Patellaspitzensyndrom: Top-Übungen und Tipps
Einleitung
Du spielst Fußball, Volley- oder Basketball und hast Schmerzen unter der Kniescheibe? Es könnte sich um das Patellaspitzensyndrom handeln, eine Reizung der Patellasehne direkt an der Verbindungsstelle zum Knochen. Vor allem junge Menschen, deren Knie hohen Belastungen ausgesetzt sind, leiden unter dieser häufigen Sportverletzung. Wir klären auf, wie das Patellaspitzensyndrom entsteht und welche Behandlungsoptionen erfolgversprechend sind.
Die häufigsten Ursachen des Patellaspitzensyndroms sind Über- oder Fehlbelastungen bei sprung- und laufintensiven Sportarten.
Schmerzen an der Patellasehne betreffen häufig junge, aktive Sportler mit hohem Trainingspensum.
Bei einem Patellaspitzensyndrom können Bandagen und Tapes das Knie stabilisieren und Patellasehnen-Schmerzen lindern.
Exzentrische Übungen und progressive Sehnenbelastung sind effektive Behandlungsmethoden.
Bei anhaltenden Beschwerden ist ein Arztbesuch dringend nötig, um schwerwiegendere Verletzungen auszuschließen und den besten Behandlungsplan zu entwickeln.
Patellaspitzensyndrom: Ursachen und Hintergründe
Wie entsteht das Patellaspitzensyndrom?
Das Patellaspitzensyndrom, auch bekannt als Jumper’s Knee, entsteht durch eine Über- oder Fehlbelastung der Patellasehne. Diese Sehne, die als Ligamentum patellae bezeichnet wird und eher ein Band ist, verbindet die Kniescheibe (Patella) mit dem Schienbein und spielt eine zentrale Rolle im Kniestreckapparat. Durch wiederholte Belastungen, wie sie beispielsweise bei Sportarten mit vielen Sprüngen und schnellen Richtungswechseln auftreten, kann es zu Mikroverletzungen und degenerativen Veränderungen innerhalb der Sehne kommen. Diese Veränderungen im Knie bemerkst du, wenn deine Kniescheiben zu schmerzen beginnen.
Das Risiko, an einem Patellaspitzensyndrom oder einer Patellasehnenentzündung zu erkranken, steigt mit der Anzahl der Trainingseinheiten pro Woche. Besonders gefährdet sind Hobbysportler, die sich ohne angemessene Vorbereitung einem intensiven Trainingsplan unterziehen. Aber auch gut trainierte Profisportler bleiben nicht immer von einer Reizung der Patellasehne verschont.
Häufigste Ursachen und Risikofaktoren im Überblick:
intensive Beanspruchung durch Sprünge
Ungleichgewicht in der Muskulatur
unzureichend trainierte Oberschenkelmuskeln
übermäßiges Körpergewicht
Fehler in der Trainingsroutine
harte Bodenverhältnisse
unpassendes Schuhwerk
Schwäche des Bindegewebes
hochstehende Kniescheibe (Patella alta)
Fehlstellungen in den Gelenken
angeborene Schwächen im Bändersystem
sehnenschädigende Medikamente wie Fluorchinolone, Glukokortikoide und Statine
Symptom-Check: Alarmzeichen des Patellaspitzensyndroms
Das Patellaspitzensyndrom macht sich durch Schmerzen unter dem Knie bemerkbar – vorne, am unteren Rand der Kniescheibe. Das ist die Körperstelle, an der die Patellasehne an der Kniescheibe ansetzt.
Symptome des Patellaspitzensyndroms im Überblick:
Grad I: Zu Beginn der Reizung treten Schmerzen nur nach der Belastung auf.
Grad II: Die Schmerzen sind unterhalb der Kniescheibe lokalisiert und treten vor und nach der Belastung auf. Während des Trainings bist du noch schmerzfrei. Manchmal kann es bereits morgens zu Schmerzen in der Kniekehle nach dem Aufstehen kommen (sogenannter „Anlaufschmerz“).
Grad III: Die Schmerzen treten während des gesamten Trainings und sportlichen Aktivität auf.
Grad IV: Der Schmerz begleitet dich nicht nur während des Sports, sondern auch im Alltag. Schlimmstenfalls kann es in dieser Phase auch zu einem Riss der Patellasehne kommen.
Bei Schmerzen mit dem Knie ist eine ärztliche Konsultation unerlässlich, um schwerwiegendere Verletzungen auszuschließen und den besten Behandlungsplan zu entwickeln.
Von Physiotherapie bis Operation: Welche Behandlung ist die richtige?
Konservative Behandlung: Ruhe, Eis, Medikamente
Im Frühstadium lässt sich das Patellaspitzensyndrom in der Regel gut durch konservative Maßnahmen behandeln. Versuche eine Sportpause einzulegen oder das wöchentliche Trainingspensum zu reduzieren. Es ist wichtig, die Oberschenkelmuskulatur vor dem Training gründlich aufzuwärmen. Eine Kühlung mit Eispacks nach dem Sport lindert die Schmerzen und wirkt Schwellungen entgegen. Halte dich an die Empfehlungen deines Arztes, damit du schnell wieder sportlich aktiv bist.
Folgende konservative Therapien können zusätzlich deine Beschwerden lindern:
Physiotherapie
Stoßwellentherapie
Wechselbäder
Ultraschallanwendungen
Lasertherapie
Medikamente als Tabletten oder Salben aus der Gruppe der nichtsteroidalen Antirheumatika wie z.B. Diclofenac oder Ibuprofen.
Physiotherapie und Rehabilitation
Dehnübungen: Beim Dehnen werden gezielt Muskeln und Sehnen belastet, um deren Flexibilität und Bewegungsumfang zu erhöhen. Es kann sowohl Teil eines Aufwärmprogramms vor sportlichen Aktivitäten als auch eines Abkühlprogramms danach sein.
Exzentrisches Muskeltraining (eccentric exercise therapy, kurz EET): Exzentrisches Training bezieht sich auf eine spezielle Art des Krafttrainings. Der Muskel wird zunächst verkürzt und anschließend wieder gedehnt. Dies tritt auf, wenn der Muskel Kraft ausübt, während er sich verlängert. Exzentrisches Training ist besonders effektiv für den Aufbau von Muskelkraft und für die Rehabilitation von Sehnenverletzungen.
Progressive sehnenbelastende Bewegungstherapie (progressive tendon-loading exercise, kurz PTLE): Die progressive Sehnenbelastung umfasst kontrollierte Übungen, die im Laufe der Zeit schrittweise intensiver werden, um die Sehne langsam an höhere Belastungen zu gewöhnen und sie zu stärken. Die PTLE ist in der Regel weniger schmerzhaft als das exzentrische Training.
Chirurgische Eingriffe und wann sie notwendig sind
In den meisten Fällen sind chirurgische Eingriffe beim Patellaspitzensyndrom nicht erforderlich, da konservative Maßnahmen wie Ruhe, Kühlung und Physiotherapie oft erfolgreich sind. Sollte jedoch trotz dieser Behandlungen keine Besserung eintreten oder ist die Patellasehne gerissen, kann eine Operation notwendig werden. In einem solchen Eingriff wird schwaches oder geschädigtes Gewebe entfernt, die Durchblutung des umliegenden Gewebes gefördert und die betroffene Sehne repariert, um ihre volle Funktionalität wiederherzustellen. Dieser Schritt wird in der Regel nur als letzte Option in Erwägung gezogen, nachdem alle nicht-invasiven Behandlungsmöglichkeiten ausgeschöpft wurden.
Schritt-für-Schritt-Anleitung: Effektive Übungen gegen das Patellaspitzensyndrom
Bei einem Patellaspitzensyndrom können regelmäßige Übungen dazu beitragen, deine Beschwerden zu lindern. Du solltest aber Geduld mitbringen: Der Heilungsprozess erstreckt sich über einen Zeitraum von mindestens 3 bis 4 Monaten – manchmal sogar noch länger. Bevor du startest, solltest du mit deinem Arzt sprechen, ob die Übungen für dich geeignet sind.
Einbein-Kniebeuge: Kraftübung für die vordere Oberschenkelmuskulatur
Schritt 1
Stelle dich aufrecht auf eine Gymnastikmatte. Beuge das betroffene Knie leicht und verlagere dein Gewicht auf dieses Bein. Hebe das andere Bein an, sodass du im Einbeinstand stehst.
Schritt 2
Führe mit dem Standbein eine Kniebeuge aus. Halte dich bei Gleichgewichtsproblemen an der Wand oder einem Geländer fest. Schiebe dabei das freie Bein leicht nach hinten.
Schritt 3
Stelle das freie Bein wieder neben dem betroffenen Bein ab und drücke dich vom Boden ab, wieder in den aufrechten Stand. Achte darauf, dass du keine X-Beinstellung bei der Übung einnimmst. Wiederhole den Bewegungsablauf in die Einbein-Kniebeuge 15-mal.
Schritt 4
Die Übung kann auch an einem abschüssigen Untergrund oder mit einer 25-Grad-Neigung durchgeführt werden. Führe drei Sätze mit einer Minute Pause zwischen den Sätzen aus.
Bridging: Kraftübung für die hintere Oberschenkelmuskulatur
Schritt 1
Lege dich auf den Rücken, winkle die Beine an und stelle deine Fußsohlen fest auf eine Gymnastikmatte.
Schritt 2
Spanne die Muskulatur in deinem Gesäß an. Zieh deinen Bauchnabel in Richtung Wirbelsäule.
Schritt 3
Hebe dein Becken nach oben, sodass der Oberkörper von Schulter bis zu den Knien eine Gerade bildet. Deine Knie sind um 90 Grad gebeugt.
Schritt 4
Senke dein Becken ab und positioniere dich in der Ausgangsposition. Spanne dein Gesäß erneut an und hebe wieder das Becken. Wiederhole die Bewegung 10-mal. Führe 3 Sätze aus mit einer Pause von ca. einer Minute zwischen den Sätzen.
Dehnungsübung: Der Kniestrecker
Schritt 1
Lege dich auf die Seite auf eine Gymnastikmatte, sodass das betroffene Bein oben liegt. Das untere Bein beugst du im 90-Grad-Winkel nach vorne.
Schritt 2
Beuge das obere Bein nach hinten und greife mit der oberen Hand an den Fuß.
Schritt 3
Ziehe die Ferse in Richtung deines Gesäßes. Spürst du die Dehnung in deinem Oberschenkel?
Schritt 4
Halte diese Position für 45 Sekunden. Löse dann die Muskelspannung und lockere kurz das Bein. Wiederhole die Übung dreimal.
Bandagen und Tape im Einsatz: Wie du deine Knie unterstützen kannst
Eine Bandage, aber auch ein Kinesiotape, können zur Stabilisierung des Knies während sportlicher Aktivitäten beitragen. Die Hilfsmittel stabilisieren, führen das Kniegelenk und entlasten die Druck- und Zugspitzen auf die Patellasehne.
Tapen beim Patellaspitzensyndrom
Ein Tape wird so auf die Haut aufgebracht, dass es unter Spannung steht. Diese Dehnung erzeugt Zugkräfte, die die Haut leicht anheben und dadurch kleine Freiräume zwischen der Ober- und Unterhaut schaffen. In diesen Freiräumen befinden sich zahlreiche Rezeptoren für Nerven, Blutgefäße und Lymphgefäße. Durch das Anheben der Haut wird die Durchblutung gefördert und der Lymphabfluss verbessert. Dies kann Schwellungen reduzieren und die Heilung beschleunigen. Das Tape soll auch Schmerzen mindern und die Beweglichkeit der Muskeln unterstützen. Viele Sportler berichten von einer Verbesserung der Selbstwahrnehmung und der Stabilität.
Einlagen beim Patellaspitzensyndrom
Einlagen kommen dann zum Einsatz, wenn eine Fehlstellung des Fußes für die Reizung der Patellasehne verantwortlich ist. Einlagen werden individuell an den Sportler und seine Schuhe angepasst – wenn möglich auf Basis einer Laufbandanalyse. Suche dazu eines unserer Sanitätshäuser in deiner Nähe auf.
Bandagen beim Patellaspitzensyndrom
Die Kasseler Patellasehnenbandage ist ein speziell entwickeltes Hilfsmittel zur Unterstützung der Patellasehne, insbesondere bei Beschwerden wie dem Patellaspitzensyndrom. Sie verläuft unterhalb der Kniescheibe, direkt am Ansatz der Patellasehne. Durch eingearbeitete Pelotten mit Gurtbändern wird der Druck auf die Sehne individuell eingestellt. Die Bandage kann Schmerzen effektiv reduzieren, sie schränkt dich aber in der Bewegung nicht ein.
Funktionsweise der Kasseler Patellasehnenbandage:
Positionierung: Die Bandage wird direkt unterhalb der Kniescheibe am Ansatz der Patellasehne angelegt. Die korrekte Positionierung ist entscheidend, damit die Patellasehne entlastet wird.
Spezial-Pelotte: Die Bandage enthält eine spezielle Pelotte, die mit genoppten Druckpunkten ausgestattet ist. Diese Druckpunkte haben unterschiedliche Aufgaben:
Innere Druckpunkte: Diese führen und unterstützen die Patellasehne. Durch die gezielte Druckausübung entlasten sie den Sehnenansatz während der Belastung.
Äußere Druckpunkte: Diese stimulieren den Bereich um die Patellasehne und verbessern die Sensomotorik des Knies.
Massageeffekt: Während der Bewegung erzeugen die genoppten Druckpunkte eine wohltuende Massage, die die Durchblutung fördert und Verspannungen im Sehnenbereich löst.
Individuelle Anpassbarkeit: Ein wesentlicher Vorteil der Kasseler Bandage ist ihr individuell einstellbares Gurtsystem. Dadurch kann der Träger die Bandage gleichmäßig von beiden Seiten festziehen und sicher verschließen, um eine optimale Passform zu garantieren – nicht zu eng und nicht zu locker.
Tipps zur richtigen Anwendung und Pflege: Für eine optimale Wirksamkeit und Langlebigkeit deiner Bandagen ist die richtige Pflege unerlässlich. Reinige die Bandage regelmäßig, vorzugsweise von Hand oder bei niedriger Temperatur im Schonwaschgang mit Feinwaschmittel und verzichte auf Weichspüler. Ebenso darf eine Bandage nicht in den Trockner.
Vorbeugung ist besser als Heilung: Deine Strategie gegen das Patellaspitzensyndrom
Vorbeugende Maßnahmen zur Vermeidung des Patellaspitzensyndroms
Ausreichend Aufwärmen: Vor jeder sportlichen Aktivität sollte eine gründliche Aufwärmroutine durchgeführt werden, um die Durchblutung der Muskulatur zu fördern und die Muskeln auf die bevorstehende Belastung vorzubereiten.
Regelmäßig Dehnen: Das Dehnen der Oberschenkel- und Wadenmuskulatur kann helfen, die Flexibilität zu erhöhen und Spannungen zu reduzieren.
Trainingspensum anpassen: Das Trainingspensum sollte schrittweise gesteigert werden, um Überbeanspruchung zu vermeiden.
Richtige Technik und Ausrüstung bei sportlichen Aktivitäten
Richtige Technik: Eine korrekte Technik bei sportlichen Aktivitäten wie Springen und Landen kann die Belastung auf die Patellasehne minimieren. Es ist wichtig, dabei auf eine gute Körperhaltung und sichere Bewegungsabläufe zu achten.
Geeignetes Schuhwerk: Achte auf hochwertige Sportschuhe mit ausreichender Dämpfung und Unterstützung, insbesondere bei Sportarten, die viel Laufen oder Springen erfordern.
Bandagen und Tapes: Sie geben Stabilität und Sicherheit und mindern das Verletzungsrisiko.
Allgemeine Gesundheitstipps für starke und gesunde Knie
Ein normales Körpergewicht trägt dazu bei, die Belastung auf die Kniegelenke zu verringern.
Achte jeden Tag auf ausreichend Bewegung.
Vermeide hohe Belastungen auf dein Knie.
Trainiere deine Muskulatur an den Beinen.
Vermeide Schuhe mit hohen Absätzen.
Fazit
Das Patellaspitzensyndrom, auch als Jumper’s Knee bekannt, ist eine häufige Überlastungsverletzung der Patellasehne, die insbesondere durch wiederholte Sprung- und Landebewegungen hervorgerufen wird. Mit gezielten Übungen wie exzentrischem Training und progressiver Sehnenbelastung sowie der Verwendung spezieller Bandagen und Tapes können die Beschwerden effektiv behandelt werden. Eine konsequente konservative Therapie kann die Heilungszeit verkürzen und die Funktionalität der Sehne wiederherstellen.
Oft gefragt
Unsere Experten beraten dich gerne zu den von deinem Arzt empfohlenen Hilfsmitteln.