Inkontinenz beim Mann: Symptome, Behandlungen & Tipps
Einleitung
Die Inkontinenz beim Mann ist nicht nur eine körperliche Herausforderung, sondern berührt oft auch tief die Psyche. Viele Betroffene empfinden Scham und sprechen nicht mit ihrem Arzt über ihre Beschwerden – dabei gibt es wirksame Behandlungsansätze. Männliche Inkontinenz und häufiger Harndrang beim Mann weisen zudem Besonderheiten auf, die sich von der Inkontinenz der Frau unterscheiden. In diesem Artikel beleuchten wir Symptome und Behandlungsoptionen und geben Tipps, wie Männer mit Inkontinenz ihren Alltag besser bewältigen können.
Inkontinenz bei Männern kann verschiedene Formen annehmen (Drang-, Belastungs-, Misch- und Überlaufinkontinenz) und sollte keinesfalls ignoriert werden.
Häufige Ursachen für männliche Harninkontinenz sind eine vergrößerte Prostata, neurologische Erkrankungen, Operationen sowie andere physische oder psychische Faktoren.
Inkontinenzsymptome bei Männern reichen von plötzlichem, starkem Harndrang bis hin zu unkontrollierbarem Harnverlust bei Belastungen wie Husten oder Niesen.
Es gibt vielseitige Therapieansätze wie Beckenboden- oder Blasentraining, Medikamente, Operationen und die Verwendung von Inkontinenzhilfsmitteln. Durch Lebensstiländerungen kannst du deine Symptome ebenfalls verbessern.
Inkontinenz: Definitionen und verschiedene Arten
Inkontinenz ist der Überbegriff für die Unfähigkeit, Ausscheidungen des Körpers wie Urin oder Stuhl willentlich zu kontrollieren. Dieser Zustand kann sich auf verschiedene Weisen äußern und beeinträchtigt die Lebensqualität der Betroffenen erheblich.
Harninkontinenz: Definition
Bei der Harninkontinenz ist eine Person nicht in der Lage, Urin verlustfrei in der Harnblase zu speichern und die Blasenkontrolle ist gestört. Unter Männern treten am häufigsten folgende Formen der Harninkontinenz auf:
Arten der Harninkontinenz
Drang- oder Urge-Inkontinenz: Mediziner sprechen von einer Dranginkontinenz, wenn ein ständiger Harndrang beim Mann meist ohne Schmerzen, aber mit einem unkontrollierten Harnverlust vorliegt. Betroffene müssen häufig zur Toilette (überaktive Blase), beim Wasserlassen wird aber meist nur wenig Urin ausgeschieden. Auch ein nächtlicher Harndrang beim Mann gehört zu den Symptomen.
Belastungsinkontinenz: Sie bezeichnet einen Harnverlust bei körperlicher Belastung oder beim Niesen und Husten. Der Harnschließmuskel und der Beckenboden sind zu schwach, um den Urin bei einer Druckentwicklung im Unterbauch zu halten.
Mischinkontinenz: Die Mischform zeichnet sich durch unwillkürlichen Harnverlust bei körperlicher Belastung, Niesen und Husten sowie plötzlichem und häufigem Harndrang aus.
Überlaufinkontinenz: Durch eine Abflussstörung oder einer Schwäche des Blasenmuskels kann die Harnblase nicht mehr effektiv entleert werden. Restharn bleibt in der Blase zurück. Eine solche Blasenentleerungsstörung ist nicht nur unangenehm und einschränkend, sie kann auch zu ernsthaften Folgeerkrankungen führen. Unbehandelt birgt die Überlaufinkontinenz das Risiko eines Urinrückstaus, der bis in die Harnleiter und Nieren reichen kann.
Ursachen für Inkontinenz bei Männern
Bei der männlichen Harninkontinenz liegt die Ursache für das ungewollte Tröpfeln meist bei einer vergrößerten Vorsteherdrüse. Die sogenannte Prostata liegt unterhalb der männlichen Blase und umschließt die Harnröhre des Mannes. Ab dem 50. Lebensjahr nimmt die Prostata an Volumen zu und kann die Blase reizen und Druck auf sie ausüben. Dies ist die häufigste Dranginkontinenz-Ursache beim Mann.
Neben der Prostata können jedoch auch weitere Faktoren Harninkontinenz verursachen:
Neurologische Erkrankungen: Erkrankungen wie Multiple Sklerose, Parkinson oder Querschnittslähmungen können die Funktion der Blase beeinträchtigen. Der Blasenmuskel ist zu schwach („schwache Blase“), um die Blase komplett zu entleeren. Auch bei Demenz kann Inkontinenz auftreten.
Folgen von Operationen: Nach chirurgischen Eingriffen im Beckenbereich, insbesondere nach einer Prostataoperation, kann es vorübergehend oder dauerhaft zu einer Inkontinenz kommen. Die Wahrscheinlichkeit hängt stark von der Erfahrung des Chirurgen und der angewandten Operationstechnik ab.
Nervenschädigungen durch lebensstilbedingte Faktoren und Krebs: Langfristiger Alkoholmissbrauch, Diabetes mellitus Typ 2 oder bestimmte Krebserkrankungen können Nerven schädigen und somit Inkontinenz begünstigen.
Anatomische Veränderungen nach Bestrahlung oder Krebs-Operation: Es kann zu Fistelbildungen kommen, wodurch Urin an ungewöhnlichen Stellen austritt und die Inkontinenz deutlich wird.
Probleme nach Blasenkatheter-Entfernung: Nach der Entfernung eines Blasenkatheters beim Mann kann es zu vorübergehenden Blasenreizungen mit Problemen beim Wasserlassen kommen.
Übergewicht: Ein erhöhter Druck im Bauchraum und Beckenboden kann die Beckenbodenmuskulatur schwächen und somit eine Belastungsinkontinenz fördern.
Medikamentöse Nebenwirkungen: Eine Langzeiteinnahme bestimmter Medikamente, wie zum Beispiel manche Antidepressiva, kann ebenfalls risikosteigernd sein.
Psychische Ursachen: Ängste und Stress können ebenfalls eine Inkontinenz auslösen.
Es ist wichtig, jede Form von Inkontinenz medizinisch untersuchen zu lassen, da eine vergrößerte Prostata auch ein Anzeichen für eine bösartige Erkrankung sein kann.
Erkennen der Symptome: Wann solltest du einen Arzt aufsuchen?
Je nach Art der Inkontinenz kannst du mit unterschiedlichen Symptomen konfrontiert sein. Wichtig ist, die Scham zur Seite zu legen und einen Arzt aufzusuchen, um gemeinsam mit ihm die Inkontinenz-Ursache zu finden. In sehr vielen Fällen kann das Leiden gebessert, manchmal sogar geheilt werden. Wir geben dir einen Überblick:
Bei der Dranginkontinenz setzt der Harndrang ganz plötzlich und stark ein, sodass du den Urin nicht mehr halten kannst, wenn du nicht rechtzeitig eine Toilette erreichst. Im schlimmsten Fall verlierst du die Kontrolle über deine Blase und der Urin läuft einfach raus. Frauen leiden häufiger an dieser Form der Inkontinenz als Männer.
Bei der Belastungsinkontinenz kommt es durch einen zu hohen Druck im Unterbauch, z.B. beim Heben schwerer Gegenstände, beim Lachen, Niesen oder Husten, zu einem Urinabgang. Zuvor verspürst du meist keinen Harndrang.
Bei der Überlaufinkontinenz stehen ein ständiger Harndrang beim Mann und das Gefühl einer übervollen Blase im Vordergrund. Obwohl sich deine Blase voll anfühlt, kann sie nicht mehr vollständig entleert werden. Es verbleibt Restharn in der Blase, der sich schnell wieder bemerkbar macht. Beim Wasserlassen ist der Urinstrahl schwach und zum Teil sogar unterbrochen, weil z.B. die Prostata den Blasenausgang verengt oder versperrt. Kennzeichnend ist auch ein ständiger tröpfchenweiser Harnverlust.
Diagnoseverfahren bei Inkontinenz
Das Thema Blasenprobleme ist für viele Männer ein sensibles, oft unangenehmes Gesprächsthema. Dabei bist du mit deinen Schwierigkeiten keineswegs allein. Der erste Schritt zur Diagnose einer Blasenschwäche ist ein ehrliches Gespräch mit deinem Hausarzt oder einem Urologen. Daraufhin folgen einige Untersuchungen, um die Ursache der Inkontinenz genau zu bestimmen und eine passende Behandlung zu finden.
Zu Beginn wird eine sogenannte Anamnese durchgeführt, bei der du nach bisherigen Erkrankungen, Symptomen und alltäglichen Gewohnheiten befragt wirst. Dies geschieht oftmals mithilfe eines speziellen Fragebogens. Außerdem kann der Arzt die Führung eines sogenannten Miktionsprotokolls empfehlen, in dem du deine Flüssigkeitsaufnahme und Toilettengänge dokumentierst.
Bei einer körperlichen Untersuchung überprüft der Arzt die Bauchorgane, vor allem aber die Prostata, und führt meist eine Ultraschalluntersuchung durch. Im Rahmen des sogenannten Stresstests wirst du aufgefordert, entweder zu husten oder zu pressen, um festzustellen, ob dabei Urin abgeht. Abhängig von deinen Symptomen ist auch eine Bestimmung des Restharns in der Blase notwendig. Inkontinenz kann auch durch Harnwegsinfektionen verursacht werden, weswegen manchmal auch der Harn in einem Labor untersucht wird.
Es kann noch eine weitere Diagnostik notwendig sein, um mögliche Probleme der Blasenfunktion festzustellen. Durch sogenannte urodynamische Untersuchungen erfährt der Arzt, wie gut dein Blasenmuskel arbeitet, wie gut sich die Blase dehnen und zusammenziehen kann und wie hoch der Blasendruck ist. Diese Messung erfolgt über Sonden, die in die Blase und den Enddarm eingeführt werden, und ist nicht mit Schmerzen verbunden. Bei Verdacht auf spezifische Erkrankungen wie Blasensteine, Tumore oder Entzündungen kann eine Blasenspiegelung und/oder Röntgenuntersuchung nötig sein.
Behandlungsoptionen für Inkontinenz
Was zu tun ist bei Blasenschwäche und Inkontinenz hängt immer von der Ursache der Beschwerden ab. Liegt deinen Blasenproblemen eine körperliche Erkrankung zugrunde, muss diese vorrangig behandelt werden. Häufig ist die Prostata der Auslöser, die manchmal auch chirurgisch entfernt werden muss. Aber auch, wenn keine körperliche Ursache gefunden wird, stehen unterschiedliche Therapien zur Verfügung, um deine Blasenprobleme zu lindern:
Beckenbodentraining: Männer haben zwar von Natur aus einen stärkeren Beckenboden als Frauen. Es gibt aber spezielle Übungen, die vor allem bei Prostatavergrößerung den männlichen Beckenboden stärken.
Blasentraining: Du lernst, deine Blase besser zu kontrollieren und den Urin länger zu halten.
Lebensstiländerung: Verzichte auf harntreibende Lebensmittel, das Rauchen und versuche Übergewicht abzubauen. Auch das Anheben schwerer Gegenstände solltest du vermeiden.
Medikamente: Es gibt nicht nur Mittel gegen Inkontinenz bei Frauen, sondern auch für Männer. Die Medikation ist abhängig von der Inkontinenzform.
Behandlung einer Harnwegsinfektion: Manchmal reicht viel Trinken aus, um Bakterien auszuschwemmen. Bei starken Beschwerden ist die Einnahme von Antibiotika notwendig.
Operationen: Es gibt verschiedene chirurgische Eingriffe – ebenfalls abhängig von der Ursache der Inkontinenz. Ein Eingriff kann zum Beispiel eine Entfernung der Prostata, ein implantierter Schließmuskel zur manuellen Steuerung der Blase oder eine Harnröhrenschlinge bei der Belastungsinkontinenz sein.
Elektrische Neurostimulation und Neuromodulation: Wenn konservative Therapien versagen, kann ein „Blasenschrittmacher“ die für die Blase zuständigen Nerven stimulieren.
Nutzung von Inkontinenzhilfsmitteln: Für Männer gibt es spezielle Inkontinenzeinlagen, Inkontinenzunterwäsche, Inkontinenzvorlagen bis hin zu Einweghosen und vieles mehr.
Vorbeugende Maßnahmen und hilfreiche Tipps bei Inkontinenz beim Mann
Bei Problemen beim Wasserlassen kann ein Mann auch selbst einiges tun. Mit diesen Tipps und präventiven Maßnahmen kannst du deine Lebensqualität bei Inkontinenz steigern:
Blase und Beckenboden trainieren
gesund ernähren und Übergewicht abbauen
scharfe Speisen und kohlensäurehaltige Getränke meiden
auf eine ausreichend hohe Trinkmenge achten
regelmäßige Bewegung
Rauchen abgewöhnen und Alkohol reduzieren
vor dem Schlafen nicht zu viel trinken
tägliche Entspannungsphasen einbauen
spezielle Inkontinenzprodukte für Männer nutzen
Fazit
Inkontinenz bei Männern ist ein Thema, das nicht unter den Teppich gekehrt werden sollte. Obwohl es sich um ein sensibles Thema handelt, das oft mit Scham behaftet ist, gibt es viele effektive Behandlungsmöglichkeiten. Von Verhaltensstrategien und Beckenbodentraining über Medikamente bis hin zu chirurgischen Eingriffen – die Bandbreite der Therapieoptionen ist groß und verspricht Linderung der Symptome und in manchen Fällen sogar Heilung. Es ist enorm wichtig, dass betroffene Männer die Initiative ergreifen und ärztlichen Rat einholen, um die zugrunde liegenden Ursachen und die am besten geeigneten Behandlungen zu erkunden. Mit der richtigen Unterstützung können Männer mit Inkontinenz ein aktives und zufriedenes Leben führen. Kurzum: Inkontinenz ist behandelbar – und niemand sollte aus Verlegenheit auf Hilfe verzichten.
Oft gefragt
Unsere Spezialisten beraten Dich gerne über die von Deinem Arzt empfohlenen Hilfsmittel.