/
/
/
Extraurethrale Inkontinenz: Urin sucht einen anderen Weg

Extraurethrale Inkontinenz: Urin sucht einen anderen Weg

Aktualisiert am 23.10.2024 | 5 Min. Lesezeit

Einleitung

Längst nicht jede Blasenschwäche entwickelt sich im Laufe der Zeit zu einer Inkontinenz. Dennoch gibt es bundesweit Millionen Menschen, denen es schwerfällt oder gar unmöglich ist, ihren Urin zu halten. Die extraurethrale Inkontinenz ist jedoch eine sehr spezielle Inkontinenzform, die nur sehr selten vorkommt. Sie kann angeboren sein oder – etwa durch Entzündungen oder Operationen – im Laufe des Lebens erworben werden.

Das Wichtigste in Kürze
  • Der Begriff Harninkontinenz beschreibt laut Definition die Unfähigkeit, den Urin verlustfrei in der Harnblase zu halten und selbst Ort und Zeitpunkt der Entleerung zu bestimmen.

  • Die extraurethrale Inkontinenz ist eine sehr spezielle Form der Inkontinenz und kommt nur selten vor.

  • Das Besondere an der extraurethralen Inkontinenz ist, dass der Urinverlust plötzlich oder ständig stattfindet – und zwar über die Haut, den Anus oder die Scheide.

  • Inkontinenzursachen sind vielfältig. Die meisten Arten der Inkontinenz bei der Frau entstehen durch eine schwache Beckenbodenmuskulatur. Allgemeine Inkontinenz beim Mann ist meist durch Prostataprobleme bedingt.

Verständnis der extraurethralen Inkontinenz: Definition und Abgrenzung

Laut Definition bedeutet Inkontinenz die fehlende Fähigkeit des Körpers, Urin zu halten und kontrolliert abzugeben. Wenn du den Urin also nicht mehr halten kannst, so kann es dafür verschiedene Gründe geben – und wird je nach Ursache auch anders genannt. Leidest du zum Beispiel an einer sogenannten Reflexinkontinenz, so liegt in der Regel eine Erkrankung des Nervensystems zugrunde (etwa Multiple Sklerose). Hast du es hingegen mit einer funktionellen Inkontinenz zu tun, so verlierst du Urin, obwohl deine Blase normal arbeitet. Das kann vorkommen, denn Inkontinenz kann auch psychische Ursachen (Angst, Stress) haben. Bist du beim Husten inkontinent, so nennt sich dies Belastungsinkontinenz. Eine ausgesprochen seltene Form der Inkontinenz ist die extraurethrale Inkontinenz. Das Wort „extraurethral“ bedeutet so viel wie „außerhalb der Harnwege“. Zusammengefasst beschreibt die Bezeichnung genau das, was bei dieser Art der Inkontinenz geschieht: Der Urin fließt unkontrolliert über andere Wege ab, als dies normalerweise der Fall ist. Der Urinverlust kann plötzlich stattfinden oder ständig – und zwar über die Haut, den Anus oder die Scheide. Somit unterscheidet sich die extraurethrale Inkontinenz deutlich zum Beispiel von einer Belastungsinkontinenz (unwillkürlicher Urinverlust bei körperlicher Anstrengung) oder von einer Überlaufinkontinenz (die Blase kann nicht richtig entleert werden und läuft über).

Die Ursachen der extraurethralen Inkontinenz erkunden

Die extraurethrale Inkontinenz hat weder etwas mit einem schwachen Beckenboden noch mit einer Blasenfunktionsstörung zu tun, stattdessen liegt eine organische Fehlbildung vor. Diese kann angeboren sein oder im Laufe des Lebens entstehen. In solchen Fällen bildet sich ein sogenannter Fistelgang oder auch mehrere. Fistelgänge sind winzige Verbindungskanäle, durch die der Urin aus den Harnwegen herausfließt und in Haut, Scheide oder Darm gelangt.

Ursachen der extraurethralen Inkontinenz und Einflüsse

Ist die extraurethrale Inkontinenz nicht angeboren, so kann sie zum Beispiel durch Verletzungen oder Entzündungen im Bereich der Harnwege entstehen. Fistelgänge können jedoch auch die Folge einer Operation im Beckenbereich sein oder ihre Ursache in einer Bestrahlung der Beckenorgane haben.

Erkennung der Symptome und Diagnostik bei extraurethraler Inkontinenz

Typisch für eine extraurethrale Inkontinenz ist, dass du unter einem Urinverlust über Haut, Scheide oder Darm leidest, der ständig oder auch plötzlich auftreten kann. Gehe am besten zeitnah zu deinem Hausarzt. Er wird dich vermutlich anschließend an einen Urologen beziehungsweise Gynäkologen überweisen.

Der erste Schritt bei der Diagnose wird in der Regel eine Urinuntersuchung sein. Anschließend kommen, damit sich dein Arzt einen genauen Eindruck verschaffen kann, verschiedene bildgebende Verfahren infrage. Dazu gehören: Ultraschall, Computertomografie (CT) und Magnetresonanztomografie (MRT). Häufig wird dein Arzt auch eine Blasenspiegelung und eine Spiegelung der Harnröhre durchführen.

Behandlungsansätze für extraurethrale Inkontinenz – chirurgische und unterstützende Maßnahmen

Wenn deine extraurethrale Inkontinenz nicht angeboren ist, so lässt sie sich in vielen Fällen durch eine Operation beheben. Bei dem Eingriff werden die Fisteln verschlossen. Gelingt dies, kannst du deinen Urin anschließend wieder ganz normal über die Harnröhre ausscheiden. Lass dich von deinem Arzt beraten, ob eine Operation in deinem speziellen Fall sinnvoll ist. Darüber hinaus kannst du natürlich jederzeit zu verschiedenen Inkontinenzhilfsmitteln greifen. Dazu gehören Pants und Windelhosen sowie Schutzhosen aus Gummi. Aber auch allgemeine Inkontinenzmaßnahmen, wie der Verzicht auf harntreibende Getränke wie Kaffee und Tee, ausreichendes Trinken am Tag (Wasser), Verzicht auf Rauchen und stark gewürzte Speisen, können sinnvoll sein.

Leben mit extraurethraler Inkontinenz: Tipps und Ressourcen

Du leidest an einer extraurethralen Inkontinenz? Das ist kein Grund, den Kopf hängen zu lassen oder sich zu schämen. Die richtigen Hilfsmittel helfen dir, dennoch aktiv am Leben teilzunehmen, ohne dabei in unerwünschte Situationen zu kommen. Saugstarke und geruchssichere Einlagen, Windeln oder Pants sorgen dafür, dass deine Inkontinenz dein Geheimnis bleibt. Je nachdem, wo bei dir der Urin austritt und in welcher Menge, kann zum Beispiel auch die Verwendung von Inkontinenztampons sinnvoll sein. Frage deinen Arzt, ob das für dich eine Möglichkeit sein kann.

Fazit

Wenn du unter einer extraurethralen Inkontinenz leidest, so ist das für viele Betroffene zunächst einmal erschreckend. Meist kommt Scham hinzu. Das ist jedoch absolut nicht angebracht! Denn es gibt verschiedene, gut funktionierende Inkontinenzhilfsmittel, die dein Problem diskret vor anderen verbergen. Außerdem besteht in einigen Fällen die Möglichkeit, die Fisteln, die diese Form der Inkontinenz auslösen, mithilfe einer Operation zu verschließen. Gelingt dies, kannst du anschließend deinen Urin wieder ganz normal über die Harnröhre ausscheiden. Eine Aussicht, die Mut macht!

Oft gefragt

Karin Pütz
Medical Writerin
Autor

Unsere Spezialisten beraten Dich gerne über die von Deinem Arzt empfohlenen Hilfsmittel.