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Nachsorge bei Brustkrebs: Darum ist sie besonders wichtig!

Nachsorge bei Brustkrebs: Darum ist sie besonders wichtig!

Aktualisiert am 23.10.2024 | 10 Min. Lesezeit
Geprüft von:Partner Management

Einleitung

Nach den Ängsten und den großen körperlichen Strapazen durch Operation, Chemotherapie oder Bestrahlung kommt endlich der Moment des Aufatmens: Der Brustkrebs-Tumor ist besiegt und die Normalität wieder in greifbarer Nähe. In einer meist dreiwöchigen Anschlussrehabilitation werden Patientinnen nun wieder auf den Alltag und Beruf vorbereitet und nehmen an der Nachsorge nach Brustkrebs teil.

Das Wichtigste in Kürze
  • Die Nachsorge bei Brustkrebs nach der OP und Ersttherapie dient dazu, schnell einen möglichen Rückfall der Krebserkrankung zu entdecken.

  • Weiteres Ziel ist das Erkennen und Behandeln von Folgeschäden durch die Krebstherapie.

  • Die Nachbeobachtung nach einer Brustkrebserkrankung sollte über 10 Jahre andauern.

  • Für die Diagnose und Brustkrebs-Therapie gibt es Leitlinien, die zur Orientierung dienen. In den Leitlinien ist auch die Nachsorge nach einer Brustkrebs-OP und anschließender Therapie geregelt.

  • Der Nachsorgeplan sollte immer individuell auf die Situation einer Patientin zugeschnitten sein.

Nachsorge bei Brustkrebs: Ein Überblick

Nach der Ersttherapie von Brustkrebs beginnt der wichtige Abschnitt der Rehabilitation und Nachsorge.

Warum die Brustkrebs-Nachsorge wichtig ist

Ziel der engmaschigen Untersuchungen ist, einen möglichen Rückfall schnell zu erkennen und Nebenwirkungen und Spätfolgen der Therapie zu behandeln. Die Nachsorge nach Brustkrebs ist weit mehr als nur eine medizinische Kontrolluntersuchung, um mögliche Rückfälle schnell zu entdecken: Die Krebsnachsorge ist ein umfassendes Betreuungskonzept, das dir hilft, Schritt für Schritt in deinen Alltag und das Berufsleben zurückzukehren. Frauen nach Brustkrebs sollten in der Regel über einen Zeitraum von 10 Jahren an den Nachsorgeuntersuchungen teilnehmen.

Zudem kann die Nachsorge eine eventuelle Antihormontherapie begleiten und auftretende Nebenwirkungen oder Spätfolgen der Ersttherapie behandeln. Ein Nachsorgepass für Brustkrebs kann helfen, den Überblick über Termine und wichtige Daten zu behalten.

Wer ist für die Brustkrebs-Nachsorge zuständig?

Suche dir Ärzte und Therapeuten, die dich begleiten und denen du vertraust. Dabei solltest du Folgendes beachten:  

  • Meist ist ein Gynäkologe für die Durchführung und Koordination der onkologischen Nachsorge zuständig.

  • Die Nachsorge beim Mammakarzinom kann auch die Klinik-Ambulanz oder ein Hämato-Onkologe übernehmen.

  • Frauen mit erblichem Brustkrebs sollten die Nachsorge an einem Zentrum für familiären Brust- und Eierstockkrebs durchführen lassen.

  • Weitere notwendige Behandlungen wie Physio- oder Psychotherapie koordiniert dein betreuender Arzt.

Medizinischer Hinweis

Breast Care Nurses unterstützen auch in der Nachsorge: Breast Care Nurses sind speziell für Brusterkrankungen ausgebildete Pflegekräfte. Sie begleiten vor allem Frauen mit Brustkrebs vor und nach der OP. In manchen Brustkrebszentren unterstützen diese wichtigen Fachkräfte betroffene Frauen auch in der Nachsorge. Frage in deinem Brustkrebs-Zentrum nach.

Wichtige Bestandteile der Nachsorge

  • Nachsorge als Vorsorge: Die Nachsorgeuntersuchungen dienen dazu, einen möglichen Rückfall des Brustkrebstumors oder Metastasen zu entdecken.

  • Erkennen und Behandeln von Neben- und Nachwirkungen der Therapie: Diese können stark variieren und sind von Frau zu Frau unterschiedlich. Zu den körperlichen Folgen nach einer Brustkrebstherapie gehören beispielsweise ein Lymphödem des Arms, das häufig nach einer Lymphknotenoperation auftritt. Auch Strahlen- und Chemotherapien haben das Potenzial, langfristige Nebenwirkungen zu verursachen.

  • Begleitung einer Antikörper- oder Antihormontherapie: Manche Frauen werden nach der Brustkrebstherapie jahrelang mit Medikamenten behandelt. Diese Langzeittherapien erfordern eine ärztliche Überwachung.

  • Psychische und soziale Folgen der Erkrankung bewältigen: Veränderungen im Arbeits- und Familienleben können mit erheblichen seelischen Belastungen einhergehen. Es ist daher wichtig, sich nicht zu scheuen, auch psychische Probleme bei den Nachsorge-Terminen anzusprechen.

  • Verbesserung der Lebensqualität und körperlichen Leistungsfähigkeit: Du erlernst Maßnahmen, um deine Fitness und Gesundheit selbst zu steigern.

Grundlage der Nachsorge: Die Mammakarzinom-Leitlinie

In den Mammakarzinom-Leitlinien geben Experten und Fachgesellschaften Empfehlungen zu Abläufen und Untersuchungen bei Brustkrebs auf dem Stand der Wissenschaft. Behandelnde Ärzte können sich an diesen Leitlinien orientieren.

Überblick über die wichtigsten Mammakarzinom-Leitlinien

Empfehlungen für die Nachsorge nach Mammakarzinom-Leitlinie

Folgender Zeitplan gilt lediglich für symptomfreie Patientinnen und dient der Orientierung. Bei Symptomen solltest du sofort mit deinem behandelnden Arzt Kontakt aufnehmen.

Nachsorge-Zeitplan für symptomfreie Patientinnen:

1.-3. Jahr

  • Gespräch und körperliche Untersuchung: alle drei Monate

  • Mammografie nach Brusterhaltung: jährlich beidseitig

  • Brustultraschall (Mammasonografie): jährlich beidseitig

  • Laboruntersuchungen und weitere Bildgebungsverfahren: nur bei Verdacht auf Rückfall (Rezidiv) oder Metastasen und bei Nebenwirkungen der Therapie

Ab 4. Jahr

  • Gespräch und körperliche Untersuchung: alle sechs Monate

  • Mammografie und Brustultraschall: jährlich

  • Laboruntersuchungen und weitere Bildgebungsverfahren: nur bei Verdacht auf Rückfall (Rezidiv) oder Metastasen und bei Nebenwirkungen der Therapie

Ab 6. Jahr

  • Früherkennungsmaßnahmen (Mammografie und Brustultraschall): einmal jährlich

  • Zusätzliche Untersuchungen: bei Verdacht auf Rückfall (Rezidiv) oder Metastasen und bei Nebenwirkungen der Therapie

     

Die Umsetzung der Mammakarzinom-Leitlinie in der Praxis

Leitlinien dienen der Orientierung. Kein Brustkrebs ist wie der andere und jede Patientin hat ihr eigenes Risikoprofil. Ärzte, die Patientinnen während der Nachsorge begleiten, können sowohl Anzahl der Termine als auch die eingesetzten Untersuchungsmethoden an die individuelle Situation der Patientin anpassen.

Warum empfiehlt die Leitlinie manche Untersuchungen nicht routinemäßig?

Die meisten Patienten wünschen sich nach einer Krebserkrankung größtmögliche Sicherheit und engmaschige Kontrollen. Doch nicht alle verfügbaren Untersuchungen sind für die Routine-Nachsorge von Brustkrebspatientinnen sinnvoll. Die aktuelle Behandlungsleitlinie empfiehlt in erster Linie das Abtasten, Ultraschall und die Mammografie. Diese Methoden haben sich als wirksam erwiesen und sind in vielen Fällen ausreichend, um Anzeichen eines erneuten Tumors oder Metastasen früh zu erkennen.

Andere Untersuchungstechniken werden laut Leitlinie ausdrücklich nicht für die regelmäßigen Nachsorgetermine empfohlen, darunter:

  • Computertomografie (CT)

  • Kernspintomografie (MRT) des gesamten Körpers

  • Knochenszintigrafie

  • Röntgen des Oberkörpers

Warum ist das so? Studien haben gezeigt, dass ein erweitertes Nachsorgeprogramm, das diese Untersuchungen automatisch einschließt, keinen zusätzlichen Nutzen für die Betroffenen bietet. Zudem können einige dieser Untersuchungen eine unnötige Strahlenbelastung mit sich bringen und die Patientinnen belasten, ohne wirklichen Mehrwert zu bieten.

Medizinischer Hinweis

Wichtig: Dennoch kann es unabhängig von den Leitlinienempfehlungen in manchen Fällen Sinn ergeben, zusätzliche Untersuchungsmethoden in das Nachsorgeprogramm zu integrieren. Sprich dazu deinen behandelnden Arzt an.

Was gehört zur Nachsorge bei Brustkrebs?

Die engmaschige Nachsorge nach einem Mammakarzinom ist fester Bestandteil der Brustkrebsbehandlung.

Regelmäßige Untersuchungen und deren Bedeutung

Während der Nachsorge-Kontrolltermine überprüft der Arzt sorgfältig das körperliche und seelische Befinden der Patientin sowie eventuelle Besonderheiten oder Beschwerden. Ein wesentlicher Bestandteil der Nachsorge ist das Abtasten beider Brüste (kontralateral: Bedeutung beidseitig) und der Lymphabflusswege, um potenzielle Rückfälle frühzeitig zu erkennen. Besonderes Augenmerk liegt dabei auf dem Arm der operierten Seite, da hier eine Schwellung durch Lymphstau auftreten kann.

Zusätzlich gewährleisten regelmäßige Mammografien und Brustultraschalluntersuchungen eine umfassende Kontrolle und helfen dabei, mögliche erneute Auffälligkeiten in den Brustgeweben frühzeitig zu identifizieren. Diese sorgfältigen und kontinuierlichen Überwachungen sind von großer Bedeutung, um das Risiko für ein Wiederauftreten des Krebses zu minimieren und die Lebensqualität der Patientin zu erhalten.

Je nach Risikobewertung und Art des Brustkrebses sind noch weitere Untersuchungen im Rahmen der Nachsorge notwendig. Auch Männer, die an Brustkrebs erkrankt sind, nehmen an einem Nachsorgeprogramm teil.

Unterschiedliche Arten von Nachsorgeuntersuchungen

Gespräch:

Dein Arzt stellt dir im Rahmen der Nachsorgeuntersuchung z.B. folgende Fragen:

  • Wie ist der allgemeine Gesundheitszustand?

  • Wie ist deine seelische Verfassung nach der Brustkrebs-Therapie?

  • Wie kommst du mit der aktuellen Medikamenteneinnahme klar?

  • Leidest du unter Schwellungen oder sonstigen Symptomen?

Körperliche Untersuchung:

Der Arzt tastet deine Brüste auf mögliche Veränderungen ab. Dabei untersucht er auch deine Achselhöhlen.

Bildgebende Verfahren:

  • Mammografie: Mithilfe von Röntgenstrahlen können Veränderungen im Brustgewebe entdeckt werden. Neben den herkömmlichen Röntgengeräten gibt es die digitale Mammografie, die hochauflösende Bilder mit einer geringeren Strahlenbelastung erzeugt.

  • Ultraschall: Auffälligkeiten wie Veränderungen an der Haut oder Brustkorbwand können mit dieser strahlungsfreien Untersuchungsmethode festgestellt werden.

Weitere Untersuchungen bei Risikofaktoren und Auffälligkeiten

Sie dienen dazu, eine genaue Diagnose zu stellen und eine Metastasierung auszuschließen. Diese Untersuchungen wird dein Arzt bei Auffälligkeiten beim Nachsorgetermin in Betracht ziehen.

  • Computertomografie (CT): Ein CT wird eingesetzt, wenn es Hinweise auf einen Rückfall oder Metastasen gibt, die durch andere Untersuchungsmethoden nicht ausreichend abgeklärt werden können.

  • Kernspintomografie (MRT): Das MRT liefert detaillierte Bilder des Weichteilgewebes ohne schädliche Röntgenstrahlung. Es wird bei unklaren Befunden nach Mammografie und Ultraschall eingesetzt. Das MRT dient zudem auch dazu, den Sitz von Brustimplantaten zu überprüfen.

  • Knochenszintigrafie: Sie ist sinnvoll, wenn ein Verdacht auf Knochenmetastasen besteht. Dies ist besonders relevant bei Patienten mit spezifischen Symptomen wie Knochenschmerzen oder bei erhöhten Tumormarker-Werten im Blut. Durch diese Bildgebungsmethode können frühzeitig Knochenveränderungen erkannt werden, die auf Metastasen hindeuten, wodurch eine gezielte Behandlung eingeleitet werden kann.

  • Thomosynthese: Frauen mit einem sehr dichten Brustgewebe können von einer 3D-Mammografie profitieren. Die bildliche Darstellung erfolgt in 3 Ebenen.

  • Nachweis von Tumormarkern: Z.B. CA15-3, CEA oder HER2.

In welchen Intervallen erfolgt die Brustkrebs-Nachsorge?

In den ersten 5 Jahren ist die Nachsorge nach Brustkrebs engmaschig und du hast mehrere Termine im Jahr. Falls du keine Beschwerden hast, ist nach dem 6. Jahr eine routinemäßige Mammografie pro Jahr vorgesehen. Bei Veränderungen solltest du unabhängig von deinem nächsten Nachsorgetermin sofort deinen Arzt aufsuchen.

 

Intensivierte Früherkennung: Notwendig bei erblich bedingtem Brustkrebs

Patientin mit einer erblichen Vorbelastung – vor allem eine Mutation in den BRCA-Genen – haben ein deutlich erhöhtes Risiko, erneut an Brustkrebs zu erkranken. Für diese Patientinnen ist eine sogenannte intensivierte Nachsorge vorgesehen. Als Betroffene solltest du dich deshalb an ein spezialisiertes Zentrum für familiären Brust- und Eierstockkrebs wenden.

Das Leben nach dem Brustkrebs

Tipps und Empfehlungen für den Alltag

  • Gesund ernähren und Übergewicht vermeiden

  • Verzicht auf Nikotin und Alkohol

  • Sport und Bewegung wie Schwimmen, Wandern oder Nordic Walking

  • Erlernen von Entspannungstechniken zur Stressreduktion

  • Nachsorgetermine wahrnehmen

Kinderwunsch und Schwangerschaft nach Brustkrebs

Eine Behandlung von Brustkrebs ist grundsätzlich auch bei schwangeren Frauen möglich. Bei bestehendem Kinderwunsch sind jedoch einige wichtige Aspekte zu beachten: Vor Beginn einer Chemotherapie sollten Patientinnen ihren Kinderwunsch mit der behandelnden Ärztin oder dem behandelnden Arzt besprechen.

Um die Eierstockfunktion während der Chemotherapie zu schützen, können sogenannte GnRH-Analoga eingesetzt werden. Darüber hinaus haben Frauen die Option, vor Beginn der Chemotherapie befruchtete oder unbefruchtete Eizellen sowie Eierstockgewebe entnehmen und einfrieren zu lassen.

Unterstützungsmöglichkeiten und Ressourcen

Sozialberatung

Nach einer schweren Erkrankung oder einem langen Krankenhausaufenthalt benötigen Patientinnen oft Unterstützung im Alltag. In diesen Situationen helfen die Sozialberatung und das Patientenservicecenter. Sie arbeiten gemeinsam mit den Patientinnen und ihren Angehörigen an Lösungen und unterstützen etwa bei der Organisation einer Anschlussheilbehandlung, onkologischen Rehabilitation oder der Beratung zum Schwerbehindertenrecht.

Rehabilitation nach Brustkrebs-OP

Patientinnen steht nach Brustkrebs-OP eine Rehabilitationsmaßnahme zu. Ziel einer Reha ist es, für Beruf und Alltag Kraft zu tanken. Zudem erhältst du wertvolle Unterstützung, um das Leben nach Brustkrebs besser zu meistern. Folgende Reha-Möglichkeiten stehen dir zur Verfügung:

  • Anschlussrehabilitation: Die sogenannte AHB startet im engen zeitlichen Zusammenhang nach Krankenhausentlassung bzw. Chemotherapie-Behandlungsende.

  • Stationäre onkologische Rehabilitation: Bis zu einem Jahr nach Abschluss der Akutbehandlung kann eine stationäre onkologische Reha beantragt werden.

Psychosexuelle Beratung

Nach der Diagnose „Brustkrebs“ rücken sexuelle Wünsche oft in den Hintergrund. Betroffene Frauen müssen sich nicht nur mit Angst und Schmerzen auseinandersetzen, sondern auch mit einer veränderten Selbstwahrnehmung. Nach einer Operation fühlen sich viele Patientinnen möglicherweise weniger attraktiv oder nicht mehr als vollwertige Frau – unabhängig davon, wie ihr Partner das wahrnimmt. Gespräche mit dem Partner sowie mit der behandelnden Ärztin oder dem Arzt können hierbei hilfreich sein.

Psychoonkologische Beratung

Die psychoonkologische Beratung bietet emotionale Unterstützung und hilft, Ängste und Sorgen zu bewältigen, die mit der Diagnose und der Behandlung einhergehen. Durch professionelle Begleitung können Betroffene Strategien entwickeln, um besser mit den psychischen Belastungen umzugehen und ihre Lebensqualität zu verbessern.

Fazit

Die Nachsorge nach Brustkrebs ist wichtig, um Rückfälle frühzeitig zu erkennen, Nebenwirkungen der Therapie zu managen und die Lebensqualität zu verbessern. Durch regelmäßige Untersuchungen und individuell angepasste Nachsorgepläne kannst du den Heilungsprozess aktiv unterstützen und gestärkt in deinen Alltag zurückkehren.

Oft gefragt

Anja Lehner-Ulshöfer
Medical Writerin
Autor

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Literatur und weiterführende Informationen