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Belastungsinkontinenz: Mit Stressinkontinenz besser leben

Belastungsinkontinenz: Mit Stressinkontinenz besser leben

Aktualisiert am 23.10.2024 | 8 Min. Lesezeit

Einleitung

Stell dir vor, du lachst herzhaft mit Freunden, und plötzlich spürst du einen Tropfen in deiner Unterwäsche. Oder du joggst durch den Park und hast das Gefühl, die Kontrolle über deine Blase zu verlieren. Dann leidest du wahrscheinlich unter einer Belastungsinkontinenz, auch Stressinkontinenz genannt. Die Harninkontinenz trifft Frauen häufiger als Männer.

Das Wichtigste in Kürze
  • Belastungsinkontinenz ist der ungewollte Abgang von Urin bei Stress oder Anstrengung.

  • Das Leiden ist weitverbreitet und belastet die Betroffenen stark.

  • Beckenbodentraining, Biofeedback oder Psychotherapie können die Beschwerden lindern. In besonders starken Fällen kann eine Operation notwendig sein.

  • Mit der richtigen Diagnose kann eine Belastungsinkontinenz gut behandelt werden.

Was ist eine Belastungsinkontinenz?

Eine Belastungsinkontinenz ist eine Form der Harninkontinenz. Sie wird umgangssprachlich auch als „schwache Blase“ bezeichnet. Das ist nicht ganz korrekt. Genau genommen liegt die Schwäche in der Beckenbodenmuskulatur. Sie kann dem Urindruck unter Belastung nicht standhalten.

Die Blasenschwäche tritt beim Mann in der Regel im Zusammenhang mit Operationen auf, vor allem nach einer radikalen Entfernung der Prostata. Deshalb leiden vor allem Männer über sechzig Jahren an den Beschwerden. Dagegen begünstigt die Anatomie des Beckens eine Blasenschwäche bei Frauen. Dieser Umstand zeigt sich in der Häufigkeit des Krankheitsbildes: Drei bis zehn Prozent der Männer und fünf bis zwanzig Prozent der Frauen in Deutschland sind inkontinent. Mit steigendem Alter nimmt das Erkrankungsrisiko zu.

Übrigens: Eine Inkontinenz beim Mann tritt zwar seltener auf als bei Frauen. Die psychische Belastung ist jedoch bei allen Betroffenen hoch.

Symptome der Belastungsinkontinenz

Mediziner sprechen von einer Belastungsinkontinenz, wenn Betroffene bei Anstrengung unwillkürlich Harn verlieren. Am häufigsten geht der Urin in folgenden Situationen ab:

  • Niesen, Husten oder Lachen

  • Springen oder Hüpfen

  • Tragen schwerer Gegenstände

  • Treppensteigen

Zusätzlich können weitere Symptome wie ein Druckgefühl in der Blase, häufiges Wasserlassen ohne Schmerzen oder nächtlicher Urinverlust auftreten.

Andere, ebenfalls häufige Blasenbeschwerden stehen nicht zwingend mit einer Belastungsinkontinenz in Verbindung. Du solltest sie trotzdem von einem Arzt abklären lassen.

Das gilt zum Beispiel für Druck im Unterleib beim Hinsetzen. In Verbindung mit anderen Symptomen könnte es sich um eine Senkung der Gebärmutter handeln. Wenn du zwanzigmal am Tag auf die Toilette musst oder das Gefühl hast, auf die Toilette zu müssen, aber es kommt kein Urin, sollte dein Hausarzt unbedingt eine Blasenentzündung ausschließen. Dies ist auch der Fall, wenn du dunklen Urin trotz vielen Trinkens ausscheidest oder falls der Urin einfach aus der Blase herausläuft. Frauen treffen Harnwegsbeschwerden allgemein häufiger als Männer, trotzdem sollten auch Männer bei Beschwerden mit einem Arzt ihres Vertrauens sprechen.

Falls dein Urin stinkt – das gilt für Frauen und Männer –, können folgende Ursachen dahinterstecken: Schwefelhaltige Lebensmittel wie Lauch- oder Kohlgemüse und Spargel oder Infekte der Leber oder Harnwege.

Ursachen einer Belastungsinkontinenz

Dieser Variante der Inkontinenz können verschiedene Ursachen zugrunde liegen. Männer entwickeln eine Belastungsinkontinenz meist, wenn ihnen die Prostata entfernt wurde. Die Beckenbodenmuskeln müssen sich an die neuen Bedingungen anpassen, um die Harnblase zuverlässig zu verschließen.

Außerdem kann Übergewicht den Druck auf die Blase so weit erhöhen, dass unwillkürlicher Harnverlust auftritt.

Die Muskulatur der Frau ist in der Regel schwächer ausgeprägt als die von Männern. Bei Frauen stehen folgende Ursachen im Vordergrund:

  • schwache Beckenbodenmuskulatur

  • gedehnte Muskeln durch Schwangerschaften und Übergewicht

  • Muskelabbau im Alter

  • chronische Blasenentzündung

Diagnose-Methoden von Belastungsinkontinenz

Wenn du mit deinem Arzt über unwillkürlichen Harnverlust sprichst, hast du bereits den wichtigsten Schritt geschafft. Viele Betroffene schweigen aus Scham – dabei lässt sich die Erkrankung nach der Diagnosestellung wirksam behandeln.

Die Diagnose stellt der Arzt nach einer umfassenden Anamnese und einer körperlichen Untersuchung. Zuerst befragt er dich nach der Art der Beschwerden, seit wann sie bestehen und wie stark sie ausgeprägt sind. Darüber hinaus benötigt der Mediziner Informationen über Vorerkrankungen, Schwangerschaften, Operationen und welche Medikamente du einnimmst. Auch ob du stimulierende Substanzen wie Koffein oder bestimmte Drogen zu dir nimmst, kann er abfragen.

Anschließend tastet der Arzt deinen Unterleib ab. Mithilfe von Reflextests kann er die Stärke deiner Beckenbodenmuskeln prüfen. Je nach Beschwerdebild ordnet der Arzt weitere Diagnoseverfahren wie Ultraschall, Blut- und Harnuntersuchung oder eine Blasenspiegelung an.

Medikamente kommen vorwiegend im Rahmen der Therapie bei Dranginkontinenz zum Einsatz. Bei besonders ausgeprägter Belastungsinkontinenz kann der Arzt bestimmte Antidepressiva in geringer Dosis verordnen.

Medizinischer Hinweis

Medikamente kommen vorwiegend im Rahmen der Therapie bei Dranginkontinenz zum Einsatz. Bei besonders ausgeprägter Belastungsinkontinenz kann dein Arzt bestimmte Antidepressiva in geringer Dosis verordnen. Grundsätzlich solltest du dich von deinem Arzt beraten lassen, anstatt Wege zur Selbstheilung einzuschlagen.

Therapiemöglichkeiten bei Belastungsinkontinenz: Konservativ bis operativ

Die Therapie besteht aus verschiedenen Elementen und orientiert sich an den Auslösern. Ein gezieltes Beckenbodentraining unter der Anleitung eines Physiotherapeuten spielt eine zentrale Rolle. Falls du an Übergewicht leidest, wird dein Arzt dir eine Gewichtsabnahme empfehlen. Wenn es möglich und sinnvoll ist, wird er deine Medikation anpassen.

Eine Behandlung mit der Biofeedback-Methode kann dir helfen, deine Beckenbodenmuskeln zu spüren und gezielt zu steuern.

Falls du unter starkem Stress leidest, kann eine Psychotherapie dich dabei unterstützen, mit den akuten Belastungen besser umzugehen.

Führt die konservative Behandlung nicht zum Ziel, kann der Arzt dir eine Operation empfehlen. Dabei werden zum Beispiel die Folgen einer Gebärmuttersenkung korrigiert, die Harnröhre rekonstruiert oder eine Injektion in den Blasenmuskel vorgenommen. Dein Arzt beantwortet dir alle Fragen zu dem Eingriff.

Der Fachhandel bietet zahlreiche Inkontinenzhilfsmittel, die dir das Leben erleichtern.

Vorbeugende Tipps und Alltagsstrategien zur Bewältigung der Belastungsinkontinenz

Es gibt keine Garantie, dass du die Kontrolle über deine Blase ein Leben lang behältst. Du kannst jedoch einen wichtigen Beitrag leisten, um das Risiko einer Inkontinenz gering zu halten. Dazu zählt unter anderem Folgendes:

  • Achte auf dein Gewicht.

  • Trainiere regelmäßig deine Beckenbodenmuskulatur.

  • Höre auf zu rauchen. Chronischer Husten erhöht die Wahrscheinlichkeit, eine Inkontinenz zu entwickeln.

  • Frauen sollten beim Urinieren aufrecht auf der Toilette sitzen, bei Männern entleert sich die Blase im Stehen am besten.

  • Vermeide zu starkes Pressen beim Stuhlgang und ernähre dich ballaststoffreich, um Verstopfung zu vermeiden.

Mehr zu den Themen „Inkontinenz beim Mann“ oder „Inkontinenz bei der Frau“ erfährst in unseren jeweiligen Ratgeberartikeln. Für konkrete Tipps zum Beckenbodentraining bei Inkontinenz folge einfach dem Link.

Fazit

Die Kontrolle über die Blasenfunktion zu verlieren, belastet die Betroffenen enorm. Sie schämen sich und verzichten auf viele Aktivitäten, bei denen Harn abgehen könnte. Das muss nicht sein. Mit den hier vorgestellten Maßnahmen und einer ärztlichen Untersuchung ist ein erfülltes, aktives Leben möglich.

Oft gefragt

Susanne Schmieder
Medical Writerin
Autor

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Literatur und weiterführende Informationen