Zurück ins Leben dank Elektromobil
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Der Weg zurück ins aktive Leben
Hilfsmittel erleichtern den Alltag und können neue Lebensfreude schenken. Eine wahre Geschichte, erzählt von Medizinproduktberater Markus Dietzler (Sanitätshaus Burbach + Goetz).
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Wenn die Kräfte nachlassen ...
Dem Vater meines besten Freundes erging es wie vielen älteren Menschen – im Laufe der Zeit und mit den Jahren wurde er immer pflegebedürftiger. Das allein war eigentlich schon schlimm genug. Noch schlimmer allerdings war die Tatsache, dass sich der alte Herr für seine zunehmende Schwäche schämte. – Das ist etwas, was ich immer wieder erlebe, wenn ich Patienten beziehungsweise Kunden besuche. Die Scham ist weit verbreitet.
Bei dem Vater meines Freundes hatte dies zur Folge, dass er sich immer mehr zurückzog. Irgendwann verließ er die eigenen vier Wände gar nicht mehr. Sozialkontakte brachen ab, der Austausch mit anderen wurde weniger und weniger. Hobbies gab er auf, Interessen verfolgte er nicht mehr. Dabei war der Mann zuvor regelmäßig und wirklich sehr gerne in der Natur unterwegs gewesen. Er ging im nahegelegenen Park spazieren, beobachtete die Vögel oder genoss es einfach nur, an der frischen Luft zu sein.
Fest im Griff der negativen Gedankenspirale
Doch all das war nun vorbei. Dabei wäre er, trotz seiner zunehmenden körperlichen Schwäche, durchaus in der Lage gewesen, mit einem Elektromobil oder einem Elektrorollstuhl an seine Lieblingsorte in der Nähe zu fahren. Aber negative Gedanken in seinem Kopf machten ihm einen Strich durch die Rechnung. Er glaubte, wenn die anderen Leute ihn mit dem Elektromobil oder gar einem Elektrorollstuhl sehen würden, würden sie anfangen zu reden – darüber, wie alt und gebrechlich er geworden sei und dass es für ihn nun wohl bald zu Ende gehen werde.
Egal, wie sehr sein Sohn auf ihn einredete und versuchte, den Vater eines Besseren zu belehren – der alte Herr beharrte stur auf seiner Sichtweise. Irgendwann wandte sich mein Freund an mich und bat mich um Hilfe. Vielleicht würde sein Vater bei mir einsichtiger sein.
Natürlich willigte ich ein.
Was werden die Leute sagen?
Doch egal, welches Argument ich vorbrachte, der alte Herr schüttelte den Kopf. „Ich möchte mich so nicht zeigen! So schwach und hilfsbedürftig. Dann fangen die Leute an zu reden. Das will ich nicht!“
Erst als ich ihm erklärt habe: „JETZT reden die Leute – und zwar, weil sie Sie nicht mehr sehen. Ehe man sich versieht, brodelt dann die Gerüchteküche. Der ist bestimmt schon im Seniorenheim. Oder ist der vielleicht schon tot?
Diese Sichtweise war für den älteren Herrn neu. Es dauerte noch ein paar Wochen, dann hat es „Klick“ gemacht und er hat verstanden: Es ist absolut egal, was andere reden. Es geht nur um ihn, um sein höchstpersönliches Wohlbefinden. Und es gibt absolut nichts, wofür er sich schämen müsste. Er hat sich bei mir im Sanitätshaus gemeldet und wir haben ihm wenig später ein Elektromobil geliefert.
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Zurück zu alter Lebensfreude
Leider erleben wir es im Sanitätshaus oft, dass sich Menschen viel zu spät an uns wenden, weil sie sich schämen – sogar schon, wenn es nur um einen Rollator geht. Da muss ein Umdenken stattfinden – und ich versuche alles, um wenigstens etwas dazu beizutragen.
Der Vater meines Freundes hatte übrigens noch einige Jahre, in denen er mit seinem Elektromobil unterwegs war. Zwar ist dadurch keine direkte gesundheitliche Verbesserung eingetreten, aber er hat dennoch wieder mehr von seinem Leben gehabt. Endlich konnte er wieder Freunde und Nachbarn treffen, hat sich mit ihnen ausgetauscht, hat die Sonne auf der Haut gespürt und am See gesessen. Seine Lebensfreude kehrte zurück, seine Mutlosigkeit verschwand. Und schlussendlich zahlen Körper und Geist ohnehin auf das gleiche Konto ein, das da Wohlbefinden heißt.
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Karin Pütz
Karin Pütz arbeitet als Journalistin und Autorin für verschiedene deutsche Verlage und Fernsehsender. Neben wissenschaftlich-medizinischen Fachbüchern, die in enger Zusammenarbeit mit Ärzten entstanden sind, hat sie Biografien (von Prominenten und Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens) sowie Kinderbücher veröffentlicht. Darüber hinaus verfügt sie über langjährige Erfahrung als Redakteurin im News-, Wissenschafts- und Magazinbereich.
Die geschilderten medizinischen Sachverhalte sind nicht oder nur bedingt als Ratschläge oder Empfehlungen zu verstehen und ersetzen in keinem Fall den Besuch bei einem Arzt, in einem Sanitätshaus oder die eigene sorgfältige Recherche. Für die Inhalte verlinkter Internetseiten sind ausschließlich die jeweiligen Betreiber bzw. Verfasser verantwortlich. Veröffentlichte Bilder stellen das Eigentum des Verfassers dar. Zwecks optimierter Lesbarkeit wird in der Regel die männliche Form verwendet. Die weibliche Form ist dabei selbstverständlich – wenn sinnvoll – eingeschlossen.