Schädelhirntrauma: Ursachen und Symptome verstehen
Einleitung
Oft entsteht es bei einem Autounfall – zum Beispiel durch abruptes, starkes Beschleunigen und heftiges Abbremsen. Aber auch ein Schlag auf den Kopf kann ein Schädelhirntrauma – kurz SHT – auslösen und schwerwiegende Folgen haben. Sogar bei einer Commotio cerebri, einer leichten Form des Schädelhirntraumas, entstehen Funktionsstörungen des Gehirns, die in der Regel aber nach einigen Wochen wieder verschwinden.
Jährlich kommt es in Deutschland zu rund 25.000 mittelschweren und schweren Schädel-Hirn-Verletzungen. Häufigste Ursache sind Verkehrsunfälle.
Bei einem schweren Schädelhirntrauma mit Gehirnblutung oder Schädelbruch ist eine sofortige Operation notwendig.
Eine Lähmung, auch eine unvollständige Lähmung der Skelettmuskulatur (Parese), ist ein häufiges Symptom einer Schädel-Hirn-Verletzung. Eine Kinderlähmung hingegen gehört nicht zu den Symptomen: Dabei handelt es sich um eine hochinfektiöse Viruskrankheit.
Übrigens: Auch ein subdurales Hämatom (Einblutung zwischen zwei Hirnhäuten) kann durch ein Schädelhirntrauma ausgelöst werden und ist ein absoluter medizinischer Notfall!
Bekommst du die Diagnose „Schädelprellung“, so kannst du aufatmen. In der Regel heilt sie vollständig wieder aus und ist eine leichtere Verletzung als ein Schädelhirntrauma. Dennoch solltest du vorsichtshalber für 24 Stunden nicht allein sein, damit dir jemand helfen kann, solltest du dich plötzlich schlecht fühlen.
Was ist ein Schädelhirntrauma?
Ein Schädelhirntrauma ist eine Verletzung des Schädels und/oder des Gehirns, die sehr schwerwiegende Folgen haben kann. Entscheidend ist, ob die Schädeldecke unverletzt bleibt (geschlossenes SHT), da das Gehirn dann keinen direkten Kontakt zur äußeren Umgebung hat. In diesem Fall kann es auch zu einer Hirnblutung kommen. Zu den Symptomen gehören neurologische Ausfallerscheinungen wie Paresen.
Besonders gefährlich ist ein offenes SHT. In diesem Fall bricht die Schädeldecke und das Gehirn bekommt Kontakt mit der äußeren Umgebung. Das kann schwerwiegende Folgen haben und führt im schlimmsten Falle sogar zum Tod.
Ursachen des Schädelhirntraumas
Kommt es zu einer starken Gewalteinwirkung auf den Kopf, eventuell sogar bei hoher Geschwindigkeit, so kann das zu Verletzungen des Gehirns, der Blutgefäße oder der Schädelknochen führen. Dies hier sind die häufigsten Ursachen für ein Schädelhirntrauma:
Verkehrsunfälle im Straßenverkehr
Stürze (zum Beispiel mit dem Fahrrad oder aus großer Höhe)
Sportunfälle
Haushaltsunfälle
Symptome: So erkennst du ein Schädelhirntrauma
Ein Schädelhirntrauma kann unterschiedliche Symptome zeigen. Welche es sind, hängt vom Schweregrad der Verletzung ab. Nimm diese Art der Verletzung aber immer ernst! Auch bei einer Commotio cerebri, einer leichten Form des Schädelhirntraumas, entstehen Funktionsstörungen des Gehirns. Die Symptome sind meist ähnlich einer leichten Gehirnerschütterung. Zum Glück verschwinden sie nach ein paar Wochen meist von selbst. Ein schweres Schädelhirntrauma hingegen ist immer ein medizinischer Notfall. Hier ein Überblick der häufigsten Symptome, die auf ein SHT hindeuten:
Leichte Symptome eines Schädelhirntraumas
Kopfschmerzen
Schwindel
Übelkeit
Schwere Symptome eines Schädelhirntraumas
Bewusstlosigkeit
Krampfanfälle
Nasen- oder Ohrenbluten
Gedächtnisstörungen (zum Beispiel eine retrograde Amnesie: Der Betroffene erinnert sich an Sekunden, Minuten, Tage oder sogar Monate vor dem Schädelhirntrauma nicht.)
Sprachstörungen oder Sehstörungen
die Pupillen sind unterschiedlich groß
gestörte Wahrnehmung, zum Beispiel Doppeltsehen oder Schwerhörigkeit
Fieber
Bedeutung der GCS (Glasgow Coma Scale)
Die Glasgow Coma Scale (kurz: GCS) ist ein Bewertungssystem, mit dessen Hilfe das Bewusstseinsniveau eines Menschen beurteilt wird. Es kommt zum Beispiel bei Schädelhirntrauma-Patienten zum Einsatz. Bewertet wird, ob der Betroffene die Augen öffnen, sprechen und eine körperliche (motorische) Reaktion auf bestimmte Reize zeigen kann. Mithilfe eines Punktesystems wird dies beurteilt und gibt, wenn alles zusammenaddiert wird, Aufschluss über die Schwere eines Schädelhirntraumas.
Diagnose eines Schädelhirntraumas
Vermutet dein Arzt ein Schädelhirntrauma, so stehen ihm für eine umfassende Diagnose verschiedene Methoden zur Verfügung:
Anamnese und klinische Untersuchung
Soweit der Betroffene selbst sprechen kann, wird der Arzt wissen wollen, wie es zu dem Trauma gekommen ist, ob Vorerkrankungen vorliegen und welche Beschwerden der Betroffene hat.
Bildgebende Verfahren: CT, MRT
Als nächstes wird der Arzt sich ein Bild von der Schwere der Verletzung machen wollen und davon, wo genau sie sich befindet. Dafür stehen ihm verschiedene bildgebende Verfahren zur Verfügung. Oft kommt ein CT (Computertomografie, arbeitet mit Röntgenstrahlen) zum Einsatz. Aber auch ein MRT (Magnetresonanztomografie, arbeitet mit Magnetfeldern und Radiowellen) liefert wichtige Hinweise. Bei schweren Schädel-Hirnverletzungen kann ein spezielles MRT des Schädels sinnvoll sein. Damit kann das Ausmaß der Schädigung erkannt werden. Außerdem zeigt es, ob und wo Quetschungen oder Durchblutungsstörungen vorliegen.
Anwendung der GCS zur Schweregradbestimmung
Der Notarzt erstellt ein Protokoll. Darin wird der neurologische Status des Betroffenen festgehalten, also, ob er bei Bewusstsein ist und sich bewegen kann. Dafür steht dem Arzt die Glasgow Coma Scale zur Verfügung – ein Bewertungssystem auf Punktebasis. Das Ergebnis beschreibt den Bewusstseinszustand des Patienten und dient zur ersten Einschätzung.
Wie wird das Schädelhirntrauma behandelt?
Die Traumatherapie durchläuft bei einem SHT in der Regel verschiedene Stufen. Die Behandlung kann – je nach Schwere der Verletzung – langwierig sein, doch jeder noch so kleine Fortschritt ist ein Erfolg. Das ist zu tun:
Erste Hilfe und Notfallversorgung
Wenn du einen Unfall beobachtest, bei dem jemand eine Kopfverletzung erleidet, so kannst du ihm auf verschiedene Weise helfen. Rufe als erstes den Notarzt. Versuche dann, den Oberkörper des Verletzten leicht erhöht zu lagern. Ganz wichtig dabei ist: Du solltest versuchen, den Verletzten so wenig wie möglich zu bewegen. Bleibe bei ihm und rede ihm gut zu. Sollte seine Atmung unregelmäßig sein oder gar aussetzen, beginne mit einer Mund-zu-Mund-Beatmung und gegebenenfalls mit einer Herz-Druck-Massage.
Medikamentöse Behandlung
Oft werden Schmerzmittel in der Therapie eingesetzt. Bei einem schweren Trauma können dies auch Opioide sein. Außerdem kommen häufig kreislaufstärkende Medikamente zum Einsatz.
Chirurgische Eingriffe bei schweren Verletzungen
Nach einem Schädel-Hirn-Trauma kann es zu einer Schwellung des Gehirns kommen – auch noch Tage nach dem eigentlichen Vorfall. Dann muss schnell gehandelt werden, denn es besteht die Gefahr, dass bis dahin nicht verletztes Hirngewebe geschädigt wird und der Hirndruck ansteigt. In solchen Fällen kann es nötig sein, dass du in ein künstliches Koma versetzt wirst. Außerdem wird eventuell eine sogenannte Entlastungskraniektomie durchgeführt. Dies ist eine Operation, bei der Teile des Schädeldachs entfernt werden. So bekommt das angeschwollene Gehirn mehr Platz, der Druck im Schädelinneren sinkt.
Rehabilitation und Langzeitbetreuung
Je nach Schwere des Schädel-Hirn-Traumas kann die Phase der Rehabilitation mehrere Monate, manchmal sogar Jahre dauern. Je leichter das Trauma, umso besser sind die Heilungschancen. Es gibt eine Reihe von Therapien, die dir helfen können. Dazu gehören zum Beispiel Bewegungstherapie, Physiotherapie, Schluck- und Sprechtherapie, Ergotherapie und auch Psychotherapie. Dein Arzt kann dir erklären, was in deinem besonderen Fall sinnvoll ist.
Folgen eines Schädelhirntraumas
Bei einem leichten Schädelhirntrauma verschwinden die Symptome in der Regel nach einigen Wochen wieder. Bei einem schweren Schädelhirntrauma hingegen kann das anders sein. Erinnerungslücken können sehr lange oder auch für immer bleiben. Einige Betroffene erinnern sich zum Beispiel nicht mehr an Dinge, die vor dem Trauma stattgefunden haben. In diesem Fall spricht man von einer retrograden Amnesie. Leidet der Betroffene an einer anterograden Amnesie, so ist die Merkfähigkeit für all jene Dinge eingeschränkt, die nach dem Trauma behalten werden sollen. Außerdem sind Stimmungsschwankungen bei vielen Betroffenen nach einem schweren SHT verbreitet. Sie sind häufig reizbar, agieren verlangsamt und werden schnell müde. In einigen Fällen entwickelt sich sogar eine Persönlichkeitsveränderung. Ist das Sprachzentrum im Gehirn von dem Trauma betroffen, so führt dies eventuell zu anhaltenden Sprachstörungen (gehört auch bei Hirnblutungen zu den Folgen). Außerdem treten bei einem Schädelhirntrauma immer wieder auch Spätfolgen wie Epilepsie, Immobilität und Alzheimer auf. Zudem kann es unter anderem passieren, dass Betroffene im Anschluss zum Pflegefall werden und beispielsweise künstlich ernährt werden müssen. Umso wichtiger ist es, sich bestmöglich vor einem SHT zu schützen. In einigen Bereichen des Lebens ist dies einfach und effektiv möglich.
Tipps zur Vorbeugung eines Schädelhirntraumas
Es gibt einiges, was du in deinem Alltag tun kannst, um einem Schädelhirntrauma vorzubeugen:
Verwende Schutzkleidung und Helme
Beim Fahrradfahren, Inlineskaten und Motorradfahren kann es leicht zu Stürzen und Unfällen kommen. Wenn du einen Helm trägst, ist dein Gehirn gut geschützt.
Denke an deine Sicherheit im Haushalt
In den eigenen vier Wänden passieren die meisten Unfälle, oft aufgrund eines trügerischen Gefühls der Sicherheit oder auch aus Leichtsinn.
Aufklärung und Training in Erster Hilfe
Informiere dich über die Risiken und Folgen eines Schädelhirntraumas. Auch ein regelmäßiges Training in Erster Hilfe (möglichst alle zwei Jahre) ist sinnvoll, da du dann in der Lage bist, anderen in einer Notsituation zu helfen.
Fazit
Ein Schädelhirntrauma ist eine schwerwiegende Verletzung, die gravierende Folgen für deinen Alltag haben kann, besonders, wenn es sich um ein schweres SHT handelt. Versuche deshalb, so gut es geht vorzubeugen, zum Beispiel durch das Tragen eines Helms. Denn nach einem SHT sind auch Folgeerkrankungen möglich, die sich vielleicht erst Jahre später einstellen. So erhöht ein Schädelhirntrauma zum Beispiel das Risiko, an Alzheimer zu erkranken.
Oft gefragt
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