Wunden besser behandeln mit Kompressionsstrümpfen
Einleitung
Wenn wir von Wundversorgung sprechen, hören wir oft den Begriff „Kompressionstherapie“ – und das aus gutem Grund: Kompressionsstrümpfe und Kompressionsverbände sind eine wichtige Therapiesäule bei der Heilung von chronischen Wunden in Verbindung mit Schwellungen wie beim „offenen Bein“, dem Endstadium einer chronischen Venenerkrankung. In diesem Ratgeberartikel erfährst du, wie Kompressionen bei der Behandlung offener Wunden effektiv helfen und Schmerzen lindern.
Die Kompressionstherapie fördert den venösen Blutrückfluss, reduziert Ödeme und beschleunigt dadurch die Wundheilung. Sie ist vor allem bei „offenen Beinen" (Ulcus cruris venosum) ein wichtiger Bestandteil der Therapie.
Der Kompressionsverband wird speziell vom medizinischen Fachpersonal angepasst. Er wird zur Entstauung direkt über Wundverbänden verwendet, um den venösen Rückfluss zu fördern und akute Ödeme zu reduzieren.
Nach der Entstauungsphase wird die Kompressionstherapie durch medizinische Kompressionsstrümpfe weitergeführt. Diese sind speziell an den Patienten angepasst und können eigenständig angelegt werden.
Es existieren Kontraindikationen wie arterielle Verschlusskrankheiten oder dekompensierte Herzinsuffizienz, bei denen keine Kompressionstherapie durchgeführt werden darf. Daher ist eine individuelle Diagnose unerlässlich.
Kompressionsstrümpfe vs. Kompressionsverbände
Zu den anerkannten Methoden zur Unterstützung der Wundheilung und zur Linderung der Symptome gehört die Kompressionstherapie. Kompressionsverbände dienen in der Akutphase zur Entwässerung des Beins – auch in Verbindung mit einer Wundversorgung. Nach dem sogenannten Entstauen kommt dann für die Dauertherapie der medizinische Kompressionsstrumpf zum Einsatz, der vom Patienten selbst angelegt werden kann. Welche Methode sich besser eignet, ist von der Art und vom Stadium der Erkrankung abhängig.
Einsatz von Kompressionsverbänden
Das Hauptziel eines Kompressionsverbands ist das Entstauen des Beins. Gleichzeitig lassen sich offene Wunden unter einem Kompressionsverband fachgerecht versorgen. Der Kompressionsverband eignet sich bei allen akuten Venenerkrankungen wie zum Beispiel der chronisch venösen Insuffizienz mit offenen Wunden, Thrombosen oder Venenentzündungen und wird vom Arzt oder Pflegepersonal an den aktuellen Schwellungszustand des Beins angepasst. Das feste Wickeln der Beine komprimiert die Venen, was die Funktion der Venenklappen begünstigt und zu einer verbesserten Blutzirkulation beiträgt. Durch die Kompression der Beine werden zudem entzündungsfördernde Eiweiße schneller abtransportiert. Die Wunde kann besser heilen, der Narbenbildung wird vorgebeugt und Schmerzen werden minimiert.
Der Kompressionsverband wird als Dauerverband aus unelastischen Binden, als Mehrkomponenten-Kompressionssystem oder als Wechselverband mit elastischen Kurzzugbinden angelegt. Unter dem Kompressionsverband nimmt eine Kompresse auf der offenen Wunde überschüssige Wundflüssigkeit auf. Alternativ stehen hydroaktive Wundauflagen für eine feuchte Versorgung trockener Wunden zur Verfügung.
Einsatz von Kompressionsstrümpfen
Nach dem Abheilen offener Wunden kommen üblicherweise im weiteren Verlauf der Behandlung medizinische Kompressionsstrümpfe zum Einsatz.
Medizinische Kompressionsstrümpfe sind in mehreren Stufen der Kompressionsintensität verfügbar, die als Kompressionsklassen bekannt sind. Bei Patienten mit moderaten Beinschwellungen kann oft eine Strumpfklasse der Stärke 2 angemessen sein, während bei ausgeprägteren Schwellungen oder Ödemen eine Strumpfklasse der Stufe 3 empfohlen wird. Nicht nur die Kompressionsstärke ist entscheidend – auch die Materialbeschaffenheit des Strumpfes, bekannt als „Stiffness“, spielt eine wesentliche Rolle bei der Auswahl deiner Kompressionsstrümpfe. Wir beraten dich gerne in einem unserer Sanitätshäuser vor Ort.
Bei welchen Wunden werden Kompressionsstrümpfe eingesetzt?
Die Kompressionstherapie ist geeignet für Patienten mit chronischen Wunden in Verbindung mit Ödemen und insbesondere für nahezu alle Betroffenen mit einem sogenannten „offenen Bein“ (Ulcus cruris venosum). Die Therapie unterstützt gezielt den beeinträchtigten Rückfluss des Blutes, der ursächlich für die Gewebeschädigungen verantwortlich ist.
Offenes Bein (Ulcus cruris venosum)
Die Deutsche Gesellschaft für Phlebologie beschreibt das „offene Bein“, medizinisch Ulcus cruris venosum genannt, als einen Gewebeschaden am Unterschenkel. Es handelt sich dabei um das Endstadium einer chronischen Veneninsuffizienz, die sich im Vorfeld bei den Patienten häufig in Form von Krampfadern bemerkbar macht. Beim venös bedingtem Ulcus cruris ist der Blutrückfluss durch eine Funktionsstörung der Venenklappen zum Herzen behindert. Das Blut staut sich in den Beinen und Flüssigkeit sammelt sich im Gewebe an. Es kommt durch den zu hohen Druck zur Durchblutungsstörung und zu einer gestörten Wundheilung. Jede noch so kleine Verletzung der Haut stellt nun eine Gefahr dar, da sie von allein meist nicht mehr abheilen kann. Ohne Therapie entwickelt sich dann ein Unterschenkelgeschwür, das sich als offene Wunde am Bein zeigt. Die häufig nässenden Wunden am Fuß reichen tief in das Gewebe. In diesem akuten Stadium fragst du dich bestimmt bei offenen Beinen, was jetzt hilft. Für den Heilungsprozess ist eine richtige Wundversorgung und Kompressionstherapie entscheidend.
Darum nässen Wunden: Wundflüssigkeit (medizinisch Exsudat) ist Teil der akuten Wundheilungsphase und in einer bestimmten Menge normal. Sie hat die Aufgabe, Bakterien und Zelltrümmer abzutransportieren. Ein Zuviel an Exsudat lässt hingegen die Wundränder aufweichen und gefährdet den Heilungsprozess.
Phasengerechte Kompressionstherapie
Die Kompression ist in der Medizin eine Standardtherapie zur Behandlung schwerer Venen- und Lymphleiden oder Kombinationen aus beiden Krankheitsbildern. Die Kompressionsbehandlung bei Wunden wie dem offenen Bein lässt sich in drei aufeinanderfolgende Stufen unterteilen, die fließend ineinander übergehen und zusammenwirken:
1. Phase: Entstauungsphase
In der ersten Phase liegt der Fokus auf der schnellstmöglichen Reduzierung der Schwellung. Bei gewissenhafter Einhaltung der Therapie ist es möglich, das Ödem innerhalb von drei bis vier Wochen auszuschwemmen und den Beinumfang zu verringern. Der Kompressionsdruck sollte zwischen 40 und 60 mmHg liegen. Dabei finden Kurzzugbinden, adaptive Kompressionsbandagen und Mehrkomponentensysteme Anwendung. Als saugende Wundauflagen nutzt der Arzt Saugkompressen, feinporige PU-Schaumstoffverbände oder Superabsorber.
2. Phase: Erhaltungsphase
Die Erhaltungsphase beginnt, wenn das Bein wieder seinen normalen Umfang erreicht hat. Während der weiteren Wundheilung kommen spezielle Ulkus-Strumpfsysteme zum Einsatz. Sie bestehen aus einem Unterstrumpf, der den Wundverband fixiert, aber kaum Druck ausübt. Darüber wird ein medizinischer Kompressionsstrumpf angezogen. Somit wird tagsüber durch dieses System ein Anlagedruck von ca. 40 mmHg erreicht. Das Strumpfsystem kann vom Patienten selbst angelegt werden.
3. Phase: Prävention
Nachdem die Wunde verheilt ist, wird die Kompressionsbehandlung dauerhaft fortgesetzt. Damit sollen Wassereinlagerungen und dem damit verbundenen Risiko erneuter Wunden effektiv vorgebeugt werden. Medizinische Kompressionsstrümpfe stehen in vier Kompressionsklassen, verschiedenen Strickungen und Materialien zur Verfügung und können auch auf Maß angepasst werden.
Kontraindikationen für eine Kompressionstherapie
Eine frühzeitige Behandlung einer Venenschwäche hilft, Krampfadern vorzubeugen und Komplikationen wie das offene Bein und Thrombosen zu vermeiden. Die Kompression ist somit Therapie der Wahl bei chronischen Wunden mit Ödemen und dem offenen Bein. Es gibt aber auch Erkrankungen, bei denen die Kompressionstherapie nicht angewendet werden darf. Dazu zählen nach der medizinischen Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Phlebologie folgende Erkrankungen:
fortgeschrittene periphere arterielle Verschlusskrankheit, wenn bestimmte vorgegebene Werte überschritten sind
dekompensierte Herzinsuffizienz
septische Phlebitis
Phlegmasia caerulea dolens
Therapeutische Maßnahmen: Varizen-Elimination
Krampfadern, auch Varizen genannt, sind ein deutliches Zeichen für eine Venenschwäche. Da die Venenklappen nicht mehr richtig schließen, versackt das Blut in den Beinen und führt zum dauerhaften Anschwellen der Beinvenen, schlimmstenfalls zu offenen Wunden und Thrombosen. Deshalb sollten Krampfaderleiden frühzeitig behandelt und die erkrankte Vene entweder entfernt oder verschlossen werden. Nach der sogenannten Varizen-Elimination ist ebenfalls eine Beinkompression notwendig, um einen komplikationslosen Heilungsverlauf zu gewährleisten.
Fazit
Die Kompressionstherapie spielt eine zentrale Rolle in der Behandlung und Prävention von chronischen Wunden, insbesondere im Falle des Ulcus cruris venosum, des sogenannten „offenen Beins“. Kompressionsverbände und -strümpfe sind zwei effektive Hilfsmittel, die zur Verbesserung des venösen Blutrückflusses und zur Reduzierung von Ödemen beitragen, wodurch diese Therapie eine Schlüsselposition in der Heilungsunterstützung chronischer Wunden einnimmt. Durch die konsequente Anwendung der Kompressionstherapie wird der Entstehung neuer Wunden vorgebeugt, die Heilung gefördert, Schmerzen gemindert und letztlich die Lebensqualität der Betroffenen signifikant verbessert.
Es ist jedoch zu beachten, dass nicht jeder Patient für eine Kompressionstherapie geeignet ist. Die individuelle Diagnose und Beratung durch medizinisches Fachpersonal ist unerlässlich, um Kontraindikationen auszuschließen und die bestmögliche Behandlung sicherzustellen.
Oft gefragt
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