Urgeinkontinenz: Ist Dranginkontinenz therapierbar?

Sie kann grundsätzlich bei Frauen und bei Männern jeden Alters auftreten und ist für die Betroffenen immer unangenehm, oft auch schambehaftet – die Urgeinkontinenz (auch Dranginkontinenz genannt). Sie äußert sich darin, dass du einen plötzlichen, starken Harndrang verspürst, den du nicht kontrollieren kannst. Die Folge ist ein Urinverlust in meist kleinen Mengen. Das ist jedoch absolut kein Grund zu verzweifeln – diese Art der Inkontinenz lässt sich gut behandeln.

Du hast andauernd das Gefühl, dringend auf Toilette zu müssen und kannst deinen Harn nicht mehr vollkommen kontrollieren. Dies hat zur Folge, dass es immer wieder zu einem Harnverlust in kleinen Mengen kommt. Die Urgeinkontinenz sollte jedoch nicht mit einer Pollakisurie verwechselt werden. Pollakisurie bedeutet laut Definition: häufiges Wasserlassen in kleinen Mengen. Sie kann der Vorläufer einer Dranginkontinenz sein, muss aber nicht zwangsläufig dazu führen. Musst du nachts mehrfach aufstehen, um Wasser zu lassen, so leidest du an einer sogenannten Nykturie. Die genaue Definition für Nykturie lautet: Mehrfache Unterbrechung des Nachtschlafes infolge von Harndrang.

Du fühlst einen ständigen Druck auf der Blase, aber es liegt keine Entzündung vor – dafür kann es verschiedene Gründe geben. Oft ist es schwer, die genaue Ursache einer Inkontinenz festzustellen, denn meist ist die Erkrankung das Ergebnis einer ganzen Reihe von Faktoren, die gar nicht unbedingt körperlicher Natur sein müssen. So können zum Beispiel Stress und Ängste eine Dranginkontinenz auslösen und auch eine Reizblase ist oft psychosomatisch bedingt. Deshalb hier für dich eine Übersicht der häufigsten Ursachen einer Dranginkontinenz:

• eine Entzündung der Harnwege

• Harnleiter- und Blasensteine

• Blasenentzündung

• eine überaktive oder eine überempfindliche Blase

• das sogenannte Prostatasyndrom (ständiger Harndrang beim Mann ohne Schmerzen)

• neurologische Erkrankungen wie zum Beispiel Parkinson, Alzheimer und Multiple Sklerose

Eine Urgeinkontinenz äußert sich auf vielfältige Weise. Wir haben die häufigsten Symptome für dich aufgelistet:

• Die Blase drückt, obwohl sie leer ist.

• Ein Gefühl wie bei einer Blasenentzündung.

• Plötzlich auftretender Harndrang bei der Frau und häufiger Harndrang beim Mann.

• Reizblasensymptome wie ständiger Harndrang bei der Frau ohne Schmerzen oder aber auch mit krampfartigen Schmerzen im Unterleib oder Brennen beim Wasserlassen.

• Eingeschränkte Fähigkeit, den Urin bewusst halten zu können, also Inkontinenz beim Mann und bei der Frau.

Das ständige Gefühl, auf Toilette zu müssen, ist extrem störend und kann nervenaufreibend sein. Mit ein bisschen Glück wird es besser, wenn du ein paar Dinge beachtest: Trinke genug, trainiere deinen Beckenboden und gewöhne dich an geplante Toilettengänge, die unabhängig davon erfolgen, was deine Blase dir für ein Gefühl vermittelt. Übrigens: Du leidest an einer Reizblase und willst wissen, was sofort hilft? Dann versuche es mit den eben genannten Dingen. Denn was bei Dranginkontinenz funktioniert, funktioniert oft auch bei einer Reizblase. Sollte all dies bei dir zu keiner Besserung führen, so suche einen Urologen oder Gynäkologen auf. Nach einem Anamnesegespräch wird eine körperliche Untersuchung folgen, eventuell ist eine zusätzliche Urin- und Blutuntersuchung nötig. Je nach Ergebnis kann es sein, dass dein Arzt dir außerdem eine Ultraschalluntersuchung oder auch eine Blasenspiegelung empfiehlt.

Wie eine Urgeinkontinenz behandelt wird, hängt von deren Ursache und von der Schwere deiner Symptome ab. Oft ist eine Kombination aus verschiedenen Behandlungsmethoden notwendig. Vermutlich wird dir dein Arzt zunächst ein Blasentraining empfehlen. Es kann dir helfen, das Wasserlassen herauszuzögern. Auch ein doppeltes Wasserlassen kann sinnvoll sein, also ein erneuter Toilettengang kurz nach dem ersten. Dieses Vorgehen hilft dir, deine Blase wirklich vollständig zu entleeren. Außerdem solltest du deine Toilettengänge genau planen. Gewöhne dir an, regelmäßig alle zwei bis vier Stunden zu urinieren, unabhängig davon, ob du den Drang dazu spürst. Hilft all dies nicht, können im Notfall Medikamente oder auch eine Operation infrage kommen. Letztere ist aber nur sehr selten notwendig. Lass dich von deinem Arzt beraten, was in deinem speziellen Fall sinnvoll ist.

Wenn du unter Dranginkontinenz leidest, so kann das für deinen Alltag sehr belastend sein. Doch ein paar einfache Dinge helfen dir meist schon, dein Leben einfacher und angenehmer zu gestalten. Im Idealfall werden deine Beschwerden sogar nachlassen. Das kannst du tun:

• Passe deine Ernährung an und achte darauf, nicht zu viele entwässernde Lebensmittel wie Gurken, Ananas, Erdbeeren, Zwiebeln, Knoblauch, Möhren, Kartoffeln und Reis zu dir zu nehmen.

• Eine Gewichtsabnahme kann helfen. (Übrigens ein einfaches Hausmittel, das auch bei Blasenschwäche hilft.)

• Achte darauf, genügend zu trinken. Sehr konzentrierter Urin reizt den Blasenmuskel.

• Beckenbodentraining ist bei Inkontinenz sinnvoll. Es hilft dir, den Schließmuskel besser kontrollieren zu können.

• Yoga und Entspannungstechniken

• Botox-Injektionen können in einigen Fällen gegen Blasenschwäche beim Mann helfen.

• Seit 2018 gibt es ein neues Medikament gegen Inkontinenz. Es ist unter dem Namen Tovedeso erhältlich und wird vorwiegend zur Behandlung von erhöhter Harnfrequenz, bei überaktiver Blase und bei Dranginkontinenz eingesetzt.