Krücken nach Beinamputation: Alles, was du wissen musst
Einleitung
Eine Beinamputation ist ein komplexer medizinischer Eingriff, der dein Leben massiv verändert. Nicht nur dein Körper, auch deine Psyche braucht danach Zeit, um dies zu verarbeiten. Damit du möglichst rasch zurück in einen selbstbestimmten und aktiven Alltag finden kannst, ist eine gute Rehabilitation entscheidend. Dabei können Mobilitätshilfen wie Krücken von großer Bedeutung sein. Egal, ob du am Unterschenkel amputiert worden bist oder am Oberschenkel – je früher du beginnst, dich wieder zu bewegen, umso besser.
Gründe für eine Amputation können zum Beispiel Durchblutungsstörungen, Infekte, Unfälle und Krebserkrankungen sein.
Eine Beinamputation ist ein schwerwiegender Eingriff, der dein Leben massiv verändert. Hilfsmittel wie Krücken ermöglichen es dir, schnellstmöglich wieder mobil zu werden. Sie unterstützen dich dabei, die Zeit bis zum vollständigen Abheilen des Stumpfs und zum Anpassen einer endgültigen Prothese gut zu überbrücken und beispielsweise für Gleichgewichtstraining und Bewegungsübungen zu nutzen.
Es gibt unterschiedliche Arten von Krücken. Es ist wichtig, dass du die für dich persönlich genau passenden Gehstützen findest. Sie sollten auf dich und deine Größe einstellbar sein, dürfen nicht zu schwer sein oder gar Schmerzen verursachen.
Warum sind Krücken nach einer Beinamputation wichtig?
Wurde dein Bein amputiert, können Krücken eine große Hilfe für dich sein, denn der Heilungsprozess ist langwierig und der Zeitraum zwischen Operation und Prothesenanpassung eine körperlich und seelisch herausfordernde Phase. Außerdem fehlt das entfernte Körperteil als gewohntes Gegengewicht, deshalb können Gleichgewichtsprobleme die Folge sein. Mobilitätshilfen wie Krücken wirken dem entgegen und geben dir den Halt und die Sicherheit, die du brauchst. So kannst du mit ersten Bewegungsübungen und Aufstehtraining beginnen, noch bevor der Stumpf vollständig verheilt ist und seine endgültige Form angenommen hat. Um das Gehen mit Krücken auf einem Bein gut zu beherrschen, braucht es ein wenig Übung. Lass dich davon nicht entmutigen, denn der Einsatz lohnt sich. Kannst du gut mit deinen Krücken umgehen, so markiert dies häufig den ersten Schritt auf dem Weg zurück in ein selbstbestimmtes und erfülltes Leben. Den Möglichkeiten sind tatsächlich kaum Grenzen gesetzt, dies zeigen immer wieder beeindruckende Beispiele. Eine beinamputierte Frau aus Rheinland-Pfalz hat beispielsweise in fünf Jahren über hundert Berge bestiegen und fünftausend Kilometer zurückgelegt – alles auf Krücken.
Arten von Krücken und ihre Vor- und Nachteile
Die Wahl der richtigen Krücken kann bei der Genesung von erheblicher Bedeutung sein. Wichtig ist in jedem Fall, dass deine Gehstütze perfekt auf dich und deine Größe eingestellt ist. Außerdem sollte sie nicht zu schwer, aber dennoch stabil sein. Sind diese Voraussetzungen gegeben, ist das Laufen mit Krücken gar nicht so schwer. Mit ein bisschen Übung klappt es meist sehr gut. Grundsätzlich werden folgende Krückenarten unterschieden:
Unterarmgehstützen
Eine Unterarmstütze hat einen Handgriff und eine Armschale. An den Enden der Krücke befindet sich ein Gummipuffer, der ein Aus- und Wegrutschen verhindern soll. Unterarmgehstützen gibt es aus unterschiedlichen Materialien (zum Beispiel Aluminium oder Kunststoff). Sie kommen in der Regel zum Einsatz, wenn deine Beine – etwa aufgrund einer Verletzung, einer Krankheit oder einer Amputation – nicht mehr in der Lage sind, dein Körpergewicht zu tragen. Sie helfen dir beim Gehen, schenken dir Stabilität und vermindern zudem den Druck auf die verletzte oder beeinträchtigte Seite.
Achselstützen
Achselstützen sind dann sinnvoll, wenn du wegen fehlender Hand- und Armkraft keine Unterarmstützen verwenden kannst. Sie helfen dabei, die Belastung der unteren Gliedmaßen zu verringern. Achselstützen haben eine leicht gebogene Achselauflage, einen Handgriff und am Ende der jeweiligen Krücke einen Gummipuffer. Das Abstützen erfolgt dabei über die Achseln und nur zu einem relativ geringen Teil über die Handgriffe. Achselstützen haben den Vorteil, dass das Laufen mit ihnen recht schnell zu lernen ist. Allerdings gibt es auch Nachteile. So ist Treppensteigen mit ihnen schwierig, außerdem können Taubheitsgefühle und Schwäche in der Schulter entstehen. Dies passiert besonders dann, wenn der Radialnerv gegen den Oberarmknochen gedrückt wird. Löst sich die Sehne in diesem Bereich, führt dies zur sogenannten „Krückenlähmung“. Außerdem kann durch die Reibung der Krücke an der Haut der Achselhöhle ein Ausschlag entstehen. Lass dich also, bevor du dich entscheidest, ausführlich von deinem Arzt und im Sanitätshaus dazu beraten, welche Gehstütze in deinem speziellen Fall am besten geeignet ist.
Auswahl geeigneter Krücken nach einer Beinamputation
Die Auswahl einer geeigneten Gehstütze nach einer Beinamputation ist von großer Bedeutung. Die Krücken ermöglichen es dir, wieder in ein selbstbestimmtes und weitestgehend unabhängiges Leben zurückzufinden. Achte dabei auf folgende Kriterien:
Die Gehstütze sollte exakt auf dich einstellbar sein.
Sie darf nicht so schwer sein.
Achte darauf, dass sie keine Schmerzen verursacht – zum Beispiel an der Achsel, den Schultern, den Händen, Fingern, Gelenken oder am Rücken.
Krücken nach einer Beinamputation richtig verwenden: So gehts!
Natürlich bedeutet der Verlust eines Beines eine große Einschränkung, die deinen Alltag massiv verändert. Doch du kannst dir deine Selbstständigkeit in den meisten Fällen zurückerobern. Krücken sind dabei ein wichtiges Hilfsmittel, um schnell wieder mobil zu werden – gerade in der Zeit, in der der Stumpf noch nicht vollständig abgeheilt ist und du noch keine endgültige Prothese tragen kannst. Wichtig ist, dass du die für dich am besten geeigneten Gehstützen auswählst. Sie dürfen nicht zu schwer sein. Lass die Krücken außerdem genau auf dich und deine Größe einstellen, sodass du sie problemlos handhaben kannst und keine Schmerzen auftreten. Besonders beim Treppensteigen mit Krücken sind Symptome wie Schmerzen an den Handballen, an der Schulter oder am Rücken möglich. Dies können Hinweise darauf sein, dass die Krücken, die du benutzt, zu kurz oder zu hoch sind. Lass dies schnellstmöglich in einem Sanitätshaus überprüfen. Bei Handballenschmerzen können außerdem Krückenhandschuhe sinnvoll sein. Sie sind gepolstert und entlasten die Handflächen.
Pflegestufen nach einer Beinamputation
Welchen Pflegegrad du nach einer Beinamputation bekommst, hängt vom Ausmaß der Beeinträchtigung bei der Bewältigung deines Alltags ab. Pflegegrad 1 bedeutet eine geringe Beeinträchtigung der Selbstständigkeit, Pflegegrad 2 eine erhebliche Beeinträchtigung der Selbstständigkeit, Pflegegrad 3 eine schwere und Pflegegrad 4 eine schwerste Beeinträchtigung der Selbstständigkeit. Bei einer Beinamputation (Oberschenkelamputation) kann in einigen Fällen durchaus ein Pflegegrad 4 vorliegen – dies muss aber nicht sein. Pflegegrad 4 bedeutet, dass der Betroffene rund um die Uhr auf Hilfe angewiesen ist. Ob dies gegeben ist, wird von Fall zu Fall entschieden. Hast du einen Pflegegrad bei der Pflegekasse beantragt, so informiert diese den Medizinischen Dienst der Kranken- und Pflegekasse. Der Medizinische Dienst schickt einen Gutachter, der dich besucht und begutachtet, um deine Pflegebedürftigkeit festzustellen. Es ist empfehlenswert, dass dir dabei eine Pflegeperson oder ein Angehöriger zur Seite steht.
Übrigens: Bei einer Beinamputation wird der Grad der Behinderung in der Regel auf 40 bis 60 Prozent eingeschätzt. Der Grad der Behinderung (GdB) beschreibt den Schweregrad einer Krankheit oder Behinderung. Er wird oft bei Anträgen auf Sozialleistungen wie Schwerbehindertenausweise, Rente oder Eingliederungshilfen herangezogen, ist aber etwas völlig anderes als ein Pflegegrad.
Wichtige Tipps für den Alltag
Eine Amputation verändert dein Leben erheblich. Das zu akzeptieren ist nicht einfach. Mut machen kann jedoch das Wissen, dass du nach dem Eingriff durchaus in ein selbstbestimmtes und glückliches Leben zurückfinden kannst. Hier ein paar Tipps, wie du dir deinen Alltag leichter gestalten kannst:
Deponiere deine Krücken stets so, dass sie nicht umfallen und jederzeit greifbar sind.
Hast du eine Badewanne, so empfiehlt sich der Einstieg sitzend über den Wannenrand. Funktioniert dies nicht gut, kann eine elektrische Einstiegshilfe sinnvoll sein.
Klapp- und Reisekrücken können für unterwegs hilfreich sein.
Je nach Amputationshöhe ergibt es Sinn, einen Rollstuhl bei der Krankenkasse zu beantragen. Auf diese Weise kannst du selbst Dinge wie Essen und Getränke transportieren oder zum Beispiel aufräumen. Wichtig ist, dass der Rollstuhl wendig genug für deine Wohnung ist und problemlos durch den Türrahmen passt. Sprich mit deinem Arzt, damit er dir ein Rezept ausstellt, lass dir von einem Sanitätshaus einen Kostenvoranschlag machen und reiche dann beides bei deiner Krankenkasse ein.
Weitere Hilfsmittel wie etwa Haltegriffe und Rampen stehen dir zur Verfügung. Lass dich dazu in einem Sanitätshaus umfassend beraten.
Gleichgewichtsübungen und Krafttraining erleichtern dir den Umgang mit deinen Krücken und das selbstständige Erledigen alltäglicher kleiner Dinge.
Fazit
Eine Beinamputation zu verarbeiten ist nicht leicht. Nicht nur der Körper, auch die Psyche muss mit der neuen Situation umzugehen lernen. Krücken können dich dabei unterstützen. Sie ermöglichen es dir, nach der Operation schnell wieder mobil zu werden und erste Schritte zurück in einen selbstbestimmten und lebenswerten Alltag zu gehen. Mit ein wenig Geduld, Mut und Hoffnung kannst du fast alles erreichen!
Oft gefragt
Unsere Experten beraten dich gerne zu den von deinem Arzt empfohlenen Hilfsmitteln.