Resilienz stärken: So gelingt’s!

Karin Pütz
Karin Pütz17.4.2025 • Lesedauer: 5 Min.
Resilienz stärken: So gelingt’s!

Resilienz – so gelingt sie!

„Tu doch mal etwas, um deine Resilienz zu stärken – diesen Satz habe ich in den letzten Jahren immer mal wieder zu hören bekommen. Grund genug, mich des Themas einmal anzunehmen. Aber: Was genau ist Resilienz eigentlich? Ein Blick ins Lexikon hilft mir ein kleines bisschen weiter: Das Wort „Resilienz“ leitet sich vom lateinischen „resilire“ ab und bedeutet so etwas wie „zurückspringen“ und „abprallen“. Meist wird der Begriff im Sinne von „psychischer Widerstandskraft“ verstanden. – Nun, die kann sicherlich jeder gut gebrauchen. Aber bekommt man sie? Welche Eigenschaften muss man besitzen?

Ich habe ich mit Claudia J. (59) gesprochen, einer Frau, die Resilienz definitiv besitzt und der diese bereits durch einige Krisen hindurchgeholfen hat. Ich wollte wissen: Woher nimmst du dein positives Mindset, das es dir ermöglicht, auch in schwierigen Situationen, deine Zuversicht nicht zu verlieren?

Urvertrauen ist das Zauberwort 

Ich habe dieses Urvertrauen – irgendwie einfach ein tiefes Vertrauen ins Leben – und letztlich auch in mich selbst. Ich glaube fest daran, dass letztlich alles gut wird. Und so ist es in meinem Leben tatsächlich auch immer gewesen. Schon mein Opa, der mir als Kind sehr wichtig war, hat zu mir gesagt: „Claudia, mach‘ dir keine Sorgen, es schüttelt sich schon alles zurecht.“ Daran denke ich oft, wenn es mir schlecht geht. Andere mögen das vielleicht einfach für einen Spruch halten – für mich ist es mehr. Denn dieser Satz beschreibt genau das, was sich bisher durch mein Leben gezogen hat. Wenn es mir schlecht ging, dann sind mir jedes Mal Menschen begegnet, die mir mit einer vielleicht kleinen Äußerung, einem einfachen Satz, Mut gemacht haben. Daran habe ich mich dann jedes Mal wieder ein wenig aufgerichtet.

Du bist nicht allein

Vielleicht nenne ich mal ein Beispiel: Meine beiden Kinder wurden, als sie noch klein waren, von meinem damaligen Ehemann ins Ausland gebracht – ohne mein Wissen und ohne meine Einwilligung. Er hat sie mir entzogen. Mich hatte er angelogen und behauptet, es handele sich nur um einen Urlaub, danach werde er mir die beiden natürlich zurückbringen. Das tat er nicht. Der Kontakt zu meinen Kindern brach für mehrere Jahre ab. Ich war damals 39 Jahre alt. Ein halbes Jahr habe ich meine Kinder im Ausland gesucht, leider ohne Erfolg. Dann bin ich schweren Herzens nach Deutschland zurückgekehrt – ohne sie. Zum Glück hatte ich damals einen sehr entgegenkommenden Arbeitgeber, der mich freigestellt hat, damit ich mich auf die Suche begeben kann und der mir sogar mein Gehalt weitergezahlt hat. Dafür bin ich bis heute sehr dankbar. Auch, weil es mir gezeigt hat, dass man selbst in schrecklichen Situationen immer wieder auf Menschen trifft, die einen in irgendeiner Weise unterstützen.

Gib nicht auf

Nach der erfolglosen Suche war es sehr schwer für mich, wieder nach Deutschland in meine Wohnung zurückzukehren – an den Ort, wo ich mit meinen Kindern gelebt hatte und wo es nun zwei leere Kinderzimmer gab. Mir ging es damals sehr schlecht. In dieser Phase habe ich eine Frau kennengelernt, die das gleiche Schicksal hatte. Sie war depressiv, musste Psychopharmaka nehmen und hat mir dann gesagt: „Claudia, ich gebe dir jetzt mal einen Tipp. Mache es anders als ich! Pass auf dich auf, mache Dinge, die dir guttun. Irgendwann kommen deine Kinder zurück, und dann brauchen sie eine starke und gesunde Mutter, kein trauriges Häuflein Elend. Das hat mir diese Frau gesagt, die genau wusste, wie ich mich gefühlt habe, die selbst so unendlich verzweifelt war. Da hat es bei mir „Klick“ gemacht – und ich habe mir ihre Aussage zu Herzen genommen.

Der Glaube an ein gutes Ende

Der Glaube an ein gutes Ende

Inzwischen sind meine Kinder tatsächlich seit zehn Jahren wieder bei mir. Es war ein schwieriger Weg, die verlorene Zeit aufzuarbeiten und wieder zueinander zu finden. Wir haben viel miteinander geredet, unendlich viel. Und jetzt ist alles wieder in Ordnung. Wir haben ein gutes Verhältnis.

Veränderung – ein Schritt in die richtige Richtung

Das nächste Mal bin ich nach der Scheidung meiner zweiten Ehe in eine Krise gestürzt. Mein damaliger Mann hatte eine andere Frau kennengelernt. Auch das hat mir sehr zugesetzt. Im Nachhinein muss ich sagen: Diese Trennung war gut für mich. Mein Ex und ich, wir haben einfach nicht wirklich zusammengepasst. Und wäre mir nicht all das Negative passiert – ich hätte mich selbst als Mensch niemals so gut kennengelernt.

Auch Negatives kann letztlich gut sein

Kurz darauf teilte mir mein Hautarzt mit, er habe einen dunklen Flecken auf meinem Rücken bemerkt, der entfernt werden müsse. Eine reine Vorsichtsmaßnahme. Ich ging ins Krankenhaus und dort wurde festgestellt, dass es sich um schwarzen Hautkrebs handelte, leider auch schon in einem etwas fortgeschrittenerem Stadium. Mehrere Lymphknoten mussten entfernt werden. Zum Glück hatte der Krebs aber noch nicht gestreut. Wieder einmal hatte ich Glück im Unglück gehabt.

Hör nicht auf zu kämpfen 

Hör nicht auf zu kämpfen 

Das waren Situationen in meinem Leben, die mir gezeigt haben: Du kannst den Kopf in den Sand stecken und aufgeben – oder du hältst ihn aufrecht, kämpfst und vertraust darauf, dass alles doch noch gut wird. Für Letzteres habe ich mich entscheiden – immer wieder – und ich bin sehr froh darüber.

(Claudia J., 59)

Wege hin zu mehr Resilienz

Gut zu wissen

Drei Verhaltensweisen, die deine Resilienz stärken und dir helfen, zu mehr mentaler Klarheit und Gelassenheit in Stresssituationen zu finden:

  • soziale Bindungen eingehen

  • auf körperliches Wohlbefinden achten (Sport, Yoga, Pilates, Meditation, Atemübungen, Verzicht auf Alkohol und Nikotin, ausgewogene Ernährung)

  • positives Denken

Mitarbeiterin bei joviva, Karin Pütz, Content Writerin

Karin Pütz

Karin Pütz arbeitet als Journalistin und Autorin für verschiedene deutsche Verlage und Fernsehsender. Neben wissenschaftlich-medizinischen Fachbüchern, die in enger Zusammenarbeit mit Ärzten entstanden sind, hat sie Biografien (von Prominenten und Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens) sowie Kinderbücher veröffentlicht. Darüber hinaus verfügt sie über langjährige Erfahrung als Redakteurin im News-, Wissenschafts- und Magazinbereich.

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