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Orthese oder Bandage: Was ist die beste Unterstützung?

Orthese oder Bandage: Was ist die beste Unterstützung?

Aktualisiert am 23.10.2024 | 5 Min. Lesezeit
Geprüft von:Partner Management

Einleitung

Bei Beschwerden und Verletzungen des Bewegungsapparates bieten orthopädische Hilfsmittel wie Bandagen und Orthesen wichtige Unterstützung. Wir erklären dir die Unterschiede und zeigen auf, wie du diese Hilfsmittel gezielt einsetzen kannst, um deine Heilung zu fördern und deine Beweglichkeit zu steigern.

Das Wichtigste in Kürze
  • Orthesen dienen der Ruhigstellung und Führung eines Körperteils, häufig nach Operationen oder schweren Verletzungen.

  • Bandagen bieten dem Gelenk Stabilität und Unterstützung, wenn du dich bewegst. Sie fördern die Durchblutung, lindern Schmerzen und beugen weiteren Verletzungen vor.

  • Die professionelle Anpassung von Bandagen und Orthesen ist entscheidend für den Therapieerfolg und den Tragekomfort.

  • Dein Arzt und/oder die Experten im Sanitätshaus unterstützen dich dabei, das für dich passende orthopädische Hilfsmittel zu finden.

Unterschied zwischen Orthesen und Bandagen

Auf den ersten Blick sehen Bandagen und Orthesen sehr ähnlich aus, weshalb sie auch oft verwechselt werden. Beide liegen ganz nah am Körper an und sind häufig unter der Kleidung versteckt. Schaut man aber genauer hin, dann sind einige erhebliche Unterschiede zu erkennen. Neben dem Aussehen unterscheidet sich vor allem der Anwendungsfall. Orthesen werden meist nach einer Operation oder bei einem Bänderriss vom Arzt verordnet, um das verletzte Gelenk ruhigzustellen oder das Knie in einem bestimmten Winkel zu fixieren. Die ausgeführte Bewegung wird mit einer Orthese gezielt geführt, Fehlhaltungen oder Fehlstellungen werden korrigiert.

Bandagen hingegen stabilisieren Gelenke, wenn du aktiv bist, und fördern durch die leichte Kompression die Durchblutung. Sie bestehen aus einem elastischen Material, das sich an die Kontur deines Körpers anpasst. Das verletzte Körperteil erhält Stabilität, ohne die Aktionsfreiheit deines Gelenks einzuschränken. Die Bandage entfaltet vor allem ihre Wirkung, wenn du dich bewegst. Sie übt einen gleichmäßigen Druck aus, der deine Muskulatur sanft massiert und dadurch Schmerzen lindert sowie den Stoffwechsel im umliegenden Gewebe anregt.

Orthesen

  • Material

Orthesen sind komplex konstruiert und bestehen häufig aus Schienen, Bändern mit Klettverschlüssen oder auch Schnüren, um den verletzten Körperteil zu fixieren. Die steifen Teile werden aus Kunststoff, Metall oder Silikon gefertigt. Die Gewebeanteile sind meist straff und unelastisch, wodurch die Bewegungsfreiheit des erkrankten Körperteils weiter eingeschränkt wird. Orthesen gibt es industriell hergestellt oder handgefertigt.

  • Flexibilität

Die Orthese dient dazu, Bewegung einzuschränken bis hin zur kompletten Ruhigstellung. Das Gelenk wird mit einer starren Schiene sicher geführt, um es zu entlasten und in der korrekten Bewegungsführung zu unterstützen. Dem Heilungsverlauf entsprechend, kann zum Beispiel die Orthese am Fuß verstellt werden, damit du mobiler wirst und den Fuß wieder zunehmend, aber kontrolliert belastest. So begleitet dich eine Orthese flexibel durch den Heilungsprozess.

  • Einsatzbereich

Orthesen werden meist nach Operationen oder schweren Verletzungen eingesetzt, um das entsprechende Körperteil ruhigzustellen und später bei der Mobilisierung zu unterstützen.

Häufige Einsatzbereiche von Orthesen:

Bandagen

  • Material

Bandagen bestehen aus einem speziellen elastischen Kompressionsgestrick, das dem verletzten Körperteil Stabilität gibt, ohne die Aktionsfreiheit deines Gelenks einzuschränken. Das atmungsaktive und hautfreundliche Material umschließt fest dein Gelenk, darf aber keinesfalls einschnüren. Solltest du schwitzen, leitet das Material die Feuchtigkeit nach außen ab. Einzelne Bandagenmodelle enthalten zudem geformte Einlagen, sogenannte Pelotten, die aus einem biegsamen Material gefertigt sind und zusätzlichen Schutz für Knochenstrukturen bieten oder Fehlstellungen korrigieren.

  • Flexibilität

Das elastische Kompressionsgestrick lässt Bewegung zu und entfaltet die stabilisierende Wirkung durch Verbesserung der Eigenwahrnehmung und Aktivierung der umliegenden Muskulatur. Bei jedem deiner Schritte spannt und entspannt sich deine Muskulatur im Wechsel. Das elastische Gestrick der Bandage übt dabei auf das Weichteilgewebe eine Wechseldruckmassage aus. Auch eingearbeitete Pelotten machen jede Bewegung mit und verformen sich, wodurch wieder der Massageeffekt entsteht.

  • Einsatzbereich

Bandagen kommen zum Einsatz, wenn du nach Verletzungen wieder mit dem Training beginnst. Sie bieten Unterstützung bei leichten bis mittelschweren Verletzungen, bei sportlichen Aktivitäten sowie zur Prophylaxe und Therapie von Gelenkerkrankungen oder muskulären Beschwerden. Dabei stimulieren sie die Sinneszellen im gesamten von der Bandage überdeckten Haut- und Muskelareal. Diese Wahrnehmung aktiviert sensomotorische Prozesse und stabilisiert den betroffenen Körperteil in der Bewegung.

Häufige Einsatzbereiche von Bandagen:

  • Kniebandagen

  • Ellenbogenbandagen

  • Handgelenkbandagen

  • Rückenbandagen

  • Knöchelbandagen

  • Schulterbandagen

Häufiger Anwendungsfall: Orthese oder Bandage für den Bänderriss?

Sicherlich fragst du dich, ob du bei einem Bänderriss auch eine Bandage statt einer Schiene tragen kannst. Bei einem Bänderriss im Sprunggelenk ist es notwendig, das verletzte Gelenk in der ersten Heilungsphase zu stabilisieren und ruhigzustellen. Dafür verordnet dir dein Arzt beim Bänderriss eine Orthese, die du für ca. vier bis sechs Wochen tragen musst. Wenn du im weiteren Verlauf der Heilung wieder mit leichtem Training beginnst, kann eine Bandage nach einem Sprunggelenk-Bänderriss für mehr Sicherheit und Stabilität sorgen.

Auswahl und Anpassung von Orthesen und Bandagen

Bandagen gibt es in unterschiedlichen Ausführungen. Im Sanitätshaus kannst du mehrere Varianten ausprobieren, damit die Bandage fest sitzt, aber nicht einschnürt. Orthesen gibt es bereits industriell vorgefertigt, häufig werden sie aber von einem Orthopädietechniker im Sanitätshaus individuell angepasst.

So geht der Orthopädietechniker bei der Anpassung einer Orthese vor:

  • Gipsabdruck herstellen

  • Fertigung der Orthese auf Basis des Gipsabdrucks

  • individuelle Anpassung der Orthese durch zusätzliche Abpolsterung

  • Anleitung zum korrekten Anlegen der Orthese

Um eine erfolgreiche Therapie zu garantieren, ist es aus Sicht von Orthopäden und Unfallchirurgen unbedingt notwendig, dass Fachexperten die orthopädischen Hilfsmittel verordnen, vermessen und anpassen. Auch der Gesundheitszustand des Patienten muss bei der Anpassung berücksichtigt werden. So kann man Passformproblemen und unerwünschten Ereignissen wie venösen Gefäßverschlüssen am Unterschenkel durch zu enge Kniebandagen vorbeugen.

Fazit

Die Entscheidung zwischen einer Orthese und einer Bandage hängt stark von der Art der Verletzung, dem Stadium der Heilung und den individuellen Anforderungen des Patienten ab. Während Orthesen primär für die Ruhigstellung und gezielte Führung eines Gelenks nach schwereren Verletzungen oder Operationen konzipiert sind, bieten Bandagen flexible Unterstützung und Bewegungsfreiheit, sind aber dennoch in der Lage, Muskel- und Gelenkpartien zu stabilisieren. Die korrekte Anpassung durch Experten ist dabei unentbehrlich, um die therapeutische Effektivität zu gewährleisten und mögliche Komplikationen zu vermeiden. Eine umfassende Beratung und Untersuchung durch Fachpersonal im Sanitätshaus oder in der Arztpraxis stellt sicher, dass Patienten das optimale Hilfsmittel erhalten.

Oft gefragt

Anja Lehner-Ulshöfer
Medical Writerin
Autor

Unsere Spezialisten beraten Dich gerne über die von Deinem Arzt empfohlenen Hilfsmittel.

Literatur und weiterführende Informationen