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Inkontinenz bei Demenz: Umgang, Hilfe & Maßnahmen

Inkontinenz bei Demenz: Umgang, Hilfe & Maßnahmen

Aktualisiert am 23.10.2024 | 8 Min. Lesezeit

Einleitung

Demenz und Inkontinenz gehen häufig Hand in Hand. Im fortgeschrittenen Stadium der Erkrankung verlieren viele Menschen mit Demenz die Fähigkeit, ihre Blasen- und Darmfunktion zu kontrollieren. Um sie zu unterstützen, bietet der Sanitätshandel zahlreiche Hilfsmittel für Demenzkranke. Als Angehöriger kannst du darüber hinaus die häusliche Umgebung so gestalten, dass der Betroffene den Toilettengang möglichst lange selbstständig bewältigen kann.

Das Wichtigste in Kürze
  • Inkontinenz kann in allen Phasen der Demenz auftreten. Im fortgeschrittenen Stadium kommt es bei den meisten Patienten zur Inkontinenz von Harn und Stuhl.

  • Inkontinenz kann man nicht vermeiden. Mit den richtigen Hilfsmitteln und Strategien lassen sich die unangenehmen Folgen hinauszögern oder vermindern.

  • Falls sich die Folgen der Inkontinenz so entwickeln, dass die Pflege zuhause nicht mehr möglich ist, kann die Einweisung in ein Pflegeheim sinnvoll sein.

Wie Demenz und Inkontinenz zusammenhängen: Symptome und Herausforderungen

Bei demenziellen Erkrankungen schwindet nicht nur das Gedächtnis. Betroffene büßen ihr Denk-, Urteils- und Sprachvermögen ein sowie die Kontrolle über grundlegende Körperfunktionen. Sie werden oft inkontinent.

Hinweis: Bei der Alzheimererkrankung werden Nervenzellen und Gehirngewebe durch Fibrillen und Plaque-Ablagerungen zerstört. Bei der vaskulären Demenz dagegen kommt es zu Durchblutungsstörungen, die das Gehirn schädigen. Die Ursachen sind verschieden, die Folgen die gleichen: Alzheimer und Demenz führen zu Persönlichkeitsveränderungen, die eine Inkontinenz begünstigen.

Im weiteren Verlauf der Krankheit kann der Betroffene die Blasenmuskulatur und den Schließmuskel nicht mehr steuern.

Bis dahin stehen andere Auslöser im Vordergrund: An Demenz erkrankte Personen haben Schwierigkeiten mit der Orientierung – auch in vertrauter Umgebung. Tritt Harndrang auf, erreichen sie die Toilette nicht immer rechtzeitig oder sie benötigen zu viel Zeit, um ihre Kleidung zu öffnen. Einige Patienten können sich nicht mehr verständlich mitteilen, wenn sie auf die Toilette müssen.

Dass eine Person mit Demenz selbstständig auf die Toilette geht, ist eher unwahrscheinlich.

Übrigens: Sowohl Alzheimer-Frühsymptome als auch frühe Phasen der Demenz sind unter anderem durch Unaufmerksamkeit, Gedächtnisprobleme und Schwierigkeiten beim Zuordnen von Namen gekennzeichnet – eine Inkontinenz entwickelt sich bei beiden Krankheitsbildern im weiteren Verlauf.

Weitere Informationen zu den Themen Inkontinenz beim Mann und Inkontinenz bei der Frau findest du in einem eigenen Beitrag. Folge einfach den Links.

Inkontinenzverlauf bei Demenz: Herausforderungen in jedem Stadium

Eine Demenz beginnt schleichend, oft werden die Anzeichen erst im Rückblick als solche erkannt. Demenz kann Inkontinenz in jedem Stadium auslösen.

In den frühen Phasen der Krankheit geht Harninkontinenz vor allem auf den Gedächtnisverlust zurück. Der Betroffene vergisst, dass er bei Harndrang auf die Toilette gehen sollte oder er findet sie nicht oder zu spät. Inkontinenz belastet den Patienten und die Angehörigen. Es gilt, den richtigen Umgang mit dem Thema zu finden – ohne Konflikte zu provozieren und gleichzeitig die Akzeptanz zu fördern, auf Unterstützung und Hilfsmittel angewiesen zu sein.

Im Verlauf der Demenz kann zudem Stuhlinkontinenz auftreten. Dies geschieht jedoch erst im fortgeschrittenen Stadium. Hilfsmittel wie PVC-Slips, Analtampons oder Stuhlauffangbeutel leisten hier wertvolle Dienste. Um für den Patienten möglichst schnell das passende Produkt zu finden, stehen dir die Mitarbeiter der joviva-Sanitätshäuser mit ihrem Fachwissen gerne beratend zur Seite.

Es kann vorkommen, dass Personen mit Demenz ihre Windeln ausziehen. Wie du damit umgehst und was du unternehmen kannst, wenn ein Angehöriger mit Demenz überall uriniert, zeigt der folgende Abschnitt.

Um das Ausmaß einer Inkontinenz einzuschätzen, gibt es eine mehrstufige Skala.

Bei Harninkontinenz existieren folgende Stufen:

  • Stufe 1: Tröpfcheninkontinenz: Der Urin geht in Tropfen ab und die Menge pro Tag beträgt weniger als 50 Milliliter.

  • Stufe 2: Leichte Inkontinenz: Pro Tag gehen höchstens 100 Milliliter Urin ab.

  • Stufe 3: Mittlere Inkontinenz: Bis zu 200 Milliliter Urin gehen ungewollt ab.

  • Stufe 4: Schwere Inkontinenz: Der Urinverlust erreicht eine Menge von bis zu 300 Millilitern.

  • Stufe 5: Schwerste Inkontinenz: Betroffene können den Urin nicht mehr halten. Stufe 5 tritt meist in Verbindung mit einer Stuhlinkontinenz auf.

Bei der Stuhlinkontinenz unterscheidet die Pflege drei Grade:

  • Grad 1: Beim Abgang von Darmgasen werden geringe Mengen Flüssigkeit oder Darmschleim abgegeben.

  • Grad 2: Flüssiger Stuhl kann nicht zurückgehalten werden.

  • Grad 3: Betroffene können weder den Abgang von festen und flüssigen noch von gasförmigen Ausscheidungen kontrollieren.

Weitere Informationen dazu findest du auf den Seiten des Zentrums für Qualität in der Pflege.

Maßnahmen zur Inkontinenzprophylaxe

Inkontinenz im Rahmen einer Demenzerkrankung lässt sich nicht verhindern. Die Inkontinenzprophylaxe besteht darin, mit dem an Demenz Erkrankten den Toilettengang zu trainieren und ihn mehrmals täglich in die Alltagsroutine zu integrieren. Im fortgeschrittenen Stadium der Krankheit helfen diese Strategien meist nicht mehr. Solltest du oder andere pflegende Angehörige erkennen, dass die Betreuung zuhause nicht mehr möglich ist, kannst du über eine Einweisung ins Pflegeheim mit dem Arzt sprechen.

Unterstützung im Alltag: Hilfsmittel und Anpassungen für Betroffene von Demenz und Inkontinenz

Um mit Inkontinenz im Alltag zurechtzukommen, gibt es verschiedene Hilfsmittel:

  • Inkontinenzeinlagen

  • Netz- und Fixierhosen (halten die Einlagen in der gewünschten Position)

  • Schutzhosen (klassischer Unterwäsche am ähnlichsten)

  • Inkontinenzunterlagen

  • Inkontinenztampons oder Pessare bei leichter Inkontinenz für Frauen (blockieren die Harnröhre)

  • Penisbänder bei leichter Inkontinenz für Männer (blockieren die Harnröhre)

  • Blasenkatheter und Urinbeutel in schweren Fällen

Um den Betroffenen beim selbstständigen Toilettengang zu unterstützen, haben sich verschiedene Maßnahmen bewährt. Nutze die folgende Übersicht gerne zur Inspiration und passe sie den Gegebenheiten bei euch vor Ort an:

  • Entferne Hürden oder Stolperfallen, damit der Demenzkranke schnell und ohne Verletzungsrisiko die Toilette erreicht.

  • Schilder oder Erinnerungszettel können an den Toilettengang erinnern.

  • Falls der Toilettengang mit Unterstützung dem Betroffenen Schwierigkeiten bereitet, kannst du versuchen, ihn mit einem Gespräch abzulenken.

  • Kleidungsstücke, die sich schnell ausziehen lassen, können wertvolle Zeit sparen. Hosen mit Gummizug oder Klettverschluss haben sich hier bewährt.

  • Festes Schuhwerk erleichtert das Gehen und reduziert das Risiko eines Sturzes.

Falls du weitere Informationen oder Beratung wünschst, um mit Inkontinenz in der Pflege deines Angehörigen umzugehen, kannst du zum Beispiel einen Pflegekurs für Angehörige besuchen. Sie werden vor Ort durchgeführt und sind kostenlos. Auch dein Hausarzt steht dir mit seinem Wissen zur Seite.

Medizinischer Hinweis

Inkontinenz bei Demenz kann einen Einfluss auf die Pflegestufe (seit 2017: Pflegegrad) nehmen. Informiere den Medizinischen Dienst bei seinem nächsten Besuch über Veränderungen.

Fazit

Angehörige von Demenzkranken müssen sich früher oder später mit dem Thema Inkontinenz beschäftigen. Es gibt viele Hilfsmittel und Strategien, die den Alltag erleichtern. In diesem Beitrag und in den verlinkten Ratgeberartikeln am Ende der Seite erhältst du die wichtigsten Tipps und Hinweise. Weitere Informationen findest du im Wegweiser zu Demenz des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. Auch bei uns kannst du dich umfassend zu Maßnahmen bei Inkontinenz und zu Inkontinenzhilfsmitteln informieren.

Oft gefragt

Susanne Schmieder
Medical Writerin
Autor

Unsere Spezialisten beraten Dich gerne über die von Deinem Arzt empfohlenen Hilfsmittel.

Literatur und weiterführende Informationen