Reflexinkontinenz: Was Inkontinenzartikel tun können ✓
Einleitung
Inkontinenz steht häufig mit anderen Erkrankungen in Zusammenhang. Das ist ganz besonders bei der Reflexinkontinenz der Fall. Bei dieser Art der Inkontinenz – auch neurogene Inkontinenz genannt – kann der Urin gar nicht mehr kontrolliert abgelassen werden.
Ist das Signal von der Blase zum Gehirn gestört, kann es zu einer Reflexinkontinenz kommen.
Bei einer Reflexinkontinenz entleert sich die Blase erst, wenn sie voll oder überfüllt ist. Das muss behandelt werden, da sonst die Niere Schaden davontragen kann.
Inkontinenzprodukte und Katheter erleichtern den Alltag bei einer Reflexinkontinenz.
Was ist eine Reflexinkontinenz?
Bei der Reflexinkontinenz kommt es zu einer Fehlfunktion der Nerven, die das Harnsystem steuern. Die Impulse, wann der Urin gehalten oder abgelassen werden sollte, sind gestört. Dann leert sich die Reflexblase erst, wenn sie komplett oder sehr voll ist.
Dabei gibt es zwei Arten der Reflexinkontinenz: die spinale und supraspinale Reflexinkontinenz. Laut Definition ist die spinale Reflexinkontinenz eine Verletzung auf Höhe des Rückenmarks. Die Nervenbahnen zwischen Rückenmark und Gehirn, die für die Entleerung der Blase zuständig sind, sind gestört. Die Blase entleert sich dann erst aufgrund von Reflexen. Die Betroffenen verspüren keinen Harndrang und es kommt zu unkontrolliertem Wasserlassen.
Bei der supraspinalen Reflexinkontinenz verspürt die betroffene Person ebenfalls keinen Harndrang. Das Signal kann gar nicht oder zu einem falschen Zeitpunkt im Gehirn verarbeitet werden.
Der Zeitraum von den ersten Symptomen bis zur Behandlung kann länger andauern. In dieser Zwischenzeit können Inkontinenzprodukte helfen. Da bei dieser Art der Blasenschwäche oftmals die Beweglichkeit eingeschränkt ist, bieten sich besonders saugstarke Inkontinenzprodukte für Menschen mit eingeschränkter Beweglichkeit an. Diese offenen oder halboffenen Systeme lassen sich leicht im Sitzen oder im Liegen wechseln.
Symptome: So äußert sich eine Reflexinkontinenz
Bei einer neurogenen Blase oder einer Reflexinkontinenz kann es zu diversen Symptomen kommen. Die Blase wird oft zu sehr gefüllt, was sowohl die Blase als auch die Nieren schädigen kann. Daher kommt es oftmals zu folgenden Symptomen:
Harnwegsinfektionen
Nierensteine
geringe Urinmengen beim Wasserlassen
kein Harndrang
Verlust der Blasenkontrolle
Falls auch ohne Vorerkrankung eine der oben genannten Symptome bei dir auftreten, solltest du einen Arzt aufsuchen. Vermeide es, die Symptome ohne einen ärztlichen Rat selbst zu behandeln. Solltest du bei dir Symptome einer extraurethralen Inkontinenz feststellen – tritt Urin also außerhalb der Blase, beispielsweise über die Haut, aus –, solltest du ebenfalls einen Arzt aufsuchen.
Wie entsteht eine Reflexinkontinenz?
Ursächlich für eine Reflexinkontinenz sind immer andere vorherige Erkrankungen. Durch diese Erkrankungen sind die Signale an das Gehirn oder deren Übertragung gestört und es kommt zur Reflexinkontinenz. Folgende Vorerkrankungen können eine Reflexinkontinenz auslösen:
Rückenmarksverletzungen wie beispielsweise Querschnittslähmungen oder ein Bandscheibenvorfall können Ursache einer Inkontinenz sein.
Neurologische Erkrankungen wie Multiple Sklerose oder Parkinson können eine Reflexinkontinenz zur Folge haben.
Hirnleistungsstörungen – das kann ein Schlaganfall oder eine Demenz sein – können ebenfalls zu Inkontinenz führen.
Auch angeborene Fehlbildungen wie eine Spina bifida können ursächlich für eine Reflexinkontinenz sein.
So wird Reflexinkontinenz diagnostiziert
Die Untersuchung einer Reflexinkontinenz findet in urologischen Zentren statt. Dabei wird das Ausmaß und die Form der Inkontinenz erfasst. Dies kann mithilfe eines Miktionsprotokolls geschehen. Es wird festgestellt, wann wie viel Urin verloren geht und wie dies mit der Flüssigkeitsaufnahme zusammenhängt. Außerdem findet eine körperliche Untersuchung statt. Dabei wird besonders nach neurologischen, gynäkologischen und urologischen Vorerkrankungen gesucht. So kann beispielsweise auch ein Bandscheibenvorfall häufigen Harndrang auslösen. Zu den neurologischen Untersuchungen gehören Sensibilitätsprüfungen, Muskelkraftprüfungen oder verschiedene Reflextests. Auch der Urin wird hierbei untersucht, um mögliche Grunderkrankungen aufzudecken.
Die Blase, die Nieren, die Harnröhre und der Beckenboden können im Rahmen der Diagnostik der Reflexinkontinenz auch mittels Röntgen, Ultraschall oder MRT untersucht werden.
Wie wird Reflexinkontinenz behandelt?
Probleme bei einer Reflexinkontinenz entstehen vor allem, wenn die Blase zu sehr gefüllt wird. Durch den hohen Druck kann es zu einem Rückstau kommen, der auch Nieren schädigen kann. Deshalb geht es bei der Therapie vor allem darum, die Blase vollständig zu leeren und den Druck und die Füllung gering zu halten. Das wird vor allem durch zwei Behandlungen erreicht:
Selbstkatheterisierung
Dauerkatheterisierung
Bei einer Selbstkatheterisierung kann der Patient selbst mehrfach am Tag ein Kunststoffröhrchen einführen und den Harn ablassen, entweder direkt in eine Toilette oder in einen Urinbeutel. Das tut er mehrmals am Tag.
Ist das nicht möglich, gibt es auch Dauerkatheter. Diese verbleiben für zwei bis vier Wochen in der Harnröhre und werden nach dieser Dauer ersetzt. Der Urin kann dann jederzeit abfließen.
Es gibt außerdem die Möglichkeit, den Harndrang mit einem Schrittmacher, ähnlich einem Herzschrittmacher, zu steuern. Dieser sendet dann Signale an den Sakralnerv, der mit der Blase kommuniziert. Der Schrittmacher eignet sich beispielsweise bei einer Reflexinkontinenz nach einem Schlaganfall.
Auch medikamentös kann die Behandlung begleitet werden. So gibt es krampflösende Medikamente, die den Druck auf die Blase verringern und so die reflexhafte Entleerung unterbinden. Dasselbe kann auch eine Injektion von Botulinumtoxin – meist bekannt als Botox – erreichen.
Leben mit Reflexinkontinenz: Inkontinenzprodukte als Unterstützung im Alltag
Neben Kathetern kann auch das passende Inkontinenzprodukt den Alltag mit Reflexinkontinenz erleichtern. So wird der Urin auch bei fehlendem Harndrang aufgefangen, absorbiert und gehalten. Die Produkte schützen vor Auslaufen, verhindern unangenehme Gerüche und schützen die Haut. Zusätzlich gibt es Inkontinenzprodukte, die speziell für Stuhlinkontinenz und Personen mit einem Dauerkatheter geeignet sind.
Gesundes Essen und ausreichendes Trinken (mindestens 1,5 Liter pro Tag) helfen ebenfalls bei einer Inkontinenz. Am besten geeignet sind Wasser oder Saftschorlen. Diese spülen Erreger aus der Blase. Auf alkohol- oder koffeinhaltige Getränke sowie scharfes Essen sollte möglichst verzichtet werden.
Fazit
Mit den richtigen Produkten und Behandlungen ist das Leben mit Reflexinkontinenz leicht zu bewältigen. Wichtig ist es, die zugrundeliegende Erkrankung behandeln zu lassen und die Symptome mit Ärzten zu besprechen. Inkontinenzprodukte und Katheter sorgen in der Zwischenzeit für einen sicheren und trockenen Alltag.
Oft gefragt
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