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Muskelschwund: Behandlungsmethoden & Alltagstipps

Muskelschwund: Behandlungsmethoden & Alltagstipps

Aktualisiert am 23.10.2024 | 9 Min. Lesezeit
Geprüft von:Marc Werner

Einleitung

Wenn die Kraft der Muskeln abnimmt und alltägliche Bewegungen zu einer Herausforderung werden, könnten dies Anzeichen für Muskelschwund sein. 

Muskelschwund wird sowohl durch den natürlichen Alterungsprozess als auch durch andere verschiedene Erkrankungen verursacht. In Deutschland leiden schätzungsweise 50.000 bis 300.000 Menschen an verschiedenen Arten von Muskelschwund. 

Ohne Muskelkraft geht die Mobilität verloren – doch so weit muss es nicht kommen. Egal ob du selbst betroffen bist oder dich um einen Angehörigen sorgst – in diesem Artikel findest du alle wichtigen Informationen zu den Ursachen, Symptomen und Folgen von Muskelschwund. Außerdem bieten wir dir hilfreiche Tipps, was du für eine gut funktionierende Muskulatur tun kannst, und stellen Hilfsmittel vor, die dabei helfen können, die Mobilität zu erhalten und den Alltag selbstbestimmt zu gestalten.

Das Wichtigste in Kürze
  • Muskelschwund bezeichnet den Abbau von Muskelmasse und kann durch verschiedene Faktoren verursacht werden.

  • Zunehmendes Alter, Erkrankungen wie Muskeldystrophie und Mangelernährung sind häufige Ursachen.

  • Häufige Symptome sind allgemeine Schwäche, Bewegungsprobleme und verminderte Muskelmasse.

  • Bei der Behandlung spielen Physiotherapie, gezielte Übungen und Ernährung eine wichtige Rolle.

  • Hilfsmittel wie Rollatoren können die Mobilität unterstützen und die Unabhängigkeit fördern.

Muskelschwund: Warum altern Muskeln?

Dass die Kraft der Muskeln im Alter abnimmt, ist nicht ungewöhnlich: Mit zunehmendem Alter verändert sich der Stoffwechsel der Muskelzellen – somit werden Muskeln langsamer aufgebaut, während sich gleichzeitig immer mehr Fett einlagert. 

Dieser Prozess beginnt bereits ab einem Alter von 30 Jahren und beschleunigt sich nach dem 50. Lebensjahr. Im Durchschnitt baut sich bis zu einem Prozent Muskelmasse pro Jahr ab – altersbedingter Muskelschwund, medizinisch auch als Sarkopenie bezeichnet, kann jedoch durch Bewegung und gezielte Ernährung verlangsamt werden. Wer regelmäßig trainiert, sich ausgewogen ernährt und genügend Flüssigkeit zu sich nimmt, verbessert somit die eigene körperliche Leistungsfähigkeit – und kann sogar Altersschwäche vorbeugen.

Alle Ursachen von Muskelschwund im Überblick

Zahlreiche Vorgänge und Funktionen müssen im Körper zusammenspielen, damit Bewegung entsteht: Nährstoffe aus Lebensmitteln müssen in Energie umgewandelt werden, das Nervensystem und die Muskeln müssen zusammenspielen und Eiweiß sorgt für den Aufbau von Muskelzellen. 

Wenn einer dieser Prozesse nicht funktioniert oder unterbrochen wird, können Bewegungen nicht mehr reibungslos ausgeführt werden. In der Regel kommt es dann zu einer Muskelschwäche, auf die – je nach Ursache – die Krankheit Muskelschwund folgt. 

Muskelschwund kann durch verschiedene Ursachen ausgelöst werden:

  • Der natürliche Alterungsprozess führt zu einem langsamen, aber stetigen Muskelabbau im Alter

  • Krankheiten wie Muskeldystrophie, Multiple Sklerose und Amyotrophe Lateralsklerose (ALS) können zu erheblichem Muskelabbau führen.

  • Ein Mangel an wichtigen Nährstoffen, insbesondere Proteinen, Vitaminen und Mineralstoffen, kann die Muskelmasse verringern.

  • Fehlende körperliche Aktivität führt zu einer reduzierten Muskelbeanspruchung und Muskelabbau.

  • Ein Absinken des Testosteron- oder Östrogenspiegels kann den Muskelabbau ebenfalls beschleunigen.

  • Einige Medikamente, wie Kortikosteroide, können Muskelschwund verursachen.

  • Einige Menschen haben auch eine genetische Veranlagung zu schnellerem Muskelabbau, was durch familiäre Vorerkrankungen bedingt sein kann.

  • Diabetes und chronische Herzinsuffizienz können ebenfalls den Muskelabbau begünstigen, da sie die allgemeine körperliche Verfassung und die Stoffwechselprozesse beeinträchtigen.

Am häufigsten wird Muskelschwund jedoch durch Nährstoff- sowie Bewegungsmangel verursacht. 

Muskelschwund im Alter: Darum ist viel Bewegung wichtig

Obwohl altersbedingter Muskelschwund ein ganz natürlicher Prozess ist, kann der Abbau der Muskelkraft dennoch durch Bewegung deutlich verlangsamt werden. Für den Erhalt der Muskeln sind einige Sportarten jedoch besser geeignet als andere: Während Joggen, Wandern oder Walken zwar die Ausdauer verbessern und zum Erhalt der Mobilität beitragen, ist in puncto Muskelgesundheit vor allem Krafttraining wichtig: Begonnen werden kann mit Dehnen und Gymnastik. Dann empfiehlt sich leichtes Gewichtheben und Übungen zur Stärkung der Beinmuskulatur. Aber auch die Muskulatur im Oberkörper sollte gestärkt werden, denn diese gibt Stabilität.

Aber keine Sorge: Wer langsam beginnen will, für den ist auch das Ausdauertraining ein durchaus guter Anfang – immerhin unterstützt eine aktive Lebensweise nicht nur die körperliche Gesundheit, sondern auch das geistige Wohlbefinden. Zudem verbessert Bewegung die Balance und Koordination, was das Sturzrisiko reduziert und die Unabhängigkeit im Alltag fördert.

Bezüglich der Intensität und Häufigkeit des Trainings gilt folgende Faustregel: Es empfiehlt sich, das Training Schritt für Schritt an deine individuelle Leistungsfähigkeit anzupassen. 30 Minuten zwei- bis dreimal wöchentlich reichen für den Anfang, um den Körper, die Gesundheit und das allgemeine Wohlbefinden nachhaltig zu stärken.

Erste Anzeichen und typische Symptome

Muskelschwund entsteht oft schleichend – somit sind die Symptome meist erst diffus und subtil.

Zu den häufigsten Symptomen und ersten Anzeichen von Muskelschwund gehören:

  • Muskelschwäche: Ein allgemeines Gefühl der Schwäche, besonders in den Beinen und Armen

  • Bewegungsprobleme bzw. Bewegungseinschränkung: Schwierigkeiten beim Gehen, Aufstehen oder Treppensteigen

  • Verminderte Muskelmasse: Sichtbarer Verlust von Muskelmasse, besonders an den Extremitäten

  • Muskelzittern: Zittern oder Zucken der Muskeln, besonders nach Anstrengung

  • Kraftlosigkeit in den Beinen: Probleme, längere Strecken ohne Pausen zu gehen oder zu stehen, dies führt zum Teil auch zu Gleichgewichtsstörungen

  • Erschöpfung: Ständige Müdigkeit und ein Gefühl der Erschöpfung selbst bei leichten Aktivitäten

  • Muskelsteifigkeit: Eine erhöhte Steifheit der Muskeln, insbesondere nach Ruhephasen

  • Koordinationsprobleme: Schwierigkeiten bei der Koordination von Bewegungen und ein unsicherer Gang

  • Gewichtsverlust: Unbeabsichtigter Gewichtsverlust aufgrund des Abbaus von Muskelmasse

Wie schnell kann Muskelschwund fortschreiten?

Der Verlauf und die Geschwindigkeit des Muskelschwunds können stark variieren und hängen von mehreren Faktoren ab:

  • Ursache: Die zugrunde liegende Ursache spielt eine entscheidende Rolle. Bei genetischen Erkrankungen wie der Duchenne-Muskeldystrophie kann der Muskelschwund bereits im Kindesalter beginnen und schnell fortschreiten. Altersbedingter Muskelschwund, auch Sarkopenie genannt, verläuft langsamer und schleichend.

  • Aktivitätsniveau: Personen, die körperlich aktiv sind und regelmäßig Sport treiben, können den Muskelabbau verlangsamen. Bewegungsmangel hingegen beschleunigt den Prozess.

  • Ernährung: Eine ausgewogene Ernährung, reich an Proteinen und essenziellen Nährstoffen, kann den Muskelschwund verlangsamen. Mangelernährung beschleunigt den Abbau von Muskelmasse.

  • Behandlung und Therapie: Frühzeitige und regelmäßige physiotherapeutische Maßnahmen sowie medikamentöse Behandlungen können den Fortschritt des Muskelschwunds erheblich verlangsamen.

  • Individuelle Gesundheitsfaktoren: Der allgemeine Gesundheitszustand, genetische Prädispositionen und das Vorhandensein weiterer Erkrankungen beeinflussen die Geschwindigkeit des Muskelschwunds.

Generell lässt sich sagen, dass sich altersbedingter Muskelschwund (Sarkopenie) über Jahre und Jahrzehnte entwickelt und durch gezielte Maßnahmen wie Krafttraining und eine proteinreiche Ernährung verlangsamt werden kann.

Muskelschwund diagnostizieren: So stellt ein Arzt die Diagnose

Da sich die Symptome von Muskelschwund am Anfang eher diffus und undeutlich zeigen, ist die Erkrankung vor allem im Anfangsstadium nicht immer eindeutig festzustellen. Besteht Verdacht oder zeigen sich die ersten Anzeichen, erfolgt eine gründliche Anamnese sowie eine körperliche Untersuchung. Der Arzt wird deine Krankengeschichte erfassen und nach typischen Symptomen fragen. Ergänzend dazu können verschiedene Tests durchgeführt werden, um die Ursache und das Ausmaß des Muskelschwunds festzustellen:

  • Bluttests: Überprüfung der Blutwerte auf Nährstoffmängel und Marker für Muskelabbau

  • MRT oder CT: Bildgebende Verfahren zur Beurteilung der Muskelmasse und -struktur

  • EMG (Elektromyografie): Messung der elektrischen Aktivität in den Muskeln

  • Muskelbiopsie: Entnahme und Untersuchung einer kleinen Muskelgewebeprobe

  • Krafttests: Manuelle Tests zur Beurteilung der Muskelkraft und -funktion

  • Funktions- und Bewegungsanalysen: Tests zur Bewertung der Bewegungsfähigkeit und -koordination

Die Blutuntersuchung hat im Zusammenhang mit der Diagnose von Muskelschwund in der Regel eine hohe Aussagekraft, da sich bei Muskelabbau Teile der Muskelzellen im Blut wiederfinden. 

In einigen Fällen können auch Schluckbeschwerden oder Atembeschwerden als Begleiterscheinungen von Muskelschwund auftreten. Ist dies der Fall, sind zusätzliche Untersuchungen nötig.

Welcher Arzt behandelt Muskelschwund?

Muskelschwund wird in der Regel von einem Neurologen behandelt, da dieser auf Erkrankungen des Nervensystems spezialisiert ist, die oft mit Muskelabbau einhergehen. Der Neurologe führt eine detaillierte Untersuchung durch und koordiniert die weiteren diagnostischen Schritte. In manchen Fällen kann auch ein Orthopäde hinzugezogen werden - insbesondere wenn der Muskelschwund mit Gelenk- oder Knochenproblemen verbunden ist. Darüber hinaus können weitere Fachärzte wie ein Rheumatologe oder ein Endokrinologe konsultiert werden, dies hängt jedoch immer von der zugrunde liegenden Ursache des Muskelschwunds ab. Aber auch Physio- und Ergotherapeuten spielen eine wichtige Rolle in der Behandlung, da sie gezielte Übungen zur Erhaltung und Verbesserung der Muskelkraft anbieten.

Therapie & Behandlung: Das kannst du tun!

Die Behandlung von Muskelschwund hängt von der zugrunde liegenden Ursache ab. Wenn es sich um altersbedingten Muskelschwund handelt, kann einiges getan werden, um den Prozess deutlich zu verlangsamen. Neben den gezielten Bewegungseinheiten kommt es hier vor allem auch auf die Ernährung an. Gerade diese wird aber bei älteren Menschen oft außer Acht gelassen. Das Hungergefühl nimmt ab, sodass weniger Kalorien zu sich genommen werden. Die Folge ist nicht selten eine Mangelernährung – vor allem im Hinblick auf die für die Muskelgesundheit so wichtigen Proteine. 

Achtung: Gerade wenn trainiert wird, ist eine eiweißreiche Nahrung gerade nach einem Krafttraining wichtig – wenn keine Einschränkung der Nieren vorliegt, werden pro Hauptmahlzeit 20 bis 40 Gramm Protein empfohlen. 

Welche Sportarten sind bei Muskelschwund geeignet?

Welche Sportart für dich am besten geeignet ist, solltest du von deinen individuellen Fähigkeiten und deinem Gesundheitszustand abhängig machen. Einige geeignete Sportarten sind:

  • Schwimmen: Schwimmen ist besonders schonend für die Gelenke und ermöglicht ein Ganzkörpertraining. Es verbessert die Muskelkraft, Ausdauer und Flexibilität, ohne die Muskeln zu überlasten.

  • Radfahren: Radfahren, sei es auf einem normalen Fahrrad oder einem stationären Ergometer, stärkt die Beinmuskulatur und fördert die kardiovaskuläre Gesundheit. Es ist ideal, um die Ausdauer zu steigern und die Muskeln zu kräftigen.

  • Yoga: Yoga hilft, die Beweglichkeit und Flexibilität zu verbessern. Es stärkt zudem die Muskulatur und fördert die Balance und Koordination. Sanfte Yoga-Übungen können an die individuellen Bedürfnisse angepasst werden.

  • Krafttraining: Leichtes Krafttraining mit geringen Gewichten oder Widerstandsbändern kann helfen, die Muskelmasse zu erhalten und die Kraft zu steigern. Achte vor allem darauf, die Übungen unter Anleitung eines Physiotherapeuten oder Trainers durchzuführen, um Verletzungen zu vermeiden.

  • Gehen und Wandern: Regelmäßige Spaziergänge oder Wanderungen sind einfach durchzuführen und stärken die Beinmuskulatur. Sie fördern zudem die allgemeine Fitness und das Wohlbefinden.

  • Tai-Chi: Tai-Chi ist eine sanfte Kampfkunst, die langsame und kontrollierte Bewegungen umfasst. Es verbessert die Muskelkraft, Balance und Flexibilität, was besonders bei Muskelschwund hilfreich sein kann.

Medizinischer Hinweis

Es ist ratsam, vor Beginn eines neuen Trainingsprogramms einen Arzt oder Physiotherapeuten zu konsultieren, um sicherzustellen, dass die ausgewählten Aktivitäten sicher und effektiv sind.

Unterstützung im Alltag: So kann ein Rollator helfen

Ein Rollator kann Unabhängigkeit zurückgeben. Da Muskeln regelmäßige Arbeit brauchen, um ihre Kraft zu erhalten, ist eine Gehhilfe ein ausgezeichnetes Mittel, um den Rückgang der Muskeln zu verlangsamen. Betroffene von Muskelschwund ermüden schneller, leiden unter Gangunsicherheiten und können durch verringerte Mobilität auch schneller fallen. Ein Rollator gibt die Stabilität und Unterstützung, um selbst längere Strecken zu bewältigen. Außerdem bietet er auch einen Sitzplatz, auf dem man sich bei Bedarf ausruhen kann. 

Weitere Vorteile und Tipps zur Nutzung eines Rollators sind:

  • Entlastung der Muskulatur: Der Rollator nimmt einen Teil des Körpergewichts auf und entlastet so die Muskeln, insbesondere in den Beinen und im Rücken.

  • Transport von Gegenständen: Rollatoren verfügen oft über Körbe oder Taschen, in denen Einkäufe und persönliche Gegenstände transportiert werden können. Dies erleichtert den Alltag und gibt mehr Freiheit.

  • Förderung der Unabhängigkeit: Durch die Nutzung eines Rollators können Menschen mit Muskelschwund ihre Mobilität und Unabhängigkeit bewahren. Sie können weiterhin aktiv am sozialen Leben teilnehmen und alltägliche Aufgaben selbstständig erledigen.

  • Einfache Handhabung: Moderne Rollatoren sind leicht und einfach zu handhaben. Sie lassen sich zusammenklappen und im Auto transportieren, was ihre Nutzung im Alltag flexibel und bequem macht.

Achte darauf, vor dem Kauf verschiedene Modelle auszuprobieren und dich von einem Fachmann im Sanitätshaus beraten zu lassen, um den optimalen Rollator für deine individuellen Bedürfnisse zu finden.

Muskeldystrophie und Muskelatrophie: Das ist der Unterschied

Muskeldystrophie und Muskelatrophie sind beide Formen von Muskelschwund, die sich jedoch in ihren Ursachen und Mechanismen unterscheiden:

  • Muskeldystrophie bezeichnet eine Gruppe genetisch bedingter Erkrankungen, die zu fortschreitendem Muskelschwund und -schwäche führen. Die bekannteste Form ist die Duchenne-Muskeldystrophie. Muskeldystrophien sind durch eine fehlerhafte oder fehlende Produktion bestimmter Proteine gekennzeichnet, die für die Muskelgesundheit notwendig sind.

  • Muskelatrophie bezeichnet den allgemeinen Abbau von Muskelmasse, der durch eine Vielzahl von Faktoren wie Alter, Bewegungsmangel oder Erkrankungen verursacht werden kann. Muskelatrophie kann reversible Ursachen haben, die durch gezielte Therapie und Übungen behandelt werden können.

Fazit

Muskelschwund kann durch verschiedene Faktoren verursacht werden und beeinflusst die Lebensqualität erheblich. Eine frühzeitige Diagnose und gezielte Behandlung sind entscheidend, um die Muskulatur zu erhalten und die Mobilität zu verbessern. Hilfsmittel wie Rollatoren können zusätzlich unterstützen und den Alltag erleichtern. Mit der richtigen Unterstützung und einem aktiven Lebensstil lässt sich die Lebensqualität auch bei Muskelschwund erheblich steigern.

Oft gefragt

Roxanne Franz
Medical Writerin
Autor

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