Fibromyalgie: Behandlungsmethoden & Alltagshilfen
Einleitung
Fibromyalgie ist durch chronische Ganzkörperschmerzen und zahlreiche, oft diffuse Symptome gekennzeichnet. Die Krankheit betrifft Millionen Menschen weltweit und gibt bis heute Rätsel auf: Da das Krankheitsbild komplex ist, wird die Krankheit nicht selten erst sehr spät erkannt. Die genauen Ursachen sind zudem immer noch unbekannt. Der Leidensdruck für Fibromyalgie-Betroffene ist hoch. Sie erleben unter anderem anhaltende Schmerzen, Müdigkeit sowie Bewegungseinschränkungen.
Viele Betroffene fühlen sich deshalb hoffnungslos. Doch es gibt einiges, was getan werden kann, um Linderung zu verschaffen. An welchen Symptomen die Krankheit erkannt werden kann und was du tun kannst, um dich im Alltag besser zurechtzufinden, erfährst du in diesem Überblick.
Fibromyalgie ist eine chronische Erkrankung, die durch weitverbreitete Ganzkörperschmerzen und zahlreiche andere Symptome gekennzeichnet ist.
Ursachen: Die genauen Ursachen sind unbekannt, aber genetische, neurobiologische und psychologische Faktoren spielen eine Rolle.
Symptome: Chronische Schmerzen, Müdigkeit, Schlafstörungen und kognitive Beeinträchtigungen.
Behandlung: Kombination aus medikamentösen und nicht-medikamentösen Therapien, inklusive Bewegung und Physiotherapie.
Fibromyalgie: Was steckt hinter den chronischen Schmerzen?
Brennende, stechende oder ziehende Schmerzen im ganzen Körper, Erschöpfungsgefühle und Konzentrationsprobleme – dies sind nur einige der zahlreichen Symptome, die Betroffenen von Fibromyalgie das Leben schwer machen. Fibromyalgie, auch Fibromyalgie-Syndrom genannt, ist eine chronische Erkrankung, an der Frauen bis zu sechsmal häufiger als Männer erkranken. Die Schmerzen treten meist immer in der Nähe von Muskeln und Gelenken auf und können sich durch emotionalen Stress oder in Belastungsphasen noch weiter verschlimmern.
Obwohl Fibromyalgie ein anerkanntes Krankheitsbild ist, fehlen bis heute Nachweise für eindeutige Ursachen. Betroffene werden deshalb häufig nicht ernst genommen.
Alle Ursachen im Überblick
Die genauen Ursachen für Fibromyalgie sind noch nicht vollständig geklärt. Es wird jedoch angenommen, dass eine Kombination aus genetischen, neurobiologischen und psychologischen Faktoren eine Rolle spielt.
Mögliche Ursachen und Auslöser sind:
Genetische Veranlagung: Fibromyalgie tritt häufiger in Familien auf, was auf eine genetische Komponente hinweist.
Störungen im zentralen Nervensystem: Veränderungen in der Schmerzverarbeitung und -wahrnehmung im Gehirn und Rückenmark können zu den Symptomen beitragen.
Psychische Faktoren: Stress, Traumata und psychische Belastungen können das Risiko erhöhen und die Symptome verschlimmern.
Infektionen: Bestimmte virale oder bakterielle Infektionen können als Auslöser fungieren.
Schwere körperliche oder emotionale Belastungen: Ereignisse wie Unfälle oder traumatische Erlebnisse können die Erkrankung auslösen oder verschlimmern.
Erste Anzeichen und häufige Symptome: Das sind Warnsignale des Fibromyalgie-Syndroms
Die Symptome eines Fibromyalgie-Syndroms entwickeln sich oft schleichend – zudem sind sie vielfältig und können von Person zu Person unterschiedlich sein. Betroffene berichten häufig über monatelang anhaltende Muskelschmerzen am ganzen Körper, die sich vom Rücken aus zu Beinen und Armen hin ausbreiten. Charakteristisch sind auch Schmerzen, die um die Gelenke hin auftreten – obwohl die Krankheit nie die Gelenke selbst betrifft, fühlen Betroffene Gelenkschmerzen am ganzen Körper.
Neben den ständig wechselnden Schmerzen am ganzen Körper zeigen sich auch Schlafstörungen, Erschöpfungsgefühle, eine Überempfindlichkeit auf Reize sowie seelische und emotionale Beschwerden sowie Ungleichgewichte.
Weitere Beschwerden, die mit dem Fibromyalgie-Syndrom in Zusammenhang stehen sind:
Knochenschmerzen und Müdigkeit
Kognitive Beeinträchtigungen: Konzentrationsprobleme und Gedächtnisstörungen, oft als „Fibro-Fog“ bezeichnet
Empfindlichkeit an Triggerpunkten: Erhöhte Schmerzempfindlichkeit an bestimmten Körperstellen, den sogenannten Tender Points
Kopfschmerzen
Magen- und Darmbeschwerden
Gefühlsstörungen an Händen und Füßen
Verstärkte Menstruationsbeschwerden
Herzrasen, Luftnot
Gedächtnis- und Konzentrationsstörungen
Diagnose: Wie stellt der Arzt eine Fibromyalgie fest?
Bis zur Diagnose Fibromyalgie erleben Betroffene häufig einen langen Leidensweg. Da die Symptome komplex und nicht eindeutig einzuordnen sind, ist eine genaue Erforschung der Krankengeschichte sehr wichtig. Das Fibromyalgie-Syndrom lässt sich zwar nicht durch Blutwerte und bildgebende Verfahren nachweisen – aber durch die Ergebnisse lassen sich andere Ursachen ausschließen. Ein wichtiger Bestandteil ist die körperliche Untersuchung – denn die Überprüfung der Schmerzempfindlichkeit an bestimmten Stellen am Körper (den Tender Points) ist ein wichtiger Anhaltspunkt für die Diagnose.
Mit folgenden Schritten führt der Arzt eine ausführliche Anamnese und körperliche Untersuchung durch:
Krankengeschichte: Erfassung der Symptome und ihrer Entwicklung über die Zeit
Körperliche Untersuchung: Überprüfung der Schmerzempfindlichkeit an den Tender Points
Ausschluss anderer Erkrankungen: Bluttests und bildgebende Verfahren, um andere Ursachen der Symptome auszuschließen
Spezifische Kriterien: Anwendung der Kriterien des American College of Rheumatology (ACR), die chronische Schmerzen an mehreren Körperstellen und Begleitsymptome berücksichtigen
Therapie & Behandlung: Welche Möglichkeiten gibt es?
Für die Behandlung von Fibromyalgie hat sich eine Kombination verschiedener Therapiearten als am erfolgversprechendsten herausgestellt. Wichtig ist, dass der Arzt die Therapie sehr individuell auf den jeweiligen Betroffenen abstimmt: Diese können je nach Symptomen auch die Zusammenarbeit mit Psychologen, Selbsthilfegruppen und Physiotherapeuten umfassen.
Die Behandlung der Fibromyalgie umfasst manchmal auch eine Kombination aus medikamentösen und nicht-medikamentösen Ansätzen – welche Therapien dabei für den jeweiligen Betroffenen infrage kommen, ist immer in Zusammenarbeit mit dem behandelnden Arzt zu entscheiden.
1. Medikamentöse Therapie
Antidepressiva, die in geringen Dosen verabreicht werden, helfen bei etwa der Hälfte aller Betroffenen zeitweise. Reine Schlafmittel sind wegen der Abhängigkeitsgefahr und einem Gewöhnungseffekt nicht empfehlenswert. Auch gängige Schmerzmittel helfen in der Regel wenig. Von anderen Betäubungsmitteln wie beispielsweise Cannabispräparaten wird ebenfalls abgeraten.
Bisher gibt es noch kein speziell zur Behandlung von Fibromyalgie entwickeltes Medikament – bei wenigen Menschen mit Fibromyalgie könnten jedoch die folgenden Medikamente, die normalerweise zur Behandlung von anderen chronischen Schmerzen eingesetzt werden, helfen:
Amitriptylin
Duloxetin
Pregabalin
Es ist jedoch empfehlenswert, nicht allein auf eine medikamentöse Therapie zu setzen – leichte körperliche Aktivität oder der Einsatz von Entspannungsmethoden können die Beschwerden ebenfalls verringern und zudem die Belastbarkeit noch erhöhen.
Hinweis: Bitte nehmen Sie keine Medikamente ein, ohne dies vorher mit einem Arzt abgesprochen zu haben.
2. Nicht-medikamentöse Therapie
Bewegung kann dabei helfen, die Schmerzen zu lindern – auch wenn Betroffene anfangs erleben, dass gymnastische Übungen die Schmerzen erstmals verschlimmern. Taste dich daher langsam an ein geeignetes Bewegungsprogramm heran – am besten in Zusammenarbeit mit einem Arzt und/ oder einem Physiotherapeuten. Hilfreich kann auch Bewegung in warmem Wasser sein – diese vertragen Betroffene von Fibromyalgie meistens sehr gut. Achte darauf, dich vor den Sporteinheiten immer zu dehnen – und nimm dir Zeit, um herauszufinden, welche der folgenden Sportarten am besten zu dir passt:
Gehen
Nordic-Walking
Schwimmen
Fahrradfahren
Tanzen
Muskelaufbautraining
Da Betroffene von Fibromyalgie häufig nicht nur an körperlichen, sondern auch an emotionalen Belastungen leiden, sind Entspannungsmethoden wie Tai-Chi, Autogenes Training oder Meditationsübungen unbedingt empfehlenswert. Für viele ist auch eine psychologische Begleitung durch einen Therapeuten sinnvoll, um besser mit den Belastungen im Alltag umzugehen.
Fibromyalgie: Die Rolle der Ernährung
Eine bedeutende Rolle bei der Behandlung von Fibromyalgie spielt auch die Ernährung: Ein Weg, um die Symptome von Fibromyalgie zu mildern, ist, die Ernährung auf überwiegend entzündungshemmende und antioxidative Lebensmittel umzustellen.
Es gibt Anzeichen dafür, dass Menschen mit Fibromyalgie einen erhöhten „oxidativen Stress“ haben. Das bedeutet, dass ihr Körper ständig in einem entzündlichen Zustand ist. Durch eine Ernährung, die Entzündungen hemmt, können die Schmerzen und Beschwerden, die mit dieser Erkrankung einhergehen, reduziert werden.
In puncto Ernährung wird deshalb empfohlen, auf Folgendes zu achten:
Entzündungshemmende Lebensmittel: Gemüse und Obst, insbesondere Beeren und Kiwis, sowie grüner Tee sind reich an Antioxidantien, die freie Radikale neutralisieren und so den oxidativen Stress und die Entzündungsneigung reduzieren.
Fleisch: Fleisch fördert Entzündungen aufgrund seines hohen Gehalts an Arachidonsäure (Omega-6). Daher sollten Betroffene den Fleischkonsum minimieren. Auch Milchprodukte sollten eingeschränkt und nicht täglich verzehrt werden.
Vermeiden: Zucker, Weizen und Kuhmilch (Trinkmilch) können chronische, niedrigschwellige Entzündungen fördern und sollten daher gemieden werden.
Proteinquellen: Fisch, Eier, Hülsenfrüchte, Nüsse und Lupinenprodukte sind gute Lieferanten für Proteine.
Gesunde Fette: Öle mit hohem Omega-3-Fettsäurenanteil, wie Leinöl (insbesondere mit DHA-Zusatz) oder Walnussöl, sowie Nüsse und Samen liefern wertvolle Fette.
Genussmittel: Alkohol und Kaffee können muskuläre Unruhe verursachen und sollten daher nur in geringen Mengen konsumiert werden.
Magnesium: Magnesium unterstützt die Muskelfunktion und hilft bei Stress- und Erschöpfungszuständen. Es kommt in Vollkornprodukten, Hülsenfrüchten wie Erbsen und Linsen, Bohnen, Kartoffeln, Nüssen und Sonnenblumenkernen vor.
Kannst du mit Bewegung Schmerzen lindern?
Hilfsmittel: So können Rollatoren Betroffene unterstützen
Durch oft anhaltende Muskel- und Gelenkschmerzen – vor allem durch Gliederschmerzen in den Beinen – kann die Bewegungsfähigkeit bei Fibromyalgie-Betroffenen beeinträchtigt sein. Hier kommen Rollatoren und andere Gehhilfen zum Einsatz – diese ermöglichen es, das Gleichgewicht zu halten, Stürze zu vermeiden und weiterhin aktiv am sozialen Leben teilzuhaben. Viele Modelle sind zudem mit Sitzflächen ausgestattet, die es ermöglichen, jederzeit eine Pause einzulegen. Durch den Einsatz eines Rollators können Betroffene weiterhin alltägliche Aufgaben selbstständig erledigen.
Fazit
Fibromyalgie ist eine komplexe Erkrankung, die das Leben der Betroffenen meist erheblich beeinträchtigt und zu Bewegungseinschränkungen führt. Die Kombination verschiedener Behandlungen ist für eine Linderung der Symptome oft entscheidend. Die richtige Therapie und praktische Hilfsmittel im Alltag ermöglichen es, den Alltag besser zu bewältigen und die eigene Mobilität zu erhalten. Wichtig ist, stets in enger Absprache mit dem Arzt zu bleiben und individuelle Behandlungsmöglichkeiten zu nutzen.
Oft gefragt
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