/
/
/
Stuhlinkontinenz: Unkontrollierter Darminhaltverlust

Stuhlinkontinenz: Unkontrollierter Darminhaltverlust

Aktualisiert am 23.10.2024 | 6 Min. Lesezeit

Einleitung

Es ist noch immer ein Tabuthema: Stuhlinkontinenz. Dabei entweichen flüssiger Stuhlgang oder aber auch fester Stuhlgang, ohne dass der Betroffene dies kontrollieren kann. Eine unschöne Erfahrung, die häufig schambehaftet ist. Viele Betroffene vermeiden deshalb den Gang zum Arzt. Ein Fehler, denn die unkontrollierte Darmentleerung ist gut therapierbar.

Das Wichtigste in Kürze
  • Rund sieben Prozent der Bevölkerung sind betroffen – meist ältere Menschen. Aber auch bei jüngeren Menschen mit Vorerkrankungen sind unkontrollierte Darmentleerungen möglich.

  • Wenn du unter Stuhlinkontinenz leidest, entweichen Darmgase und Stuhl (erst nur flüssiger, später auch fester), ohne dass du dies kontrollieren kannst.

  • Kommt aus deinem Po kein Stuhlgang, sondern Schleim und Flüssigkeit und du fragst dich, was das ist? Dann handelt es sich wahrscheinlich um Analschleimausfluss. Er kann auf verschiedene Krankheiten hinweisen. Gehe also am besten zum Arzt und lass dich untersuchen.

  • Stuhlinkontinenz ist gut therapierbar.

Was ist Stuhlinkontinenz?

Bei einer Stuhlinkontinenz entweichen Darmgase, flüssiger und – im fortgeschrittenen Stadium – auch fester Stuhl, ohne dass du dies kontrollieren oder verhindern kannst. Auch ein plötzlicher explosionsartiger Stuhlgang ist möglich. Er kann durch Lebensmittelunverträglichkeiten, aber auch durch Krankheiten wie Reizdarm (geht oft mit schleimigem Durchfall einher) und Morbus Crohn hervorgerufen werden. Übrigens: Die medizinisch korrekte Bezeichnung für Stuhlinkontinenz lautet Darminkontinenz.

Ursachen der Stuhlinkontinenz

Vielleicht fragst du dich: Wie kommt es überhaupt zu einer Stuhlinkontinenz? Die Antwort ist: Dafür kann es verschiedene Gründe geben. Wir haben die häufigsten hier für dich zusammengetragen. Auch gut zu wissen: Verstopfungen und Hämorrhoiden begünstigen eine Stuhlinkontinenz:

  • Operationen

Bei einer Darm-OP wegen Enddarmkrebs tritt Stuhlinkontinenz häufig auf. Sie bessert sich zwar manchmal nach einigen Jahren, kann aber auch dauerhaft sein.

  • Schlaganfall und Demenz

Du verlierst Stuhl oder Urin, ohne es zu merken, da dein Bewusstsein getrübt ist und du dich und deine Umwelt eventuell nicht klar wahrnehmen kannst. Daher ist besonders bei Demenz-Inkontinenz sehr verbreitet.

  • Querschnittslähmung

Bei einer Querschnittslähmung kann es vorkommen, dass die Reizweiterleitung zwischen Darm und Gehirn nicht richtig funktioniert. Die Folgen können Urin-, aber auch Stuhlinkontinenz sein. 

  • Diabetes mellitus

Ist der Blutzuckerwert dauerhaft zu hoch, so kann es zu Nervenschädigungen des Harnwegs, aber auch im Magen-Darm-Trakt kommen. Die Nervensignale der Blase beziehungsweise des Darms werden nicht mehr richtig an das Gehirn weitergeleitet. Ist das der Fall, kann es auch zu einer Belastungsinkontinenz (auch Stressinkontinenz genannt) kommen. Darunter wird ein unwillkürlicher Urin- oder Stuhlverlust bei körperlicher Anstrengung verstanden.

Bei dieser Autoimmunkrankheit werden die Nerven geschädigt. Dies kann zu einer Dranginkontinenz (plötzlicher Harndrang mit Urinverlust) führen. Sind die Nerven, die den analen Schließmuskel steuern, oder diejenigen, die für die Wahrnehmung des Stuhlgangs verantwortlich sind, geschädigt, so ist auch eine Stuhlinkontinenz möglich.

Symptome der Stuhlinkontinenz

Eine Stuhlinkontinenz macht sich auf recht eindeutige Weise bemerkbar und kann sich im Laufe der Zeit noch verstärken. Wir haben die wichtigsten Symptome für dich zusammengefasst:

  • Darmgase entweichen unkontrolliert.

  • Flüssiger Stuhl kann nicht mehr gehalten werden.

  • Es zeigen sich leichte oder stärkere Verschmutzungen in der Unterwäsche. Die Kontrolle über die Defäkation (das Ausscheiden der unverdaulichen Nahrungsreste) ist nicht mehr vollständig vorhanden.

  • Später kann auch fester Stuhl nicht mehr bei sich behalten werden.

  • Die Kontrolle über den Darm verschwindet gänzlich.

Diagnose von Stuhlinkontinenz

Zunächst einmal wird sich dein Arzt (Hausarzt oder Proktologe) von dir deine Beschwerden genau beschreiben lassen und wissen wollen, seit wann die Stuhlinkontinenz auftritt. Gibt es bei dir Vorerkrankungen, so solltest du sie unbedingt erwähnen. Anschließend wird dein Arzt nach dem Aussehen deines Stuhls fragen. Dabei bitte keine falsche Scham! Konsistenz, Form und Häufigkeit der Stuhlgänge sind sehr wichtig für das Erstellen einer Diagnose. Schleimiger Stuhlgang gibt, wenn er durchsichtig ist, meist keinen Anlass zur Sorge. Er kann zum Beispiel die Folge einer sehr fettigen Mahlzeit sein. Breiiger Stuhlgang deutet darauf hin, dass Bakterien und Viren mit der Nahrung aufgenommen wurden. Gelber Schleim im Stuhl kann ein Hinweis auf eine Infektion sein. Ist all dies abgeklärt, wird dein Arzt sehr wahrscheinlich auch deinen Enddarm austasten, um gegebenenfalls Tumore oder Wucherungen festzustellen. Bringt all dies keine Klarheit, kann eine Darmspiegelung notwendig werden.

Behandlungsmöglichkeiten bei Stuhlinkontinenz

Eine Stuhlinkontinenz ist gut therapierbar – und damit kein Grund zu verzweifeln. Schon kleine Veränderungen im Alltag können große Wirkung zeigen. Hier sind die wichtigsten Inkontinenzmaßnahmen als kurze Übersicht für dich:

  • Ernährungsumstellung

Die Ernährung hat großen Einfluss auf den Stuhlgang. Leidest du an Stuhlinkontinenz, sollte das Ziel sein, den Stuhl mithilfe deiner Ernährung fester zu machen, denn dann lässt er sich besser kontrollieren. Berate dich mit deinem Arzt, wie für dich persönlich die richtige Ernährung aussehen sollte und hole dir Tipps.

  • Beckenbodentraining

Beckenbodentraining ist sehr effektiv. Durch das Training werden nicht nur dein Beckenboden, sondern auch dein Schließmuskel gestärkt. Beckenbodentraining hilft bei Inkontinenz, egal, ob es sich um eine Urin- oder Stuhlinkontinenz handelt. Außerdem trägt es zu deinem Wohlbefinden bei.

  • Elektrostimulation

Bei diesem Verfahren wird der Schließmuskel mithilfe von Reizstrom passiv angespannt und langsam wieder gestärkt. Die Schließmuskelfunktion verbessert sich. Die Behandlung ist absolut schmerzfrei.

  • Medikamente

Häufig werden von Ärzten sogenannte Peristaltikhemmer bei Durchfall und Stuhlinkontinenz eingesetzt. Sie helfen, die Stuhlgänge der Betroffenen zu regulieren und für diese wieder kontrollierbar zu machen.

  • Operation

Sie sollte immer das letzte Mittel sein und kommt nur in sehr schweren Fällen infrage.

Tipps zur Vorbeugung von Stuhlinkontinenz

Natürlich möchte niemand an Stuhlinkontinenz leiden. Wenn du ein paar einfache Dinge für deinen Alltag beherzigst, kann das helfen, dieser Erkrankung vorzubeugen. Und ganz nebenbei: Was gut für deinen Körper ist, ist auch gut für deinen Darm. Hier sind unsere Vorschläge:

  • regelmäßige Bewegung

  • Beckenbodentraining: Es festigt und stärkt nicht nur den Beckenboden, sondern auch den Schließmuskel und wirkt bei einer Inkontinenz des Mannes genauso gut wie bei einer Inkontinenz der Frau.

  • Gesunde, ausgewogene Ernährung (ausreichend Ballaststoffe): Dies hilft übrigens auch bei häufigem Stuhlgang in kleinen Mengen. Iss Äpfel, Bananen, Karotten, Reis, Nudeln oder Knäckebrot – diese ballaststoffreichen Lebensmittel festigen den Stuhl.

  • Genügend trinken (rund zwei Liter Wasser täglich): Dies ist auch in diesem unangenehmen Fall angesagt. Der Stuhlgang drückt, aber er kommt nicht raus. Wasser oder Kaffee (er regt den Stuhlreflex an) schaffen meist Linderung.

  • Achte auf dein Gewicht.

Fazit

Noch immer ist Stuhlinkontinenz ein Thema, über das niemand gerne spricht. Dabei gibt es einiges, was du tun kannst, um die Beschwerden zu lindern. Je nachdem, was die Ursache ist, kann die Inkontinenz auch wieder verschwinden. Aber viele Stuhl-Probleme sind nicht nur mit Scham, sondern häufig auch mit Angst behaftet. Hier einige Beispiele für dich: Bei flüssigem Stuhlgang, der aber kein Durchfall ist, musst du dir in der Regel keine Sorgen machen. Besteht dein Stuhlgang aus kleinen Köteln? Dann deutet dies auf Stress, mangelnde Bewegung und fehlende Flüssigkeitsaufnahme hin. Achte darauf, genug zu trinken (zwei Liter Wasser am Tag) und nimm ballaststoffreiche Nahrung zu dir. Leidest du an Luft im Bauch, die nicht rauskommt, dann können Wärme (etwa eine Wärmflasche) oder ein Tee (Fenchel-Kümmel-Anis) schnell Abhilfe bringen. Will dein Stuhlgang einfach nicht rauskommen, trinke Wasser und bewege dich. Auch Kaffee regt den Stuhlreflex an.

Oft gefragt

Karin Pütz
Medical Writerin
Autor

Unsere Spezialisten beraten Dich gerne über die von Deinem Arzt empfohlenen Hilfsmittel.

Literatur und weiterführende Informationen