Dekubitus-Grade: Ursachen, Symptome & Hilfsmittel
Einleitung
Ein Dekubitus, auch bekannt als Druckgeschwür, ist eine häufige Erkrankung bei bewegungs- und wahrnehmungseingeschränkten sowie immobilen Personen. Hier erhältst du einen umfassenden Überblick über das Krankheitsbild Dekubitus sowie über die effektivsten Maßnahmen und Hilfsmittel zur Vorbeugung und Behandlung.
Ein Dekubitus wird durch anhaltenden Druck auf Haut und Gewebe verursacht und reicht von oberflächlichen Rötungen bis hin zu tiefen, nekrotischen Wunden.
Effektive Hilfsmittel und Maßnahmen zur Prävention und Behandlung sind wichtig, um die Wundheilung zu unterstützen und weitere Komplikationen zu vermeiden.
Was ist ein Dekubitus?
Ein Dekubitus, auch bekannt als Druckgeschwür oder Wundliegen, ist eine Verletzung der Haut und des darunterliegenden Gewebes durch Druck.
Je nach Schweregrad kann ein Dekubitus von oberflächlichen Hautrötungen bis hin zu tiefen, nekrotischen Gewebeveränderungen reichen.
Menschen, die aufgrund von Alter, Krankheit oder einer Behinderung längere Zeit immobil sind, haben ein erhöhtes Risiko, an einem Dekubitus zu erkranken.
Ein Dekubitus tritt typischerweise über knöchernen Bereichen, wie beispielsweise dem Steißbein, den Hüften oder den Fersen auf. Die Schweregrade werden in vier Kategorien (I–IV) eingeteilt, wobei die Symptome je nach Schweregrad variieren können.
Die richtige Pflege, das passende Wundmanagement und wirksame präventive Maßnahmen sind entscheidend, um das Risiko, an einem Dekubitus zu erkranken, zu minimieren. Hierzu gehört auch der Einsatz geeigneter Hilfsmittel.
Grundsätzlich sollte der Einsatz von Hilfsmitteln immer von geschultem Fachpersonal eingeschätzt werden.
Ursachen und Risikofaktoren: Warum und wo entsteht ein Dekubitus?
Ein Dekubitus entsteht hauptsächlich durch langanhaltenden Druck auf bestimmte Körperstellen, was zu einer Beeinträchtigung der Durchblutung der Haut und des Gewebes führt.
Ein Dekubitus bildet sich vor allem an Stellen, die über längere Zeit Druck ausgesetzt sind und nicht regelmäßig entlastet werden. Häufig sind betroffene Körperstellen das Steißbein, die Fersen, die Hüften, die Knöchel und die Schulterblätter. Eine sorgfältige Pflege und das regelmäßige Bewegen bzw. regelmäßige Positionswechsel sind entscheidend, um das Risiko von Druckgeschwüren zu minimieren.
Ursachen für einen Dekubitus:
Druck: Anhaltender Druck auf bestimmte Körperstellen, besonders über knöchernen Vorsprüngen wie Steißbein, Fersen, Hüften, Knöcheln und Schultern
Risikofaktoren für einen Dekubitus:
Bewegungseinschränkung: Personen, die aufgrund von Krankheit oder Behinderung nicht in der Lage sind, sich regelmäßig oder selbstständig zu bewegen, sind einem erhöhten Dekubitus-Risiko ausgesetzt. Dazu gehören bettlägerige Patienten, Rollstuhlfahrer und Personen mit Lähmungen.
Ernährungsdefizite: Flüssigkeit, Kalorien, Proteine, Vitamine und Mineralien werden über die Nahrung nicht mehr ausreichend aufgenommen. Die Haut wird dadurch geschwächt und anfälliger für Verletzungen und Druckgeschwüre.
Alter: Ältere Menschen haben oft eine dünnere, weniger elastische Haut und eine verminderte Durchblutung, was das Risiko für Dekubitus erhöht.
Feuchtigkeit und Inkontinenz: Übermäßige Feuchtigkeit der Haut, z. B. durch eine Inkontinenz oder durch starkes Schwitzen, kann die Haut aufweichen, wodurch diese anfälliger für Verletzungen wird.
Chronische Erkrankungen: Erkrankungen wie Diabetes, Gefäßkrankheiten und neurologische Störungen können die Hautgesundheit und Durchblutung beeinträchtigen.
Scherkräfte: Scherkräfte treten besonders oft bei bettlägerigen Personen auf. Diese entstehen, wenn die Haut in eine Richtung bewegt wird, während das darunterliegende Gewebe in die entgegengesetzte Richtung gezogen wird.
Dekubitus-Grade: Einteilung und Bedeutung
Die Klassifizierung eines Dekubitus wird in der Regel von geschultem medizinischem Fachpersonal vorgenommen. Die Schweregrade werden in vier Kategorien (I–IV) eingeteilt,
wobei die Symptome je nach Schweregrad variieren können.
Es ist wichtig, diese ersten Anzeichen eines Dekubitus frühzeitig zu erkennen und geeignete Maßnahmen zur Vorbeugung und Behandlung zu ergreifen, um weitere Komplikationen zu vermeiden und die Hautgesundheit zu erhalten.
Dekubitus Grad 1: Nicht wegdrückbare Hautrötung bei intakter Haut
Bei einem Dekubitus Grad I ist die Haut noch intakt, es tritt jedoch eine sichtbare Rötung über einem knöchernen Vorsprung auf, die beim Drücken mit dem Daumen nicht verblasst – auch bekannt als Fingertest.
Weitere Symptome können Ödembildung, Verhärtung und lokale Überwärmung sein.
Dekubitus Grad 2: Teilverlust der Haut bis zur Lederhaut, Blasenbildung
Bei einem Dekubitus Grad II tritt ein oberflächlicher Hautverlust auf. Dabei sind die Oberhaut (Epidermis) und teilweise die darunterliegende Lederhaut (Dermis) geschädigt. Der Hautdefekt kann als Blase, Hautabschürfung oder flaches Geschwür erscheinen.
Dekubitus Grad 3: Verlust aller Hautschichten, Schädigung des subkutanen Gewebes
Bei einem Dekubitus Grad III kommt es zu einer tiefen Schädigung von Oberhaut, Lederhaut bis hin zur Unterhaut. Dabei kommt es zum Verlust aller Hautschichten, und abgestorbenes (schwarzes) Gewebe (Nekrose) kann sichtbar sein. Die Wunde zeigt sich als tiefes, offenes Geschwür, das möglicherweise auch Unterminierung aufweist (fehlender Kontakt zwischen Wundgrund und Wundrand).
Ein Dekubitus Grad III erfordert eine intensivere Behandlung und Pflege!
Dekubitus Grad 4: Tiefe Gewebsschädigung bis hin zu Muskeln und Knochen, nekrotisches Ulcus
Bei einem Dekubitus Grad IV kommt es zu einer tiefen Gewebeschädigung, die über die Haut hinaus auch Muskeln, Knochen, Sehnen oder Gelenkkapseln betreffen kann. Die Wunden im Dekubitus Grad IV sind oft sehr tief und können schwerwiegende Komplikationen wie Nekrosen und Infektionen verursachen.
Ein Dekubitus Grad IV erfordert eine intensive medizinische Behandlung und Pflege.
Symptome und Anzeichen: So erkennst du einen Dekubitus
Diese Symptome treten im Zusammenhang mit einem Dekubitus auf:
Rötung: Sichtbare Rötung über knöchernen Vorsprüngen, die bei Druck bestehen bleibt (Fingertest).
Blasenbildung: Bildung von Blasen auf der Haut, insbesondere über stark belasteten Bereichen.
Offene Wunden: Hautverlust mit offenen Geschwüren, die unterschiedliche Tiefen erreichen können.
Nekrosen: Abgestorbenes Gewebe, das sichtbar werden kann und eine ernste Komplikation darstellt.
Die Symptome variieren je nach Schweregrad des Dekubitus (Grad I bis IV) und erfordern unterschiedliche Behandlungsansätze.
Ein Dekubitus wird in diese Grade eingeteilt:
Grad I: Hautrötung, die bei Druckentlastung nicht verschwindet.
Grad II: Oberflächlicher Hautverlust, Blasenbildung oder Abschürfung.
Grad III: Verlust aller Hautschichten, sichtbares Unterhautfettgewebe.
Grad IV: Tiefer Gewebeschaden, der Muskeln, Knochen oder Gelenke betreffen kann.
Behandlungsmöglichkeiten verschiedener Dekubitus-Grade
Die Behandlungsmöglichkeiten eines Dekubitus variieren je nach Schweregrad der Wunde und umfassen sowohl konservative als auch operative Therapien.
Die Behandlung eines Dekubitus erfordert eine ganzheitliche Herangehensweise, die sowohl medizinische als auch pflegerische Maßnahmen umfasst. Durch die Kombination von Druckentlastung, sorgfältiger Wundpflege und einer ausgewogenen Ernährung kann der Heilungsprozess unterstützt und das Risiko von Komplikationen reduziert werden.
Die konservative Therapie fokussiert sich auf Druckentlastung durch den Einsatz von speziellen Matratzen, Sitzkissen und Lagerungstechniken. Dabei gilt: Druckentlastung ist wichtig, um die Heilung zu fördern und weitere Schäden zu verhindern.
Bei der konservativen Therapie sind für Personen, die immobil sind bzw. die längere Zeit im Bett liegen oder im Rollstuhl sitzen, folgende Hilfsmittel besonders wichtig:
Spezielle Anti-Dekubitus-Matratzen, welche den Druck gleichmäßig verteilen und gefährdete Körperstellen gezielt entlasten.
Spezielle Anti-Dekubitus-Kissen welche im Sitzen Stabilität geben und eine gleichmäßige Druckentlastung gewährleisten.
Lagerungstechniken mit Positionierungshilfsmitteln, die dabei helfen, den Körper in einer Position zu halten und den Druck auf gefährdete Stellen reduziert.
Regelmäßiges Umlagern ist wesentlicher Bestandteil der Dekubitus-Prävention und -behandlung.
Zu den operativen Optionen gehören Débridement, Wundreinigung und der Einsatz von Verbänden.Débridement ist ein Verfahren zur Entfernung von abgestorbenem Gewebe und wird unter Berücksichtigung des Wohlbefindens des Patienten, Schmerzen, vaskulären Bedingungen und Blutungsrisiken durchgeführt. Typ, Qualität und Lokalisation des nicht sichtbaren Gewebes sowie vorhandene Ressourcen spielen ebenfalls eine Rolle.
Die Wundreinigung umfasst die sorgfältige Säuberung der angrenzenden Hautgebiete und des Dekubitus bei jedem Verbandswechsel, um Verletzungen der Umgebungshaut und zusätzliche Infektionen zu vermeiden. Bei bestehender Infektion oder dichter Keimbesiedelung wird eine Reinigungslösung mit antibakterieller Wirkung verwendet. Eine ergänzende Schmerztherapie kann erforderlich sein.
Verbände mit Hydrokolloiden, Alginaten oder Hydrogelen kommen zum Einsatz, um die Wunde feucht zu halten, und sie sollen in Kontakt mit dem Wundbett oder Hautschutzmitteln stehen. Es ist wichtig, die Empfehlungen der Hersteller zur Häufigkeit des Verbandswechsels zu beachten, um optimale Bedingungen für die Wundheilung zu gewährleisten.
Es ist außerdem immer sinnvoll, ein Ernährungsscreening zur Erfassung einer am individuellen Bedürfnis ausgerichteten Ernährungs- und Flüssigkeitszufuhr durchzuführen. Denn durch Ernährungsdefizite wird die Haut geschwächt und anfälliger für Verletzungen und Druckgeschwüre.
Hilfsmittel zur Dekubitusbehandlung
Es gibt verschiedene Hilfsmittel zur Behandlung eines Dekubitus. Hierzu zählen beispielsweise Anti-Dekubitus-Matratzen, Anti-Dekubitus-Kissen, spezielle Wundauflagen und technische Hilfsmittel wie die Unterdruck-Wundtherapie.
Anti-Dekubitus-Matratzen und -Kissen sind spezielle Hilfsmittel, die entwickelt wurden, um Druckstellen bei immobilen Personen zu vermeiden. Diese Matratzen und Kissen sind aus speziellen Materialien und dienen dazu, den Druck auf gefährdete Körperstellen gleichmäßig zu verteilen.
Spezielle Wundauflagen spielen eine große Rolle bei der Förderung der Heilung und dem Schutz der Wunde. Die Hautreinigung und Hautpflege sind ebenfalls wichtige Maßnahmen zur Vorbeugung und Behandlung eines Dekubitus. Hier einige Empfehlungen:
Empfehlung von pH-neutralen Hautreinigungsmitteln
Empfehlung, die Haut trocken und sauber zu halten
Empfehlung von Produkten, die die Hautbarriere schützen
Bei der Unterdruck-Wundtherapie wird die Wunde zunächst mit einer Gaze oder einem schwammähnlichen Verband abgedeckt. Anschließend wird ein dünner Schlauch in die Wunde eingelegt. Über diesen Schlauch kann eine angeschlossene Pumpe Wundflüssigkeit absaugen. Der entstehende Unterdruck soll die Durchblutung der Wunde erhöhen und damit die Heilung fördern.
Prävention von Dekubitus: Tipps und Maßnahmen
Prävention ist ein wesentlicher Bestandteil der Pflege, um die Entstehung von Druckgeschwüren zu vermeiden. Hier sind einige wichtige Tipps und Maßnahmen:
Regelmäßige Umlagerung und Mobilisation:
Für eine erfolgreiche Dekubitus-Prävention und um eine Bettlägerigkeit zu vermeiden, ist eine regelmäßige Umlagerung und Mobilisation wichtig.
Die Eigenbeweglichkeit wird erhalten und gefördert.
Wichtig ist die Verwendung geeigneter Hilfsmittel.
Hilfsmittel können bei Positionsänderung und Positionsstabilisierung unterstützend eingesetzt werden.
Eine individuelle Aufforderung und Anleitung zur Veränderung der Position im Liegen und im Sitzen sollte immer am Krankheitsbild ausgerichtet sein.
Wichtig ist der Einsatz von Hilfsmitteln (Gleittücher) bei der Durchführung von Positionsveränderungen, um Reibung und Schwerkräfte zu vermeiden.
Hautpflege und Förderung der Durchblutung:
Bei einem Dekubitus ist die Hautpflege und Förderung der Durchblutung sehr wichtig, um Hautschäden zu vermeiden und die Heilung der betroffenen Stellen zu unterstützen.
regelmäßige Hautinspektion
sanfte Reinigung
Druckentlastung
Ernährung
Förderung der Durchblutung
Verwendung geeigneter Hilfsmittel
Konsultation von Fachexperten
Einsatz von körpernahen Hilfsmitteln zur Druckentlastung:
Diese Hilfsmittel verteilen das Gewicht gleichmäßig und verringern so den Druck auf bestimmte Körperbereiche. Hierzu zählen beispielsweise Anti-Dekubitus-Systeme im Liegen (Matratzen) und im Sitzen (Kissen).
Es ist wichtig, dass die Patienten in den Hilfsmitteln einsinken, jedoch nicht versinken! Dabei muss zusätzlich die Eigenbewegung erhalten und weiter ermöglicht werden.
Fazit
Ein Dekubitus wird in vier Schweregrade eingeteilt, basierend auf der Gewebeschädigung. Regelmäßige Positionswechsel, intensive Pflege und spezielle Hilfsmittel sind entscheidend zur Prophylaxe und Therapie und können außerdem schwere Komplikationen verhindern.
Oft gefragt
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