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Nachtinkontinenz: Was hilft wirklich bei nächtlichem Drang?

Nachtinkontinenz: Was hilft wirklich bei nächtlichem Drang?

Aktualisiert am 23.10.2024 | 6 Min. Lesezeit

Einleitung

Deutschlandweit leiden Millionen Menschen an Nachtinkontinenz. Obwohl weit verbreitet, schweigen leider viele Betroffene aus Scham. Eine spezielle Form der Inkontinenz ist die sogenannte Nykturie, ein verstärkter nächtlicher Harndrang, der dazu führt, dass Betroffene nachts mindestens zweimal die Toilette aufsuchen müssen. Beides, sowohl eine Nykturie als auch eine Nachtinkontinenz, kann sehr nervenaufreibend sein, doch es gibt Hilfsmittel, die dir den Umgang damit erleichtern.

Das Wichtigste in Kürze
  • Bundesweit leiden Millionen Menschen an Nachtinkontinenz. Statt darüber zu reden und sich Hilfe zu holen, schweigen viele jedoch aus Scham. Ein Fehler!

  • Nächtliche Inkontinenz kann viele verschiedene Gründe haben. Oft stecken auch Krankheiten wie Diabetes mellitus, Blasensteine, Nierenprobleme oder Prostatabeschwerden dahinter.

  • Inkontinenz bei der Frau entsteht häufig durch eine schwache Beckenbodenmuskulatur. Inkontinenz beim Mann ist meist durch Prostataprobleme bedingt.

  • In vielen Fällen kannst du deine nächtliche Inkontinenz durch kleine Änderungen des Lebensstils besser in den Griff bekommen. Je nach Ursache verschwindet sie vielleicht sogar ganz.

Was ist nächtliche Inkontinenz?

Wenn du unter einer Nachtinkontinenz leidest, kannst du deinen Harndrang während des Schlafens nicht kontrollieren und nässt dich ein. In solchen Fällen ist auch von Bettnässen die Rede. Die Begriffe Inkontinenz und Bettnässen werden meist synonym verwendet. Doch es gibt noch weitere Fachausdrücke, die verschiedene Arten des ungewollten Harnabgangs betiteln. Ein unkontrollierter Harnverlust bei Kindern ab fünf Jahren wird zum Beispiel Enuresis genannt. Wenn du unter einem häufigen Harndrang nachts leidest, so ist von Nykturie die Rede. Die genaue Definition von Nykturie lautet: Häufiges oder zumindest mehrfaches Unterbrechen des nächtlichen Schlafens infolge von Harndrang. Tritt häufiger Harndrang bei Frauen auf, sind die Ursachen in vielen Fällen eine Reizblase oder hormonelle Gründe, es können aber auch Erkrankungen wie Blasensteine und Diabetes mellitus oder aber Nierenprobleme dahinterstecken. Bei Männern deutet das ständige Bedürfnis, auf die Toilette zu gehen, häufig auf eine Prostataerkrankung hin.

Ursachen der Nachtinkontinenz

Die Ursachen für Nachtinkontinenz sind vielfältig. Sie reichen von Harnwegsinfektionen bis hin zu Medikamentennebenwirkungen. Hier die häufigsten Ursachen für dich im Überblick:

  • Eine umgangssprachlich „schwache Blase“:

    Du kannst den Harn nicht halten und verlierst unwillkürlich einige Tropfen oder auch größere Mengen. Eine Blasenschwäche bei Frauen kann zum Beispiel durch eine Beckenbodenschwäche, durch Hormonmangel oder eine Bindegewebsschwäche ausgelöst werden.

  • Eine Überlaufblase:

    Du kannst die Blase nicht normal entleeren, sodass sie irgendwann so voll ist, dass sie quasi überläuft. Gründe können etwa eine Gebärmuttersenkung bei der Frau oder eine vergrößerte Prostata beim Mann sein.

  • Eine überaktive Blase (auch Reizblase):

    Ursachen können Entzündungen, Hormonmangel sowie seelische Faktoren wie Ärger, Angst und Stress sein. Hinter häufigem nächtlichem Harndrang bei Frauen können außerdem Blasensteine, Diabetes mellitus oder Nierenprobleme stecken. Aber auch in der Frühschwangerschaft kann es zu Inkontinenz und Blasenschwäche kommen.

  • genetische Veranlagung

  • Medikamente, die entwässernd wirken

  • Wenn ein Kind, das älter als fünf Jahre ist, immer noch oder wieder nachts ins Bett macht, so wird dieses Phänomen meist als nächtliches Einnässen (Enuresis nocturna) bezeichnet. Gründe können zum Beispiel familiäre Probleme sein. Aber auch im Erwachsenenalter kommt nächtliches Einnässen, das durch Ängste, Stress und Depressionen ausgelöst wird, noch vor.

Symptome und Diagnose bei Inkontinenz in der Nacht

Nicht nur Inkontinenz in der Nacht ist für viele Menschen ein großes Problem. Auch häufiges nächtliches Wasserlassen wird meist schnell zur Qual, denn Schlafentzug ist unvermeidbar. In solchen Fällen kommt der Harndrang oft überfallsartig und heftig (Urgeinkontinenz). Dann kann es passieren, dass du den Urin nicht mehr halten kannst. Aber auch tagsüber kann eine Inkontinenz das Leben massiv erschweren. Musst du 20-mal am Tag Wasserlassen, so solltest du einen Arzt aufsuchen und prüfen lassen, ob dein Körper zu viel Urin produziert.

Oder kennst du das: Du hast geniest oder gelacht – und der Urin läuft einfach raus! Besonders bei Frauen in den Wechseljahren ist dieses Phänomen, das Belastungsinkontinenz genannt wird, ziemlich verbreitet. Häufiger Harndrang bei Frauen ist aber generell oft ein Problem. Dahinter können sich eine Blasenentzündung, ein Harnwegsinfekt oder Hormonmangel verbergen.

Inkontinenz – besonders wenn sie in der Nacht auftritt – geht oft mit verschiedenen Begleiterscheinungen einher. Diese gehören dazu:

  • nächtliche Unruhe und Schlafstörungen

  • Müdigkeit, Erschöpfung, schlechte Konzentrationsfähigkeit am Tage

  • Verlust der Lebensfreude, in schweren Fällen Altersdepression

Wenn du den Arzt wegen deiner Inkontinenz aufsuchst, so wird er vermutlich zunächst eine Sonografie (Ultraschalluntersuchung) durchführen. Dabei handelt es sich um ein bildgebendes Verfahren, das es deinem Arzt ermöglicht, sich die auf deinem Beckenboden aufliegenden Organe anzuschauen. Dazu gehören die Harnröhre, die Blase, bei Frauen die Gebärmutter und der Darm. Auch eine Blasendruckmessung (Zystometrie) ist denkbar. Sie gibt Aufschluss darüber, ob du an einer überaktiven Blase leidest. Außerdem kann eine Harnröhren- oder Blasenspiegelung gemacht werden, durch die Veränderungen an Harnröhre oder Blase gut zu erkennen sind.

Behandlungsoptionen und Therapien bei Nachtinkontinenz

Medikamente gegen Nachtinkontinenz

Es gibt einige Medikamente, die gegen Nachtinkonsistenz helfen. Das solltest du wissen:

  • Desmopressin wird häufig verschrieben, wenn die Urinmenge verringert werden soll, die dein Körper produziert. Das Medikament ist bei einer überaktiven Blase sinnvoll, da es dir nachts zu ein paar Stunden mehr Schlaf verhelfen kann.

  • Auch sogenannte Anticholinergika wie Oxybutynin, Tolterodin, Propiverin oder Trospiumchlorid werden häufig eingesetzt.

  • Aber Achtung! Einige Medikamente können mit anderen, die du vielleicht einnimmst, zu Wechselwirkungen führen, manche haben zudem Nebenwirkungen. Bevor du also zu Tabletten greifst – lass dich unbedingt ausgiebig von deinem Arzt beraten. Er kennt deinen Medikationsplan und weiß, an welchen Zusatzerkrankungen du eventuell leidest.

Verhaltensanpassungen bei nächtlichem Harndrang

Wenn du diese einfachen Dinge berücksichtigst, so kannst du – mit ein bisschen Glück – deinen nächtlichen Harndrang reduzieren. Darauf solltest du achten:

  • Passe deine Ernährung an und achte darauf, nicht zu viele entwässernde Lebensmittel wie Gurken, Ananas, Erdbeeren, Zwiebeln, Knoblauch, Möhren, Kartoffeln und Reis zu dir zu nehmen. (Übrigens: Bei Blasenschwäche hilft dieses simple Hausmittel ebenfalls.)

  • Eine Gewichtsabnahme kann helfen.

  • Trinke über den Tag verteilt unbedingt ausreichend. Sehr konzentrierter Urin reizt den Blasenmuskel.

  • Vermeide besonders abends Getränke, die die Harnproduktion anregen. Dazu gehören alkoholische Getränke, Schwarztee und Kaffee. Greife stattdessen zu Wasser oder Milch. Ab etwa zwei Stunden vor dem Zubettgehen solltest du nichts mehr trinken.

  • Beckenbodentraining ist bei Inkontinenz sinnvoll. Es hilft dir, den Schließmuskel besser kontrollieren zu können.

  • Ein abendlicher Spaziergang an der frischen Luft wirkt entspannend und lässt dich besser einschlafen.

Hilfsmittel gegen Inkontinenz in der Nacht

Es gibt verschiedene Hilfsmittel, die für den Einsatz bei nächtlicher Inkontinenz geeignet sind:

  • Einlagen

  • aufsaugende Vorlagen und Inkontinenzhosen

  • aufsaugende Bettauflagen

  • externe Urinableiter mit Beutel

Was für dich am besten geeignet ist, hängt unter anderem von der Ausprägung deiner nächtlichen Inkontinenz ab. Lass dich von deinem Arzt oder im Sanitätshaus beraten.

Vorbeugende Maßnahmen und Tipps für den Inkontinenz-Alltag

Bettnässen ist besonders bei Erwachsenen nicht nur schambehaftet, sondern führt auch beinahe unweigerlich zu Schlafentzug. Doch so weit muss es nicht kommen. Es gibt einiges, was du tun kannst, um einer Nachtinkontinenz vorzubeugen. Ist es dafür bereits zu spät, findest du hier außerdem ein paar Tipps, wie du dich trotzdem wohlfühlen und zu einer ungestörten Nachtruhe zurückfinden kannst. Bei Inkontinenz helfen diese Maßnahmen:

  • Vermeide Übergewicht oder reduziere es.

  • Trinke genug. Konzentrierter Urin reizt den Blasenmuskel.

  • Trainiere deinen Beckenboden.

  • Trainiere deine Blase, indem du sie an feste Entleerungszeiten gewöhnst. Die Abstände zwischen den einzelnen Toilettengängen sollten möglichst konstant sein.

  • Überprüfe deine Medikamente und besprich dich mit deinem Arzt, ob deine Nachtinkontinenz daherkommen kann.

  • Lass von deinem Arzt abklären, ob sich eine Erkrankung hinter deiner Nachtinkontinenz verbirgt.

  • Hilft dies alles nicht, so kannst du zu Hilfsmitteln wie Einlagen, Vorlagen und Pants greifen. Lass dich dazu im Sanitätshaus beraten.

Fazit

Nachtinkontinenz ist weit verbreitet, sowohl bei Frauen als auch bei Männern, und absolut kein Grund, sich zu schämen. Diese Art der Inkontinenz kann viele Gründe haben. Gerade wenn sie noch nicht allzu stark ausgeprägt ist, können schon einfache Lebensstiländerungen Besserung bringen. In manchen Fällen – je nach Ursache, die deiner Inkontinenz zugrunde liegt – kann es sein, dass sie sogar wieder ganz verschwindet.

Oft gefragt

Karin Pütz
Medical Writerin
Autor

Unsere Spezialisten beraten Dich gerne über die von Deinem Arzt empfohlenen Hilfsmittel.