Querschnittslähmung: Behandlung & Leben mit Lähmung
Einleitung
Ein einziges, plötzliches Ereignis reicht aus – und von einem Tag auf den anderen ist nichts mehr, wie es war. Ein Verkehrsunfall, ein Arbeitsunfall oder ein Sturz aus großer Höhe, danach kannst du dich mit einem Mal nicht mehr wie gewohnt bewegen. Lautet die Diagnose „Querschnittslähmung“, so bedeutet dies, dass du dir eine schwerwiegende Verletzung des Rückenmarks zugezogen hast. Eine Querschnittslähmung ist nicht heilbar, doch mit ein wenig Glück kannst du deine Beweglichkeit durch Rehamaßnahmen zumindest verbessern.
Von einer Querschnittslähmung ist die Rede, wenn du dir zum Beispiel durch einen Unfall das Rückenmark ganz oder teilweise durchtrennt hast. Vielleicht hörst du in diesem Zusammenhang auch den Begriff „spinal cord injury“, dessen Übersetzung lautet schlicht „Rückenmarksverletzung“.
Es gibt unterschiedliche Querschnittslähmungen – je nachdem, wo und wie schwer das Rückenmark verletzt worden ist. Eine teilweise Lähmung der Muskulatur wird Parese genannt, die vollständige Lähmung Plegie.
Für Tetraplegie lautet die Definition: Eine Querschnittslähmung, bei der alle vier Gliedmaßen, also sowohl Beine als auch Arme, betroffen sind.
Bei einem inkompletten Querschnitt (unvollständig durchtrenntes Rückenmark) gibt es Hoffnung, dass einzelne Bewegungen und Fähigkeiten wiedererlangt oder zumindest verbessert werden können.
Es gibt speziell angepasste Rollstühle nach Maß.
Eine Querschnittslähmung ist bisher nicht vollständig heilbar. Doch es gibt Therapien und Hilfsmittel, die dir helfen können, dennoch einen erfüllten Alltag zu erleben.
Was ist eine Querschnittslähmung?
Vielleicht hast du den Begriff schön häufiger gehört, fragst dich aber: Was ist eine Querschnittslähmung eigentlich genau? Das lässt sich mit wenigen Worten wie folgt beschreiben: Durch eine Verletzung wird das Rückenmark der betroffenen Person teilweise oder ganz durchtrennt. Das hat schwerwiegende Folgen: Gliedmaßen, die sich unterhalb der Verletzung befinden, sind gelähmt, in manchen Fällen verlierst du auch das Gefühl darin. Querschnittslähmung ist jedoch nicht gleich Querschnittslähmung. In der Regel werden folgende Arten unterschieden:
Die Parese: Laut Definition bezeichnet sie eine teilweise Lähmung der Muskulatur. In solchen Fällen ist noch ein gewisses Maß an Rest-Aktivität im betroffenen Muskel vorhanden.
Die Plegie: Hierbei handelt es sich um eine vollständige Lähmung der Muskulatur in mindestens einem Arm oder Bein.
Darüber hinaus wird weiter unterteilt – je nachdem, welcher Körperbereich betroffen ist:
Monoparese und Monoplegie: Eine einzelne Extremität ist betroffen (Arm, Hand, Bein oder Fuß).
Hemiparese und Hemiplegie: Die Lähmung betrifft die linke oder die rechte Körperhälfte.
Paraparese oder Paraplegie: Zwei gleichartige Extremitäten sind gelähmt (meist sind es die Beine).
Tetraparese oder Tetraplegie: Beide Arme und Beine sind von der Lähmung betroffen.
Inkomplette Querschnittslähmung
Von einer inkompletten Querschnittlähmung – auch inkompletter Querschnitt genannt – ist die Rede, wenn nur ein Teil des Rückenmarks durchtrennt ist. Das bedeutet, es gibt noch Restfunktionen. So kann es sein, dass du deine Muskeln im betroffenen Bereich zwar nicht mehr bewegen kannst, aber dort durchaus noch Empfindungen hast. Oder es ist andersherum: Du kannst die Beine noch bewegen, hast dort aber kein Gefühl mehr. In solchen Fällen können Gehhilfen wie Rollatoren für dich eventuell eine wertvolle Unterstützung sein. Ist die Querschnittlähmung inkomplett, so kann dies auch ein Punkt sein, an dem eine Reha oder Krankengymnastik mit auf dich zugeschnittenem Trainingsprogramm ansetzen wird. Denn ein inkompletter Querschnitt bedeutet: Es gibt eine berechtigte Hoffnung, dass einzelne Bewegungen und Fähigkeiten wiedererlangt werden können. Eine vollständige Heilung ist allerdings auch dann nur in den allerwenigsten Fällen möglich.
Paraplegie: Diese Art der Querschnittslähmung verstehen
Du hast von deinem Arzt die Diagnose Paraplegie bekommen? Dieser Begriff wird verwendet, wenn zwei parallele Extremitäten – also beide Arme oder beide Beine – betroffen sind. In den meisten Fällen sind es die Beine, die gelähmt sind. Es kann passieren, dass du dadurch auch die Kontrolle über deinen Rumpf verlierst oder sie zumindest eingeschränkt ist. Häufig kommen weitere Probleme hinzu. Dazu gehören Harn- und Stuhlinkontinenz, ein erhöhter Blutdruck, Nervenschmerzen und die ständige Gefahr von Druckgeschwüren. Ursachen für das Entstehen einer Paraplegie gibt es viele. Meist sind es jedoch Unfälle mit starker Krafteinwirkung auf die Wirbelsäule. Aber auch verschleißbedingte Erkrankungen der Wirbelsäule, Tumore, Knochenschwund, entzündliche Erkrankungen wie Kinderlähmung und Meningitis sowie neurologische Krankheiten wie Multiple Sklerose können zu einer Querschnittslähmung führen. Als Paraplegiker (Paraplegiker sind laut Definition Menschen, die an Paraplegie leiden) ändert sich dein Alltag erheblich. Zwar stehen dir – je nach Ursache der Erkrankung – eine Vielzahl medizinischer Hilfsmittel zur Verfügung, die deine Lebensqualität erhöhen können, doch heilbar ist eine solche Querschnittslähmung leider nicht. Suche dir in dieser Situation ruhig Hilfe, zum Beispiel bei der Fördergemeinschaft der Querschnittgelähmten in Deutschland e.V., oder tausche dich mit anderen Erkrankten aus – etwa indem du Teil der Online-Community der Schweizer Paraplegiker Stiftung wirst.
Ursachen und Risikofaktoren von Querschnittslähmung
Leidest du an einem Querschnittssyndrom – dies ist der Oberbegriff für alle Arten der Querschnittslähmung –, dann kann es dafür ganz unterschiedliche Auslöser geben. So kann eine Querschnittslähmung auch angeboren sein (Fehlentwicklung des Nervensystems in der embryonalen Phase) oder aber durch einen Unfall oder eine schwerwiegende Erkrankung zustande kommen. Hier eine Übersicht der häufigsten krankheitsbedingten Ursachen für eine Querschnittslähmung:
Tumore
Schlaganfall
Multiple Sklerose
Bandscheibenvorfall, der das Rückenmark quetscht
Spinaler Schock (plötzlicher Ausfall motorischer, sensorischer und vegetativer Funktionen). Ausgelöst wird er durch eine Verletzung des Rückenmarks. Handelt es sich um eine Prellung, so sind die Beschwerden vorübergehend.
Je nachdem, unter welcher Art der Querschnittslähmung du leidest und wo genau sich die Verletzung des Rückenmarks befindet, können natürlich auch die Symptome deiner Querschnittslähmung sehr unterschiedlich sein.
Diagnoseverfahren bei Querschnittslähmung
Es gibt mehrere Diagnoseverfahren, die bei einer Querschnittslähmung sinnvoll sind und erst gemeinsam angewandt eine qualifizierte Aussage über Art und Umfang der Erkrankung liefern.
Bildgebende Verfahren wie CT (Computertomografie) oder MRT (Magnetresonanztomografie) geben Aufschluss darüber, wo genau die Verletzung des Rückenmarks sitzt und wie groß der Schaden ist. Dabei eignet sich die CT in erster Linie, um die knöchernen Strukturen darzustellen, während die MRT zur genauen Betrachtung des Rückenmarks hilfreich ist.
Erst im Anschluss daran kann dein Arzt eine Entscheidung darüber fällen, ob eine Operation sinnvoll ist oder nicht.
Außerdem wird dein Arzt eventuell Proben deiner Rückenmarksflüssigkeit und deines Blutes nehmen. So kann zum Beispiel eine bakterielle Infektion ausgeschlossen werden.
Behandlungsmöglichkeiten und Rehabilitation von Querschnittslähmungen
Es gibt einige vielversprechende Therapien, die dir bei einer Querschnittslähmung helfen können, dennoch ein erfülltes und glückliches Leben zu führen. Diese hier gehören dazu:
Medikamente gegen Schmerzen
Physiotherapie erhält noch vorhandene Beweglichkeit und hilft, Folgeschäden zu verhindern.
Ergotherapie unterstützt beim Wiedererlernen von Alltagstätigkeiten.
Physikalische Therapie kann helfen, die Selbstheilungskräfte deines Körpers zu aktivieren und optimal zu nutzen.
Lass dich von deinem Arzt beraten und probiere aus, was dir am besten hilft.
Leben mit einer Querschnittslähmung
Bist du querschnittsgelähmt, so stellt dies zunächst natürlich eine heftige Veränderung deines Lebens dar, auf die du dich erst einmal einstellen musst. Aber keine Sorge: Auch mit dieser Beeinträchtigung kann dein Alltag ausgefüllt und schön sein. Hier ein paar Tipps, damit es möglichst gut klappt:
Verwende Hilfsmittel. Sie unterstützen dich dabei, ein mobiles und unabhängiges Leben zu führen.
Nutze Ergo- und Physiotherapie dauerhaft und regelmäßig.
Tausche dich mit Menschen aus, die ebenfalls querschnittsgelähmt sind. Es tut gut, mit Menschen zu reden, die in der gleichen Situation sind wie du. So kannst du Erfahrungen austauschen und eventuell wertvolle Hinweise zu Behandlungen oder Hilfsmitteln bekommen.
Passe deine Ernährung an die neue Situation an.
Versuche alte Hobbys beizubehalten.
Außerdem wichtig und gut zu wissen: Du bekommst einen Rollstuhl auf Rezept, also auf Kosten der Krankenkasse. Dies gilt nicht nur für Standardmodelle, sondern auch für Adaptiv-, Leichtgewichts- und Pflegerollstühle. Duschrollstühle werden ebenfalls von der Versicherung bezahlt. Übrigens: Es gibt auch extra schmale, besonders bewegliche Rollstühle für die Wohnung. Lass dich dazu am besten in einem Sanitätshaus beraten. Und wichtig: Scheue dich nicht, einen Rollator oder einen Rollstuhl zu benutzen. Besonders bei älteren Menschen reicht oft bereits ein Sturz aus dem Stand aus, um einen Beckenbruch davonzutragen.
Fazit
Eine Querschnittslähmung, egal ob inkomplett oder komplett, bedeutet immer eine grundlegende Veränderung des Lebens. Vieles, was für dich selbstverständlich war, funktioniert nun plötzlich nicht mehr. Inkontinenzprobleme können hinzukommen. Außerdem ist eine vegetative Entgleisung möglich, das heißt, das vegetative Nervensystem reagiert über, was sich zum Beispiel in einem erhöhten Blutdruck zeigen kann, in übermäßigem Schwitzen und stark geröteter Gesichtsfarbe. All dies ist trotzdem absolut kein Grund aufzugeben. Denn es gibt Therapien und zahlreiche Hilfsmittel, die dir helfen können, auch mit einer Querschnittslähmung ein eigenständiges und selbstbestimmtes Leben zu führen.
Oft gefragt
Unsere Spezialisten beraten Dich gerne über die von Deinem Arzt empfohlenen Hilfsmittel.