/
/
/
Effektive Maßnahmen gegen Inkontinenz: Therapien & Tipps

Effektive Maßnahmen gegen Inkontinenz: Therapien & Tipps

Aktualisiert am 23.10.2024 | 8 Min. Lesezeit

Einleitung

Inkontinenz beschreibt den ungewollten Verlust von Urin oder Stuhl. Die Harninkontinenz wird im Alltag oft als Blasenschwäche bezeichnet und tritt häufiger auf aus die Stuhlinkontinenz. Die Kontrolle über die Ausscheidung zu verlieren, bedeutet für die Betroffenen eine große psychische Belastung. Die hier vorgestellten Inkontinenz-Maßnahmen sollen helfen, die Beschwerden zu lindern.

Das Wichtigste in Kürze
  • Inkontinenz ist der Fachausdruck für ungewollten Urin- oder Stuhlabgang.

  • Beckenbodengymnastik, Biofeedback-Training und Toilettentraining zählen zu den meistgenutzten Therapieansätzen.

  • Inkontinenzhilfsmittel aus dem Sanitätshandel können den Umgang mit den Beschwerden unterstützen.

Inkontinenz verstehen: Definition und die verschiedenen Formen

Inkontinenz beschreibt den unwillkürlichen Verlust von Urin oder Stuhl. Sie kann Menschen jeden Alters und Geschlechts betreffen und die Lebensqualität stark beeinträchtigen.

Der ungewollte Urinverlust heißt in der Fachsprache Harninkontinenz. Bei der Harninkontinenz ist die Miktion, also die Entleerung der Blase gestört. Laut Robert-Koch-Institut leiden rund dreizehn Prozent der Frauen und fünf Prozent der Männer an einer Harninkontinenz. Die Medizin unterscheidet folgende Formen:

  • Belastungsinkontinenz: Urinverlust bei körperlicher Anstrengung oder Druck auf die Blase (z. B. Husten, Niesen, Lachen).

  • Dranginkontinenz: Starker Harndrang, der so plötzlich auftritt, dass die Betroffenen den Weg zur Toilette nicht mehr schaffen.

  • Überlaufinkontinenz: Die Blase speichert zu viel Urin und läuft über.

  • Reflexinkontinenz: Unwillkürlicher Urinverlust ohne Harndrang, zum Beispiel im Rahmen von Rückenmarksverletzungen.

  • Nykturie: Nächtlicher Harndrang, der dazu führt, dass Betroffene mehrmals aufwachen, um zur Toilette zu gehen.

  • Pollakisurie: Ausdruck für häufiges Wasserlassen in kleinen Mengen.

Dagegen beschreibt die Stuhlinkontinenz den unwillkürlichen Abgang von Stuhl, Gasen oder Schleim. Diese sogenannte „Darmschwäche“ bezeichnen Mediziner als anorektale Inkontinenz. An dieser Erkrankung leiden rund acht Prozent der Erwachsenen.

In unserem Ratgeberartikel zum Thema Belastungsinkontinenz findest du weitere hilfreiche Informationen.

Medizinischer Hinweis

Hinter häufigem Harndrang kann eine Harnwegsinfektion stecken. Kommen weitere Symptome wie Schmerzen beim Wasserlassen, krampfartige Schmerzen im Unterbauch, rot gefärbter Urin oder Fieber hinzu, vereinbare umgehend einen Termin bei einem Arzt.

Welche Arten und Symptome von Inkontinenz gibt es?

Bei der Harninkontinenz unterscheiden Mediziner zwischen folgenden Arten:

  • Belastungsinkontinenz: Unwillkürlicher Harnverlust bei körperlicher Anstrengung wie Husten, Niesen, Lachen oder Tragen schwerer Gegenstände.

  • Dranginkontinenz (überaktive Blase): Plötzlicher, starker Harndrang, häufiges Wasserlassen, nächtliches Harnlassen (Nykturie), Inkontinenz bei starkem Harndrang.

  • Mischinkontinenz: Kombination der Symptome von Belastungs- und Dranginkontinenz.

  • Überlaufinkontinenz: Ständiger Harndrang, tröpfchenweiser Harnabgang.

  • Reflexinkontinenz (neurogene Blase): Unwillkürlicher Harnverlust ohne Harndrang.

  • Funktionelle Inkontinenz: Ungewollter Urinverlust, die Fähigkeit des Betroffenen, auf Harndrang zu reagieren, ist beeinträchtigt (z. B. bei Demenz).

Die Stuhlinkontinenz kann sich ebenfalls in unterschiedlicher Form zeigen:

  • Muskuläre Inkontinenz: Ungewollter Abgang von Stuhl (Defäkation) bei körperlicher Belastung oder weichem Stuhlgang. Je nach Schwere der Inkontinenz kann Stuhl in kleinen Mengen oder größeren Umfang abgehen. Dies gilt auch bei breiigem Stuhlgang.

  • Neurogene Inkontinenz: Unwillkürlicher Stuhlabgang, Steuerung des Schließmuskels ist durch Rückenmarksverletzungen oder neurologischen Erkrankungen beeinträchtigt. Stuhldrang wird wahrgenommen, Betroffene können ihn nicht verzögern, um auf die Toilette zu gehen.

  • Sensorische Inkontinenz: Betroffene nehmen den Stuhldrang nicht wahr. Erst der Abgang von Stuhl wird bemerkt.

  • Konsistenzbedingte Inkontinenz: Bei dieser Form ist der Stuhlgang so flüssig, dass er nicht gehalten werden kann. Dies kann z. B. bei Durchfall oder chronisch entzündlichen Darmerkrankungen (CED) auftreten.

Medizinischer Hinweis

Wenn du an gelbem Stuhlgang, schleimigem Stuhlgang oder schleimigem Durchfall leidest solltest du unbedingt einen Termin bei deinem Hausarzt vereinbaren. Im Internet suchen Nutzer regelmäßig nach Informationen zu den Stichworten: Kein Stuhlgang, nur Schleim und Flüssigkeit – was ist das? Diese Symptome können auf eine Magen-Darm-Infektion hinweisen. Nimm in diesem Fall Kontakt zu deinem Arzt auf.

Allgemeine Maßnahmen gegen Inkontinenz

Leidest du an Inkontinenz kannst du mit Hilfsmitteln wie Einlagen und Vorlagen den Harn- oder Stuhlabgang auffangen. Zur Behandlung der Ursachen einer Inkontinenz ist eine genaue Diagnose notwendig. Aus diesem Grund ist es wichtig, mit einem Arzt über die Beschwerden zu sprechen, denn die Medizin kennt verschiedene wirksame Behandlungsansätze.

In unserem Ratgeberartikel zum Thema Hilfsmittel bei Inkontinenz kannst du dich weiterführend informieren.

Spezifische Therapieansätze bei Dranginkontinen

Die Therapie der Dranginkontinenz hängt von der Ursache und der Schwere der Erkrankung ab. In vielen Fällen lässt sich die Dranginkontinenz gut behandeln, sodass die Betroffenen wieder ein unbeschwertes Leben führen können. Die Therapie besteht aus folgenden Elementen, die jeweils auf die individuellen Bedürfnisse zugeschnitten werden.

  • Beckenbodentraining: Das Beckenbodentraining ist die wichtigste Säule der Therapie bei Dranginkontinenz. Die Muskeln des Beckenbodens werden durch gezielte Übungen gekräftigt. Dadurch verbessert sich deine Kontrolle über die Blase. (Hinweis: In unserem Ratgeberartikel Beckenbodentraining bei Inkontinenz findest du konkrete Übungsanleitungen.)

  • Blasentraining: Du kannst deine Blase durch regelmäßiges Toilettengehen (z. B. alle 2-3 Stunden) und gezieltes Anspannen der Beckenbodenmuskulatur beim Toilettengang trainieren. Auf diese Weise erhöht sich die Blasenkapazität und die Zeit zwischen den Toilettengängen.

  • Verhaltenstherapie: Im Rahmen einer Verhaltenstherapie lernen Betroffene Verhaltensweisen, um die Symptome der Dranginkontinenz zu lindern. Dazu gehören zum Beispiel Techniken zum Entspannen der Blasenmuskulatur.

  • Medikamente: Während Anticholinergika die Blasenmuskulatur entspannen den die Häufigkeit des Harndrangs verringern, stärken Tabletten mit Beta-3-Rezeptor-Agonisten die Blase und erhöhen die Blasenkapazität. Desmopressin reduziert die Menge an Urin, die der Körper produziert.

Vorbeugende Inkontinenz Maßnahmen und Lebensstilanpassungen

Lasse dich von diesen Tipps inspirieren und integriere sie langsam in deinen Alltag – so dass sie zu dir passen.

Übergewicht kann die Beckenbodenmuskulatur belasten und das Risiko für Inkontinenz erhöhen. Achte daher auf ein gesundes Gewicht. Mit jedem Kilogramm Gewicht, das du abnimmst, kannst du eine Verbesserung erzielen. Regelmäßige Bewegung stärkt die Beckenbodenmuskulatur und kann so das Risiko für Inkontinenz verringern. Besonders geeignet sind Sportarten, die den Beckenboden beanspruchen, wie zum Beispiel Gymnastik, Schwimmen oder Joggen. Eine ausgewogene Ernährung mit viel Obst, Gemüse und Vollkornprodukten fördert die Darmgesundheit und beugt Verstopfung vor. Verstopfung kann die Inkontinenz verschlimmern. Koffein, Alkohol und scharfe Speisen können die Blase reizen und das Risiko für Inkontinenz erhöhen. Diese Stoffe sollten daher möglichst vermieden oder zumindest reduziert werden.

Solltest du bereits Beschwerden einer Dranginkontinenz spüren, können dir diese Strategien helfen:

  • Regelmäßige Toilettengänge: Es ist wichtig, die Blase nicht zu lange zu überdehnen, sondern regelmäßig auf die Toilette zu gehen.

  • Gezieltes Trinken: Die Menge an Flüssigkeit sollte über den Tag verteilt gleichmäßig aufgenommen werden. Vermeide, große Mengen auf einmal zu trinken, insbesondere vor dem Schlafengehen.

  • Bestimmte Körperpositionen vermeiden: Vermeide es so weit wie möglich, den Druck auf die Blase erhöhen, wie z. B. beim Heben schwerer Gegenstände.

  • Entspannungstechniken: Entspannungstechniken wie Yoga oder Meditation können helfen, Stress abzubauen und die Symptome der Dranginkontinenz zu lindern.

Moderne Hilfsmittel und Unterstützung bei Inkontinenz

Die Meisten kennen die klassischen Hilfsmittel bei Inkontinenz: Slipeinlagen, Inkontinenz-Einlagen und Vorlagen. Für die unterschiedlichen Schweregrade der Inkontinenz gibt es die Produkte in verschiedenen Größen und Saugstärken.

Speziell für Männer wurden Penisklammern und Urinalkondome entwickelt. Die Penisklemmen unterdrücken den Urinfluss, während ein Urinalkondom über den Penis gestülpt wird und den Urin in einen Beutel leitet.

In einigen Fällen kann eine Operation die Harninkontinenz heilen oder zumindest lindern. So setzen Ärzte zum Beispiel bei Stressinkontinenz ein Kunststoffband unter der Harnröhre ein. Es unterstützt die Muskulatur und verhindert oder reduziert ungewollten Urinverlust.

Fazit

Inkontinenz von Harn oder Stuhl ist für die Betroffenen oft mit Schamgefühlen verbunden. Deshalb zögern die meisten Menschen, über dieses Thema mit einem Arzt zu sprechen. Das ist schade, denn es gibt hilfreiche Maßnahmen, um mit den Beschwerden umzugehen und wirksame Therapieansätze, um die Inkontinenz zu überwinden.

Oft gefragt

Susanne Schmieder
Medical Writerin
Autor

Unsere Spezialisten beraten Dich gerne über die von Deinem Arzt empfohlenen Hilfsmittel.

Literatur und weiterführende Informationen