Arbeiten im Sanitätshaus – ein Job mit vielen Facetten!

Karin Pütz
Karin Pütz16.4.2025 • Lesedauer: 5 Min.
Arbeiten im Sanitätshaus – ein Job mit vielen Facetten!

Jeden Tag neue Herausforderungen

Sanitätshaus ist gleich Sanitätshaus? Das zu glauben, ist ein Fehler! Das Sanitätshaus Krauth + Timmermann in Hamburg zum Beispiel hat sich auf Rehatechnik spezialisiert – also auf Hilfsmittel wie etwa Rollstühle, Antriebshilfen, Treppensteiger und ähnliches. Aber auch Pflegebetten gehören dazu. Und noch eine Besonderheit gibt es: Die Krauth + Timmermann Rehatechnik GmbH + Co KG in Hamburg legt einen Schwerpunkt auf die Betreuung von ALS- und Schlaganfall-Patienten. – Kein leichter Job, sondern einer für Menschen mit viel Empathie, Verantwortungsbewusstsein und sehr guten Fachkenntnissen. Mit einem von ihnen, dem Medizinproduktberater Carsten Stock, habe ich über seine ganz persönlichen Erfahrungen gesprochen.

Das Ergebnis ist gleich sichtbar

Carsten Stock, Medizinproduktberater, seit 13 Jahren bei der Krauth + Timmermann Rehatechnik GmbH & Co KG in Hamburg
Carsten Stock, Medizinproduktberater, seit 13 Jahren bei der Krauth + Timmermann Rehatechnik GmbH & Co KG in Hamburg

Was macht Ihnen bei Ihrer Arbeit besonders viel Freude? Was ist Ihre Motivation?

Für mich ist der Kontakt mit den Kunden sehr wichtig und dass man, wenn man jemanden mit einem Hilfsmittel versorgt hat, das Ergebnis der eigenen Arbeit in der Regel auch gleich sehen kann. Ich möchte Menschen, die eine Einschränkung haben, wieder zu ein bisschen mehr Lebensqualität verhelfen. Wenn die Patienten zufrieden sind, rufen sie auch immer wieder an. So entwickelt sich im Laufe der Zeit zu vielen von ihnen ein richtiges Vertrauensverhältnis.

Empathie ist ein Muss

Für den richtigen Umgang mit den Patienten braucht man Einfühlungsvermögen, besonders bei Menschen mit einer schwerwiegenden Erkrankung. Wie gehen Sie da vor?

Wenn jemand schwer erkrankt ist, dann ist dies für den Betroffenen immer auch mit einer großen psychischen Belastung verbunden. Viele, die zu uns kommen, haben die Diagnose selbst noch gar nicht richtig verkraftet, genauso wenig wie ihre Angehörigen. Deshalb nehme ich mir für jeden einzelnen die Zeit, die er braucht. Außerdem habe ich es mir zur Regel gemacht, dass ich, bevor ich zu beraten anfange, erst einmal den Patienten zu Wort kommen lasse und mir anhöre, was seine Wünsche und Bedürfnisse sind. Dabei notiere ich mir dann Stichpunkte. Ich versuche in Erfahrung zu bringen: Was will die Person, die mir gegenübersitzt? Was davon kann dank der Hilfsmittelversorgung wirklich erreicht werden? Es ist mir ein echtes Anliegen, dass sich jeder Patient bei uns im Sanitätshaus mit seinen ganz speziellen Bedürfnissen wirklich gesehen fühlt.

Über den Tellerrand schauen

Ihr Sanitätshaus ist auf ALS-Patienten spezialisiert. Arbeiten Sie in diesem Zusammenhang auch mit Pflegern und Therapeuten zusammen?

Ja, das machen wir ganz oft. Ich persönlich besuche regelmäßig eine große Einrichtung mit 1300 Betten in Hamburg. Wenn dort ein ALS-erkrankter Patient ist, so ist das für die Pfleger oft nicht einfach, denn eine Verschlechterung der Gesamtverfassung tritt bei dieser Diagnose manchmal sehr rasch ein. Oft ist von einer Woche auf die andere bereits ein Unterschied zu sehen. Das heißt auch, dass gegebenenfalls wieder neue oder andere Hilfsmittel benötigt werden. Und da kennen wir uns vom Sanitätshaus dann manchmal besser aus als die Pfleger, denn die Entwicklung in unserer Branche geht schnell voran. Es kommen ständig neue Hilfsmittel auf den Markt.

Sofortige Hilfe

Ein Patient ist täglich auf seinen Rollstuhl angewiesen, doch der geht kaputt. Welche Services bieten Sie in solchen Fällen an?

Wir fahren raus zu der betroffenen Person, schauen uns den Schaden an und versuchen, den Rollstuhl gleich vor Ort zu reparieren. Ist das nicht möglich, dann bieten wir dem Patienten zur Überbrückung ein Leihgerät an und nehmen den defekten Rollstuhl mit. Wir haben bei uns im Hause eine Werkstatt, wo sich die Spezialisten anschließend ans Werk machen. Leider können wir dem Patienten für die Übergangszeit nicht immer exakt das Rollstuhlmodell anbieten, das er gewohnt ist. Aber es ist immer ein Rollstuhlmodell vorhanden, das dem Patienten erlaubt, aktiv zu sein und seinen Alltag selbständig zu gestalten.

Übung macht den Meister

Sie bieten bei sich im Hause Rollstuhltraining an. Wie genau läuft das ab? Worauf achten Sie besonders und was kann damit erreicht werden?

Das Rollstuhltraining ist in erster Linie dafür da, Betroffenen zu helfen, in Alltagssituationen besser zurechtzukommen. Sie bekommen kleine praktische Tipps und Tricks gezeigt, die aber einen großen Nutzen haben können. Da geht es zum Beispiel um Dinge wie: Wie komme ich über einen nicht abgesenkten Bordstein? Wie komme ich ohne Hilfe in einen Bus und verlasse ihn eigenständig wieder? – Solche Dinge eben. Das Interesse an diesen Trainings ist groß, besonders bei jüngeren Rollstuhlfahrern und solchen, die noch nicht sehr lange auf dieses Hilfsmittel angewiesen sind. Zu Übungszwecken können wir bei uns im Hof einen richtigen Trainingsparcours errichten. Einmal stand dort sogar schon ein echter Linienbus.

Einsatz, der sich lohnt

Welches Erfolgserlebnis werden Sie niemals vergessen?

Erfolgserlebnisse, die einem in Erinnerung bleiben, sind tatsächlich gar nicht so selten. Ich hatte letztes Jahr den Fall, da habe ich mich sehr dafür eingesetzt, dass ein Patient ein Handbike (wird allein über die Handkurbel angetrieben) bekommt – und die Auslieferung hat dann auch tatsächlich stattgefunden. Die Freude bei diesem Mann zu sehen, das war ein sehr schönes Erlebnis für mich. Der Patient war zwar bereits über siebzig Jahre alt, aber noch oberkörperaktiv und er hat mir gesagt: „Ich wünsche mir so sehr, mich noch mit meiner Muskelkraft vorwärtsbewegen zu können. Ich möchte zusammen mit meiner Frau draußen unterwegs sein – sie mit dem Fahrrad, ich mit dem Handbike.“ Dieser Wunsch ist für ihn in Erfüllung gegangen. Dank des Handbikes hat er die Möglichkeit bekommen, seinen Radius deutlich zu erweitern, Radtouren zu unternehmen, mit dem Hund rauszufahren und vieles mehr. Er nutzt und genießt all dies in vollen Zügen.

Mitarbeiterin bei joviva, Karin Pütz, Content Writerin

Karin Pütz

Karin Pütz arbeitet als Journalistin und Autorin für verschiedene deutsche Verlage und Fernsehsender. Neben wissenschaftlich-medizinischen Fachbüchern, die in enger Zusammenarbeit mit Ärzten entstanden sind, hat sie Biografien (von Prominenten und Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens) sowie Kinderbücher veröffentlicht. Darüber hinaus verfügt sie über langjährige Erfahrung als Redakteurin im News-, Wissenschafts- und Magazinbereich.

Die geschilderten medizinischen Sachverhalte sind nicht oder nur bedingt als Ratschläge oder Empfehlungen zu verstehen und ersetzen in keinem Fall den Besuch bei einem Arzt, in einem Sanitätshaus oder die eigene sorgfältige Recherche. Für die Inhalte verlinkter Internetseiten sind ausschließlich die jeweiligen Betreiber bzw. Verfasser verantwortlich. Veröffentlichte Bilder stellen das Eigentum des Verfassers dar. Zwecks optimierter Lesbarkeit wird in der Regel die männliche Form verwendet. Die weibliche Form ist dabei selbstverständlich – wenn sinnvoll – eingeschlossen.

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