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Rheuma-Behandlung: Moderne Therapien und Tipps

Rheuma-Behandlung: Moderne Therapien und Tipps

Aktualisiert am 23.10.2024 | 6 Min. Lesezeit
Geprüft von:Angelina Bzdun

Einleitung

Wenn du unter Schmerzen in mehreren Gelenken und auf beiden Körperseiten leidest, so spricht einiges dafür, dass du es mit einer rheumatoiden Arthritis (häufig fälschlicherweise auch rheumatische Arthritis genannt) zu tun hast. Umgangssprachlich wird diese Erkrankung in der Regel einfach kurz Rheuma genannt. Es handelt sich dabei um eine dauerhafte Entzündung der Gelenke, die sehr schmerzhaft sein kann. Wichtig ist, dass du frühzeitig mit der Rheumabehandlung beginnst, dann stehen die Chancen gut, dass du den Schaden so gering wie möglich halten kannst.

Das Wichtigste in Kürze
  • Rheuma ist weitverbreitet. Etwa einer von einhundert Menschen ist betroffen, Frauen häufiger als Männer.

  • Als Rheuma wird eine entzündliche Erkrankung bezeichnet, die meist die Gelenke betrifft. Sie schwellen an, schmerzen und sind gerötet. Schreitet die Erkrankung fort, so kann sie zu teils schwerwiegenden Bewegungseinschränkungen führen.

  • Es gibt eine Vielzahl entzündlich-rheumatischer Krankheiten. Bisher sind rund zweihundert bekannt.

  • Fälschlicherweise wird Rheuma oft mit Alter und Altersschwäche in Verbindung gebracht. Tatsächlich erkranken auch junge Menschen und sogar Kinder daran.

  • Rheuma ist derzeit noch nicht heilbar. Doch es gibt mittlerweile Behandlungsmethoden, die helfen, die Schmerzen einzudämmen und erträglich zu machen.

Was ist Rheuma?

Du hast von deinem Arzt die Diagnose Rheuma bekommen und willst wissen: Was ist Rheuma eigentlich? Eine berechtigte Frage, die gar nicht so leicht zu beantworten ist, denn die Krankheit hat viele Gesichter. Leidest du an Rheuma, so hast du es mit einer entzündlichen Erkrankung zu tun, die meist die Gelenke betrifft. Es gibt jedoch auch das sogenannte Muskelrheuma – ein ziemlich unpräziser Begriff, der in der Regel rheumatische Schmerzen in den Muskeln meint. Dies kann sich zum Beispiel in Beinschmerzen äußern. Leidest du an Hüftschmerzen, so kann eine rheumatoide Arthritis des Hüftgelenks eine mögliche Ursache sein. Tatsächlich sind rund 200 verschiedene Rheumaerkrankungen bekannt.

Um zu verhindern, dass durch das Rheuma bleibende Schäden entstehen, werden in der Behandlung häufig Medikamente eingesetzt, wie etwa MTX (Methotrexat) und Kortison. MTX unterdrückt die akute Entzündung, Kortison mindert die Schmerzen und die Gelenke werden weniger geschädigt. Kortison sollte allerdings nur vorübergehend eingenommen werden (maximal sechs Monate), da es zahlreiche Nebenwirkungen mit sich bringen kann. Dazu gehören Gewichtszunahme, Blutdruck- und Blutzuckerveränderungen, Abnahme der Knochendichte und einige mehr. Aber auch MTX ist nicht ungefährlich. Allergische Reaktionen sind möglich sowie Geschwüre und Blutungen im Magen-Darm-Trakt. In manchen Fällen werden Leber und Nieren geschädigt. Doch was ist schlimmer: Kortison oder MTX? Beides kann helfen – aber auch schlecht verträglich sein. Lass dich von deinem Arzt beraten, was er in deinem speziellen Fall empfiehlt.

Welche Arten von Rheuma gibt es?

Rheuma ist ein Sammelbegriff für sehr unterschiedliche Erkrankungen des Bewegungsapparates. Insgesamt werden rund 200 rheumatische Krankheiten unterschieden. Dies sind die bekanntesten:

  • Arthritis (entzündliche Gelenkerkrankungen, die meist durch eine Störung des Immunsystems entstehen)

  • Arthrose (Verschleißerkrankung der Gelenke)

  • Fibromyalgie (chronische Schmerzerkrankung, meist sind mehrere Körperregionen betroffen)

  • Osteoarthritis (Entzündung, die meist Knie, Hüfte und Hände betrifft. Der Knorpel wird dünner, der Knochen verformt sich.)

  • Polymyalgia rheumatica (Durch eine Entzündung der Gelenkinnenhaut werden Nacken, Rücken, Schultern und Hüfte steif und schmerzen.)

  • Gicht (Stoffwechselerkrankung, bei der sich die Gelenke stark entzünden können.)

  • Morbus Bechterew (chronisch entzündliche, rheumatische Erkrankung, bei der vor allem die Wirbelsäule betroffen ist.)

Symptome von Rheuma

Zu Beginn sind rheumatoide Arthritis-Symptome (oder einfach: Rheumasymptome) meist noch uneindeutig. Allgemeine Abgeschlagenheit und Schwäche können auftreten. Im späteren Verlauf werden die Rheuma-Anzeichen klarer. Wir haben die wichtigsten für dich zusammengefasst:

  • Deine Gelenke sind warm, geschwollen und gerötet. Häufig beginnen die Beschwerden mit Gelenkschmerzen in den Fingern und den Zehen. Bei Rheuma in den Fingern kann schon ein einfacher Händedruck schmerzhaft sein.

  • Mit Fortschreiten der Erkrankung beginnen die Gelenke steif zu werden (besonders morgens) und verlieren an Kraft. So kann es passieren, dass es dir plötzlich schwerfällt, eine Flasche zu öffnen.

  • Die Gelenke verformen sich und lassen sich kaum noch bewegen.

  • Allgemeine Arthritis-Symptome sind außerdem Appetit- und Gewichtsverlust sowie in manchen Fällen Fieber.

Ursachen von Rheuma

Was wirklich die Ursachen für eine Rheumaerkrankung sind, ist bis heute nicht vollständig geklärt. Klar ist aber, dass wohl eine familiäre Veranlagung vorhanden sein muss. Kommen verschiedene weitere Faktoren hinzu, so kann die Erkrankung ausgelöst werden.

Dies sind mögliche Auslöser:

  • Infektionen

  • Hormonstörungen

  • Bewegungsmangel

  • Übergewicht, ungesunde Ernährung

  • Alkohol

  • Stress

Aktuelle Behandlungsmethoden bei Rheuma

Heilbar ist Rheuma nicht. Aber es gibt einige Behandlungsmethoden und Therapien, die bei einer rheumatoiden Arthritis sehr wirkungsvoll sind und helfen, die Beschwerden bestmöglich zu mildern. Dazu gehören:

  • Fachärzte verschreiben häufig Methotrexat (MTX) oder Kortison gegen die Schmerzen. Beide Medikamente gelten als wirkungsvoll, können jedoch zu erheblichen Nebenwirkungen führen – beziehungsweise dürfen nur zeitlich begrenzt eingenommen werden. Lass dich von deinem Arzt beraten.

  • Auch Arthrose-Medikamente (also Medikamente gegen Gelenkschmerzen) mit Wirkstoffen wie Diclofenac oder Naproxen können in akuten Phasen helfen.

  • Ernährungsumstellung (antientzündliche Ernährung). Vermeide Lebensmittel wie Fleisch, Wurst und Eier. Durch sie werden entzündungsfördernde Stoffe im Körper gebildet, die das Rheuma noch verstärken können. Obst und Gemüse hingegen wirken antientzündlich.

  • Heilfasten

  • Akupunktur

  • So viel Bewegung wie möglich, um die Gelenke geschmeidig zu halten.

Spezifische Behandlungen für rheumatoide Arthritis

Die Behandlungsmöglichkeiten für rheumatoide Arthritis haben sich in den letzten Jahren erheblich weiterentwickelt und verbessert. Zwar ist Rheuma nach wie vor nicht heilbar, doch die Beschwerden lassen sich mit der richtigen Therapie meist in einem gut erträglichen Rahmen halten. Du hast folgende Behandlungsmöglichkeiten zur Wahl:

Medikamentöse Therapie

Zu Beginn der Erkrankung wird meist Kortison gespritzt. Es wirkt schnell gegen Schmerzen und Schwellungen, darf aber auf keinen Fall dauerhaft zum Einsatz kommen (maximal sechs Monate), da es starke Nebenwirkungen haben kann. Zusätzlich wird dir dein Arzt sehr wahrscheinlich sogenannte Basismedikamente (Methotrexat, Leflunomid, Sulfasalazin, Hydroxychloroquin) verschreiben. Sie verhindern – oder verzögern zumindest –, dass die Gelenke angegriffen werden, entfalten ihre Wirkung aber erst langsam.

Nicht-medikamentöse Therapie

Physiotherapie: Bewegung ist wichtig – auch und gerade bei Gelenkproblemen. Das mag Überwindung kosten, doch wenn du dich nicht bewegst, verstärken sich die Beschwerden noch. Außerdem kannst du durch den Aufbau von Muskulatur deine Gelenke unterstützen und belastbarer machen.

Kälte-Wärme-Behandlungen: Kälte lindert die Schmerzen kurzfristig, Wärme wirkt entspannend und wohltuend.

Ergotherapie: Sie zeigt dir Wege auf, wie du deinen Alltag besser und weiterhin selbstständig meisterst.

Operation

Eine Operation ist nur in sehr seltenen Fällen notwendig und dient dann in der Regel dazu, die Gelenkfunktion zu erhalten. Lass dich von deinem Arzt beraten, ob eine Operation für dich in Frage kommt – und wenn ja, welche.

Unterstützende Maßnahmen und Lebensstiländerungen

Wenn du an Rheuma erkrankt bist, kannst du mit einem gesunden Lebensstil selbst viel dazu beitragen, dass es dir auf ganz natürlichem Wege wieder besser geht. Eine rheumatoide Arthritis ist zwar nicht heilbar, aber mit ein bisschen Glück kannst du die Beschwerden eindämmen und dafür sorgen, dass sie nicht schlimmer werden. Darauf solltest du achten:

  • Gesunde, ausgewogene Ernährung. Verzichte auf Lebensmittel wie Fleisch, Wurst und Eier. Sie bilden entzündungsfördernde Stoffe im Körper und können das Rheuma verstärken.

  • Vermeide Übergewicht.

  • Trinke nach Möglichkeit keinen Alkohol und verzichte aufs Rauchen.

  • Bewege dich so viel es nur geht. Es gibt bestimmte Trainingsprogramme für Menschen mit Rheuma. Besprich mit deinem Arzt, welcher Sport und welche Übungen für dich am geeignetsten sind.

Herausforderungen und Fortschritte in der Behandlung von Rheuma

Frühes Handeln ist bei Rheuma wichtig. Spätestens drei Monate nach den ersten Symptomen sollte mit einer Therapie begonnen werden, damit die Krankheit nicht chronisch wird. Doch leider gehen viele Betroffene zu spät zum Arzt. In letzter Zeit jedoch hat es erhebliche Fortschritte in der Forschung gegeben. Eine in Erlangen durchgeführte Studie mit künstlichen Antikörpern, die schädliche Zellen zerstören, hat sehr gute Ergebnisse gebracht. Sollte sich bewahrheiten, dass diese künstlichen Antikörper langfristig bei Rheuma helfen, könnten auch schwer Erkrankte auf Linderung hoffen. Ob und wann diese Methode in Deutschland zugelassen wird, ist aber noch offen.

Fazit

Allein in Deutschland leiden rund 1,8 Millionen Menschen an einer entzündlich-rheumatischen Erkrankung, Tendenz steigend. Rheuma ist nicht heilbar und meist mit Schmerzen und im weiteren Verlauf häufig mit Bewegungseinschränkungen verbunden. Doch die Behandlungsmöglichkeiten sind mittlerweile so fortgeschritten, dass du die Krankheit gut in den Griff bekommen kannst. Mehr noch: Mit einem gesunden Lebensstil kannst du selbst aktiv dazu beitragen, dass es dir besser geht.

Oft gefragt

Karin Pütz
Medical Writerin
Autor

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