Hemiparese: Infos zu Ursachen, Diagnose & Therapie
Einleitung
Bei einer Hemiparese ist der Körper halbseitig gelähmt. Die betroffene Körperhälfte ist in ihrer Bewegungsfähigkeit stark eingeschränkt. Wir klären über die Ursachen, Diagnose und Behandlung der Hemiparese auf und möchten darauf aufmerksam machen, dass eine plötzlich auftretende halbseitige Lähmung immer ein medizinischer Notfall ist.
Eine Hemiparese ist eine halbseitige Lähmung, die die Bewegungsfähigkeit, Kraft und Sensorik auf einer Körperseite beeinträchtigt.
Hauptursachen sind Schlaganfälle, traumatische Hirnverletzungen, Aneurysmen, Hirntumore und Autoimmunerkrankungen wie Multiple Sklerose.
Eine akut auftretende Hemiparese ist ein Notfall. Rufe die 112 an.
Eine schnelle Diagnose durch CT oder MRT sowie gezielte Therapien fördern die Genesung.
Hilfsmittel wie Rollstuhl oder Rollator und emotionale sowie praktische Unterstützung durch Angehörige sind entscheidend für die Erhaltung der Selbstständigkeit.
Hemiparese – Was versteht man unter der Lähmung?
Die Hemiparese – auch Halbseitenlähmung genannt – gehört zu den häufigsten Folgen eines Schlaganfalls. Bei dieser Art der Lähmung ist eine Körperhälfte in ihrer Bewegungsfähigkeit eingeschränkt. Dabei kann die Lähmung vollständig (Hemiplegie) oder als unvollständige Lähmung (inkomplette Hemiparese) ausgebildet sein. Das bedeutet, dass Bewegungen wie Greifen, Heben oder Gehen schwerfallen und oft nur mit erheblichem Kraftaufwand oder gar nicht möglich sind. Kommen zusätzlich noch Taubheitsgefühle, Kribbeln oder ein vermindertes Schmerz- und Temperaturempfinden hinzu, sprechen Mediziner von einer sensomotorischen Hemiparese. Alle diese Einschränkungen können vorübergehend oder dauerhaft auftreten und das Ausmaß der Behinderung variiert stark von Person zu Person.
Ursachen der Hemiparese
Es gibt für eine Hemiparese verschiedene Ursachen, wobei eine halbseitige Lähmung nach einem Schlaganfall die häufigste ist.
Hauptursachen im Überblick:
Schlaganfall: Ein Schlaganfall kann durch eine Unterbrechung der Blutversorgung im Gehirn (Ischämischer Schlaganfall) oder durch eine Blutung im Gehirn (Hämorrhagischer Schlaganfall) verursacht werden. Beide Formen können zu einer Schädigung des Gehirngewebes führen, was in der Folge eine Hemiparese auslösen kann.
Traumatische Hirnverletzungen: Unfälle, Stürze oder Gewalteinwirkungen können zu Schädigungen des Gehirns führen. Wenn die Hirnregionen betroffen sind, die für die Steuerung der Bewegung einer Körperhälfte zuständig sind, kann dies zu einer Hemiparese führen.
Aneurysma: Dabei handelt es sich um eine Gefäßerweiterung mit Aussackung. Ein Aneurysma kann reißen und je nach Lokalisation kann es zur Halbseitenlähmung nach der Hirnblutung kommen.
Hirntumore: Tumore im Gehirn können auf bestimmte Teile des Gehirns drücken und sie schädigen. Wenn dieser Druck auf Bereiche ausgeübt wird, die die Bewegungssteuerung betreffen, kann dies eine halbseitige Lähmung verursachen.
Multiple Sklerose (MS): Diese Autoimmunerkrankung führt zu Entzündungen und Narbenbildung im zentralen Nervensystem. Wenn die Plaques (Narbengewebe) sich in Bereichen bilden, die Bewegungsfunktionen steuern, kann es zu Lähmungen kommen.
Infektionen des zentralen Nervensystems: Infektionen wie eine Hirnhautentzündung (Meningitis) oder Enzephalitis können das Gehirn schwer schädigen und zu einer Hemiparese führen.
Migränen und Epilepsie: In seltenen Fällen können starke Migräneanfälle oder bestimmte Formen der Epilepsie zu vorübergehenden Lähmungen einer Körperhälfte führen.
Angeborene Läsionen: Kinder können mit Schädigungen im Gehirn geboren werden, die zu einer Hemiparese führen. Beispiele sind Geburtskomplikationen oder genetische Erkrankungen, die die Hirnentwicklung beeinflussen.
Schädigung des Rückenmarks: Durch eine halbseitige Schädigung des Rückenmarks kann es ebenfalls zu einseitigen Muskellähmungen kommen. In diesem seltenen Fall tritt die Lähmung auf der gleichen Seite auf wie die Rückenmarksschädigung.
Übrigens: Eine Schädigung der rechten Gehirnhälfte oder des rechten Stammhirns resultiert in einer Lähmung der linken Körperseite. Umgekehrt führt eine Schädigung der linken Gehirnhälfte oder des linken Stammhirns zu einer Lähmung der rechten Körperseite.
Erste Anzeichen & typische Symptome: So macht sich eine Halbseitenlähmung bemerkbar
Eine Hemiparese zeigt sich durch eine eingeschränkte Bewegungsfähigkeit und verminderte Kraft in Arm und Bein auf einer Körperseite, obwohl bestimmte Bewegungen noch möglich sind. Die Kraftminderung führt dazu, dass du z.B. schwere Gegenstände nicht mehr anheben kannst. Betroffenen kann es auch schwerfallen, das Hemd zuzuknöpfen, weil die Finger auf der betroffenen Seite nicht mehr die gewohnte Geschicklichkeit haben. Beim Gehen kann es sein, dass plötzlich ein Fuß schlurft oder nachzieht. Manchmal bemerken auch zuerst die Angehörigen die Symptome. In schweren Fällen ist aber auch das Gehen gar nicht mehr möglich. Der Schweregrad einer Hemiparese und die Symptome hängen davon ab, welche Gehirnbereiche geschädigt wurden.
Ist die Gesichtsmuskulatur betroffen, kann dies zu unkontrolliertem Speichelausfluss, asymmetrischem Gesichtsausdruck und undeutlicher Sprache führen. Auch die Muskelspannung kann bei einer Hemiparese erhöht sein. Du bemerkst das durch häufig schmerzhafte Verkrampfungen, die als Spastik bezeichnet werden. Bei einer Hemiparese, die mit erhöhter Muskelspannung einhergeht, sprechen Mediziner von einer spastischen Hemiparese.
Wann solltest du einen Arzt aufsuchen?
Die Antwort auf diese Frage ist einfach: Sofort, wenn es um plötzlich auftretende Lähmungen geht. Besonders gefährlich sind Fälle, bei denen ein Schlaganfall die Ursache sein könnte. Bei einem Schlaganfall zählt jede Sekunde, um dauerhafte Schäden zu vermeiden. Je schneller eine Diagnose gestellt und eine Therapie begonnen wird, desto besser stehen die Chancen, dass sich die Lähmung zurückbildet und du wieder gesund wirst.
Der FAST-Test ist ein schneller und einfacher Weg, um festzustellen, ob es sich um einen Schlaganfall handeln könnte. Zögere nicht, den Notruf zu wählen, wenn du auch nur eines der genannten Symptome bemerkst. Dieser Test umfasst vier einfache Schritte:
F (Face/Gesicht): Bitte die Person, zu lächeln. Hängt eine Gesichtshälfte herab?
A (Arms/Arme): Fordere die Person auf, beide Arme zu heben. Sinkt ein Arm nach unten?
S (Speech/Sprechen): Lass die betroffene Person einen einfachen Satz nachsprechen. Klingt die Sprache unklar oder verwaschen?
T (Time/Zeit): Wenn eines dieser Anzeichen zutrifft, ist es Zeit, schnell ärztliche Hilfe zu rufen.
Wie wird bei einer Hemiparese die Diagnose gestellt?
Bei einer Hemiparese muss so schnell wie möglich die Ursache für die Lähmungserscheinungen gefunden werden. Wenn die Hemiparese plötzlich auftritt, ist schnelles Handeln erforderlich. In solchen Fällen solltest du sofort den Rettungsdienst unter der Nummer 112 anrufen. Nach der Einweisung ins Krankenhaus erfolgt eine umfassende Erhebung der Krankengeschichte (Anamnese), bei der auch Risikofaktoren des Patienten erfasst werden. Bei einer neurologischen Untersuchung bewerten die Ärzte deine Muskelkraft, Reflexe, Muskelspannung und die Fein- und Grobmotorik. Laboruntersuchungen und eventuell auch eine Lumbalpunktion zur Untersuchung des Nervenwassers geben weitere Hinweise auf die Ursache der Lähmung.
Ein wesentlicher Teil der Diagnostik ist die Bildgebung des Kopfes, normalerweise durch Computertomografie (CT) oder Magnetresonanztomografie (MRT). Die Darstellung der elektrischen Hirnaktivität erfolgt mithilfe der Elektroenzephalografie (EEG). Diese Verfahren sind entscheidend, um präzise Informationen über die möglichen Ursachen der Hemiparese zu erhalten. Häufige Gründe wie ein Hirninfarkt, Schlaganfall, Hirnblutungen, Tumore oder Entzündungen im Gehirn können durch diese Untersuchungen festgestellt werden.
Therapie: Das sind bewährte Behandlungsmethoden
Die Hemiparese ist immer ein Symptom einer zugrunde liegenden Erkrankung. Daher muss der Arzt zunächst die genaue Ursache der Lähmung ermitteln. Diese Ursachenermittlung ist entscheidend, um eine geeignete und erfolgversprechende Therapie einzuleiten. Sobald die Grunderkrankung stabilisiert ist, konzentrieren sich die weiteren Therapiemaßnahmen darauf, verlorene Körperfunktionen durch gezieltes Training wiederherzustellen. Dies geschieht häufig im Rahmen eines ambulanten oder stationären Rehabilitationsprogramms.
Das Wiedererlernen oder der Ausgleich verloren gegangener Körperfunktionen, z.B. nach einem Schlaganfall, erfolgt durch ein schrittweises Training. Dabei wird der Patient zunächst in einfachen Bewegungsmustern unterstützt. Im Laufe der Zeit werden komplexere und zunehmend selbstständig ausgeführte Bewegungsabläufe trainiert. Je früher mit dieser gezielten Therapie begonnen wird, desto besser sind die Erfolgschancen. Auf Schlaganfallstationen, auch Stroke Units genannt, ist es mittlerweile Standard, dass Patienten bereits innerhalb der ersten 24 Stunden nach dem Schlaganfall mit ersten Übungen beginnen.
Behandlungsmethoden im Überblick:
Physiotherapie: Die Therapie fokussiert sich auf das Training von Bewegungsabläufen und die Kräftigung der Muskulatur, um verlorene motorische Funktionen wiederherzustellen.
Ergotherapie: Ergotherapie hilft dem Patienten dabei, alltägliche Aktivitäten wieder zu erlernen und zu bewältigen. Hierbei werden auch spezifische Bewegungsabläufe trainiert und Hilfsmittel genutzt, um die Selbstständigkeit zu fördern
Spiegeltherapie: Sie basiert auf dem Prinzip der visuellen Illusion. Bei der Therapie führt der Patient Bewegungen mit der gesunden Seite aus. Der Spiegel ist so positioniert, dass es für den Patienten so aussieht, als ob die betroffene Körperseite dieselben Bewegungen ausführt. Diese Illusion kann das Gehirn stimulieren und zur Wiederherstellung von Bewegungsfunktionen beitragen.
Logopädie: Bei zusätzlicher Lähmung der Gesichtsmuskulatur spielt die Logopädie eine wichtige Rolle. Sie hilft dabei, Sprach- und Schluckfunktionen zu verbessern.
Psychotherapie: Wenn der Patient aufgrund der Lähmungen im Alltag stark verunsichert ist und unangemessene Ängste wie die vor einem Sturz entwickelt, kann eine begleitende Psychotherapie hilfreich sein. Sie hilft, Ängste zu überwinden und unterstützt den Patienten dabei, sich die notwendigen Übungen zuzutrauen.
Operation: In manchen Fällen ist bei einer Hemiparese eine Operation notwendig, um die Grunderkrankung zu lindern.
Krankheitsverlauf & Prognose: Wie kann sich eine Hemiparese entwickeln?
Die Zeit nach einem Schlaganfall ist mit vielen Unsicherheiten verbunden und es ist schwer, eine Prognose zu stellen. Die Fähigkeit des Gehirns, Funktionen wieder zu erlernen und verlorenes Gewebe zu regenerieren, hängt von vielen verschiedenen Faktoren ab, wie zum Beispiel der betroffenen Hirnregion, der Größe des Schlaganfalls, dem gesundheitlichen Zustand vor dem Schlaganfall und weiteren komplexen Stoffwechselvorgängen im Gehirn.
Während einige Betroffene schon nach wenigen Tagen, Wochen oder Monaten einen Rückgang der Symptome nach dem Schlaganfall erleben oder sogar symptomfrei sind, kämpfen andere ein Leben lang mit den Folgen und sind auf Hilfsmittel oder Unterstützung im Alltag angewiesen. Ältere Patienten und solche mit Vorerkrankungen haben tendenziell geringere Heilungschancen, besonders wenn während der Akutphase Komplikationen auftreten.
Für Betroffene und deren Angehörige bedeutet dies, dass der Weg zur Genesung individuell und wenig vorhersagbar ist. Frühe, umfassende medizinische und therapeutische Unterstützung kann jedoch wesentlich zu einer positiven Entwicklung beitragen.
Leben mit einer Halbseitenlähmung: Die besten Tipps für Betroffene
Manchmal ist die Lähmung nach einem Schlaganfall nicht heilbar. Hilfsmittel wie Gehhilfen, Greifzangen und spezielle Bestecke können den Alltag erheblich erleichtern und helfen, die Selbstständigkeit zu bewahren.
Hilfsmittel für den Alltag: So kann dich ein Rollstuhl unterstützen
Ob für kurze Strecken im Haus oder längere Ausflüge im Freien, ein Rollstuhl ermöglicht es, aktiv am Leben teilzunehmen und soziale Kontakte zu pflegen. Ein Rollstuhl bietet nicht nur Mobilität und Unabhängigkeit, sondern hilft auch dabei, Stürze und damit verbundene Verletzungen zu vermeiden. Moderne Rollstühle sind leicht, wendig und individuell anpassbar, sodass sie sich optimal auf die Bedürfnisse des Nutzers einstellen lassen.
Tipps für Angehörige: Darauf können sie achten
Unterstützung durch Angehörige ist von unschätzbarem Wert. Zu oft vergessen Menschen mit halbseitiger Lähmung die betroffene Seite und schenken ihr keine Beachtung mehr. Aus diesem Grund sollten Angehörige darauf achten, die gelähmte Seite mit einzubeziehen, damit die Wahrnehmung für die gelähmte Körperseite angeregt wird. Besonders wichtig ist es, dass Betroffene das Gefühl haben, nicht allein zu sein. Die emotionale und praktische Motivation durch Familie und Freunde kann einen großen Unterschied machen und dazu beitragen, dass der Betroffene positive Fortschritte erlebt.
Fazit
Das Leben mit einer Hemiparese stellt Betroffene und ihre Angehörigen vor erhebliche Herausforderungen. Dabei ist es wichtig zu verstehen, dass jede Hemiparese individuell ist, sowohl in ihrer Ursache als auch in ihrem Verlauf. Frühzeitige Diagnosen und gezielte Therapien können jedoch erheblich zur Besserung der Symptome beitragen und die Lebensqualität verbessern.
Oft gefragt
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