotherapie wichtig. Falls du widersprüchliche Aussagen von ärztlicher und physiotherapeutischer Seite erhältst oder du an der Therapie zweifelst, hole dir eine weitere fachliche Meinung ein.

Operative Optionen bei schwerwiegenden Fällen

In einigen Fällen zeigt der konservative Therapieansatz nicht den erhofften Effekt. Dann, oder bei Vorliegen eines besonders schweren Falls, empfiehlt der Arzt bei einer Schulterinstabilität eine OP.

Spezifische Übungen zur Stärkung der Rotatorenmanschette

Eine Kräftigung der Rotatorenmanschette ist ein wichtiger Teil von Schulterinstabilitäts-Übungen. Ein regelmäßiges, langfristiges Training beugt einer erneuten Verletzung vor.

Medizinischer Hinweis

Liegt oder lag bei dir die Diagnose Schulterinstabilität vor, sprich bitte mit einem Arzt oder Physiotherapeuten, ehe du mit den Übungen startest. Die Gefahr eines erneuten Risses nach einer OP ist in den ersten sechs Monaten am höchsten. Außerdem tritt bei 20 bis 50 Prozent der Patienten eine erneute Ruptur auf.

Außenrotation

Schritt 1

Stelle dich mit dem Rücken an eine Wand und halte ein Theraband mit beiden Händen auf Hüfthöhe fest, während deine Handflächen zur Decke zeigen. Oberarm und Unterarm bilden einen rechten Winkel.

Schritt 2

Drehe beide Unterarme vorsichtig und langsam nach außen in Richtung der Wand. Führe die Bewegung so weit aus, wie es dir ohne Schmerzen möglich ist.

Schritt 3

Halte die Position für einige Sekunden und kehre wieder in die Ausgangsstellung zurück. Wiederhole die Schritte zwei und drei 10-mal.

2 Minuten

Innenrotation

Schritt 1

Fixiere ein Theraband an einem Türrahmen oder einer Säule. Oberarm und Unterarm bilden einen rechten Winkel.

Schritt 2

Das Theraband wird von einem Handgelenk nach innen geführt. Führe die Bewegung so weit aus, wie es dir ohne Schmerzen möglich ist.

Schritt 3

Halte die Position für einige Sekunden und kehre wieder in die Ausgangsstellung zurück. Wiederhole die Schritte zwei und drei 10-mal mit beiden Armen.

2 Minuten

Abduktion

Schritt 1

Stelle dich mit dem Rücken an eine Wand und halte ein Theraband mit beiden Händen auf Hüfthöhe fest, während du es mit beiden Füßen am Boden fixierst.

Schritt 2

Hebe beide Arme nach außen-oben, bis sie sich parallel zum Boden befinden.

Schritt 3

Halte die Position für einige Sekunden und kehre wieder in die Ausgangsstellung zurück. Wiederhole die Schritte zwei und drei 10-mal.

Wichtig: Achte auf ruhige, kontrollierte Bewegungen. Du kannst den Widerstand des Therabands an deine Kraft anpassen.

2 Minuten

Vorbeugung

Die beste Prävention liegt in regelmäßigem Training und einer realistischen Einschätzung der eigenen Fähigkeiten.

Da die meisten Schulterverletzungen durch Sportunfälle entstehen, kannst du einer Schulterinstabilität mit Übungen sehr gut vorbeugen. Dafür sind allgemeines Krafttraining für den ganzen Körper sowie spezielle Kräftigungsübungen für die Schulter am effektivsten.

Fazit

Die Schulterinstabilität ist zwar eine ernst zu nehmende Erkrankung, aber sie kann in den meisten Fällen erfolgreich behandelt werden. Mit der richtigen Diagnose und Therapie kannst du deine Schulter wieder stabilisieren und deine Bewegungsfreiheit zurückgewinnen.

Oft gefragt

Susanne Schmieder
Medical Writerin
Autor

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Literatur und weiterführende Informationen