Wechseljahre – das hat mir geholfen!
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Mit Vollgas hinein in ein tiefes Loch
Schätzungsweise rund neun Millionen Frauen in Deutschland sind gerade in den Wechseljahren. Etwa jede Dritte von ihnen leidet an hormonbedingten Schlafstörungen, Stimmungsschwankungen und Hitzewallungen. Eine von ihnen - Miriam B. (49), hat mir ihre Geschichte erzählt:
Ich hatte gar nicht bemerkt, wie sie sich angeschlichen hatten, aber als sie dann da waren, trafen sie mich mit voller Wucht – die Wechseljahre. Klar, da waren ein paar Anzeichen gewesen. In letzter Zeit schlief ich schlecht und das nächtliche Gedankenkarussell lief bei mir neuerdings auf Hochtouren, da ich im Job gerade stark eingebunden war – allerdings aus freien Stücken. Ich merkte, dass ich dünnhäutiger wurde, schneller genervt und aufbrausend, generell unter starken Stimmungsschwankungen litt. Meine Zündschnur war kurz – oft reichte schon eine Kleinigkeit aus und ich platzte vor Wut. Nicht gerade sympathisch, das war mir klar. Als solch ein hitzköpfiges Monster kannte ich mich eigentlich gar nicht.
Hitzewallungen ahoj!
Apropos „hitzköpfig“ – als nächstes schlug die Hitze nicht nur bei meinen Emotionen zu, sondern in meinem ganzen Körper. Ich hatte plötzlich Hitzewallungen vom Feinsten. Mehr als einmal riss ich in meiner Verzweiflung einfach die Kühlschranktür auf und atmete auf, sobald ich die daraus herausströmende Kälte spürte.
Da war es mir endgültig klar: Die Wechseljahre waren da!
Ich hatte schon immer eine unregelmäßige Periode gehabt. Die längeren Pausen zwischen meinen Monatsblutungen, die zudem teilweise sehr schwach ausfielen, waren für mich daher kein Warnsignal gewesen.
Zugegebenermaßen war ich geschockt: Ich war gerade einmal 49 Jahre alt und hatte noch so viel vor – okay, Kinderkriegen stand nie wirklich auf meinem Lebensplan. Dennoch war die Gewissheit, dass mein Körper nun schlicht nicht mehr dazu in der Lage sein würde, ein Baby auf die Welt zu bringen, komisch – vom Gefühl her ziemlich dicht dran an „alt und gebrechlich“. Die Wechseljahre – so hatte ich mir eingebildet, würden mich noch lange nicht betreffen – ein Irrtum, wie ich nun wusste.
Früher oder später kommt jede Frau in die Wechseljahre.
Die Wechseljahre bezeichnen die Zeit der hormonellen Umstellung bei einer Frau. Durchschnittlich dauern sie fünf bis zehn Jahre. Sie gelten als beendet, sobald die letzte Regelblutung ein Jahr zurückliegt.
Der Zeitpunkt der letzten Blutung wird als Menopause bezeichnet (aus dem Griechischen „meno“ für Monat und „pausis“ für „Ende“).
Mit dem letzten Menstruationszyklus endet die fruchtbare Lebensphase von Frauen (derzeit durchschnittlich mit 51 Jahren).
Anzeichen für den Beginn der Wechseljahre sind unter anderem Unregelmäßigkeiten im Monatszyklus, eine geringe Blutungsstärke, Zwischenblutungen und verstärkte Regelbeschwerden.
Wer ist diese unausgeglichene Person?!
Meine Beschwerden nahmen zu. Immer häufiger litt ich an Konzentrationsschwierigkeiten und Antriebslosigkeit. Bald kamen Haarausfall und Wassereinlagerungen (vor allem in meinen Füßen) dazu. Ich fühlte mich in meiner Haut absolut nicht mehr wohl. Das zog mich zusätzlich runter. Ich war deprimiert, fühlte mich mutlos und leer. So kannte ich mich nicht – und so wollte ich auch nicht sein! Als mein Arzt mir mitteilte, die Wechseljahre könnten mich fünf bis zehn Jahre begleiten, da war es, als habe er mir den Boden unter den Füßen weggezogen. Zehn Jahre – so lange würde ich das nicht durchhalten! Und NEIN! So lange würde ich mich davon nicht tyrannisieren lassen! Endlich erwachte so etwas wie Kampfgeist in mir. Und da war es wieder, halleluja – ein Lebenzeichen meines alten, mir viel sympathischeren Ichs.
Hitzewallungen
Stimmungsschwankungen bis hin zu Depressionen
Angst und Gereiztheit
Antriebslosigkeit
Konzentrationsschwierigkeiten
Unspezifische Schmerzen
Appetitlosigkeit
Verlust der Libido
Haarausfall
Nicht mit mir!
Ich las alles, was ich zu dem Thema Wechseljahre finden konnte, sprach mit Ärzten und Freundinnen. Schnell war klar: Die nicht mehr ausreichend produzierten Hormone Progesteron und Östrogen sind das Problem. Immer wieder hörte ich von der Möglichkeit einer Hormonersatztherapie (HRT) – meist eine Östrogen-Gestagen-Behandlung. Doch die kam für mich nicht in Frage. Um ehrlich zu sein: Der Gedanke daran machte mir beinahe mehr Angst als meine Beschwerden. Denn, so erfuhr ich, eine solche Behandlung kann extreme Nebenwirkungen haben, besonders wenn man sie langfristig anwendet. So kann sie das Risiko einer Brustkrebserkrankung und eines Schlaganfalls erhöhen. Nein danke!
Der lange Weg heraus aus dem Tief
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Der lange Weg heraus aus dem Tief
Ich habe mich schließlich für den sanften, wenn auch etwas aufwändigeren Weg entschieden, der mir zwar zugegebener Weise einiges an Geduld abverlangt hat, mir dafür aber tatsächlich nachhaltig geholfen hat. Ich habe meine Ernährung umgestellt (viele Ballaststoffe, viele pflanzliche Eiweiße), komplett auf Alkohol verzichtet, habe stattdessen vor dem Schlafengehen beruhigende Tees getrunken und mir ein ergonomisches Kissen angeschafft. Außerdem habe ich endlich wieder Sport gemacht – regelmäßig und mit wachsender Freude – hauptsächlich Yoga, Pilates und Wirbelsäulentraining. Waren Thera-Band, Pilates-Bänder und Igelbälle für mich früher eher Foltergeräte gewesen, so wurden sie nun zu meinen ständigen Wegbegleitern. All das zusammen hat mir einen echten Energiekick geben und zudem einen Booster hin zu einem ganz neuen Selbstgefühl.
Einige Pflanzen besitzen östrogenähnliche Eigenschaften. Diese gehören dazu:
Traubensilberkerze
Rotklee
Soja
Mönchspfeffer
Folgende Pflanzen wirken entspannend und unterstützen einen guten Schlaf:
Johanniskraut
Hopfen
Melisse
Baldrian
Passionsblume
Endlich frei!
Jetzt gelang es mir, die Tatsache, dass ich in den Wechseljahren war, nicht nur zu akzeptieren, sondern ihnen sogar etwas Positives abzugewinnen. Keine Blutungen mehr, keine allmonatlichen Unterleibsschmerzen – was für eine Erleichterung! Körperlich und mental geht es mir mittlerweile wieder richtig gut, ich blicke optimistisch und mit Freude nach vorn. Der Körper verändert sich nun mal im Laufe des Lebens, doch es ist eine Frage des Mindsets, ob und wann ich als Mensch wirklich alt bin. Ich jedenfalls, fühle mich gerade fitter, attraktiver und zufriedener als je zuvor. Danke, Wechseljahre, für diese Lektion!
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Karin Pütz
Karin Pütz arbeitet als Journalistin und Autorin für verschiedene deutsche Verlage und Fernsehsender. Neben wissenschaftlich-medizinischen Fachbüchern, die in enger Zusammenarbeit mit Ärzten entstanden sind, hat sie Biografien (von Prominenten und Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens) sowie Kinderbücher veröffentlicht. Darüber hinaus verfügt sie über langjährige Erfahrung als Redakteurin im News-, Wissenschafts- und Magazinbereich.
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