/
/
/
Was ist ein Stoma? Mehr Lebensqualität trotz Stoma

Was ist ein Stoma? Mehr Lebensqualität trotz Stoma

Aktualisiert am 23.10.2024 | 7 Min. Lesezeit
Geprüft von:Bernd Ginsberg

Einleitung

Bei manchen schweren Erkrankungen oder nach Krebsoperationen kann es sein, dass Betroffene ihren Darm oder die Blase nicht mehr auf natürlichem Weg entleeren können. Es ist dann ein künstlicher Darmausgang oder eine künstliche Harnableitung notwendig – manchmal nur vorübergehend, manchmal aber auch für immer. Ärzte sprechen in diesem Fall von einem Stoma. Unsere Informationen sollen allen Betroffenen helfen, sich mit der neuen Situation im Alltag besser zurechtzufinden. Lerne deine Möglichkeiten kennen, wie du auch mit Stoma ein aktives und erfülltes Leben führen kannst.  

Das Wichtigste in Kürze
  • Ein Stoma ist ein künstlicher Ausgang, der den Urin oder den Darminhalt über eine Öffnung im Bauch ableitet.

  • Ein Stoma wird entweder dauerhaft oder vorübergehend angelegt. In manchen Fällen ist auch eine Rückverlegung des Stomas möglich.

  • Mit der richtigen Hilfestellung und modernen Hilfsmitteln können Stomaträger ihr Alltagsleben aktiv gestalten, inklusive ihrer beruflichen Tätigkeit, Freizeitinteressen und Reisen.

  • Akzeptanz, Selbstfürsorge und der Austausch mit anderen Betroffenen helfen, die neue Situation zu bewältigen.

Was ist ein Stoma?

Der Begriff „Stoma“ stammt aus dem Griechischen und bedeutet „Mund“ oder „Öffnung“. Im medizinischen Kontext beschreibt er eine künstlich geschaffene Verbindung von einem inneren Hohlorgan zur äußeren Körperoberfläche. Harn oder Stuhlgang werden meist in einem Beutel aufgefangen. In Deutschland sind rund 160.000 Menschen von einem Stoma des Darms oder der harnableitenden Organe betroffen.

Welche Arten von Stomata gibt es?

Die Einteilung der Stoma-Arten erfolgt nach dem betroffenen Organ, das auch der Namensgeber ist.

  • Künstlicher Darmausgang (Enterostoma oder Anus praeter): Beim Enterostoma ist meist der Dickdarm (Kolostoma oder Colostoma) oder der Dünndarm (Ileostoma) betroffen. Der künstliche Darmausgang wird entweder dauerhaft als endständiges Stoma oder als doppelläufiges Stoma operativ angelegt, wenn eine Stoma-Rückverlegung geplant ist.

  • Künstlicher Blasenausgang (Urostoma): Die Harnableitung erfolgt über die Bauchdecke bei Ausfall der Blase oder Funktionsstörungen der ableitenden Harnwege.

  • Künstlicher Magenzugang (Gastrostoma): Ein künstlich angelegter Zugang von der Bauchdecke zum Magen ist notwendig, wenn der Patient nicht mehr selbst schlucken kann.

Kolostomie: Umleitung des Dickdarm-Inhalts

Bei der Kolostomie legt der Chirurg einen künstlichen Ausgang für den Dickdarm (Kolon) an. Dabei führt er das gesunde Stück des Dickdarms durch die Bauchdecke nach außen, um die Ausscheidungen über einen Stomabeutel abzuleiten. Der erkrankte untere Darmabschnitt wird entweder entfernt oder ruhiggestellt. Das Kolostoma liegt in der Regel im linken Unterbauch und ragt etwa 1 cm über die Bauchdecke hinaus.

Meist bleibt bei einem Kolostoma ein Großteil des Dickdarms erhalten, was dem Patienten einen großen Vorteil bietet: Der Dickdarm entzieht dem verflüssigten Inhalt des Dünndarms Wasser und Mineralstoffe, was zur Eindickung des Stuhls führt. Daher ist die Konsistenz des Stuhls umso fester, je näher das Kolostoma am Enddarm platziert ist.

Ileostomie: Umleitung des Dünndarm-Inhalts

Ein Ileostoma ist ein operativ angelegter künstlicher Ausgang des Dünndarms (Ileostomie) und wird erforderlich, wenn der Dickdarm nicht belastet werden darf oder vollständig entfernt werden muss. Dieses Stoma ist meist im rechten Unterbauch platziert, wobei das gesunde Ende des Dünndarms zur Hautoberfläche geführt wird. Von außen ist eine kleine Öffnung zu sehen, die etwa 2 cm über das Hautniveau hinausragt.

Im normalen Verdauungsprozess wird im Dickdarm eine große Menge Flüssigkeit aus der verdauten Nahrung entzogen. Dies entfällt bei einer Ausscheidung aus dem Dünndarm und der Stuhlgang ist in der Regel sehr flüssig.  

Urostomie: Ausscheidung von Urin nach Entfernung der Blase

Ein Urostoma ist eine chirurgisch angelegte Harnableitung (Urostomie) des Urins aus den Nieren. Die natürlichen Harnwege und die Blase sind dabei nicht mehr funktionsfähig oder mussten operativ entfernt werden. Die Chirurgen platzieren die künstliche Öffnung meist im rechten Unterbauch: Hierzu verwenden sie ein Stück Dünn- oder Dickdarm als Leitung, durch die der Urin von den Nieren über das Stoma nach außen abfließen kann.

Gastrostomie: Ernährungsunterstützung direkt zum Magen

Ein Gastrostoma ist eine künstlich angelegte Öffnung im Magen, die durch die Bauchdecke nach außen führt. Dieser operative Eingriff ermöglicht es, über eine Ernährungssonde Nahrung, Flüssigkeiten und Medikamente direkt in den Magen einzubringen, wenn eine normale Nahrungsaufnahme über den Mund nicht möglich ist. Ein Gastrostoma wird häufig bei Patienten angelegt, die aufgrund von Erkrankungen oder Verletzungen der Speiseröhre, neurologischen Störungen oder anderen medizinischen Bedingungen nicht schlucken können.

Leben mit einem Stoma – kenne deine Möglichkeiten

Das Leben mit Stoma ist anders, als du es bisher gekannt hast. Das bedeutet jedoch nicht, dass das Stoma dein bisheriges Leben komplett auf den Kopf stellt, auch wenn es sich am Anfang so anfühlt. Du kannst weiterhin viele Dinge tun, die dir Freude bereiten und deinem Leben Sinn geben – Reisen, Sport und als Frau auch Kinder bekommen.

Alltagsleben meistern mit Stoma

Die ersten Tage mit einem Stoma sind für die allermeisten Betroffenen sehr schwierig und sie gehen durch ein Wechselbad der Gefühle. Der Körper fühlt sich fremd an und ist noch geschwächt von der Operation. Gleichzeitig musst du bereits lernen, den Stomabeutel zu wechseln und das Stoma zu pflegen. In dieser Phase sind eine Rehabilitationsmaßnahme und die Unterstützung von Ärzten, einem Stomatherapeuten, Familie und Freunden sehr wichtig, um wieder Selbstbewusstsein zu erlangen und Vertrauen in den eigenen Körper zu gewinnen. Auch wir bieten dir fachkundige Beratung und unterstützen dich mit Hilfsmitteln in der Stomaversorgung, sodass du dich in allen Lebenslagen sicher fühlst. Auf die wichtigsten Fragen im Alltagsleben möchten wir dir einen Ausblick geben:  

Stoma und Beruf

Na klar, das geht und viele erfolgreiche Menschen machen das täglich vor. Grundsätzlich gibt es keine Tätigkeit, die du aufgrund des Stomas nicht ausüben kannst. Trotzdem lohnt sich ein Blick auf mögliche Herausforderungen, die es zu bewältigen gilt. Vor allem ein Beruf mit einer hohen körperlichen Belastung kann mit der Zeit zu gesundheitlichen Problemen führen. Schweres Heben von Gegenständen übt zum Beispiel einen Druck auf den Bauchraum aus. Es kann dadurch zu einem Bruch der Bauchwand in der Nähe des Stomas kommen. Die sogenannte parastomale Hernie macht sich durch Symptome wie Vorwölbung bis hin zu möglichen Schmerzen bemerkbar. Auch häufige Zeitverschiebungen durch Geschäftsreisen oder ein ständig wechselnder Schichtdienst erschweren es, dass dein Darm sich an einen festen Rhythmus gewöhnt.

Sport mit Stoma

Sobald dein Arzt und dein Stomatherapeut einverstanden sind, kannst du auch wieder mit Bewegung und Sport starten. Es gibt moderne Hilfsmittel wie Bandagen und Schwimmgürtel, die dich beim Ausüben deiner Lieblingssportart unterstützen. Besonders gut eignen sich Ausdauersportarten wie Wandern, Radfahren oder Schwimmen. Bei Krafttraining und Mannschaftssportarten ist aufgrund des hohen Körpereinsatzes Vorsicht geboten. Achte darauf, die Trainingsintensität langsam zu steigern und Druck auf das Stoma zu vermeiden. Wir beraten dich gerne zu einem speziell auf deine Sportart zugeschnittenen Stoma-Equipment.

Reisen mit Stoma

Auch mit einem Stoma kannst du die Welt entdecken. Deinem Stomabeutel können die Druckunterschiede im Flugzeug nichts anhaben. Allerdings solltest du alles, was du unterwegs für deine Stomaversorgung benötigst, im Gepäck haben. Eine gute Planung ist deshalb die Voraussetzung für einen entspannten Urlaub.

Psychologische Aspekte

Die psychische Gesundheit ist ebenso wichtig wie die körperliche Anpassung an deine neue Situation. Und es braucht auch seine Zeit, den ersten Schock zu überwinden und die Veränderung im eigenen Körper anzunehmen. Aber je schneller du die neue Lebenswirklichkeit mit dem Stoma akzeptierst und in den Alltag zurückfindest, umso einfacher und normaler wird dein Umgang mit dem Stoma. Akzeptanz und Selbstfürsorge sind somit der erste Schritt zurück zu einem selbstbestimmten und erfüllten Leben. Der Austausch mit anderen Betroffenen, Selbsthilfegruppen und die Unterstützung von Familie und Freunden sind hierbei von großer Wichtigkeit. Professionelle Hilfe erhältst du durch Stomatherapeuten, die nicht nur medizinische Unterstützung in der Stomaversorgung, sondern auch wertvolle psychologische Hilfestellungen in allen Lebenslagen bieten.

Sexualität und Partnerschaft

Ein Stoma ist kein Hindernis für eine harmonische Partnerschaft und eine erfüllte Sexualität. Allerdings stehen bei vielen Betroffenen erstmals die Unzufriedenheit mit dem eigenen Körper und Scham im Vordergrund. Diese Gefühle sind normal und es braucht seine Zeit, den eigenen Körper in seiner Veränderung zu akzeptieren. Mit zunehmender Selbstakzeptanz kehrt aber auch wieder das Selbstvertrauen zurück und damit auch die Fähigkeit, den eigenen Körper positiv wahrzunehmen und Intimität zuzulassen.

Stoma und Gesundheit

Ein Stoma kann einen großen Einfluss auf das Leben der Betroffenen haben, aber es muss nicht bedeuten, dass die Gesundheit beeinträchtigt wird. Somit ändert sich durch das Stoma die Lebenserwartung nicht. Die moderne Stomaversorgung ermöglicht es, Komplikationen wie Infektionen oder Hautreizungen zu vermeiden, wenn die Anweisungen des Arztes und Stomatherapeuten genau befolgt werden. Es ist wichtig, regelmäßige Kontrolluntersuchungen wahrzunehmen, um sicherzustellen, dass das Stoma gut funktioniert und die umliegende Haut gesund bleibt. Zudem tragen eine ausgewogene Ernährung und regelmäßige Bewegung wesentlich dazu bei, die allgemeine Gesundheit und das Wohlbefinden zu fördern.

Fazit

Ein Stoma stellt zwar eine Herausforderung dar, bedeutet aber keineswegs das Ende eines erfüllten und aktiven Lebens. Mit der nötigen Akzeptanz und Anpassung können Betroffene ein hohes Maß an Lebensqualität genießen. Die richtige Information, professionelle Unterstützung und der Austausch mit anderen Betroffenen sind entscheidend, um die neue Situation zu meistern und die eigenen Möglichkeiten zu erkennen. Ein Stoma kann sogar lebensrettend sein und bietet die Chance, wieder mit voller Energie und Lebensfreude am Alltag teilzunehmen.

Oft gefragt

Anja Lehner-Ulshöfer
Medical Writerin
Autor

Unsere Spezialisten beraten Dich gerne über die von Deinem Arzt empfohlenen Hilfsmittel.

Literatur und weiterführende Informationen