Soforthilfe bei Beinvenenthrombose: Was tun?
Einleitung
Du möchtest wissen, was eine Thrombose ist, ob sie gefährlich werden kann und was du bei einer Thrombose im Bein tun solltest? Dann bist du hier richtig!
Eine Thrombose ist der Verschluss eines Blutgefäßes durch ein Blutgerinnsel (Thrombus). Thrombosen können in Arterien und Venen entstehen – entsprechend wird von arterieller Thrombose oder Venenthrombose gesprochen. Die häufigste Form der Thrombose ist die Beinvenenthrombose.
Löst sich ein Gerinnsel und wandert zum Beispiel ins Herz oder in die Lunge, besteht akute Lebensgefahr. Die gute Nachricht: Frühzeitig erkannt, kann die Medizin eine Thrombose wirksam behandeln.
Mediziner sprechen von einer Thrombose, wenn ein Blutgerinnsel (Thrombus) ein Blutgefäß blockiert oder verschließt. Meist tritt eine Thrombose in den Bein- oder Beckenvenen auf.
Beinvenenthrombosen können schwere gesundheitliche Folgen haben, wenn sie Lunge, Herz oder Gehirn erreichen. Deshalb ist eine ärztliche Abklärung und Therapie zwingend notwendig.
Medikamente, Kompressionstherapie und chirurgische Eingriffe sind die zentralen Bestandteile der Behandlung.
Eine gesunde Lebensführung mit ausreichend Bewegung gilt als wichtige Prävention.
Wie entsteht eine Beinvenenthrombose?
Stell dir deine Venen als Netzwerk von Röhren vor, in denen das sauerstoffarme Blut zum Herzen zurückfließt. Eine Beinvenenthrombose entsteht durch ein Blutgerinnsel. Dieses Gerinnsel behindert den Blutfluss oder verschließt das Blutgefäß vollständig. Meistens bilden sich Thrombosen in den Waden oder Oberschenkeln. Sind tiefliegende Venen betroffen, sprechen Mediziner von einer Phlebothrombose oder tiefen Venenthrombose (TVT).
Pro Jahr erkranken in Deutschland zwischen einer und drei Personen je 1.000 Einwohner an einer Thrombose im Bein.
Als Folge der Gefäßverengung muss das Herz stärker arbeiten, um gegen den Widerstand anzupumpen – der Blutdruck steigt und auch der Druck auf die Gefäße. Es besteht die Gefahr, dass sich das Gerinnsel löst und mit dem Blutstrom in die Lunge wandert. Dort kann es eine lebensbedrohliche Lungenembolie auslösen. Gelangt der Thrombus ins Gehirn, spricht die Medizin von einem Schlaganfall.
Bei der Entstehung einer Thrombose spielen folgende Ursachen eine Rolle:
Rauchen: Nikotin trägt auf verschiedene Weise zu einem höheren Thromboserisiko bei: Es verengt zum Beispiel die Blutgefäße. Die Fließgeschwindigkeit in den Venen sinkt und begünstigt Ablagerungen. Zudem fördert Nikotin die sogenannte Blutplättchenaggregation, das bedeutet: Das Blut neigt zur Bildung von Verklumpungen. Außerdem verringert Nikotin den Sauerstoffgehalt im Blut und verändert dessen Fließeigenschaften.
Bewegungsmangel: Langes Sitzen und Stehen, etwa im Beruf oder auf Reisen, können den Blutfluss verlangsamen. Das gilt auch für das Liegen nach einer Operation. Das Risiko, dass sich Sedimente ablagern, steigt – ähnlich wie in einem langsam fließenden Bachlauf.
Medikamente: Hormone, vor allem Östrogen, beeinflussen die Blutgerinnung. Deshalb gilt die Pille genauso als Risikofaktor wie eine Hormonersatztherapie während der Menopause.
Schwangerschaft: Der erhöhte Östrogenspiegel steigert das Thromboserisiko. Außerdem übt die wachsende Gebärmutter Druck auf die Venen im Becken und in den Beinen aus.
Genetische Prädisposition: Eine angeborene Bindegewebsschwäche begünstigt Krampfadern, die ebenfalls zu den Venenthrombosen zählen.
Gefäßschäden: Eine akute oder ausgeheilte Venenentzündung im Bein kann die Gefäßwand verändern und Thrombosen begünstigen.
Krampfadern: Veränderungen an den Blutgefäßen können die Entstehung von Thrombosen begünstigen.
Hinweis: Leidest du an Krampfadern oder Besenreisern? Dann findest du in unseren Ratgeberartikeln „Krampfadern vorbeugen“ und „Was hilft gegen Besenreiser?“ weitere hilfreiche Tipps und Informationen.
Der nächste Abschnitt beschreibt die Symptome einer Thrombose.
Woran erkennt man eine Beinvenenthrombose?
Eine Thrombose kann schwerwiegende gesundheitliche Folgen nach sich ziehen. Deshalb ist es wichtig, dass du die klassischen Thrombose-Anzeichen kennst:
Schmerzen: Der Blutstau verursacht muskelkaterähnliche Schmerzen im betroffenen Bein sowie ziehende Schmerzen im Gefäßverlauf und führt zu einem Gefühl der Schwere.
Überwärmung des Beins: Das betroffene Bein kann sich erwärmen.
Veränderungen der Haut: Auf der Haut kannst du ebenfalls Thrombose-Symptome erkennen. Sie verfärbt sich rötlich-blau.
Hinweis: Die Übersicht dient nur einer groben Einschätzung. Eine sichere Diagnose kann damit nicht erfolgen. Suche dafür unbedingt einen Arzt auf.
Wird eine Thrombose nicht oder zu spät behandelt, besteht die Gefahr eines chronischen postthrombotischen Syndroms. Die Symptome reichen von dauerhaftem Schweregefühl und Schwellungsneigung in den Beinen über Entzündungen der Haut bis zum offenen Bein.
Thrombose behandeln: Therapien im Überblick
Eine Thrombose muss unbedingt behandelt werden, um schwere Komplikationen zu vermeiden. Die Therapien von arteriellen und venösen Gefäßverschlüssen unterscheiden sich. Das erste Ziel ist jedoch bei beiden dasselbe: Das Gerinnsel soll sich auflösen und sich in keinem Fall vergrößern. Dafür setzen Mediziner auf Medikamente und Kompression.
Medikamente
Die sogenannten Gerinnungshemmer oder Antikoagulanzien unterstützen den Körper dabei, den Thrombus aufzulösen. Gleichzeitig vermindern sie auch das Risiko, dass sich neue Gerinnsel bilden. Gerinnungshemmer können als Infusion, Injektion oder Tablette verabreicht werden.
Die bekanntesten Medikamente sind:
Plättchenhemmer (Thrombozytenaggregationshemmer): Sie verhindern, dass die Blutplättchen zusammenkleben und beschleunigen den Blutfluss. Du kennst den Wirkstoff unter den Namen ASS oder Aspirin. Sie entfalten ihre Wirkung vor allem in den Arterien.
Heparine: Sie werden unter die Haut gespritzt (meist am Bauch) und verstärken die Wirkung körpereigener Gerinnungshemmer. Du hast dir vielleicht nach einer Operation oder Verletzung schon selbst Heparinspritzen verabreicht.
Cumarine: Dieser Stoff gilt als Gegenspieler des Vitamin K. Nur wenn Vitamin K im Körper vorhanden ist, kann die Leber Gerinnungsfaktoren herstellen. Cumarine verhindern, dass der Organismus das vorhandene Vitamin K einsetzt.
Antibiotikum: Hat sich in dem betroffenen Bein zusätzlich eine Entzündung entwickelt, wird diese mit einer Antibiose behandelt.
Die gewünschte Wirkung, also die herabgesetzte Gerinnungsfähigkeit des Blutes, kann dazu führen, dass im Körper leicht Blutergüsse (Hämatome) entstehen und Wunden stärker bluten.
Hinweis: Bei starken Thrombosen kommt die sogenannte Lysetherapie zum Einsatz. Dafür werden intensiv wirkende Gerinnungshemmer wie der rekombinante Gewebe-Plasminogenaktivator (rtPA) verwendet. Die Medikamentengabe erfolgt über eine Veneninfusion oder wird über einen Katheter direkt in Thrombusnähe verabreicht. Aufgrund der starken Gerinnungshemmung ist ein Krankenhausaufenthalt notwendig. Der Patient muss permanent überwacht werden.
Kompressionen
Kompressionsstrümpfe sind ein weiterer, wichtiger Baustein der Therapie. Der Druck auf die Blutgefäße unterstützt den Blutfluss.
Da Thrombosestrümpfe das Thrombose-Risiko reduzieren, werden sie auch zur Prävention verordnet.
Wichtige Informationen zum Thema Kompression, etwa ob man Thrombosestrümpfe an beiden Beinen tragen muss, findest du in unserem Ratgeberartikel „Kompressionsstrümpfe an beiden Beinen tragen?“.
Chirurgische Entfernung
Einen operativen Eingriff, um das verschlossene Gefäß wieder zu öffnen, empfehlen die Ärzte relativ selten. Diese Option wird meist bei betroffenen Beckenvenen genutzt, wenn der Blutstau starke Beschwerden verursacht.
Invasive Kathetertherapie
Bei einer schweren Thrombose im Bein oder in der Beckenvene kann eine minimal-invasive Kathetertherapie eine Behandlungsoption sein. Über einen Katheter werden gerinnungsauflösende Mittel nahe dem Thrombus in die betroffene Vene verabreicht. Anschließend entfernen die Ärzte mithilfe eines Saugkatheters oder einer Schlinge den restlichen Thrombus. Der Vorteil dieser Therapie: Es werden weniger Medikamente benötigt, um das Gerinnsel aufzulösen.
Diese relativ neue Variante der Thrombose-Behandlung wird vor allem bei Infarkten oder Embolien genutzt. Fragen kann dir dein behandelnder Arzt beantworten.
Thrombose-Selbsttest und Früherkennung
Du kannst dein Thrombose-Risiko selbst ungefähr einschätzen, indem du die folgenden Punkte prüfst. Bedenke dabei, dass eine verlässliche Diagnose eine ausführliche ärztliche Untersuchung erfordert.
Traten in deiner Herkunftsfamilie Fälle von Thrombosen, Schlaganfällen, Herzinfarkten oder Lungenembolien auf?
Leidest du an einer angeborenen Bindegewebsschwäche und hast oder hattest du Krampfadern oder geschwollene Beine?
Rauchst du?
Bist du übergewichtig?
Sitzt oder stehst du berufsbedingt mehr als eine Stunde am Stück, ohne dich zu bewegen?
Trinkst du ausreichend?
Hast du eine Krebserkrankung?
Nimmst du Hormone ein?
Bist du schwanger?
Wurdest du kürzlich operiert?
Diese Punkte sind Risikofaktoren, die eine Thrombose begünstigen. Im nächsten Abschnitt erfährst du, was du tun kannst, um das Risiko zu verringern.
Wenn du eines oder mehrere der folgenden Symptome wahrnimmst, vereinbare einen Termin bei deinem Hausarzt. Nimm die Beschwerden nicht auf die leichte Schulter:
Ein Bein ist im Bereich der Knöchel oder Unterschenkel merklich geschwollen.
Die Haut fühlt sich gespannt an und ist wärmer als der Rest des Beins.
Das betroffene Bein schmerzt und fühlt sich schwer an.
Akute Thrombose – Bewegung oder Ruhe?
Bewegungsmangel fördert die Bildung von Gerinnseln. Bei einer akuten Thrombose ist Ruhe notwendig, damit sich der Thrombus nicht löst und Richtung Herz, Hirn oder Lunge wandert und dort schwere Komplikationen auslöst.
Tipps zur Vorbeugung einer Beinvenenthrombose
Das Risiko für eine Thrombose kannst du senken, indem du Folgendes beachtest:
Trinke ausreichend.
Vermeide oder reduziere Übergewicht.
Lege deine Beine hoch, wenn es dir möglich ist.
Vermeide langes Sitzen oder Stehen. Falls du länger sitzt, aktiviere die Muskelpumpe deiner Beine.
Verwende für dich geeignete Kompressionen.
Nimm vom Arzt verordnete Medikamente wie empfohlen ein.
Wenn du weitere Fragen hast, zum Beispiel, was man mit Thrombose nicht darf, wende dich bitte an deinen Arzt.
Fazit
Eine Thrombose im Bein ist keine Lappalie. Mit den Hinweisen und Tipps aus diesem Beitrag kannst du dein Thrombose-Risiko ungefähr einschätzen und es reduzieren. Ein ärztlicher Check gibt dir Gewissheit und unterstützt dich dabei, gesund zu bleiben oder deinen Alltag nach einer Thrombose neu zu gestalten.
Oft gefragt
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