Vor und nach der Beinamputation: Behandlung und Tipps
Einleitung
Eine Beinamputation ist ein traumatisches Ereignis – und nach der Operation stellen sich Betroffene und Angehörige viele Fragen: Wie geht es jetzt weiter? Was passiert in einer Reha? Und was hilft mir danach im Alltag?
Dieser Artikel bietet umfassende Informationen über die medizinischen, physischen und emotionalen Aspekte, auf die es vor und nach einer Amputation zu achten gilt.
Eine Beinamputation ist ein komplexer medizinischer Eingriff, der aus verschiedenen Gründen notwendig sein kann, wie z.B. Diabetes, Durchblutungsstörungen oder Unfälle.
Wurde das Bein amputiert, ist die Rehabilitation entscheidend für die physische Anpassung und Mobilität – oft kommen Prothesen und Mobilitätshilfen wie Krücken zum Einsatz.
Emotionale Unterstützung und Selbsthilfegruppen sind für Betroffene besonders wichtig, um mit den psychischen Auswirkungen der Amputation umzugehen.
Gründe und Arten der Beinamputation
Eine Beinamputation wird notwendig, wenn die Heilung eines erkrankten Körperteils nicht mehr möglich ist und das Leben des Patienten gefährdet ist. Die häufigsten medizinischen Gründe für eine Amputation sind:
Durchblutungsstörungen
Infektionen
Unfälle
Krebserkrankungen
angeborene Fehlbildungen der Gliedmaßen (Dysmelie)
und Diabetes.
Bei Diabetikern kann es aufgrund des diabetischen Fußsyndroms zu schwerwiegenden Infektionen und Durchblutungsstörungen kommen, die eine Amputation erforderlich machen.
Bei einer Amputation wird ein Knochen im gesunden Gewebe durchtrennt. Erfolgt die Abtrennung im Gelenk, spricht man von einer Exartikulation. Es gibt verschiedene Arten von Beinamputationen, abhängig von der Stelle des Eingriffs. Die häufigsten sind Oberschenkel- und Unterschenkelamputationen. Jede dieser Amputationen hat spezifische Herausforderungen und erfordert unterschiedliche Ansätze in der Nachbehandlung und Rehabilitation.
Wie läuft eine Beinamputation-Operation ab?
Vor der Operation werden zunächst bildgebende Verfahren wie Ultraschall oder Computertomographien benutzt, um genau zu planen, wie viel an Gewebe und Knochen entfernt werden muss. Auch eine umfassende medizinische Untersuchung findet statt, bei der der allgemeine Gesundheitszustand des Patienten bewertet wird.
Der Ablauf der Operation selbst beginnt mit der Vollnarkose – das Körperteil, das amputiert wird, wird zusätzlich noch örtlich betäubt. Dies dient dazu, das spätere Auftreten von Phantomschmerzen zu reduzieren. Der Chirurg setzt dann präzise Schnitte, um den betroffenen Teil des Beins zu amputieren, wobei auf eine saubere Durchtrennung des Knochens geachtet wird. Anschließend werden die Blutgefäße und Nerven versorgt und die Wunde wird verschlossen.
Im Anschluss wird mit einer Prothese für die abgetrennten Gliedmaßen gearbeitet – hier ist die Formung des Stumpfes, der später die Prothese tragen soll, besonders wichtig. Dieser sollte weder verletzungs- noch schmerzgefährdet sein.
Lebenserwartung nach Beinamputation
Eine Amputation wirkt sich massiv auf die Bewegungsmöglichkeiten, die Lebensqualität und auch die Lebenserwartung aus – während die emotionale und psychische Belastung für die Betroffenen gleichzeitig sehr hoch ist.
Eine Amputation kann somit die Lebenserwartung beeinflussen – jedoch ist die Amputation des Körperteils nicht der einzige Faktor, der eine Rolle spielt: Eine gute postoperative Versorgung und eine engagierte Rehabilitation können die Lebensqualität erheblich verbessern und einen positiven Einfluss auf die Lebenserwartung haben. Wichtige Aspekte sind dabei die Kontrolle von Begleiterkrankungen wie Diabetes und Bluthochdruck, eine gesunde Ernährung und regelmäßige körperliche Aktivität. Zudem spielt der Erhalt der psychischen Gesundheit durch die Unterstützung der Familie, von Freunden und durch Selbsthilfegruppen eine entscheidende Rolle.
Physische Anpassung und Rehabilitation
Nach der Amputation eines Beines steht den Betroffenen eine große Herausforderung bevor – nichts ist, wie es einmal war. Neben der psychischen Belastung müssen sie auch mit dem amputierten Körperteil sowie neuen körperlichen Einschränkungen zurechtkommen. Um weiterhin aktiv am Leben teilhaben zu können, ist ein rascher Beginn der Rehabilitation wichtig. Meistens beginnt diese schon drei bis vier Wochen nach der Amputation und umfasst folgende Bereiche:
Physiotherapie und Mobilitätsübungen:
Frühzeitig beginnen: Die Physiotherapie startet früh nach der Operation, um die Muskeln zu stärken und die Beweglichkeit zu erhalten.
Regelmäßige Übungen: Tägliche Mobilitätsübungen unterstützen dabei, die Bewegungsfreiheit zu erhöhen. Diese umfassen Gleichgewichtsübungen, Dehnübungen und Kräftigungsübungen.
Stufenweise Steigerung: Die Intensität der Übungen sollte schrittweise erhöht werden, um Überlastung zu vermeiden und nachhaltige Fortschritte zu erzielen.
Einsatz von Prothesen:
Individuelle Anpassung: Die Prothese wird individuell angepasst, um Komfort und Funktionalität zu maximieren.
Training: Unter Anleitung eines Physiotherapeuten wird das Gehen und Stehen mit der Prothese geübt, um eine natürliche und sichere Bewegungsweise zu erlernen.
Pflege der Prothese: Regelmäßige Reinigung und Wartung der Prothese sind wichtig, um ihre Lebensdauer zu verlängern und Hautirritationen zu vermeiden.
Rolle der Ergotherapie:
Alltagstraining: Ergotherapeuten unterstützen dabei, alltägliche Aktivitäten wie Anziehen, Kochen und Körperpflege zu meistern, was die Selbstständigkeit und das Selbstbewusstsein fördert.
Anpassungen im Haushalt: Ergotherapeuten beraten, wie der Wohnraum barrierefrei gestaltet werden kann, z.B. durch den Einbau von Haltegriffen, Rampen oder speziellen Möbelstücken.
Nutzung von Hilfsmitteln: Bei Ergotherapeuten bekommst du auch Informationen über verschiedene Hilfsmittel, die den Alltag erleichtern, wie z.B. Krücken, Rollstühle oder adaptive Bestecke.
Durch die gezielte Betreuung und das Training im Rahmen der Rehabilitation kann nicht nur Mobilität und Kraft zurückgewonnen werden – Betroffene können in einem sicheren Umfeld auch neues Selbstbewusstsein und Lebensmut entwickeln.
Hier findest du Unterstützung nach deiner Beinamputation
Eine Amputation ist ein gravierender Einschnitt. Sowohl körperlich als auch psychisch stellt er eine große Herausforderung dar. Viele Betroffene haben Schwierigkeiten, den Eingriff zu akzeptieren und über ihre Gedanken und Gefühle zu sprechen – dies kann zu einem Gefühl der Isolation führen. Besonders schwer kann es sein, wenn keine Vertrauensperson zur Verfügung steht, selbst innerhalb einer Partnerschaft.
Einer der wichtigsten Schritte, um nach der Operation wieder Mut zu fassen, ist die persönliche Akzeptanz. Trauer und Wut über das verlorene Körperteil haben dabei natürlich ihre Berechtigung und wollen gefühlt werden – dennoch bietet die Amputation den meisten Betroffenen auch eine neue Chance.
Emotionale Auswirkungen der Amputation
Die psychischen Belastungen nach einer Amputation können erheblich sein. Gefühle von Trauer, Wut und Angst sind ganz natürlich und müssen verarbeitet werden. Auch wenn es schwer ist – es ist wichtig, diese Emotionen nicht zu unterdrücken. Das erste Betrachten des Stumpfs sollte in Anwesenheit einer vertrauten Person geschehen, sei es ein Partner, ein Pflegeperson, ein Physiotherapeut oder ein Seelsorger. Tränen und Traurigkeit sind in dieser Zeit normal und sollten erlaubt sein, da es um den Verlust eines Körperteils geht, der betrauert werden muss.
Beratung und Selbsthilfegruppen
Während der Rehabilitation ist der Kontakt zu anderen Betroffenen sehr hilfreich, besonders zu denen, die positive Erfahrungen und Mut teilen können. Viele Reha-Kliniken bieten spezielle Programme zur Krankheitsbewältigung an, die helfen, konkrete und realistische Ziele zu setzen. Dies können kurzfristige Ziele sein, wie die tägliche Bewältigung von Aufgaben, aber auch langfristige Ziele, wie z.B. wieder in den Urlaub zu fahren.
Betroffene müssen mit der Situation nicht alleine fertig werden – Spezialisten, Psychologische Unterstützung, Netzwerke sowie medizinische Hilfsmittel bieten Unterstützung dabei.
Bewältigungsstrategien und Ressourcen
Zurück zu Hause hilft es, wieder zu einem geregelten Tagesablauf zu finden. Das bedeutet, sich bewusst Aufgaben im Haushalt zu widmen und die in der Reha erlernten Übungen fortzuführen. Alte Hobbys wieder aufzunehmen oder sich neue Interessen zu suchen, kann das Selbstbewusstsein stärken. Auch die Teilnahme an Selbsthilfegruppen können ebenfalls sehr hilfreich sein.
Unterstützung lässt sich beispielsweise beim BMAB – Bundesverband für Menschen mit Arm- oder Beinamputation e.V. – finden, der Initiativen wie Amputierten helfen Amputierten sowie Selbsthilfegruppen anbietet.
Praktische Alltagstipps nach der Beinamputation
Das alltägliche Leben ist anders als vor der Amputation. Umso wichtiger ist es, den Alltag so praktisch wie möglich zu gestalten. Wurde das Bein amputiert, sind Krücken beispielsweise ein wertvolles Hilfsmittel. Hier sind einige Tipps, um den Wiedereinstieg in ein selbstbestimmtes Leben zu erleichtern:
Verwendung von Krücken und anderen Mobilitätshilfen:
Richtige Anpassung: Achte darauf, dass deine Krücken oder Gehstöcke richtig angepasst sind, um deine Bewegung zu unterstützen und deine Gelenke zu entlasten. Dein Physiotherapeut kann dir dabei helfen.
Training: Übe regelmäßig das Gehen mit Krücken oder anderen Mobilitätshilfen, um Sicherheit und Selbstvertrauen zu gewinnen. Kleine Schritte und eine aufrechte Haltung sind dabei wichtig.
Wechsel von Hilfsmitteln: Je nach Situation kann es hilfreich sein, zwischen verschiedenen Hilfsmitteln zu wechseln, z.B. von Krücken zu einem Rollstuhl, wenn du längere Strecken zurücklegen musst.
Anpassungen im Haushalt und am Arbeitsplatz:
Barrierefreiheit: Gestalte dein Zuhause so barrierefrei wie möglich. Installiere Haltegriffe in Bad und Toilette, entferne Teppiche, die Stolperfallen sein könnten, und sorge für ausreichend Platz, um dich sicher bewegen zu können.
Sitzgelegenheiten: Integriere Sitzgelegenheiten an strategischen Orten in deinem Zuhause, um dich auszuruhen, z.B. in der Küche oder im Badezimmer.
Erreichbarkeit: Stelle sicher, dass wichtige Gegenstände in deinem Haushalt leicht erreichbar sind. Verwende niedrigere Regale oder Aufbewahrungsboxen, um dich nicht unnötig strecken oder bücken zu müssen.
Arbeitsplatzanpassung: Besprich mit deinem Arbeitgeber mögliche Anpassungen an deinem Arbeitsplatz, wie einen ergonomischen Stuhl, einen höhenverstellbaren Schreibtisch oder flexible Arbeitszeiten. Dies kann dir helfen, weiterhin produktiv und komfortabel zu arbeiten.
Erfahrungsberichte von Betroffenen
Geschichten von anderen Betroffenen machen Mut und inspirieren. Sie zeigen, dass auch nach einer Amputation ein erfülltes, selbstbestimmtes Leben möglich ist – auch wenn dies anfangs unvorstellbar erscheint. Viele, die selbst betroffen sind, engagieren sich später mit Herz und Seele für andere Menschen mit Amputationen.
Oft gefragt
Unsere Spezialisten beraten Dich gerne über die von Deinem Arzt empfohlenen Hilfsmittel.