Multiple Sklerose: Definition & Hilfsmittel für den Alltag
Einleitung
Multiple Sklerose ist eine entzündliche Erkrankung des zentralen Nervensystems, die das Gehirn und das Rückenmark betrifft. Die Erkrankung verläuft oft in Schüben, kann aber auch einen fortschreitenden Verlauf haben. Ansonsten sind noch viele Fragen offen. Beschwerden variieren ebenso wie Therapieerfolge. Daher wird Multiple Sklerose auch „die Krankheit mit den 1.000 Gesichtern“ genannt.
Multiple Sklerose ist eine entzündliche Erkrankung des zentralen Nervensystems, die das Gehirn und das Rückenmark betrifft.
Multiple Sklerose ist derzeit nicht heilbar, da die Ursachen der Erkrankung noch nicht abschließend geklärt sind. Meist werden daher in erster Linie die Symptome behandelt.
Die Krankheit ist schwer zu diagnostizieren, da ihre Symptome vielfältig und gerade zu Beginn oft sehr unspezifisch sind. Was MS auslöst, wann und warum, ist noch nicht vollständig geklärt.
Was ist Multiple Sklerose?
Multiple Sklerose, manchmal auch MS-Krankheit genannt, gehört zu den häufigsten Erkrankungen des zentralen Nervensystems. Es handelt sich um eine chronisch entzündliche, nicht ansteckende neurologische Erkrankung, bei der sich dein Immunsystem plötzlich gegen deinen eigenen Körper richtet, obwohl es ihn eigentlich schützen sollte. Aber was ist MS für eine Krankheit – ganz praktisch betrachtet? Durch die Fehlreaktion des Immunsystems entstehen Entzündungsherde im zentralen Nervensystem. Diese schädigen die Schutzhülle der Nervenfasern. Die Folge können eine Vielzahl sehr unterschiedlicher Beschwerden sein. Sie reichen von Gefühlsstörungen in den Armen und Beinen über Sehstörungen und extreme Müdigkeit bis hin zu Darm- und Blasenentleerungsstörungen.
Ursachen: Welche Faktoren können Multiple Sklerose auslösen?
Multiple Sklerose kann verschiedene Ursachen haben, doch welche genau, wann und warum zum Tragen kommen, ist noch nicht vollständig erforscht. Mittlerweile lassen sich aber immerhin einige Faktoren benennen, die die Entstehung von MS zumindest zu begünstigen scheinen. Hier ein Überblick für dich:
Genetische Vorbelastung
Wer ein an MS erkranktes Familienmitglied hat, scheint selbst ein leicht erhöhtes Risiko zu haben, ebenfalls an Multipler Sklerose zu erkranken. MS ist jedoch keine klassische Erbkrankheit.
Virale Infektionen (wie Masern-Viren, Herpes-Viren, Epstein-Barr-Viren)
Mittlerweile scheint ein Zusammenhang zwischen einer Infektion mit dem Epstein-Barr-Virus (EBV) und der Entwicklung der Krankheit weitestgehend belegt, wie Forschungen der Universität Münster ergeben haben. Ob dies auch für Masern- und Herpes-Viren gilt, wird bisher nur vermutet.
Rauchen
Bei Rauchern ist die Wahrscheinlichkeit, an MS zu erkranken, um 50 Prozent höher als bei Nichtrauchern.
Fettleibigkeit in Jugend und frühem Erwachsenenalter
Sie kann das Risiko an Multipler Sklerose zu erkranken erhöhen, führt jedoch keineswegs zwangsläufig zu der Erkrankung.
Vitamin D-Mangel
Bei dieser Behauptung ist allerdings Vorsicht geboten: Bis heute ist nicht mit absoluter Sicherheit wissenschaftlich belegt, ob ein Vitamin D-Mangel eine Folge von Multipler Sklerose ist oder deren Ursache.
Erste Anzeichen & typische Symptome: So kann sich die Krankheit äußern
Multiple Sklerose-Symptome können, besonders zu Beginn der Erkrankung, sehr unspezifisch sein, sodass du in ihnen vielleicht nicht sofort Multiple Sklerose-Frühsymptome erkennst. Hinzu kommt: Längst nicht alle Symptome treten immer auf. Wichtig ist jedoch, dass du, wenn du meinst, erste Symptome für MS zu bemerken, schnellstmöglich deinen Arzt aufsuchst, am besten einen Neurologen. Wie sich die Erkrankung weiterentwickelt, kann individuell sehr unterschiedlich sein. Es wird zwischen verschiedenen Verlaufsformen unterschieden. Aber wie genau macht sich MS nun bemerkbar? Hier eine Übersicht möglicher Symptome:
motorische Störungen (Lähmungen in den Gliedmaßen, Unsicherheit beim Gehen oder/und Greifen)
Sehstörungen (Nebelsehen, Doppelbilder)
Sensibilitätsstörungen der Haut (Kribbeln, Taubheitsgefühl, schmerzhafte Missempfindungen)
Blasenstörungen (häufiger, nicht zu kontrollierender Harndrang)
vorzeitige, schwere Erschöpfung (Fatigue)
Konzentrationsstörungen, Merkfähigkeit und Aufmerksamkeit sind eingeschränkt
Depressionen
(nur in einigen Fällen) sexuelle Funktionsstörungen
Krankheitsverlauf: Wie kann sich Multiple Sklerose entwickeln?
Bei Multipler Sklerose kann der Verlauf sehr unterschiedlich sein. Im Wesentlichen werden aber drei typische MS-Verläufe unterschieden.
Die schubförmige remittierende Verlaufsform (RRMS)
Die meisten Betroffenen erkranken zunächst an der schubförmigen Verlaufsform. Als Schub wird dabei in der Regel das Auftreten eines Symptoms bezeichnet, das länger als 24 Stunden bleibt. Zwischen zwei Schüben kann es sein, dass du nahezu beschwerdefrei bist. Im Laufe der Erkrankung (der zeitliche Rahmen kann unterschiedlich sein, meist sind es jedoch Jahre nach Beginn der Erkrankung) geht diese Verlaufsform dann in eine sekundär chronische Verlaufsform über.
Die sekundär chronisch progrediente Form (SPMS)
Es treten keine Schübe mehr auf, vielmehr schreiten die Symptome nun allmählich und kontinuierlich fort.
Die primär chronisch progrediente Form (PPMS)
Dieser MS-Krankheitsverlauf ist verhältnismäßig selten. Dabei kommt es von Beginn an zu einem schleichenden Fortschreiten der Erkrankung.
Diagnose: Welche Untersuchungen kann ein Arzt durchführen?
Die Problematik
Da sich die Krankheit auf so vielfältige Weise zeigen kann, ist bei Multipler Sklerose auch die Diagnosestellung ausgesprochen schwierig. Damit dein Arzt eine verlässliche Diagnose stellen kann, muss er mehrere Untersuchungen durchführen, die technisch aufwendig sind und lange dauern. Bis eine Multiple Sklerose zweifelsfrei festgestellt ist, können Monate, manchmal sogar Jahre vergehen. Lass dich von der Langwierigkeit der Diagnosestellung jedoch nicht entmutigen. Meist arbeiten die Ärzte nach den sogenannten McDonald-Kriterien (benannt nach dem Neurologen W. Ian McDonald). Sie beinhalten eine Reihe von Richtlinien, die die Diagnosestellung erleichtern. Dazu gehören etwa die Anzahl der Schübe, auf einem MRT erkennbare Schädigungen des Nervengewebes und die Ergebnisse einer Liquoruntersuchung.
Die Diagnosestellung
Nun willst du sicher wissen: Wie genau wird MS diagnostiziert? Zunächst einmal wird dein Arzt ein ausführliches Anamnese-Gespräch mit dir führen. Das heißt, er wird sich von dir deine Beschwerden schildern lassen und wissen wollen, seit wann sie bestehen. Dem folgen dann mehrere neurologische Untersuchungen. So wird dein Arzt vermutlich deine Reflexe testen, dein Schmerzempfinden und deine Koordinationsfähigkeit. Anschließend kommen bildgebende Verfahren zum Einsatz, in der Regel ein MRT (Magnetresonanztomografie). Dabei werden Bilder von deinem Gehirn und dem Rückenmark gemacht. Dein Arzt kann darauf erkennen, ob die für MS typischen Schädigungen des Nervengewebes vorhanden sind. In der Regel wird anschließend eine sogenannte Liquoruntersuchung gemacht. Mithilfe einer Nadel wird Nervenwasser aus dem Wirbelkanal entnommen und nach Hinweisen auf Entzündungen im Körper untersucht. Eventuell macht dein Arzt außerdem auch eine Blutuntersuchung. Mithilfe eines Blutbildes können gegebenenfalls verschiedene andere Infektionskrankheiten und Autoimmunkrankheiten ausgeschlossen werden. Darüber hinaus können Messungen der Nervenleitfähigkeit sinnvoll sein, die Hinweise darauf geben, wie funktionsfähig deine Nervenbahnen sind.
Therapie & Rehabilitation: Welche Hilfsmittel können für Betroffene hilfreich sein?
Es gibt eine ganze Reihe an Therapien, die dir helfen, trotz der Erkrankung meist für lange Zeit einen ganz oder weitestgehend normalen Alltag aufrechterhalten zu können. Dazu gehören zum Beispiel Physiotherapie, Ergotherapie, Bewegungstherapie, neurokognitive Therapie, physikalische Therapie, Logopädie und psychologische Therapie. Lass dich von deinem Arzt ausführlich dazu beraten, was in deinem speziellen Fall die beste Multiple Sklerose-Therapie ist. In der Regel besteht sie aus einer Kombination von mehreren Behandlungsformen. Lass dir von der Diagnose MS deinen Lebensmut nicht nehmen! Viele Erkrankte bleiben lange weitgehend beschwerdefrei. Außerdem gibt es zahlreiche Hilfsmittel, die dir das Leben mit Multipler Sklerose erleichtern können. Dazu gehören zum Beispiel: Flaschen- und Glasöffner, Tubenausdrücker, Sockenanzieher, rutschfeste Unterlagen fürs Bad, Haltegriffe und spezielles Geschirr. Ist deine Erkrankung bereits weiter fortgeschritten, können Orthesen und Unterarmgehstützen, Rollatoren, Rollstühle sowie Trinknahrung, ein Pflegebett, Inkontinenzversorgung und Funktionelle Elektrostimulation hilfreich sein. Lass dich dazu im Sanitätshaus umfassend beraten.
Mehr Mobilität im Alltag mit der Unterstützung eines Rollstuhls
Die gute Nachricht gleich vorweg: Längst bedeutet die Diagnose MS nicht mehr automatisch, dass du früher oder später zwangsläufig auf einen Rollstuhl angewiesen sein wirst. Neue medikamentöse Verfahren und zahlreiche Therapien haben die Prognosen deutlich verbessert. Mobilität und Lebensqualität können häufig lange erhalten bleiben. So kommen inzwischen 90 Prozent der Betroffenen zehn bis zwanzig Jahre ohne Rollstuhl und Gehhilfen aus. Doch natürlich besteht im Verlauf der Erkrankung die Gefahr, dass die Geh- und Bewegungsfähigkeit irgendwann eingeschränkt sein wird. Dann kann ein Rollstuhl sinnvoll sein, um deine Mobilität im Alltag zu erhalten. Besonders Faltrollstühle aus Aluminium sind leicht und wendig. Hilfsmittel wie ein Gehstock oder ein Rollator können ebenfalls sinnvoll sein. Sie helfen dir, Kraft zu sparen und können dich vor Stürzen bewahren.
Kann Multipler Sklerose vorgebeugt werden?
Bisher ist es leider nicht möglich, einer Multiplen Sklerose gezielt vorzubeugen. Du kannst aber einiges tun, um den Verlauf der Krankheit günstig zu beeinflussen. Dazu gehört es, dass du dich frühzeitig medizinisch behandeln lässt. Außerdem gilt: Gesunde Ernährung, Sport und Bewegung sind gut für Körper und Seele – natürlich auch dann, wenn du an MS erkrankt bist. Regelmäßige Bewegung stärkt das Herz-Kreislauf-System, reduziert überflüssiges Körperfett, stärkt die Muskulatur, senkt den Cholesterinspiegel und beugt Depressionen vor. Außerdem können besonders gezieltes Kraft-, Ausdauer- und Koordinationstraining verschiedene Symptome, die typisch für MS sind (etwa Spastik, Schwäche, Koordinationsprobleme), lindern. Achte aber unbedingt immer darauf, deine persönlichen Belastungsgrenzen nicht zu überschreiten!
Fazit
Multiple Sklerose ist eine Krankheit, bei der noch immer zahlreiche Fragen offen sind. Sie hat viele Gesichter, was die Diagnose und die Therapie schwierig macht. Dennoch ist die Entwicklung in den letzten Jahren positiv. Eine MS-Erkrankung bedeutet heute längst nicht mehr, dass du irgendwann unweigerlich auf den Rollstuhl angewiesen sein wirst. Darüber hinaus gibt es viele Hilfsmittel, die dir den Alltag erleichtern und dir deine Selbstständigkeit lange erhalten können.
Oft gefragt
Unsere Experten beraten dich gerne zu den von deinem Arzt empfohlenen Hilfsmitteln.