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Nächtlicher Harndrang: So unterstützen Inkontinenzartikel

Nächtlicher Harndrang: So unterstützen Inkontinenzartikel

Aktualisiert am 16.01.2025 | 7 Min. Lesezeit

Einleitung

Sowohl Frauen als auch Männer sind von häufigem nächtlichem Harndrang (Nykturie) betroffen. Dahinter können sich harmlose Gründe verbergen (zu viel trinken kurz vor dem Einschlafen), aber auch Krankheiten, Stress, Schwangerschaft oder Medikamentennebenwirkungen. Aber wie viel nächtlicher Harndrang ist normal? Musst du ein bis zweimal pro Nacht zum Wasserlassen aufstehen, so ist das in der Regel kein Grund zur Beunruhigung. Hast du nachts häufiger Harndrang, so solltest du dies jedoch von einem Arzt abklären lassen.

Das Wichtigste in Kürze
  • Nykturie bedeutet mehrmaliges Wasserlassen in der Nacht.

  • Sowohl Frauen als auch Männer können von häufigem nächtlichem Harndrang betroffen sein. Dahinter können sich unterschiedliche Grunderkrankungen verbergen. Ein Arztbesuch ist unbedingt ratsam!

  • Bei einer empfohlenen Trinkmenge von mindestens 1,5 Litern pro Tag gelten fünf bis sieben Toilettengänge täglich als normal. Musst du jedoch 20-mal am Tag zum Wasserlassen auf die Toilette, so ist das definitiv zu viel. Suche zeitnah deinen Hausarzt auf!

  • Normalerweise wird nicht mehr Urin ausgeschieden, als du trinkst. Du solltest ungefähr die gleiche Menge Harn ausscheiden, wie du Flüssigkeit zu dir nimmst.

Nykturie: Was ist nächtlicher Harndrang?

Du willst wissen, was der Begriff Nykturie genau bedeutet? Die Definition von Nykturie lautet: Mehrmaliges Wasserlassen während der Nacht. Stehst du nachts ein- bis zweimal auf, um deine Blase zu entleeren, so liegt dies im Bereich des Normalen. Musst du aber dreimal oder öfter zur Toilette, so ist das zu oft. Häufiges Wasserlassen in der Nacht wird manchmal als reines Altersleiden eingeschätzt – doch das ist falsch. Häufiger Harndrang in der Nacht kann viele Gründe haben und kommt bei Frauen und Männern etwa gleich oft vor.

Häufiger Harndrang hat Auswirkungen auf die Lebensqualität

Häufiger nächtlicher Harndrang wirkt sich negativ auf deine Lebensqualität aus. Zum einen wird deine Nachtruhe alle paar Stunden gestört, was zur Folge hat, dass dein Schlaf nicht so erholsam ist, wie er sein sollte. Körper und Geist finden nicht die Ruhe, die sie brauchen, um sich zu regenerieren. Dabei geht es nicht nur darum, dass der Körper sich von den Anstrengungen des Tages erholen muss. Auch der Geist verarbeitet nachts Erlebnisse. Wird der Schlaf jedoch alle paar Stunden durch nächtlichen Harndrang unterbrochen, kommt dies zu kurz. Das führt auf Dauer dazu, dass du tagsüber oft weniger leistungsfähig bist.

Ursachen: Warum müssen wir nachts so oft zur Toilette?

Wenn du nachts oft auf die Toilette musst, so kann es dafür mehrere Gründe geben. Generell ist Harndrang nachts nichts Ungewöhnliches, viele Menschen müssen ein bis zweimal pro Nacht aufstehen und Wasserlassen. Musst du jedoch dreimal oder öfter auf die Toilette, so kann eine Erkrankung dahinterstecken. Häufiger nächtlicher Harndrang bei der Frau tritt besonders in den Wechseljahren auf und ist dann meist hormonell bedingt. Rund zwei Drittel der Frauen über vierzig haben damit zu tun. Nächtlicher Harndrang bei der Frau kann aber auch eine ganze Reihe anderer Ursachen haben. So kann es sein, dass du mehr trinkst als üblich oder zu kurz vor dem Schlafengehen oder es sind zu viele koffeinhaltige Getränke dabei, die harntreibend wirken. Auch eine Schwangerschaft kann zu häufigem Harndrang führen (tagsüber und nachts). Darüber hinaus sind einige Krankheiten als Ursache denkbar (zum Beispiel Blasensteine, Diabetes, Herzprobleme). Ständiger Harndrang beim Mann – tagsüber und auch nachts – hat seine Ursache häufig in einer gutartigen Prostatavergrößerung, kann jedoch auch ein Symptom für Prostatakrebs sein. Außerdem kommen auch beim Mann Krankheiten wie etwa Diabetes, Nieren- und Blasensteine oder Herzprobleme als Grund für den häufigen Harndrang infrage. Nimm deine Beschwerden also auf jeden Fall ernst und lass sie medizinisch abklären.

Medizinische Ursachen bei häufigem Harndrang

Häufiger Harndrang kann eine ganze Reihe medizinischer Ursachen haben. Wir haben die häufigsten für dich in einer Übersicht zusammengefasst:

  • Blasenentzündung

Du musst schon wegen kleinster Urinmengen zur Toilette. Beim Wasserlassen empfindest du brennende Schmerzen. Oft ist der Urin zudem trüb und riecht streng. Manchmal ist auch Blut im Urin.

  • Reizblase

Du hast häufigen Harndrang, obwohl die Blase nur wenig gefüllt ist. Beim Wasserlassen empfindest du ein Brennen und es kommen nur kleine Urinmengen. Krampfartige Schmerzen im Unterleib sind zusätzlich möglich. Nach dem Wasserlassen empfindest du kein Gefühl der Linderung. Die Beschwerden treten meist tagsüber auf. Nun willst du vielleicht wissen: Was hilft bei einer Reizblase sofort? Beckenbodenübungen können sinnvoll sein, außerdem geplante Toilettengänge etwa alle drei bis vier Stunden. Doch eine Garantie, dass schnell Besserung eintritt, ist das nicht. Suche besser einen Arzt auf.

  • Blasensteine

Du empfindest häufigen Harndrang, aber das Wasserlassen ist erschwert oder sogar mit Schmerzen verbunden. Blut im Urin kann ebenfalls hinzukommen.

  • Harnleiterentzündung

Neben häufigem Harndrang kommen oft Schmerzen beim Wasserlassen und in der Nierengegend (können in Bauchraum und Rücken ausstrahlen) hinzu.

  • Nierenbeckenentzündung

Die Symptome ähneln der einer Blasenentzündung: häufiger Harndrang und ein brennendes Gefühl beim Wasserlassen.

  • Prostataerkrankungen

Ein besonders nachts auftretender Harndrang und ein langsamer, schwacher Harnstrahl beim Wasserlassen können auf Prostatakrebs hindeuten, jedoch auch Symptome einer gutartigen Prostatavergrößerung sein. Meist kommt dann auch ein Restharngefühl in der Blase hinzu. Eine Prostataentzündung geht ebenfalls mit häufigem Wasserlassen einher, dies kann schmerzhaft sein und ein Brennen verursachen.

  • Herzinsuffizienz

Häufiger nächtlicher Harndrang kann ein Hinweis auf eine Herzschwäche sein, besonders dann, wenn du tagsüber zudem geschwollene Beine hast.

  • Diabetes

Ständiger Durst und häufiger Harndrang deuten in manchen Fällen auf einen erhöhten Blutzuckerspiegel hin.

Lebensstil als Ursache für ständigen Harndrang

Nicht immer jedoch müssen Krankheiten die Ursache für deinen ständigen, auch nachts auftretenden Harndrang sein. Hier erfährst du, welche anderen Gründen infrage kommen:

  • Flüssigkeitszufuhr

Häufiger Harndrang kann durch zu viel Trinken vor dem Schlafengehen hervorgerufen werden. Dies gilt insbesondere dann, wenn es sich um harntreibende Getränke wie Kaffee, Tee und Alkohol handelt.

  • Ernährung

Deine Ernährung hat großen Einfluss auf deine Blase. So gelten zum Beispiel kaliumreiche Lebensmittel wie Spargel, Bananen und Kartoffeln als harntreibend, da sie die Nierentätigkeit anregen. Auch scharfe und saure Lebensmittel oder Gewürze (Chili, Curry, Zitronen, Orangen, Ananas) wirken meist entwässernd. Sie enthalten zudem Reizstoffe, die sich negativ auf eine ohnehin schon gereizte Blase auswirken. Gut zu wissen: Übergewicht kann eine Blasenschwäche verstärken. Je mehr Fett sich im Bauchbereich befindet, umso größer ist der Druck auf Blase und Beckenboden.

  • Medikamente

Verschiedene Medikamente sind dafür bekannt, den Harndrang zu verstärken. Dazu gehören, unter anderem sogenannte Diuretika. Umgangssprachlich werden sie oft Entwässerungstabletten genannt. Diuretika kommen zum Beispiel bei der Behandlung von Bluthochdruck, bei Herz-, Nieren- und Leberkrankheiten zum Einsatz. Aber auch einige Antidepressiva regen die Harnproduktion an. Besprich deinen persönlichen Medikamentenplan mit deinem Arzt und finde heraus, ob es Alternativen gibt.

Beeinflussen psychische Ursachen nächtlichen Harndrang?

Psychische Ursachen wie Stress und Angstzustände haben durchaus Einfluss auf einen verstärkten nächtlichen Harndrang. Die Blase wird vom vegetativen Nervensystem und Zentren im Gehirn gesteuert. Von dort aus werden über Nervenbahnen und Neurotransmitter Signale an den Blasenmuskel und den Beckenboden gesendet. Auf diese Weise können Nervosität und Angst dazu führen, dass du kleine Mengen Urin verlierst und/oder ständig das Gefühl hast, Wasser lassen zu müssen.

Symptome und Diagnose: Wie erkennt man Nykturie?

Leidest du unter häufigem Wasserlassen in der Nacht (dreimal und mehr), so spricht dein Arzt von Nykturie. Gründe dafür kann es viele geben. Hier ein paar Beispiele: Plötzlicher Harndrang bei der Frau kann zum Beispiel auf eine überaktive oder gereizte Blase hindeuten. Ständiger Harndrang bei der Frau ohne begleitende Schmerzen ist manchmal ein Zeichen für Diabetes. Drückt die Blase, obwohl sie leer ist, so kann dies ein Hinweis auf eine Reizblase sein. Schmerzen nach dem Wasserlassen bei der Frau können auf einen bakteriellen Harnwegsinfekt, eine Blasenentzündung (Zystitis), kleine Verletzungen im Intimbereich, auf Reizungen der Schleimhäute oder auch auf Blasensteine hindeuten. Lass die genaue Ursache medizinisch abklären! Nächtlicher Harndrang beim Mann ist manchmal die Folge einer Prostatavergrößerung, besonders dann, wenn auch noch Probleme beim Wasserlassen hinzukommen. Aber auch viele andere Gründe sind denkbar. Suche zunächst deinen Hausarzt auf, er wird dich dann gegebenenfalls an einen Facharzt überweisen.

Diagnosestellung

Um eine zuverlässige Diagnose stellen zu können, muss dein Arzt zunächst herausfinden, welche Erkrankung deiner Nykturie zugrunde liegt. In einem umfangreichen Gespräch wird er sich deine Beschwerden schildern lassen, danach folgen meist einige körperliche Untersuchungen. So ist ein Ultraschall oder eine Blutuntersuchung möglich. Auch ein Elektrokardiogramm (EKG) oder eine rektale Abtastung beim Mann werden manchmal durchgeführt – je nachdem, welche Grunderkrankung dein Arzt vermutet. Vielleicht empfiehlt er dir auch, ein Blasentagebuch (auch: Miktionsprotokoll) zu führen. Darin notierst du über einen gewissen Zeitraum deine Flüssigkeitsaufnahmen, deine Toilettengänge und die Intensität des Harndrangs. Die Angaben helfen deinem Arzt bei der Diagnostik.

Behandlungsmöglichkeiten: Lösungen für nächtlichen Harndrang

Sehr häufiger nächtlicher Harndrang ist nicht nur störend, sondern auch immens kräfteraubend, denn Körper und Seele erhalten, wenn du ständig zum Wasserlassen aufstehen musst, nicht die notwendige Ruhe, um sich über Nacht zu regenerieren. Es gibt jedoch einiges, was du tun kannst – teils nach Rücksprache mit deinem Arzt –, um die Häufigkeit deiner Toilettengänge wieder in den Griff zu bekommen. Hier einige Möglichkeiten für dich im Überblick:

  • Medizinische Behandlungen

Bei häufigem Wasserlassen nachts kann, je nach Ursache, eine medikamentöse Therapie infrage kommen. Lass dich zuvor jedoch umfangreich dazu beraten.

  • Blasentraining

Die Blase ist ein Muskel, den du trainieren kannst. Versuche deine Blase daran zu gewöhnen, mehr Flüssigkeit aufzunehmen und sie zu halten. Trainierst du die Blase nicht, so ist es möglich, dass sie schrumpft. Blasentraining ist in der Regel dann besonders hilfreich, wenn du an einer schwachen oder überaktiven Blase leidest.

  • Beckenbodentraining

Beckenbodentraining ist bei häufigem Harndrang und einer Blasenschwäche sehr hilfreich, denn es stärkt die Beckenbodenmuskulatur und den Schließmuskel der Harnwege. Sowohl Frauen als auch Männer können ihren Beckenboden mit einfachen Übungen stärken. Lass dich dazu von deinem Arzt oder einem Physiotherapeuten beraten.

  • Änderung des Lebensstils

Versuche Stress zu reduzieren. Dabei können Progressive Muskelentspannung (PMR), Atemübungen und Meditation helfen. Außerdem kann es sinnvoll sein, tagsüber immer mal wieder die Beine hochzulegen, insbesondere wenn du rund um die Knöchel Wasserablagerungen bemerkst. Das Wasser kann so über die Blutbahnen resorbiert werden und nächtlichem Harndrang wird vorgebeugt. Verzichte außerdem möglichst auf Kaffee, Tee und Alkohol am Abend. Achte aber darauf, über den Tag verteilt genug zu trinken. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung rät zu 1,5 Litern täglich. Trinkst du zu wenig, ist der Urin zu konzentriert und reizt die Blase zusätzlich. Etwa eine Stunde vor dem Zubettgehen solltest du aufhören zu trinken.

Inkontinenzprodukte: Helfer für eine ruhige Nacht

Besonders nachts leidest du an einem vermehrten Harndrang? Du hast Angst, deinen Harndrang nachts nicht vollständig unter Kontrolle zu haben und es nicht rechtzeitig zum nächtlichen Wasserlassen aus dem Bett zu schaffen? Oder du leidest vielleicht unter einer Dranginkontinenz, also auch tagsüber unter plötzlichem starkem Harndrang, bei dem du meist schon Urin verlierst, bevor du die Toilette erreichst? – Dann solltest du darüber nachdenken, tagsüber oder auch nachts, Inkontinenzprodukte zu tragen. Die Auswahl ist groß und reicht von Vorlagen über Höschen bis hin zu Windeln. Egal, wofür du dich entscheidest: Wichtig ist, dass das gewählte Produkt saugfähig genug ist und die richtige Größe hat, damit es zu keinen Undichtigkeiten kommt. Lass dich dazu am besten ausführlich in einem Sanitätshaus beraten.

Praktische Tipps: So reduzierst du nächtlichen Harndrang

Wenn du ein paar Dinge berücksichtigst, so kannst du deinen nächtlichen Harndrang in einigen Fällen durchaus verringern, vorausgesetzt er ist nicht die Folge einer Erkrankung. Hier eine Übersicht dessen, worauf du achten solltest:

  • Trinke über den Tag genug (mindestens 1,5 Liter), höre damit jedoch etwa eine Stunde vor dem Zubettgehen auf.

  • Verzichte abends auf harntreibende Getränke wie zum Beispiel Kaffee, Tee und Alkohol.

  • Vermeide die Blase reizende Substanzen wie säurehaltiges Obst (zum Beispiel Zitrusfrüchte), scharfe Gewürze (Chili, Curry, Wasabi), Süßigkeiten wie Schokolade und auch künstliche Süßstoffe.

  • Als pflanzliche Hausmittel gegen nächtlichen Harndrang gelten unter anderem Kürbissamenextrakt, Brennnessel, Angelikakraut und Preiselbeeren. Je nach Art und Schweregrad deiner Beschwerden ist die gewünschte Wirkung jedoch nicht garantiert. Besprich dich dazu zuvor unbedingt mit deinem Arzt.

  • Lege über den Tag häufiger mal die Beine hoch.

  • Vermeide Stress und entspanne dich zum Beispiel mithilfe von Atemmeditation, Yoga oder Ähnlichem.

  • Gewöhne dir regelmäßige Toilettengänge vor dem Schlafengehen an.

 Übrigens: Wenn du trotz wenigen Trinkens oft Wasserlassen musst, so deutet dies auf eine Reizblase hin. Wenig zu trinken hilft dabei allerdings gar nicht, im Gegenteil. Nimmst du nicht genügend Flüssigkeit zu dir, so ist dein Urin konzentrierter und reizt die Blase nur noch mehr.

Fazit

Nykturie, also nächtlicher Harndrang, ist weitverbreitet. Mehr als 60 Prozent aller über 70-Jährigen muss jede Nacht mehr als zweimal die Toilette aufsuchen. Das ist nicht nur kräftezehrend und verhindert, dass du am nächsten Morgen ausgeruht in den neuen Tag startest. Hinter einem anhaltenden, häufigen nächtlichen Harndrang können sich zudem ernst zu nehmende Krankheiten verbergen. Zögere also nicht, sondern suche deinen Arzt auf und lass dich gründlich untersuchen. Schamgefühle sind dabei vollkommen unangebracht!

Oft gefragt

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Karin Pütz
Medical Writerin
Autor

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Literatur und weiterführende Informationen