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Achillessehnenruptur-Therapie: So wird der Riss geheilt

Achillessehnenruptur-Therapie: So wird der Riss geheilt

Aktualisiert am 14.01.2025 | 10 Min. Lesezeit
Geprüft von:Angelina Bzdun

Einleitung

Ein plötzliches, lautes Geräusch, das an einen Peitschenknall erinnert, begleitet von heftigen Schmerzen im Fuß – das sind häufig die Anzeichen für einen Riss der Achillessehne, auch Achillessehnenruptur genannt. Besonders sportlich aktive Menschen zwischen 30 und 50 Jahren sind von dieser Verletzung betroffen. Für die Behandlung einer Achillessehnenruptur gibt es verschiedene Therapien. Wir klären dich über deine Möglichkeiten auf und geben Tipps, um das Risiko für diese Verletzung zu mindern.

Das Wichtigste in Kürze
  • Die Achillessehne verbindet die Wadenmuskulatur mit dem Fersenbein. Sie hält Belastungen bis zum Zehnfachen des Körpergewichts stand.

  • Ein Achillessehnenriss ist oft die Folge einer langjährigen Achillessehnenreizung, Fehlstellungen oder früheren Verletzungen. Er kann aber auch durch sportliche Überbelastung entstehen.

  • Ein lautes Geräusch, stechende Schmerzen, eine Schwellung, ein Bluterguss und eingeschränkte Beweglichkeit sind typische Symptome.

  • Die Behandlung erfolgt sowohl konservativ (Ruhigstellung mit Spezialschuh) als auch operativ. Welches Verfahren besser ist, hängt von Alter, Fitness und der Art der Verletzung ab.

  • Eine sorgfältige Nachsorge und Physiotherapie sind wichtig, um die Mobilität und Funktion des Fußes wiederherzustellen und Komplikationen zu vermeiden.

Was ist eine Achillessehnenruptur?

Mit einer durchschnittlichen Länge zwischen 20 und 25 cm ist die Achillessehne die stärkste Sehne im Körper. Für die hohe Stabilität sorgen Gewebeschichten aus sehr dünnen Proteinfasern. Die Achillessehne verbindet die Wadenmuskulatur mit dem Fersenbein und hält eine Belastung bis zum Zehnfachen des eigenen Körpergewichts aus. Die Hauptaufgabe der Sehne besteht in der Übertragung der Muskelkraft auf den Fuß. Erst diese Kraft ermöglicht es dir, Bewegungen auszuführen, zu laufen oder zu springen.

Bei einer Achillessehnenruptur handelt es sich um einen vollständigen oder teilweisen Riss der Achillessehne. Meist tritt die Verletzung bei Sportarten auf, die mit einer erhöhten Zugkraft auf die Sehne verbunden sind, wie z.B. Tanzen oder Joggen. Ein Achillessehnenriss hat häufig eine Vorgeschichte: Meist ist die Sehne bereits über Jahre gereizt und vorgeschädigt – entweder durch Fehlstellungen oder Fehlbelastungen, aber auch durch frühere Bandverletzungen. Sobald die Achillessehne gerissen ist, kann der Fuß nicht mehr im vollen Umfang bewegt werden.

Info: Ein Achillessehnenriss sollte immer möglichst schnell medizinisch versorgt werden. Nur wenn die Sehne richtig zusammenheilt, gewinnt sie ihre Funktionsfähigkeit zurück. Suche deshalb bei jedem Verdacht auf eine Verletzung der Achillessehne einen Arzt auf.

Symptome einer Achillessehnenruptur erkennen

Sobald die Achillessehne gerissen ist, bildet sich häufig eine von außen sichtbare Delle über dem Fersenbein und es entstehen starke Schmerzen. Der Achillessehnenriss sollte nun möglichst schnell medizinisch versorgt werden. Wenn die Achillessehne nur angerissen ist, können die Symptome milder ausfallen.

Symptome einer Achillessehnenruptur im Überblick:

  • Lauter Knall: Ein hörbares Geräusch – vergleichbar mit einem Peitschenhieb – kündigt häufig den Riss an.

  • Stechende Schmerzen: Plötzliche, intensive Schmerzen in der Wade, meist direkt oberhalb der Ferse.

  • Schwellung: Sichtbare Schwellung an der Rückseite des Sprunggelenks oder im unteren Teil der Wade.

  • Hautverfärbung: Durch einen Bluterguss kann es zu bläulicher Verfärbung oder punktförmigen Einblutungen in der Haut kommen.

  • Eingeschränkte Plantarflexion: Das aktive Beugen des Sprunggelenks (Plantarflexion) ist nicht mehr möglich, da die Verbindung zwischen Wade und Fersenbein fehlt.

  • Unfähigkeit zum Zehenstand: Der Patient kann auf dem betroffenen Bein nicht mehr einen einbeinigen Zehenstand ausführen.

  • Gestörter Gehvorgang: Der normale Abrollvorgang des Fußes beim Gehen ist beeinträchtigt.

So wird die Diagnose einer Achillessehnenruptur gestellt

Durch die Kombination folgender Diagnosemethoden kann der Arzt eine genaue und umfassende Beurteilung der Verletzung vornehmen. Er erstellt einen Behandlungsplan, um die Achillessehnenruptur zu heilen. Ist die Achillessehne gerissen, beträgt die Dauer bis zur vollständigen Heilung mehrere Monate.

Anamnese und körperliche Untersuchung

Der Arzt befragt dich zu den Umständen des Unfalls, deinen Symptomen und anderen relevanten medizinischen Informationen. Anschließend untersucht er die äußerlichen Zeichen der Verletzung, wie Schwellung, Verfärbung und eventuelle Einblutungen. Durch vorsichtiges Abtasten der Wade kann der Arzt Druckschmerzen feststellen und möglicherweise eine Lücke oder Delle in der Achillessehne ertasten, was bereits auf einen Riss hinweist.

Funktionsprüfungen

Ein zentraler Bestandteil der Diagnose ist der Single-Heel-Rise-Test. Der Arzt fordert dich auf, auf einem Bein zu stehen und zu versuchen, die Ferse bis in den Zehenspitzenstand anzuheben. Bei einer intakten Achillessehne wird der Fuß zur Fußsohle hin gebeugt. Ist die Sehne gerissen, ist diese Bewegung nicht möglich. Dieser Test ermöglicht oft eine Erstdiagnose allein durch die Beobachtung der Funktionsfähigkeit der Sehne.

Bildgebende Verfahren für die Feindiagnostik

Sollte die Erstdiagnose einer Achillessehnenruptur durch Funktionstests plausibel erscheinen, kommen anschließend bildgebende Verfahren zum Einsatz, um die Diagnose zu bestätigen und die genaue Lage sowie das Ausmaß des Risses zu bestimmen.

  • Röntgen: Ein Röntgenbild hilft, um knöcherne Ausrisse der Achillessehne am Fersenbein zu identifizieren oder auszuschließen. Knochenbrüche oder -ausrisse können zusammen mit der Sehnenverletzung auftreten und müssen bei der Diagnose berücksichtigt werden.

  • Ultraschall (Sonografie): Eine Ultraschalluntersuchung dient dazu, die genaue Stelle und das Ausmaß des Risses in der Achillessehne sichtbar zu machen. Diese Technik ermöglicht eine detaillierte Darstellung der Weichteile und ist besonders hilfreich, um den Riss zu lokalisieren und eventuelle Begleitverletzungen zu erkennen.

  • MRT: Bei unklaren Verletzungen der Weichteile kommt das MRT zum Einsatz, um die Verletzung der Achillessehne dreidimensional darzustellen.

Konservative Achillessehnenruptur-Therapie

Die konservative Therapie einer Achillessehnenruptur zielt darauf ab, die Sehne ohne operatives Eingreifen heilen zu lassen. Dies ist möglich, wenn sich nach dem Riss die beiden Sehnenenden berühren. Hierzu wird der Fuß für etwa 6 bis 8 Wochen in einem speziellen Schuh ruhiggestellt. Dieser ist mit zusätzlichen Keileinlagen ausgestattet, um eine Spitzfußstellung zu ermöglichen, bei dem die Sehnenenden Kontakt haben. Zu Beginn der Behandlung kommen Gehstöcke zum Einsatz, welche in den ersten sechs Wochen die Mobilität unterstützen. Eine begleitende physiotherapeutische Behandlung ist ebenfalls vorgesehen, um den Heilungsprozess zu fördern und die Muskulatur zu stärken.

Ein Vorteil der konservativen Behandlung ist, dass die typischen Risiken einer Operation vermieden werden. Allerdings ist laut Studien das Risiko für eine erneute Ruptur leicht erhöht und es kann zu einem gewissen Kraftverlust kommen.

Operative Achillessehnenruptur-Therapie

Eine operative Therapie bei einem Achillessehnenriss wird vor allem bei jungen, sportlich aktiven Menschen in Betracht gezogen und sollte in den ersten 7 bis 10 Tagen nach dem Riss stattfinden. Der Hauptvorteil bei der Operation liegt im sicheren und stabilen Zusammenfügen der beiden Sehnenenden. Bei der Operation unterscheiden Mediziner zwischen der offenen und minimal-invasiven Operationstechnik.

Offene Operation

Durch einen Hautschnitt wird die Achillessehne in der kompletten Länge offen dargestellt. Der Vorteil dieser Methode ist, dass der Chirurg eine gute Zugänglichkeit zur kompletten Sehne hat. Der Arzt entfernt geschädigte Sehnenanteile und näht die Enden wieder zusammen. Wenn die Achillessehne bereits verschlissen und verkürzt ist, verstärkt der Arzt die Achillessehne z.B. mit einem Teil des Fußsohlenmuskels (Musculus plantaris). Die lange Naht und die generell ungünstige Durchblutungssituation an dieser Körperstelle führt nicht selten zu Wundheilungsstörungen, Verklebungen im Sehnenbereich und zu einer unschönen Narbe.

Nach der Operation erhält der Patient einen Unterschenkelgehgips oder eine Orthese, die das Bein in einer Spitzfußstellung von etwa 30 bis 40 Grad ruhigstellen, damit die Naht gut verheilen kann. Zu Beginn darf das Bein nur vorsichtig teilbelastet werden. Im Verlauf des Heilungsprozesses wird die Spitzfußstellung nach zwei Wochen weiter reduziert und der Arzt zieht die Fäden. Nach etwa 6 Wochen kannst du ohne Gips oder Orthese gehen und die Belastung des Fußes wieder schrittweise erhöhen.

Minimal-invasive Operation

Dank der modernen Medizin ist es kein Problem, einen Riss der Achillessehne auch minimal-invasiv mit Endoskopie zu operieren. Dabei reicht ein sehr kleiner Schnitt aus, um die Enden der gerissenen Sehne mit Hilfe innovativer Instrumente wieder zusammenzuführen und zu vernähen. Durch die kleine Naht ist der Verlauf nach der Operation für die meisten Patienten mit weniger Komplikationen und Schmerzen verbunden. Auch die Physiotherapie kann früher unterstützend eingesetzt werden, um den Fuß schneller zu mobilisieren.

Ein Achillessehnenriss oder eine stark geschädigte Achillessehne kann bei älteren Patienten minimal-invasiv durch den endoskopischen Transfer der Sehne des Großzehenbeugers operiert werden. Diese Sehne kann als Ersatz für die Achillessehne die Beugung des Sprunggelenks übernehmen. So ist es auch älteren Menschen möglich, mobil zu bleiben.

Rehabilitation und Nachsorge bei der Achillessehnenruptur-Therapie

Nach der ersten Phase der Ruhigstellung und wenn dein behandelnder Arzt die Erlaubnis erteilt, beginnt die wichtige Phase der Rehabilitation. Eine Bewegungstherapie unterstützt den Heilungsprozess und koordiniert die Belastungssteigerung und die Mobilisation des Gelenks. Orthopäden empfehlen, für mindestens 8 Wochen eine Schiene bzw. Orthese zu tragen. Für weitere 3 Monate sollten alle Sportarten vermieden werden, die die Achillessehne stark belasten.

Vorbeugen von Achillessehnenverletzungen

Die Achillessehne ist zwar die stärkste Sehne des menschlichen Körpers, aber dennoch anfällig für Verletzungen, insbesondere bei sportlicher Betätigung. Um solchen Verletzungen vorzubeugen, ist es wichtig, bestimmte Vorsichtsmaßnahmen zu beachten.

  • Vermeiden von Fehlhaltungen und -belastungen: Erlernen und Ausüben einer jeden Sportart sollte unter der Anleitung eines qualifizierten Trainers erfolgen, um Schädigungen durch falsche Belastungen zu vermeiden.

  • Gründliches Aufwärmen: Vor dem Training solltest du dir ausreichend Zeit nehmen zum Aufwärmen und die Intensität der Belastung langsam steigern. So senkst du dein Verletzungsrisiko.

  • Regelmäßiges, moderates Training: Statt selten und intensiv zu trainieren, ist es besser, regelmäßig und in moderaten Einheiten Sport zu treiben. Untrainierte Sehnen sind anfälliger für Verletzungen durch ungewohnte Belastungen.

  • Vermeidung plötzlicher Belastungsspitzen: Abrupte, sehr schnelle und kraftvolle Bewegungen sollten vermieden werden, um die Belastungsgrenze der Sehne nicht zu überschreiten.

  • Sehnenreizungen rechtzeitig behandeln: Fast jedem Achillessehnenriss gehen langjährige Reizzustände und Mikroverletzungen der Sehne voraus. Überbelastung, falsches Training und Fehlstellungen sind die häufigsten Ursachen, dass die Achillessehne chronisch gereizt ist. Du solltest diese Beschwerden ernst nehmen und dich bei einer Achillessehnenentzündung in Behandlung begeben, um das Risiko für einen späteren Riss zu minimieren. Die Heilung einer entzündeten Achillessehne kannst du beschleunigen: Stoßwellen- und Eigenblutbehandlung regen die Selbstheilungsmechanismen an.  

  • Unterstützung der Achillessehne: Bandagen und Tapes können die Achillessehne beim Sport unterstützen und zusätzliche Stabilität bieten. Vor allem bei einer vorgeschädigten Sehne wird dadurch weiteren Verletzungen der Achillessehne vorgebeugt.

Fazit

Ein Riss der Achillessehne erfordert eine schnelle und fachkundige medizinische Versorgung, um eine vollständige Heilung zu gewährleisten und Komplikationen zu vermeiden. Sowohl konservative als auch operative Therapien haben ihre Vor- und Nachteile und müssen individuell auf den Patienten abgestimmt werden. Während konservative Ansätze Operationsrisiken vermeiden, bieten operative Methoden, insbesondere bei sportlich aktiven Patienten, eine stabile und sichere Wiederherstellung der Sehnenfunktion.

Oft gefragt

Anja Lehner Ulshöfer
Anja Lehner-Ulshöfer
Medical Writerin
Autor

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Literatur und weiterführende Informationen