Notkaiserschnitt: Alle Gründe, Ablauf & Nachversorgung
Einleitung
Glücklicherweise kommt ein Notkaiserschnitt (Notsectio) nur selten vor. Wenn er aber trotzdem notwendig ist, läuft die Zeit, und bei den Ärzten muss jeder Handgriff sitzen. Wir klären auf, wann ein Notfallkaiserschnitt durchgeführt wird und wie das Operationsteam Hand in Hand arbeitet, um das Leben von Mutter und Kind zu retten.
Ein Notkaiserschnitt ist ein ungeplanter, lebensrettender Eingriff, der durchgeführt wird, wenn die Gesundheit oder das Leben von Mutter oder Kind akut gefährdet ist.
Bei einem Notkaiserschnitt kommt es auf die Zeit an. Tolerabel sind 20 Minuten von der Entscheidung bis zur Entbindung des Kindes. Gut trainierte OP-Teams schaffen einen Notkaiserschnitt binnen 6 Minuten.
Ein Notkaiserschnitt findet in Vollnarkose statt.
Zu den häufigsten Gründen gehören u. a. akuter Sauerstoffmangel des Kindes, plötzlicher Abfall der kindlichen Herztöne und schwere gesundheitliche Probleme der Mutter.
Die Nachsorge nach einem Notkaiserschnitt umfasst sowohl körperliche als auch emotionale Unterstützung, um den Heilungsprozess zu fördern und mögliche Traumata zu bewältigen.
Was ist ein Notkaiserschnitt?
Ein Notkaiserschnitt ist ein ungeplanter Eingriff, der notwendig wird, wenn die Gesundheit oder das Leben von Mutter oder Kind auf dem Spiel stehen.
Bei einem Kaiserschnitt gibt es drei Dringlichkeitsstufen, die manche Kliniken auch nach Ampelfarben unterscheiden:
Geplante Sectio: Bei der Vorsorgeuntersuchung wurde eine Querlage des Kindes oder eine vor dem Geburtskanal liegende Plazenta entdeckt. Die behandelnden Ärzte schlagen dann einen Kaiserschnitt vor, um Risiken bei der Geburt zu vermeiden. Es handelt sich in diesem Fall um keinen Notkaiserschnitt und die werdende Mutter kann die Geburt in Teilnarkose miterleben.
Eilige Sectio: Lässt die Wehentätigkeit nach, bis hin zum Stillstand der Geburt, oder entwickelt sich eine Schwangerschaftsvergiftung, muss das Baby nach Entscheidung zum Kaiserschnitt binnen 30 Minuten das Licht der Welt erblicken. Über einen automatisierten Telefonalarm bereiten sich alle an der OP beteiligten Ärzte schnell auf den Eingriff vor.
Notfallsectio: In diesem Fall liegt ein akutes gesundheitliches Problem bei Mutter oder Kind vor, das eine sofortige Entbindung des Kindes notwendig macht. Es handelt sich um einen Notfall, bei dem die Zeit über Leben und Tod oder schwere Behinderungen entscheidet. Über eine klinikinterne Notfallnummer werden Ärzte und Anästhesisten zusammengetrommelt, denn das Baby muss nun spätestens 20 Minuten nach der Entscheidung zur Notfallsectio geboren sein. Im Idealfall liegt die Zeit aber bei unter 10 Minuten. Gut trainierte OP-Teams schaffen einen Notfallkaiserschnitt in 6 Minuten.
Wann wird ein Notkaiserschnitt durchgeführt?
Ein Notkaiserschnitt wird dann durchgeführt, wenn ein akuter Notfall eintritt, der sofortiges medizinisches Handeln erfordert. Besonders kritisch ist der Sauerstoffmangel beim Kind. In solchen Fällen zählt jede Sekunde, denn je länger das Baby im Mutterleib ohne ausreichende Sauerstoffversorgung verbleibt, desto höher ist das Risiko irreparabler Schäden oder sogar des Todes.
Die häufigsten Gründe für einen Notkaiserschnitt: Wann ist sofortiges Eingreifen notwendig?
Akuter Sauerstoffmangel des ungeborenen Kindes, der schnelle Maßnahmen notwendig macht, um dauerhafte Schäden zu vermeiden.
Der Babykopf steckt im Becken der Mutter fest oder die Geburt gerät ins Stocken.
Plötzlicher Abfall der kindlichen Herztöne.
Schwere gesundheitliche Probleme der Mutter wie z. B. Bluthochdruck, vorzeitige Plazentalösung mit Sturzblutungen, ein Gebärmutterriss, eine schwere Schwangerschaftsvergiftung, Fieber oder Infektionen nach einem Blasensprung.
So läuft ein Notkaiserschnitt in der Regel ab
Ein Notkaiserschnitt unterscheidet sich in mehreren Punkten von einem geplanten Kaiserschnitt, obwohl der grundsätzliche Ablauf ähnlich ist:
Bei einem Notkaiserschnitt ist Eile geboten. Die sogenannte EE-Zeit, das heißt die Zeit von der Entscheidung zum Notkaiserschnitt bis zur Entbindung des Kindes, darf maximal 20 Minuten betragen. Die Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe spricht sich sogar für eine EE-Zeit zwischen 10 und 20 Minuten aus.
Die Begleitperson der werdenden Mutter – meist der Vater oder ein anderer nahestehender Mensch – muss den Operationssaal verlassen.
Aus Zeitgründen entscheiden sich die Ärzte bei einem Notkaiserschnitt immer für eine Vollnarkose.
Aus Zeitmangel können Teile der üblichen Vorbereitung wegfallen, wie z. B. die Desinfektion oder das Legen des Blasenkatheters.
Notkaiserschnitt: Ablauf in Schritten
Eine Notsectio folgt einem strengen Ablauf, den Ärzteteams regelmäßig zusammen trainieren. Da der Eingriff extrem schnell erfolgen muss, verlaufen manche Schritte gleichzeitig und verkürzt.
Der auftretende Notfall wird von den Ärzten erkannt und bewertet.
Das Team entscheidet über die Durchführung eines Notkaiserschnitts.
Alle notwendigen Beteiligten wie Anästhesist und Kinderarzt werden über einen Alarmknopf informiert.
Die Patientin wird für den Eingriff vorbereitet, einschließlich Einholung der Einwilligung und Anlegen der benötigten medizinischen Geräte.
Alle benötigten chirurgischen Werkzeuge und Anästhesiemittel wurden bereits im Hintergrund bereitgestellt und sind sofort einsatzfähig.
Die Patientin wird schnellstmöglich in den Operationssaal gebracht. Dieser Schritt kann entfallen, wenn der Kaiserschnitt im Kreissaal stattfindet.
Das medizinische Team wäscht sich und kleidet sich um, um sterile Bedingungen zu gewährleisten.
Die Patientin wird desinfiziert und abgedeckt, um die Operationsstelle steril zu halten.
Die Anästhesie wird eingeleitet. Bei einem Notkaiserschnitt wird eine Narkose eingesetzt, die binnen Sekunden wirkt.
Der Chirurg beginnt mit dem operativen Eingriff.
Das Kind wird aus dem Mutterleib entbunden und unverzüglich medizinisch versorgt.
Ein Ärzteteam kümmert sich sofort um das Kind, während die Mutter weiter operativ versorgt wird.
Welche möglichen Komplikationen können auftreten?
Ein Notkaiserschnitt ist ein Eingriff wie jede größere Operation und kann verschiedene Komplikationen mit sich bringen. Zu den häufigsten postoperativen Risiken gehören Infektionen, insbesondere im Bereich der Operationsnarbe, sowie Wundheilungsstörungen. Da der Eingriff oft unter extremem Zeitdruck erfolgt, ist auch das Risiko für stärkere Blutungen und Verletzungen höher als bei geplanten Kaiserschnitten. Weitere mögliche Komplikationen sind Blutgerinnsel, die in den Beinen oder der Lunge (Thrombosen oder Embolien) entstehen können. Auch Verwachsungen im Bauchraum können entstehen, die bei zukünftigen Schwangerschaften oder Baucheingriffen zu Problemen führen können.
Neben den körperlichen Folgen ist auch das emotionale Erleben einer solchen Notfallsituation nicht zu unterschätzen. Viele Mütter und Väter empfinden die Erfahrung eines Notkaiserschnitts als traumatisch, was teilweise zu posttraumatischen Belastungsstörungen führen kann. Deshalb ist es wichtig, dass nicht nur eine körperliche, sondern auch eine psychische Nachbetreuung angeboten wird, um die Eltern in dieser herausfordernden Zeit bestmöglich zu unterstützen.
Nachversorgung: Was hilft?
Worauf solltest du im Wochenbett besonders achten?
Das Wochenbett nach einem Kaiserschnitt verläuft ein wenig anders als nach einer vaginalen Geburt. Da es sich um eine Operation handelt, haben Frauen nach einem Notkaiserschnitt mit mehr Folgeerscheinungen zu rechnen. Aus diesem Grund müssen Mutter und Baby auch länger im Krankenhaus bleiben, um sich von den Strapazen der Geburt zu erholen.
Deine behandelnden Ärzte stehen dir in dieser ersten Zeit mit deinem Baby mit Rat und Tat zur Seite und unterstützen dich in der ersten Zeit nach dem Kaiserschnitt.
Du wirst ermutigt, bereits wenige Stunden nach der OP aufzustehen und dich leicht zu bewegen.
Innerhalb von 24 Stunden wird der Blasenkatheter und die Wunddrainage entfernt.
Zur Schmerzbewältigung erhältst du Medikamente, die nicht in die Muttermilch übergehen. Sei nicht überrascht, auch Nachwehen treten nach einem Kaiserschnitt auf.
Die Schwangerschaft belastet den Beckenboden, und so ist eine Rückbildung auch nach einem Kaiserschnitt notwendig. Dazu gehört die Rückbildung der Gebärmutter und die Wundheilung mit dem Wochenfluss. Dies ist ein natürlicher Vorgang, der nach der Geburt beginnt. Wenn es der Heilungsprozess erlaubt, kannst du die Rückbildung mit spezieller Gymnastik und Beckenbodentraining unterstützen. Dein Arzt berät dich, wann du damit starten darfst.
So pflegst du die Notkaiserschnittnarbe am besten
In den ersten Tagen nach dem Eingriff ist es normal, dass blauviolette bis gelblich-grüne Blutergüsse um die Narbe sichtbar sind, die meist von selbst abklingen. Sobald die Krusten der Narbe abgefallen sind und die Wunde gut verheilt ist, kannst du in der Regel mit der Narbenpflege beginnen. Hierbei ist es hilfreich, sanfte Massagen durchzuführen und spezielle Narbencremes oder -öle zu verwenden, um die Heilung zu unterstützen und die Flexibilität des Gewebes zu verbessern. Sprich mit deinem Arzt, wann der beste Zeitpunkt ist, mit der Narbenpflege zu starten.
Darf ein Notkaiserschnitt gegen den Willen der Schwangeren durchgeführt werden?
Die Frage, ob ein Notkaiserschnitt gegen den Willen der Schwangeren durchgeführt werden darf, stellt sowohl Ärzte als auch Hebammen vor ein erhebliches ethisches und rechtliches Dilemma. Grundsätzlich bedarf jeder medizinische Eingriff der Einwilligung der Patientin nach einer ausführlichen Aufklärung. In Deutschland sind das Selbstbestimmungsrecht sowie das Recht auf körperliche Unversehrtheit im Rahmen des Grundgesetzes geschützt, was bedeutet, dass die Entscheidung der werdenden Mutter zwingend respektiert werden muss. Ein Kaiserschnitt ohne ihre Zustimmung wäre rechtlich als strafbare Körperverletzung einzuordnen.
Gleichwohl gilt auch der Lebensschutz des ungeborenen Kindes als ein hohes Gut, das in der deutschen Rechtsprechung berücksichtigt wird. Die Balance zwischen dem Schutz des ungeborenen Lebens und dem Persönlichkeitsrecht der Mutter führt zu Spannungen. In extremen Fällen, in denen das Leben des Kindes auf dem Spiel steht, sind Ärzte und Hebammen dazu verpflichtet, Druck auf die Mutter auszuüben, um sie von der Notwendigkeit des Eingriffs zu überzeugen.
Aktuell dürfen Ärzte einen Notkaiserschnitt in Deutschland nicht gegen den ausdrücklichen Willen der Schwangeren vornehmen. Entscheidet sich die Mutter gegen den Eingriff, müssen die Ärzte die damit verbundenen Risiken für das Kind respektieren. Dokumentation und Nachweis intensiver Aufklärungsbemühungen sind in solchen Fällen von entscheidender Bedeutung, um Haftungs- und Strafbarkeitsrisiken für die behandelnden Mediziner zu minimieren.
Fazit
Ein Notkaiserschnitt ist ein oft lebensrettender, ungeplanter Eingriff, der bei akuter Gefahr für Mutter oder Kind erforderlich wird. Obwohl selten, verlangt er höchste medizinische Präzision und rasche Reaktionsfähigkeit. Entscheidend ist, dass alle Beteiligten Hand in Hand arbeiten, um das Risiko von Komplikationen zu minimieren. Eine umfassende Nachsorge, sowohl körperlich als auch emotional, ist wichtig, um die Folgen dieses dramatischen Eingriffs bestmöglich zu bewältigen.
Oft gefragt
Unsere Experten beraten dich gerne zu den von deinem Arzt empfohlenen Hilfsmitteln.