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Hilfe bei Polymyalgia rheumatica

Hilfe bei Polymyalgia rheumatica

Aktualisiert am 23.10.2024 | 7 Min. Lesezeit
Geprüft von:Partner Management

Einleitung

Polymyalgia rheumatica (PMR) ist eine häufige rheumatische Erkrankung, die vor allem Menschen über 50 Jahren betrifft. Sie tritt häufig ohne Voranmeldung auf und verursacht starke Schmerzen sowie Steifheit in den Schultern, Hüftgelenken, dem Nacken und Rücken. Wir klären über Symptome und Therapiemöglichkeiten auf und geben Tipps, wie der Heilungsprozess unterstützt werden kann.

Das Wichtigste in Kürze
  • Die Polymyalgia rheumatica ist eine Autoimmunkrankheit. Der Name bedeutet direkt übersetzt „Vielmuskelschmerz“.

  • Leitsymptome dieser rheumatischen Erkrankung sind Entzündungen und Schmerzen der Schultern, Rücken- und Nackenmuskulatur. Auch die Hüftmuskulatur, Lenden- und Oberschenkelmuskulatur können betroffen sein.

  • Die Polymyalgia rheumatica ist der Riesenzellarteriitis sehr ähnlich, bei der die Blutgefäße entzündet sind. Beide Erkrankungen treten häufig gemeinsam auf. Manche Experten gehen davon aus, dass die Riesenzellarteriitis eine PMR im fortgeschrittenen Stadium ist.

  • Die Behandlung der PMR erfolgt mit einer Kortisontherapie über einen langen Zeitraum, um Rückfälle zu verhindern.

Was ist Polymyalgia rheumatica?

Der Name Polymyalgia rheumatica (PMR) bedeutet rheumatisch bedingter „Vielmuskelschmerz“. Durch Entzündungen in der Muskulatur der Schulter, des Rückens oder des Nackens kommt es zu Schmerzen in den betroffenen Regionen. Die PMR hat große Ähnlichkeit mit der Riesenzellarteriitis. Manche Forscher behaupten sogar, dass es sich um ein und dieselbe Erkrankung handelt und die Riesenzellarteriitis das fortgeschrittene Stadium einer PMR darstellt. Bei der Riesenzellarteriitis sind entzündete Arterien Auslöser der Schmerzen und sie tritt häufig zeitgleich oder in Folge einer PMR auf. Aus diesem Grund wird die Polymyalgia rheumatica auch den Vaskulitiden zugeordnet. Dabei handelt es sich um Gefäßentzündungen, die durch eine Fehlsteuerung des Immunsystems ausgelöst werden.

Beide Erkrankungen müssen schnell behandelt werden. Beim Auftreten folgender Rheuma-Symptome solltest du einen Arzt aufzusuchen, um eine genaue Diagnose zu erhalten und die passende Behandlung zu beginnen.

Polymyalgia rheumatica: Symptome im Überblick

  • ausgeprägte Muskelschwäche und Muskelschmerzen beidseitig an Armen oder Beinen

  • Schmerzen im Hüft- oder Beckengürtel

  • Morgensteifigkeit

  • von der Tageszeit abhängiger Schmerzverlauf mit einem Höhepunkt nachts und am Morgen

  • Mobilitätseinschränkungen, die sich in einem kleinschrittigen Gang zeigen können

  • Kopfschmerzen

  • ausgeprägtes Krankheitsgefühl

  • erhöhte Temperatur, selten Fieber

  • Appetitlosigkeit mit zunehmendem Verlust an Körpergewicht

  • depressive Verstimmungen

Medizinischer Hinweis

Während oder nach der Behandlung einer PMR kann es zu einer Riesenzellarteriitis kommen. Dabei kommt es zu entzündlichen Schüben in den Arterien im Kopf oder Oberkörper. Suche bei starken Kopfschmerzen im Schläfenbereich sofort deinen Arzt auf. Schlimmstenfalls droht Erblindung oder ein Schlaganfall.

Ursachen & Risikofaktoren von Polymyalgia rheumatica

Die genaue Ursache der Polymyalgia rheumatica ist bis heute noch nicht vollständig geklärt. Sicher ist jedoch, dass es sich bei der Polymyalgie um eine Autoimmunerkrankung handelt mit Symptomen aus dem rheumatischen Formenkreis. Dabei richtet sich das eigene Immunsystem gegen körpereigene Proteine und es kommt in den betroffenen Körperbereichen zu Autoimmunprozessen mit Entzündungsreaktionen. Unbehandelt kann die Polymyalgia rheumatica einen schweren Verlauf nehmen bis hin zur Erblindung, wenn sich eine Riesenzellarteriitis entwickelt. Zu den Risikofaktoren zählen höheres Alter und weibliches Geschlecht.

Folgende Zusammenhänge werden für die Autoimmunkrankheit PMR mit Symptomen in der Muskulatur diskutiert:

Diagnose von Polymyalgia

Wenn du oder dein Hausarzt Symptome bemerkst, die auf PMR hindeuten, ist es ratsam, einen Spezialisten aufzusuchen. In diesem Fall kann dir ein internistischer Rheumatologe weiterhelfen. Diese Fachärzte sind darauf spezialisiert, die notwendigen Untersuchungen durchzuführen und eine genaue Diagnose zu stellen.

So geht der Arzt vor, um bei Verdacht auf Polymyalgia rheumatica die Diagnose zu stellen:

Anamnese

Der Arzt befragt dich nach deinen Vorerkrankungen, den Symptomen und wie stark die Schmerzen ausgeprägt sind. Auch der zeitliche Verlauf der Beschwerden ist für die Diagnosestellung wichtig. Der Arzt fragt dich auch nach Kopfschmerzen und Sehstörungen, um eine Riesenzellarteriitis abzugrenzen.

Körperliche Untersuchung

Der Arzt überprüft die Funktionsfähigkeit von Gelenken und Muskulatur und überprüft, welche Bewegungen bei dir Schmerzen auslösen.

Blutuntersuchung

Dein Arzt wird eine Reihe von Blutuntersuchungen veranlassen, um andere Erkrankungen auszuschließen. Folgende Laborwerte geben einen Hinweis auf PMR:

  • erhöhte Blutsenkungsgeschwindigkeit

  • Erhöhung des Entzündungsmarkers C-reaktives Protein (CRP)

  • das Hämoglobin kann verringert sein

  • gelegentlich Erhöhung der Leberwerte (insbesondere des Leberenzyms γ-GT) und der alkalischen Phosphatase

Bildgebende Verfahren

Mithilfe von Ultraschall und MRT lassen sich entzündliche Prozesse bildlich darstellen und genau lokalisieren.

Anwendung der Diagnosekriterien der Fachverbände (EULAR)

Folgende Kriterien müssen zur Diagnosestellung zwingend erfüllt sein:

  • Patienten sind älter als 50 Jahre

  • beidseitige Schulterschmerzen

  • erhöhte Blutsenkungsgeschwindigkeit und CRP

Darüber hinaus müssen nach EULAR-Klassifikation 4 von 6 Punkten bei den Nebenkriterien erreicht werden. Dazu zählen Morgensteifigkeit von mehr als 45 Minuten (2 Punkte), Rheumafaktor und Anti-CCP negativ (2 Punkte), Beckengürtelschmerz mit eingeschränkter Hüftbeweglichkeit (1 Punkt), keine Schmerzen in einem weiteren Gelenk (1 Punkt).

Auf die Frage: „Wie wird Rheuma diagnostiziert und im Speziellen die Polymyalgia rheumatica?“ gibt es leider keine klare Antwort. Die Diagnose einer PMR stützt sich auf charakteristische Symptome sowie klinische Befunde und spezifische Laborergebnisse. Oftmals wird die Diagnose erst gestellt, nachdem andere Erkrankungen mit ähnlichen Symptomen ausgeschlossen wurden.

Behandlung von Polymyalgia rheumatica

Medikation: Kortisontherapie und deren Verlauf

Für die Polymyalgia rheumatica-Behandlung stehen verschiedene Medikamente zur Verfügung. Hier findest du einen Überblick über den typischen Behandlungsverlauf:

Beginn der Behandlung:

Die Behandlung erfolgt mit der täglichen Gabe von Glukokortikoiden (Kortison) wie Prednisolon, meist in Tablettenform. Die Dosierung wird individuell an den Patienten angepasst. Dabei sollte laut Behandlungsleitlinie die Dosis so hoch wie nötig und so niedrig wie möglich gewählt werden, sich aber zu Beginn zwischen 15 bis 25 mg Prednisolon bewegen. Bei einer Kortisontherapie kannst du mit einer schnellen Verbesserung aller Beschwerden binnen weniger Tage rechnen. Falls keine Besserung eintritt, sollte die Diagnose hinterfragt werden.

Reduktion der Dosis:

Nach Erreichen der Beschwerdefreiheit und Normalisierung der Blutwerte wird die Medikamentendosis reduziert. Binnen 4 bis 8 Wochen sollte eine Reduktion des Medikaments bis auf 10 mg pro Tag erfolgt sein.

Längerfristige Behandlung notwendig:

Bei vielen Patienten heilt die Polymyalgia rheumatica nach 6 bis 9 Monaten aus. Es kann nötig sein, die Medikation in geringen Dosen mehrere Jahre einzunehmen, um weitere Polymyalgia rheumatica-Schübe zu verhindern. Bei der Polymyalgia rheumatica ist die Lebenserwartung nicht eingeschränkt.

Langzeitmanagement und Prävention von Rückfällen

Falls es zu einem Rückfall kommt, muss die Dosis vorübergehend wieder erhöht werden. Bei Schwierigkeiten, das Kortison zu reduzieren, oder schweren Verläufen kann eine Basisbehandlung mit Immunsuppressiva (Methotrexat und Azathioprin) oder der monoklonale Antikörper Tocilizumab eingesetzt werden. In und nach der Therapie sind Rückfälle, auch in Form einer Riesenzell-Arteriitis, möglich, weshalb eine engmaschige ärztliche Betreuung notwendig ist.

Leben mit Polymyalgia rheumatica

Das Leben mit Polymyalgia rheumatica erfordert Anpassungen im Alltag, aber mit der richtigen Unterstützung und Selbstfürsorge lässt sich die Lebensqualität dennoch erhalten.

Was hilft noch bei Rheuma?

  • Physiotherapie: Die meisten Patienten mit PMR sind bereits im hohen Alter. Nachdem ein akuter Rheuma-Schub abgeklungen ist, kann die Physiotherapie begleitend zur medikamentösen Polymyalgie-Therapie helfen, die Muskelmasse und Beweglichkeit zu erhalten und das Sturzrisiko zu verringern.

  • Ernährung: Eine gesunde, vitaminreiche Ernährung kann sich positiv auf die Erkrankung auswirken. Achte auf Omege-3-Fettsäuren, wie sie im Fisch vorkommen, und reduziere den wöchentlichen Fleischanteil.

  • Polymyalgia rheumatica und Alkohol: Beim Konsum von Alkohol ist Vorsicht geboten, da er Entzündungen fördern und die Medikamentenwirkung beeinträchtigen kann.

  • Unterstützung durch Selbsthilfegruppen: Über Selbsthilfegruppen kannst du dich mit anderen Betroffenen über den Umgang mit der Erkrankung im Alltag austauschen.

Fazit

Polymyalgia rheumatica (PMR) ist eine ernst zu nehmende Autoimmunerkrankung, die vor allem ältere Menschen betrifft und zu starken Muskelschmerzen sowie Steifheit führt. Die frühzeitige Erkennung und Behandlung – in der Regel mit Kortison – sind entscheidend, um Symptome zu lindern und Komplikationen wie die Riesenzellarteriitis zu vermeiden. Eine gut angepasste Therapie ermöglicht vielen Patienten ein weitgehend normales Leben. Fachärztliche Betreuung und kontinuierliche medizinische Überwachung sind essenziell für einen erfolgreichen Umgang mit der Krankheit.

Oft gefragt

Anja Lehner-Ulshöfer
Medical Writerin
Autor

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Literatur und weiterführende Informationen