/
/
/
Was ist eine Orthese?

Was ist eine Orthese?

Aktualisiert am 23.10.2024 | 8 Min. Lesezeit
Geprüft von:Partner Management

Einleitung

Vielleicht hast du schon mal eine Orthese gesehen – der Begriff ist jedoch längst nicht jedem bekannt. Was also ist eine Orthese? Ganz allgemein kann man sie als orthopädisches Hilfsmittel bezeichnen, das am Körper angebracht wird, um Gelenke, Bänder und Knochen zu entlasten, zu stabilisieren und gegebenenfalls eine Fehlstellung zu korrigieren.

Das Wichtigste in Kürze
  • Eine Orthese umschließt den zu unterstützenden Körperteil und das Gelenk mit Bandagen und Schienen.

  • Eine gut sitzende Orthese entlastet, stabilisiert und unterstützt den Heilungsprozess.

  • Zwei Beispiele für häufig verwendete Orthesen: Eine Orthese für das Knie kommt bei einem Bänderriss oder einer chronischen Arthrose zum Einsatz. Auch bei einem Meniskusriss kann die Behandlung mit einer Orthese sinnvoll sein. Eine Orthese für den Fuß wird bei einem Bruch oder einer starken Fehlstellung eingesetzt.

  • Wenn deine Orthese Druckstellen verursacht, sich Schwellungen oder Verfärbungen zeigen, so sitzt deine Orthese nicht richtig. Lass dich von deinem Arzt oder im Sanitätshaus beraten.

Welche Arten von Orthesen gibt es?

Es gibt Orthesen in unterschiedlichen Materialien. Meist sind sie aus Kunststoff, Metall, Stoff oder Silikon. Generell werden Orthesen für den Rumpf und solche für die Gliedmaßen unterschieden. Wir haben die wichtigsten für dich aufgelistet:

  • Orthese für die Hüfte: Sie kommt zum Beispiel nach einem Schleudertrauma oder bei Rheuma zum Einsatz. Wenn du Schmerzen in der Hüfte hast, stabilisiert die Orthese das Hüftgelenk und hilft, die Bewegung und Streckung der Hüfte einzuschränken.

  • Orthese fürs Knie: Sie ist bei einem Kreuzbandriss sinnvoll, genauso wie bei einer Verletzung des Meniskus.

  • Orthese für den Fuß: Sie kann sinnvoll sein, wenn du an Arthrose und Osteoporose leidest.

  • Orthese für den Daumen: Sie unterstützt, wenn du zum Beispiel unter Arthrose im Daumen oder unter Reizzuständen des Daumengelenks leidest.

  • Orthese für die Hand: Sie hilft bei Entzündungen oder bei Überlastung des Handgelenks.

  • Orthese für den Arm: Sie eignet sich besonders dann, wenn du deinen Arm, etwa nach einem Unfall oder auch wegen eines Schlaganfalls, ganz oder teilweise nicht mehr bewegen kannst.

  • Orthese für die Schulter: Sie kommt zum Einsatz, wenn dein Schultergelenk wegen einer Verletzung oder Entzündung entlastet und gestützt werden muss.

  • Orthese für den Rücken: Sie ist geeignet, wenn du etwa unter Osteoporose leidest, einen Rundrücken oder ein Hohlkreuz hast. Zudem kann sie ein geeignetes Hilfsmittel bei einem Bandscheibenvorfall sein.

Was sind Orthetik-Orthesen?

Als Orthetik wird der Teil der Orthopädie bezeichnet, der sich mit der Herstellung und Anpassung von Orthesen beschäftigt. Wenn du also eine Orthetik-Orthese bekommst, so handelt es sich um eine speziell auf dich, deinen Körper und deine Erkrankung angepasste Orthese. Zu den Orthesen, die in der Regel nach Maß angefertigt werden, gehört die Unterschenkelorthese mit Gelenk. Sie verhindert, dass du dein Kniegelenk überstreckst, und wird unter anderem zur Korrektur von Fehlstellungen verwendet.

Anwendungen von Orthesen bei Knieverletzungen und orthopädischen Problemen

Orthesen fürs Knie werden häufig verwendet. Du bekommst sie zum Beispiel nach einer Knieoperation verschrieben, nach einem Bänderriss oder nach einer Verletzung des Meniskus. Sie umschließt das Knie, stellt es ruhig und entlastet es. Generell kann eine Orthese bei allen orthopädischen Problemen – also Problemen des Bewegungs- und Stützapparates – sinnvoll sein. Trägst du eine Orthese fürs Sprunggelenk wegen eines Bänderrisses, so verhindert dies, dass du umknickst. Auch eine Orthese für den Fuß kann bei einem Bänderriss sinnvoll sein. Sie stabilisiert, unterstützt den Heilungsprozess und kann Fehlstellungen vorbeugen.

Orthopädische Unterstützung mit Orthesen 

Orthesen sind bei zahlreichen Erkrankungen, die den Bewegungs- und Stützapparat des Körpers betreffen, eine große Hilfe. Sie schenken dir Stabilität bei verletzten Bändern, Gelenken oder Knochen. Aber sie können noch mehr: Orthesen helfen nicht nur bei der Heilung und verringern Schmerzen, dank ihnen kannst du außerdem die Funktionalität – zum Beispiel deines Fußes – aufrechterhalten, wenn diese aus irgendwelchen Gründen (Lähmung, Schlaganfall etc.) dauerhaft beeinträchtigt ist.

Korrektur von Fuß-Fehlstellungen mit Orthesen 

Du leidest an einer Fußfehlstellung (Knickfuß, Senkfuß, Spreizfuß, Plattfuß, Hohlfuß, Hallux valgus, Sichelfuß)? Dann kann eine Orthese sehr hilfreich sein. Sie unterstützt den Fuß und die einzelnen Zehen und sorgt für die richtige Fußstellung beim Laufen. Ist deine Fußfehlstellung nicht sehr ausgeprägt, kann sie durch das Tragen einer Orthese eventuell sogar ausgeglichen werden.

Orthesen zur Schmerzlinderung anwenden 

Mit einer gut sitzenden, auf dich angepassten Orthese lassen sich Schmerzen verringern. Sie entlastet den verletzten Bereich und verhindert, dass du in eine Schonhaltung und damit in eine unnatürliche Bewegung ausweichst. Ansonsten würde dies auf Dauer nicht nur den Heilungsprozess gefährden, sondern auch zu weiteren Schmerzen führen.

Wie wird eine Orthese richtig angelegt?

Medizinischer Hinweis

Es gibt viele verschiedene Arten von Orthesen. Lass dich am besten von deinem Arzt, einem Physiotherapeuten oder im Sanitätshaus beraten, wie du die für dich geeignete Orthese richtig anlegst.

Beim Anlegen deiner Orthese ist es zunächst einmal wichtig, dass sie gut passt, also genau die Größe hat, die du brauchst. Um ausreichend Halt zu geben, muss die Orthese eng am Körper sitzen. Ist sie jedoch zu eng, können Druckstellen entstehen. Einige Orthesen sollten nicht dauerhaft direkt auf der Haut getragen werden, bei anderen wiederum ist dies möglich. Es gibt viele verschiedene Arten von Orthesen. Lass dich am besten von deinem Arzt, einem Physiotherapeuten oder im Sanitätshaus beraten.

Knieorthese richtig anlegen

Schritt 1

Halte dein Bein gebeugt. Ein Winkel von etwa 70 Grad ist ideal.

Schritt 2

Halte das betroffene Bein an der Wade fest und ziehe die Orthese vorsichtig über das Knie.

Schritt 3

Die Orthese sollte so sitzen, dass sich die Gelenkmitten auf Höhe der Oberkante der Kniescheibe befinden.

Sprunggelenk-Orthese richtig anlegen

Schritt 1

Löse die Klettverschlüsse. Je nachdem, welches Modell du gewählt hast, können zusätzlich Verschnürungen vorhanden sein. Wenn dies der Fall ist, löse auch sie.

Schritt 2

Setze den Fuß in die Orthese. Dabei sollte die äußere Schale vor dem Außenknöchel und die innere Schale hinter dem Innenknöchel sitzen.

Schritt 3

Wickle nun den oberen Klettverschluss um das obere Drittel der Orthese und verschließe ihn so, dass dein Fuß Halt hat, ohne jedoch gequetscht oder eingeschnürt zu werden.

Schritt 4

Lege den zweiten Klettverschluss um die Mitte der Orthese (direkt oberhalb deines Fußes). Schließe diesen Klettverschluss auf die gleiche Weise wie den ersten. Je nach Modell kann es notwendig sein, den unteren Klettverschluss zusätzlich durch eine vorgegebene Öse zu ziehen und erst dann zu befestigen.

Mögliche Auswirkungen und Probleme beim Tragen einer Orthese: Was du beachten solltest

Wenn deine Orthese nicht sitzt, vielleicht zu klein oder zu groß ist, so wirst du dies recht schnell an einigen unschönen Begleiterscheinungen erkennen. Diese können, je nachdem, welche Orthese du wo trägst, unterschiedlich sein. Du solltest jedoch in jedem Fall zeitnah einen Arzt, Physiotherapeuten oder ein Sanitätshaus aufsuchen, um dir helfen zu lassen.

Symptome für eine schlecht sitzende Orthese:

  • Du hast Druckstellen auf der Haut.

  • Du leidest an Durchblutungsstörungen, die sich zum Beispiel durch Taubheitsgefühle bemerkbar machen.

  • Deine Orthese verursacht dir Schmerzen.

  • Du bemerkst Abdrücke auf der Haut oder hast sogar Wassereinlagerungen (Ödeme). Dies kann zum Beispiel bei einer Knieorthese passieren. Durch den Druck, den sie ausübt, können die darunterliegende Haut und tieferes Gewebe verletzt werden.

  • Bei Orthesen am Fuß, besonders bei einer Knöchel-Fuß-Orthese, die zum Einsatz kommt, wenn du unter einer Fußheberschwäche leidest, kann die Luftzirkulation um Fuß und Knöchel beeinträchtigt sein und es kann zu Wunden kommen.

Unbequemes oder schmerzhaftes Tragen von Orthesen

Natürlich muss eine Orthese eng am Körper sitzen, damit sie ihre Aufgabe erfüllen kann. Dennoch darf sie nicht unbequem sein oder gar Schmerzen verursachen. Bei manchen, wenig atmungsaktiven Orthesen ist es außerdem nicht ratsam, sie lange auf der nackten Haut zu tragen, da dies zu Druckstellen und Rötungen führen kann. Ziehe besser einen dünnen Stoff darunter. Entdeckst du Verfärbungen auf deiner Haut oder hast gar Taubheitsgefühle, so sind dies absolute Warnsignale. Suche deinen Arzt, deinen Physiotherapeuten oder ein Sanitätshaus auf und lass dich beraten!

Einschränkung der Bewegungsfreiheit beim Tragen einer Orthese 

Nur eine festsitzende Orthese kann ein Gelenk oder einen Körperbereich stabilisieren. Sie sollte so ausgelegt sein, dass sie eine optimale Bewegungseinschränkung bietet – also so viel Halt wie möglich liefert, ohne jedoch zu Druckstellen oder gar Schmerzen zu führen. Es ist möglich, dass der Sitz deiner Orthese immer mal wieder angepasst werden muss.

Hautreizungen oder Druckstellen durch Orthesen 

Eine Orthese soll unterstützend und stabilisierend wirken. Eine gewisse Festigkeit des Sitzes ist also notwendig. Auf keinen Fall darf es jedoch an den Stellen, an denen die Orthese aufliegt, zu Druckstellen oder Hautreizungen kommen. Treten bei dir diese Probleme dennoch auf, so passt deine Orthese nicht richtig. Suche ein Sanitätshaus auf oder gehe zu deinem Arzt und lass dich beraten.

Tipps, um den Tragekomfort von Orthesen zu optimieren

  • Zuallererst solltest du – nach Absprache mit deinem Arzt – die für dich am besten geeignete Orthese auswählen.

  • Greife zur richtigen Größe. Längst nicht jede Orthese sitzt von Anfang an gut.

  • Lege die Orthese richtig an.

  • Gehe sofort zum Arzt, wenn du den Eindruck hast, dass deine Orthese nicht richtig passt. Vielleicht muss sie neu auf dich angepasst werden.

  • Das Tragen von Orthesenstrümpfen kann dir helfen, Beschwerden vorzubeugen. Die Strümpfe werden unter der Orthese getragen, sind zudem waschbar und verbessern somit auch die Hygiene.

Wie lange müssen Orthesen getragen werden?

Meist wird dir dein Arzt raten, die von ihm verschriebene Orthese für einen Zeitraum von mindestens zwei Wochen zu tragen. Dies gilt auch für eine Knieorthese mit Gelenk. Sie wird in der Regel tagsüber getragen, meist für zwei bis drei Stunden täglich. In manchen Fällen ergibt es allerdings Sinn, eine Orthese auch nachts zu tragen. Das ist zum Beispiel dann der Fall, wenn dein Gelenk nach einer Verletzung ruhiggestellt werden soll. Für welchen Zeitraum insgesamt du deine Orthese tragen solltest, ist eine Entscheidung deines Arztes. Besprich dich mit ihm und er wird dir erklären, was in deinem speziellen Fall das Beste ist.

Fazit

Bei plötzlich auftretenden, akuten Schmerzen, nach Verletzungen oder Operationen – eine Orthese hilft dir, die betroffene Stelle zu stabilisieren. Sie entlastet und kann Schmerzen verringern. Kein Wunder, dass es inzwischen eine Vielzahl unterschiedlicher Orthesen gibt. Ihnen allen ist aber eines gemeinsam: Sie können nur dann wirkungsvoll sein, wenn sie wirklich gut passen.

Oft gefragt

Karin Pütz
Medical Writerin
Autor

Unsere Spezialisten beraten Dich gerne über die von Deinem Arzt empfohlenen Hilfsmittel.